Dienstag, 10. Dezember 2013

Jörg Herbig: Rock'n'Roll im Blut (Fledermaus #8)


Jörg Herbigs Horror- und Phantastik-Zine FLEDERMAUS kommt nun schon zum achten Mal daher.  Es ist eines der wenigen klassischen selbstgedruckten Zines, die es im Horrorbereich noch gibt. Natürlich gibt es mittlerweile auch die digitale Ausgabe für den E-Reader. Aber es hat schon was, wenn man dieses DIN-A-5-Format in den Händen hält. Natürlich ist es nicht unbedingt mehr zeitgemäß, aber ich freue mich, wenn ich solche Druckachen mal wieder in den Händen halte.

In vorherigen Ausgaben gab es schon mehrere Stories, aber auch schon mal Gedichte und wie in der neuesten Ausgabe auch nur eine Erzählung. ROCK’N’ROLL IM BLUT ist eine Vampirerzählung. Der jugendliche Ich-Erzähler besucht, obwohl seine Eltern es nicht gerne sehen, seine Großmutter. Sein Ziel ist, seine Oma zu überreden, dass er in ihrem Haus einen Übungsraum für seine noch zu gründende Band bekommt. Aber die alte Dame hat zunächst anderes mit ihm vor. Sie hat nämlich eine Aufgabe in ihrem Wohnort, wo die meisten sie im Übrigen für verrückt halten. Und da ich schon erwähnte, dass es sich um eine Vampirgeschichte handelt, ist es nahe liegend, dass ihre Aufgabe etwas mit Vampiren zu tun hat. Ich will nicht zu viel erzählen, denn bei der recht überschaubaren Länge der Geschichte, wäre ich schnell dabei zu spoilern. Nur so viel: Ein junges Mädchen und ein grobschlächtiger Kerl namens Vlad spielen auch noch eine gewisse Rolle in der Erzählung.

Montag, 9. Dezember 2013

James Frey: Das letzte Testament der Heiligen Schrift



James Frey verursachte einen der größten Literaturskandale der USA im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends, als herauskam, dass sein vermeintlich autobiographischer Roman „A Million Little Pieces“ (TAUSEND KLEINE SCHERBEN) nicht wirklich autobiographisch, sondern wohl eher fiktiv war. Mit dem Großstadt- Roman „Bright Shiny Morning“ (STRAHLEND SCHÖNER MORGEN) rehabilitierte er sich dann bei der Literaturkritik. Sein  bislang letzter Roman, DAS LETZTE TESTAMENT DER HEILIGEN SCHRIFT („The Final Testament of The Holy Bible“, 2011) liegt nun als Taschenbuch vor, nachdem er 2012 erstmalig in Deutsch beim Verlag Haffmans & Tolkemitt erschienen ist.  Das Taschenbuch ist bei Heyne unter dem Hardcore-Label erschienen. Warum er unter diesem Label erschienen ist, ist mir schleierhaft. Es muss wohl damit zu tun haben, dass er sich mit seinen ersten Romanen den Ruf erworben hat, eine sehr drastische Sprache zu benutzen.  Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Blurb auf dem Cover der Ausgabe: „Er schreibt härter als Don DeLillo und zorniger als Bret Eason Ellis“, stand in der ZEIT.

Was als allererstes auffällt, wenn man das Buch beginnt, ist, dass hier nicht ein Übersetzer am Werk war, sondern 13. Und Verleger Gerd Haffmans hat sich nicht irgendwen zum Übersetzen ins Boot geholt, sondern fast ausnahmslos namhafte Autoren deutscher Gegenwartsliteratur: Alexa Henning von Lange, Clemens J. Setz, Charles Lewinsky oder Juli Zeh. Aber genug des Namedroppings.  Kommen wir zum Text selbst.

Samstag, 7. Dezember 2013

Christian Sidjani: Der mittlere Turm






Es ist schwierig, das Mittelstück einer Trilogie zu besprechen, ohne zu sehr auf den Inhalt des ersten Teils einzugehen und somit potentielle Leser zu verprellen, die den ersten Teil noch nicht kennen und ihn nach der Lektüre der Rezension des zweiten Teils nicht mehr lesen wollen, da sie eh wissen, was passiert. Aber da Christian Sidjani selbst sagt: „Kenntnisse über die Ereignisse aus STILLMANNS MÜNZEN wären von Vorteil, müssen aber nicht vorhanden sein, um DER MITTLERE TURM zu verstehen.“, werde ich hier in einigen Nebensätzen auf die Handlung von STILLMANNS MÜNZEN (hier geht es zu meiner Rezension davon) eingehen. Wer davon nichts wissen möchte, sollte hier aufhören zu lesen und vielleicht noch kurz einen Blick auf das Fazit werfen.

DER MITTLERE TURM beginnt nach den Ereignissen aus STILLMANNS MÜNZEN. Es gibt einen neuen Erzähler. Das muss auch so sein, denn gleich zu Beginn erfahren wir, dass der Erzähler des ersten Teils der Trilogie, Michael Martens, vom mittleren der drei Mundsburg-Türme gestürzt ist. Der neue Erzähler Johann arbeitet genau, wie Michael in Teil eins, im Kino des Mundsburg Centers. Nebenbei versucht er sich, ebenfalls wie Michael, als Schriftsteller. Johann fällt nun zufällig das Notizbuch von Martens in die Hände. In diesem Notizbuch findet er den von Martens verfassten Text, der dem Leser als STILLMANNS MÜNZEN bekannt ist. Er schreibt das Notizheft in tagebuchähnlicher Form weiter und versucht herauszufinden, ob Martens Obsession für Stillmann, das Jahr 1973 und den Mundsburgtürmen aufgrund realer Geschehnisse vorhanden waren oder, ob es nur Wahnvorstellungen waren. Dazu nimmt er Kontakt mit Melena, die auch schon aus STILLMANNS MÜNZEN bekannt ist, und mit Michaels Mutter auf. Nun gerät Johann selbst immer mehr in den Strudel der mysteriösen Ereignisse um die Mundsburg-Türme. Gleichzeitig erhält er auch noch die weiteren Notizbücher Michaels und liest seine Geschichten, die wie aus STILLMANNS MÜNZEN bekannt, vom Tod diktiert sind.

Freitag, 6. Dezember 2013

Thomas Fröhlich: Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten



Öfter mal was neues. Ein Drama habe ich hier auch noch nie besprochen. Das liegt natürlich hauptsächlich daran, dass ich nicht so oft Dramen lese. Aber wenn der österreichische Autor Thomas Fröhlich eine Kurzgeschichte eines anderen, von mir sehr geschätzten, österreichischen Autors, Andreas Gruber, für die Bühne adaptiert, dann ist das für mich schon mehr als nur einen Blick wert.

Besagte Kurzgeschichte trägt den Titel „Glauben Sie mir, mein Name ist Dr. Watson!“ und ist 2006 in der von Alisha Bionda herausgegebenen Anthologie DAS GEHEIMNIS DES GEIGERS im Blitz Verlag erschienen.  Fröhlich hat aus den Motiven dieser  Story einen klassischen Dreiakter gemacht, der bei Evolver Books erschienen ist.

Im ersten Akt verschwinden während einer Vorstellung des Illusionisten Nyarlathotep im Beisein von Sherlock Holmes und Dr. Watson drei Personen: Mina Harker, Humphrey van Weyden und Edwin Drood.  Holmes ist also mitten in einem neuen Fall.  Im weiteren Verlauf tauchen die Verschwundenen zwar wieder auf, aber nicht unbedingt als die Personen, als die sie verschwunden sind.

Montag, 2. Dezember 2013

Karl Marlantes: Matterhorn


Wie wahrscheinlich viele meiner Generation bin ich mit der filmischen Aufarbeitung des Vietnamkriegs groß geworden. Filme wie „Apocalypse Now“, The Deer Hunter“, „Platoon“, „Rambo“ , „Full Metal Jacket“ oder der ziemlich fragwürdige „Missing in Action“ haben mir dieses Trauma der jüngeren amerikanischen Geschichte näher gebracht.  Einen Roman mit dem Thema Vietnamkrieg hatte ich noch nicht gelesen. MATTERHORN von Karl Marlantes war also mein erster Vietnam-Roman.

2010 im Original erschienen, war der Roman in den USA ein veritabler Bestseller. Die deutschen Rechte sicherte sich der kleine Arche Verlag und 2013 erschien jetzt die Taschenbuchausgabe bei Heyne unter dem Hardcore-Label.

Der Autor war selbst als Lieutenant in Vietnam. Nicht von ungefähr ist der Protagonist ebenfalls ein junger Lieutenant, der zu Beginn des Buches zu seiner Marine-Einheit kommt. Offensichtlich hat Marlantes autobiographische Züge in die Person des Second Lieutenant  Mellas eingewebt. 30 Jahre arbeitete Marlantes an dem Roman ehe er veröffentlicht wurde. Es ist seine Aufarbeitung seines persönlichen Traumas.
Er beschreibt das Kriegsgeschehen sehr intensiv. Aber anders als im Film bekommt man als Leser auch Einblicke ins Innenleben der Soldaten. Und das kann bekanntlich verstörender sein als die abscheulichsten Gräueltaten als Beobachter auf der Leinwand zu sehen.

Freitag, 15. November 2013

Paul Cleave: Opferzeit


OPFERZEIT ist der mittlerweile siebte Roman, den der neuseeländische Autor Paul Cleave bei Heyne veröffentlicht. Und in diesem spielt die Hauptfigur aus dem ersten Buch (DER SIEBTE TOD), der Serienmörder Joe Middleton (Slow Joe) wieder die tragende Rolle. Die fünf Romane dazwischen spielten ebenfalls alle in Christchurch und das Personal der Romane hat in fast jedem der Bücher seine mehr oder weniger großen Auftritte.

OPFERZEIT beginnt ca. ein Jahr nach den Geschehnissen von DER SIEBTE TOD. Slow Joe sitzt im Knast und wartet auf seinen Prozess. Er spricht mit seinem Anwalt, wird psychiatrisch begutachtet und hat Stress mit Wärtern und Mitgefangenen. Das wird, wie auch im ersten Band der Reihe, alles aus seiner Perspektive erzählt. Aber es gibt noch zweieinhalb andere Erzählstränge, die in der dritten Person geschildert werden. Zum einen ist da Detective Inspector Schroder, der Slow Joe ins Gefängnis gebracht hat. Mittlerweile vom Dienst suspendiert (wieso, erfährt man in DAS HAUS DES TODES) arbeitet er fürs Fernsehen. Er nimmt mit Joe Kontakt auf, um ihm ein Angebot zu übermitteln, das nicht im Sinne seiner ehemaligen Kollegen ist. Und zum anderen gibt es Melissa X, Joes Freundin aus DER SIEBTE TOD, die in Raphael (der halbe Erzählstrang), dem Vater eines der Opfer von Joe, einen Komplizen gefunden zu haben scheint, um ihr Vorhaben durchzuziehen und Joe gänzlich aus dem Verkehr zu ziehen. Natürlich treffen sich die Figuren aus den einzelnen Strängen ab und an. Und auch sonst treten viele Figuren aus Cleaves bisherigen Büchern in irgendeiner Form wieder auf.

Donnerstag, 7. November 2013

Stephen King: Doctor Sleep



„Im Grunde kennt die Literatur nur zwei große Themen: Die Liebe und den Tod. Der Rest ist Mumpitz.“ Ich hätte nicht gedacht, dass ich in einer Rezension einmal Marcel Reich-Ranicki zitiere. Aber hier passt es. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob der Rest wirklich „Mumpitz“ ist (für mich ist er es nicht), aber so ganz falsch lag er mit dieser Sichtweise nicht, weil sich doch vieles in der Literatur um Liebe oder Tod dreht. Aber warum dieses Zitat zu Beginn der Besprechung von DOCTOR SLEEP)? Weil dieser Roman ein Hauptthema hat. In seinem letzten großen Roman DER ANSCHLAG hat sich King mehr mit dem anderen „großen Thema“, der Liebe, beschäftigt. Doch hier ist es, wie so oft in seinen Romanen (und wie so oft in der Horrorliteratur) der Tod.

DOCTOR SLEEP ist die Fortschreibung von Kings Roman SHINING aus dem Jahr 1977. SHINING ist wahrscheinlich nicht nur für mich einer der besten King-Romane, was ihn gleichzeitig auch zu einem der besten Horror-Romane überhaupt macht. King war sich natürlich bewusst, dass er ein Wagnis eingeht, wenn er die Geschichte des kleinen Jungen Danny Torrance weiter erzählt. Im Nachwort zum Buch schreibt er ganz richtig: „Ich denke gern, dass ich immer noch ganz gut schreiben kann, aber nichts kann der Erinnerung an etwas gerecht werden, bei dem wir uns ordentlich gegruselt haben, wirklich nichts, besonders wenn diese Erinnerung aus einer Zeit stammt, in der man jung und leicht zu beeindrucken war.“ Im ersten Teil des Satzes untertreibt er ein wenig, aber sonst trifft der Satz den Nagel auf dem Kopf. Das war auch der Grund, warum ich SHINING nicht noch einmal gelesen habe, um mich auf die Lektüre von DOCTOR SLEEP einzustimmen. Den Zauber, den Grusel und die Angst, die dieser Roman bei meinem 15- oder 16jährigem Ich erzeugt hat, kann er unmöglich heute auch noch entfalten. Also habe ich meine spärlichen Erinnerungen angezapft, die aber während der Lektüre dieses Buches immer wieder aufgefrischt wurden.

Mittwoch, 6. November 2013

Dietmar Dath: Pulsarnacht



Science Fiction ist ein  Teilgebiet der Phantastik, welches mir eigentlich nicht so liegt. Will sagen, so viele reinrassige Science-Fiction-Romane habe ich noch nicht gelesen. Dan Simmons‘ HYPERION gehört zwar, wenn ich solch eine Liste mal aufstellen würde, zu den Top Ten der besten von mir gelesenen Bücher, aber sonst interessieren mich Weltraumabenteuer eher weniger. Warum habe ich also dann zu PULSARNACHT gegriffen? Der Grund ist Dietmar Dath. Ich schätze ihn schon lange. Das erste Mal aufgefallen ist er mir, als er ein Buch aus der Edition Phantasia im Feuilleton der FAZ besprochen hat. Das gab es vorher so nicht. Also habe ich mich mehr mit dem Feuilletonisten beschäftigt und in Popkultur, Mathematik und Marxismus weitere gemeinsame Interessengebiete außer der Phantastik gefunden (hier möchte ich kurz sein 2007 bei Suhrkamp erschienenes Buch HEUTE KEINE KONFERENZ. TEXTE FÜR DIE ZEITUNG empfehlen, in dem kurze Texte zu verschiedenen Themengebieten gesammelt erschienen sind).

Eines der 6 (!) Bücher (darunter auch ein Essay zu der Fernsehserie "Lost"), die 2012 von Dath erschienen sind, ist also der Roman PULSARNACHT, erschienen bei dem deutschen Publikumsverlag für Science-Fiction-Literatur: Heyne. Das Buch verlangt dem Leser gleich zu Beginn einiges ab. Dath erschafft eine vollkommen neue zukünftige Welt mit vollkommen neuen Begrifflichkeiten. Diese werden aber nicht erklärt, sondern zunächst einfach in den Raum geworfen. Manche Begriffe erklären sich später aus dem Kontext heraus oder aber auch erst im Glossar am Ende des Romans. Das macht den Einstieg zugegebenermaßen schwierig.

Montag, 4. November 2013

Constantin Dupien (Hrsg.): Mängelexemplare


Der Untertitel der Anthologie ist „…und andere makabre Geschichte“. Laut Duden bedeutet das Wort makaber entweder „durch eine bestimmte Beziehung zum Tod unheimlich“ oder „mit Tod und Vergänglichkeit scherzend“. Da eine makabre Kurzgeschichte sich nicht unbedingt einem Genre zuordnen läst, findet der Leser in dieser Anthologie eine Melange aus verschiedenen Genres. Von klassischem Grusel, über lupenreinen Horror bis hin zu Science Fiction-, Steampunk und Kriminalgeschichten reicht der Bogen, den die Geschichten spannen. Jetzt wende ich mich mal den einzelnen Stories zu, die Herausgeber Constantin Dupien, für die Anthologie herausgesucht hat und schaue mal inwieweit sie auf mich makaber wirken:

Constantin Dupien: Auge um Auge
Die erste Geschichte stammt vom Herausgeber selbst. Die Kurzgeschichten, die ich bisher von ihm kannte, haben meinen Geschmack noch nicht getroffen. Bei dieser Story bedient er sich, wie auch schon in denen der Anthologie ERWACHEN, einer gewollt altmodischen Sprache. Und bei „Auge um Auge“ funktioniert es diesmal gut. Die Sprache passt sehr gut zum Erzählten. Ein Mann verliert sein Augenlicht, seine Freundin pflegt ihn und liest ihm täglich aus seiner umfangreichen Bibliothek vor. Das Ende der Gruselstory  ist nicht wirklich überraschend, aber trotzdem liefert Dupien eine ordentliche Geschichte ab, die nebenbei noch einigen klassische Kriminal- und Gruselgeschichten Respekt zollt.

Hans J. Muth: Ruhe sanft!
Hans J. Muth liefert eine sehr kurze makabre Kriminalgeschichte, deren Inhalt ich hier nicht wiedergeben kann. Denn schon der kleinste Hinweis würde dem erfahrenen Krimileser, der auch schon ein paar Krimianthologien gelesen hat, klar machen, wie das Ende der Geschichte verlaufen wird, weil er eine ähnliche Geschichte schon 134 Mal gelesen hat. Unoriginell und fade.

Freitag, 1. November 2013

Arthur Gordon Wolf: Katzendämmerung



Bis dieser Roman, der eigentlich eine Trilogie ist, endlich komplett das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, ist einige Zeit ins Land gegangen. Die ersten beiden Teile, Bastet und Sachmet, sind 2008 unter dem Titel KATZENDÄMMERUNG - SCHWARZE STERNE bei Eloy Edictions erschienen. Der dritte Teil, obwohl damals schon lange fertiggestellt, erschien leider nicht mehr. SCHWARZE STERNE belegte bei der Wahl zum Vincent Preis 2008 den dritten Platz in der Kategorie deutschsprachiger Roman, daher ist es umso unverständlicher, dass der dritte Teil nicht nachgeschoben wurde. Dann kamen Steffen Janssen und sein Luzifer Verlag ins Spiel. Der Verlag ist die wohl interessanteste und aufregendste Neugründung in Bezug auf Phantastiche Literatur der letzten Jahre. Der Verlag hatte den Mut die Geschichte komplett herauszugeben und so liegt die Trilogie in einem 671 Seiten starken Band vor.

KATZENDÄMMERUNG beginnt mit der Geschichte der „flammenden Jenny“. In Zeitungsausschnitten und unveröffentlichten Buchauszügen wird von einer jungen Frau erzählt, die nach dem großen Erdbeben von 1906 mysteriös brennend durch San Francisco zieht.  Nach diesem, sagen wir ruhig Prolog, beginnt die eigentliche Romanhandlung. Der Fotograf Thomas Trait schreibt seine Erlebnisse aus den Jahren 1989/90 in drei Etappen – die drei Teile der Roman-Trilogie („Bastet“, „Sachmet“ und „Die rote Göttin“) – auf. Er lernt bei einem Fotoshooting im Zoo von Yucca Springs eine wunderschöne und geheimnisvolle Frau kennen. Nach ersten – wilden – sexuellen Kontakten, ziehen die beiden rasch zusammen. Natascha, so der Name der Dame, hat eine Vorliebe für Artefakte aus dem alten Ägypten und sie wird für Trait immer mysteriöser. Als er versucht ihr Geheimnis zu ergründen kommt er ihrer wahren Identität immer näher. So nah, dass es beiden nicht gut tut. Mehr kann ich zur Handlung hier nicht erzählen, sonst würde es sehr in Richtung Spoiler gehen.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Doc Nachtstrom (Hrsg.): Horror-Legionen



26 Autoren wollen in dieser von Doc Nachtstrom im Amrûn Verlag herausgegebenen Anthologie zeigen, dass sich das Label Made in Germany (oder Austria, schließlich ist nicht nur der Herausgeber Österreicher) im Segment Horror-Literatur nicht vor einem internationalen Vergleich scheuen brauch. Bei 26 Autoren muss von vorne herein klar sein, dass es kaum möglich ist, einen gleich hohen Standard zu gewährleisten. Darum will ich mich kurz zu jeder Story äußern, also meinen subjektiven Eindruck zu jeder Kurzgeschichte darlegen und am Ende, wenn ich nach 26 kurzen Statements noch Lust habe, den Versuch einer Gesamteinordnung wagen.

Arthur Gordon Wolf: Das Engels-Fresko
Vier relativ erfolglose Modells kriegen unverhofft einen Job bei einem exzentrischen reichen Mann, der Engelbilder sammelt. Ein guter Einstieg in die Anthologie. Wolf erfindet mit dieser Geschichte zwar das Rad nicht neu, liefert aber gute Unterhaltung auf sprachlich hohem Niveau ab. Aber das habe ich von ihm eigentlich nicht anders erwartet.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Geisterspiegel.de (Hrsg.): Dark History

Das Online-Magazin Geisterspiegel.de, oder besser gesagt das Team des Online-Magazins um die Herausgeber Anke und Wolfgang Brandt, bringt seit 2008 in Zusammenarbeit mit Joachim Ottos Romantruhe auch eigene Anthologien unter das lesende Volk. Allen vier bisher erschienenen Anthologien ist gemein, dass sie mit dem Wort „Dark“ beginnen. Das impliziert, dass man sich mit der dunklen Seite eines Themas beschäftigen möchte. Die erste Anthologie DARK FUTURE befasst sich mit Science Fiction, die zweite DARK VAMPIRE mit der dunklen Seite der Vampirgeschichten, also abseits jedweder romantisiereter Glitzervampire, wie sie eine Zeitlang „in“ waren und die vierte 2013 erschienene Anthologie DARK CRIME beinhaltet dunkle Kriminalgeschichten. Hier soll es sich aber um die 2012 erschienene dritte Geisterspiegel.de-Anthologie DARK HISTORY drehen. Der Titel legt es wieder einmal Name. Die 10 Geschichten sollen alle einen Geschichtsbezug und gleichzeitig einen düsteren oder phantastischen Einschlag haben.

Die erste Geschichte des Bandes, „Das düstere Schicksal der Susanna Le Fanu“  von Bernd Perplies spielt im Irland des Jahres 1857. In seinem Tagebuch erzählt uns Thomas Kentham, das der Autor Sheridan Le Fanu eine reale Vorlage für seine heute klassisch zu nennende Vampirgeschichte „Carmilla“ hatte. Ein sehr überzeugender Beginn. Eine Hommage an klassische Vampirgeschichten. Neben „Carmila“ denkt man bei der Tagebuchform natürlich sofort an den Vampirklassiker schlechthin Bram Stokers „Dracula“. Perplies schafft es,  trotz des eher beschreibenden Tagebuchstil  eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Fred Ink: Wurmstichig


Fred Ink versucht sich mit diesem kurzen Roman an etwas, an dem schon viele vor ihm gescheitert sind. Er versucht eine Stimmung zu erzeugen zu erzeugen, wie sie H.P. Lovecraft in vielen seiner Werke erzeugt hat. Er gibt auch im Vorwort zu, dass diese Geschichte eine Hommage an Lovecraft ist und er mit Anspielungen an Lovecrafts Werk nicht geizt. Die herausragendste Anspielung ist dabei der Name des Protagonisten: Erich Zann.  Der ganze Roman ist ein Monolog Zanns, er erläutert einem Psychiater die Geschehnisse der letzten Zeit. Was grundsätzlich anders ist als in Lovecrafts Erzählungen ist der Handlungsort. Auf den ersten Blick scheint die Schwäbische Alb nicht unbedingt für eine Cthulhu-Geschichte geeignet zu sein, aber wenn man etwas länger darüber nachdenkt, erschließt sich vielleicht, dass die Bewohner eines einsam gelegenen schwäbischen Bergdorfes vermutlich mehr Gemeinsamkeiten mit den Bewohnern eines einsam gelegenen Fischerortes an der Küste von Essex County haben, als man von vorneherein denken kann.

Kurz zum Inhalt: Erich Zann, erfolgreicher Vertreter für Tierfutter, trifft in besagtem Dorf auf der Schwäbischen Alb, auf äußerst abnahmefreudige Kundschaft. Doch die Bewohner des Örtchens sind ihm von Anfang an suspekt, zumal er dort noch nie irgendwelche Tiere bemerkt hat. Ganz entgegen seiner Art wird er neugierig und findet heraus, dass in der Gegend rund um das Dorf dann und wann auf unerklärbare Weise Menschen verschwinden. Und obwohl er es gar nicht wirklich will, wird er in einen Strudel hinein gesogen, der ihn immer tiefer in das ominöse Geschehen hineintreibt. Er lernt jemanden kennen (Dr. Faiß), der ebenfalls an der Geschichte des Ortes interessiert ist, der ihn mehr oder weniger warnt, die Finger von dem Dorf und seinen Bewohnern zu lassen, im Grunde aber froh ist, jemanden gefunden zu haben, der seinen abstrusen Verdächtigungen endlich Glauben schenkt. Und so landet Zann irgendwann in dem Dorf und der Titel des Buches erschließt sich dem Leser nach und nach immer mehr.

Mittwoch, 11. September 2013

Christian Sidjani: Stillmanns Münzen


Hamburg Horror Noir ist das Label unter dem Christian Sidjani seine Bücher vermarktet. Und wie es der Name nahelegt, spielt Hamburg eine große Rolle in seinen Werken.  So auch in diesem kleinen Band mit dem Untertitel „Schauernovelle“.  Und dieser Untertitel gibt auch schon die Gangart des Buches vor. Was den Leser erwartet ist kein Actionreißer oder auf vordergründige Effekt setzender Horrorthriller, sondern eher subtiler Grusel. Was ist Realität, was ist Fiktion und was ist die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Diese Fragen wirft die Novelle auf.

Denn der Protagonist und Ich-Erzähler ist neben einer Tätigkeit als Kinomitarbeiter auch ein Autor. Und er schreibt über einen Kinomitarbeiter, der genau wie er in einem Multiplexkino im Hamburger Mundsburg-Zentrum arbeitet. Und beide, Autor und seine Figur, finden eine Münze, ein Unterschied ist aber, dass der erfundene Michael noch eine zweite Münze bekommt. Und diese amerikanischen Münzen aus dem Jahr 1973 scheinen ein Geheimnis zu verbergen, genau wie Stillmann, ein ominöser Fremder, der dem Protagonisten auf dem täglichen Weg zur Arbeit über den Weg läuft.

Mittwoch, 4. September 2013

Michael Schmidt: Teutonic Horror



Michael Schmidt ist nicht nur der Herausgeber der Anthologie-Reihe Zwielicht (bisher gibt es drei reguläre Bände mit neuen und fünfmal die Classic-Ausgabe mit älteren Kurzgeschichten und Artikeln) und Begründer des Vincent Preis, des einzigen Preises für Horror-Literatur in Deutschland, dessen Blog mit den Jahres-Horrorlisten einen einzigartigen Überblick über die im deutschsprachigen Raum erscheinenden Genre-Publikationen gibt (und an dem ich die Ehre habe, mitzuarbeiten). Nein, zwischendurch findet er auch noch Zeit selbst zu schreiben. Und über die Jahre sind in verschiedenen Anthologien und Magazinen so einige Horror-Kurzgeschichten zusammengekommen, die nun in dieser Storysammlung vereint sind. Michael Schmidts Science-Fiction-Stories gibt es übrigens auch in geballter Form und zwar in der (bisher?) nur als E-Book erschienen Sammlung TEUTONIC FUTURE.

TEUTONIC HORROR erschien auch 2011 zunächst als reines E-Book und 2013 dann auch in überarbeiteter Fassung als Printausgabe im Eigenverlag über Create Space, Amazons Print-on-Demand-Plattform. Der Band enthält 15 Geschichten, auf die ich im Folgenden mal mehr, mal weniger ausführlich eingehen möchte.

Samstag, 17. August 2013

Hydra: Holzfällen und Niedermetzeln


Das österreichische Satirekollektiv Hydra hat sich in den letzten Jahren immer mal wieder ein Genre vorgenommen und dieses dann durch den Kakao gezogen. Da ist zum einen das Buch SEX MIT 45 zu nennen, dessen Cover-Layout schon unverkennbar zeigt, was hier auf die Schippe genommen werden soll. Es sieht nämlich aus wie ein Liebesheftroman in Bastei-Optik, wie man sie heute noch zuhauf in Supermarktzeitschriftenregalen finden kann. (Im Gegensatz zu Horrorheftromanen übrigens. Außer ab und an dem aktuellen Sinclair ist dort nix mehr zu finden). Eine andere Persiflage ist KRITIK DES SCHIMPFENS aus dem Jahr 2011. Dessen Optik erinnert stark an die der UTB-Taschenbücher. Jeder, der sich mal an einem Studium versucht hat, wird die UTB-Bücher und auch deren spezielle Art kennen.

Nachdem also Liebesschmonzette und Wissenschaft abgehakt sind, versucht sich das Hydra-Team in diesem Jahr also am Horror-Genre, spezieller ausgedrückt dem Zombie-Buch. Eine Mode der letzten Jahre war es ja Klassiker (was auch immer man darunter verstehen mag) mit Zombies zu kreuzen. Titel wie STOLZ UND VORURTEI UND ZOMBIES oder DIE LEICHEN DES JUNGEN WERTHER zählen wohl zu den bekanntesten dieses Sub-Sub-Genres. Die Hydranten nahmen sich jetzt einige der bekanntesten österreichischen Autoren der letzten hundert Jahre zur Brust und verzombiefizierten in dem kleinen Band HOLZFÄLLEN UND NIEDERMETZELN sechs ihrer Erzählungen bzw. Gedichte.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Joe R. Lansdale: Straße der Toten


Der texanische Autor Joe R. Lansdale wurde in den USA schon mit Preisen überhäuft. Er gewann allein achtmal den Stoker Award, darunter war 2011 den Preis für sein Lebenswerk. Und er hat all diese Preise zu Recht erhalten. Seit Mitte der 2000er Jahre haben dann auch die deutschen Verlage erkannt, was für ein großartiger Autor Lansdale ist und seitdem werden seine Bücher auch regelmäßig ins Deutsche übersetzt (Natürlich gab es auch schon vorher die ein oder andere Übersetzung, aber ab diesem Zeitpunkt geschieht es doch regelmäßiger). Seine Südstaaten-Thriller werden von den Krimi-Kritikern der Nation regelmäßig auf die vorderen Plätze der Krimi-Bestenliste gewählt. Aber Lansdale ist mehr als ein Thriller-Autor. Er bewegt sich in vielen Genres. Unter anderem auch im Pulp- und Horror-Bereich. Und aus diesem Bereich hat der Golkonda Verlag nun den Band STRASSE DER TOTEN herausgegeben.

STRASSE DER TOTEN ist ein Sammelband mit einem kurzen Roman, der Mitte der 1980er Jahre zum ersten Mal erschien, und vier längeren Erzählungen aus der zweiten Hälfte der 2000er Jahre, jeweils mit der Hauptfigur Reverend Mercer, einem zynischen und desillusionierten Prediger, dessen Gott nicht gut und gerecht ist. Wie Lansdale in Widmung und Vorwort selber schreibt, handelt es sich um eine Hommage an alte Pulp-Hefte wie Weird Tales und alte Comics wie Jonah Hex. Es sind sogenannte Weird Western, Western mit einem gehörigen Horroranteil also.

Im Roman DEAD IN THE WEST kommt der etwas andere Prediger Jebidiah Mercer (sein Werkzeug ist eher die Waffe als die Bibel) in die Stadt Mud Creek, wo vor kurzer Zeit in einem Akt vorschneller Selbstjustiz ein indianisches Heilerpaar von einem wilden Mob gelyncht worden ist. Vorher hat es der Medizinmann aber noch geschafft, die Bewohner des Ortes zu verfluchen. Und schon bald muss sich die Stadt und mit ihr der Reverend einer Horde Untoter erwehren, die des Nachts aus den Gräbern gekrochen kommt. Dem Reverend stehen im Kampf gegen die Untoten ein kleiner Junge, der Arzt des Ortes und dessen Tochter zur Seite. Wie man aus meiner kurzen Zusammenfassung hoffentlich erkennen kann, wird hier Pulp vom Feinsten geboten. Lansdale schwingt hier nicht die Edelfeder, sondern er lässt es richtig actionlastig krachen. Wer hier nach einem Sinn sucht, ist fehl am Platz. Was man aber bekommt, ist gelungene Unterhaltung, die förmlich nach einer Verfilmung schreit. Vielleicht erbarmt sich ja irgendein B-Filmer mal und tut mir den Gefallen.

Die erste Erzählung STRASSE DER TOTEN erschien ca. 20 Jahre nach DEAD IN THE WEST. Hier begleitet der Reverend einen Deputy bei der Überführung eines Gefangenen. Entgegen gut gemeinter Ratschläge benutzen sie die Straße der Toten, wo aufgrund eines indianischen Fluches ein getöteter Mörder und Vergewaltiger nicht seine letzte Ruhe finden kann und Passanten aus seinem Grab heraus angreift. Man merkt also, auch hier ein indianischer Fluch und Untote, gewaltige Parallelen zu DEAD IN THE WEST, die umso mehr auffallen, da die Erzählung direkt an den Roman anschließt. 


In DAS GENTLEMAN'S HOTEL kommen zu Vollmond sechs zur Kolonisationszeit getöte Konquistadoren aus ihren Gräbern und töten auf der Suche nach Nahrung alles, was ihnen in die Quere kommt. Das erfährt der Reverend übrigens von einem Geist in einem Bordell und natürlich machen die Kreaturen auch Jagd auf ihn. In DER SCHLEICHENDE HIMMEL bekommen wir es zum ersten Mal nicht mit aus Gräbern steigenden Dämonen zu tun. Diesmal wird ein durch einen Bann in einem Brunnen gefangen gehaltenes Ungeheuer befreit, dass schon diverse Bewohner des neben dem Brunnen stehenden Hauses getötet hat. Das Haus war dadurch natürlich als Spukhaus verrufen. Bei der letzten Geschichte TIEF UNTER DER ERDE bekommt Reverend Mercer nun eine ebenbürtige Partnerin, Flower, die ihm in einem Bergarbeiterkaff und der dazugehörigen Mine beim Kampf gegen böse Kobolde zur Seite steht.

Der Aufbau der Geschichten ähnelt sich sehr stark. Der Reverend kommt in eine Stadt (oder ein einzelnes Haus). Dort wird ihm von einem Einheimischen die Geschichte eines Fluchs oder anderer Verwünschungen erzählt und zum Schluss kämpft der Prediger mit den Dämönen, Werwölfen, Zombies oder Kobolden aus der eben gehörten Geschichte. Da merkt man die Hommage an Comic- und Pulp-Serien. Ein immer wiederkehrender Handlungsverlauf war zur Hoch-Zeit der Groschenromane typisch. In der letzten Geschichte kommt mit der Person Flower eine etwas andere Komponente ins Spiel, die diese Geschichte für mich zur besten des Bandes macht. 

Jede Geschichte für sich genommen ist Unterhaltung pur. Es macht eine Menge Spaß, sie zu lesen. Richtig hängen bleibt aber keine der Geschichten, dafür sind sie sich viel zu ähnlich und auch zu flach. Das ist zwar Absicht, aber auch die Crux an diesem Band. Wenn man das Buch in einem Rutsch liest, verlieren die Geschichten schnell ihren Reiz. Man weiß recht früh, wie die Geschichte weiter gehen und enden wird. Wahrscheinlich ist es besser das Buch alle drei bis vier Monate zur Hand zu nehmen und dann eine der Geschichten zu lesen. Dadurch hat man auch mal länger etwas von einem einzigen Buch.

Fazit: Mit Sicherheit nicht Lansdales bestes Buch (Ich empfehle hier mal kurz sein DIE WÄLDER AM FLUSS. Das dürfte in den Top Ten, der bisher von mir gelesenen Bücher platziert sein.), trotzdem sehr gut gemacht (Pulp-)Unterhaltung. Aber mehr wollen die Geschichten auch gar nicht sein. Und ein nicht ganz so guter Lansdale ist immer noch besser als die besten Werke manch anderer Autoren. Einzig die Ähnlichkeit der einzelnen Plots stört, wenn man das Buch am Stück liest.

Joe R. Lansdale: Straße der Toten
Originaltitel: Deadman's Road (2010)
Deutsch von Robert Schekulin & Doreen Wornest
Titelbild: Steffen Winkler
Golkonda Verlag, März 2013
285 Seiten
16,90 €

Mittwoch, 24. Juli 2013

Wolfgang Hohlbein: Pakt mit dem Tod (Horror Factory 1)


Man nehme: einen Verlag, der in der Vergangenheit, besonders auf dem Heftroman-Sektor, die Fahne des deutschen Horrors hochgehalten hat (Gespenster-Krimi, Dämonenland, Gruselschocker oder die Serien John Sinclair, Tony Ballard, Professor Zamorra, Der Hexer); mit Uwe Voehl einen Herausgeber, der nicht nur ein bekannter Autor, sondern auch ein profunder Kenner insbesondere des deutschen Horrors ist und eine Autorenmischung aus gestandenen (Heft-)Roman-Autoren und Newcomern und benutze das relativ junge Medium E-Book, um alle 14 Tage einen neuen Kurzroman zu veröffentlichen. Was dabei rauskommen könnte, wäre nichts weniger als die Wiederbelebung einer schönen alten Tradition. Mein Gott, was habe ich als junger Spund früher Woche für Woche den neuen Romanheftveröffentlichungen entgegen gefiebert, die damals für deutschsprachige Genre-Autoren, die so gut wie einzige Möglichkeit war, ihren Stoff zu publizieren. Und sei es als Kurzgeschichte in einer John-Sinclair-Neuauflage. Denn in den Taschenbuch-Reihen der großen Verlage gab es fast nur Horrorautoren aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum.
Nun liegt es nahe, diese neue Reihe namens HORROR FACTORY mit dem wohl erfolgreichsten Autor phantastischer Literatur in Deutschland zu beginnen: Wolfgang Hohlbein. Seine Romane haben eine Millionenauflage und noch dazu hat er eine Bastei- bzw. Heftroman-Vergangenheit. DER HEXER hat es als eine Sub-Serie im GESPENSTER-KRIMI zu einer eigenständigen Serie geschafft und zahlreiche andere Bastei-Horrorromane entstammen seiner Feder. Da war es schon mehr als nur nahe liegend ihn als Zugpferd für ein neue Reihe zu verpflichten.

Ich muss gestehen, dass ich bis auf seinen Beitrag zur Zombie-Anthologie HUNGER im letzten Jahr lange nichts mehr von Hohlbein gelesen habe. Und diese Kurzgeschichte war in meinen Augen eine der schwächsten in dem Band. Also ging ich schon mal mit gedämpften Erwartungen an PAKT MIT DEM TOD heran. Obwohl ich mich auch an wirklich gute Sachen von ihm erinnern kann. Seinen Mehrteiler INTRUDER zum Beispiel kann ich jedem wärmstens ans Herz legen. Und was soll ich sagen: diese gedämpften Erwartungen wurden – leider – erfüllt. Hohlbein ist jetzt wohl eher beim Marathon oder bei der Langstrecke zu Hause. Die Kurz- und Mittelstrecke scheint ihm nicht mehr so zu liegen, um mal einen Vergleich aus der Leichtathletik zu bemühen.

Dienstag, 23. Juli 2013

Lutz C. Frey: Achtzehn


Kurzgeschichten-Kurzrezension:
Diese Kurzgeschichte von Lutz C. Frey ist als E-Book erschienen. Soweit ich das sehe, ist es Freys Veröffentlichungsdebüt. Auf seiner Homepage kann man erfahren, dass da noch mehr von ihm in der Pipeline ist. Aber im Moment steht "Achtzehn" erst einmal alleine da.

Der Untertitel passt nicht so ganz. Es handelt sich eher um eine Kurzgeschichte als eine Novelle. Und ich würde den Plot auch mehr im Psychothriller-Bereich ansiedeln als im Horror. Aber da die Grenzen in diesen Genres bekanntlich fließend sind, tut das eigentlich nichts zur Sache. Was etwas zur Sache tut, ist, dass die Geschichte für ein Debüt sehr gut gelungen ist. 

Montag, 22. Juli 2013

Piers Anthony: Schatten des Baumes




Es gibt Romane, die sind zeitlos. Und es gibt Romane, die passen vielleicht genau in ihre Entstehungszeit, aber schon ein paar Jahre später wirken sie wie ein Relikt vergangener Zeiten. In letztere Kategorie fällt "Schatten des Baumes" von Piers Anthony. Der Roman erschien erstmals 1986, was man ihm anmerkt. Es ist ein typischer Vertreter des 80er-Jahre-Horror-Thrillers, wie sie seinerzeit von Dean Koontz, John Saul und Konsorten auch den deutschen Buchmarkt erreichten. Aber was in Deutschland erschien, war nur die Spitze des Eisbergs. Im angloamerikanischen Sprachraum kamen einige interessante Bücher heraus, die leider nie übersetzt wurden.

So dauerte es auch 27 Jahre bis eine deutsche Fassung von "Shade of the Tree" auf den hiesigen Markt kam. Und das, obwohl es sich bei Piers Anthony um einen auch im deutschen Sprachraum nicht unbekannten Autor handelt. Von seinen "Xanth"-Romanen sind bei Bastei Lübbe 22 erschienen und auch einige seiner anderen Fantasy-Bücher wurden hier verlegt. Aber das war dann wohl auch das Problem von "Schatten des Baumes". Piers Anthony war dem deutschen Publikum als Fantasy-Autor bekannt. Und beim damals wohl noch mehr als heute ausgeprägten Schubladendenken in der deutschen Verlagswelt, konnte man dem Publikum keinen Horror-Roman von einem Fantasy-Autor zumuten.

Montag, 24. Juni 2013

Arthur Gordon Wolf: Das Fest der Grauen Mondin


Ein Nebeneffekt des mehr oder weniger neuen Mediums E-Book ist, dass für kleines Geld einzelne Kurzgeschichten veröffentlicht werden. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht mehr ganze Anthologien oder Sammlungen kaufen muss, nur weil einen eine einzige Geschichte interessiert. Darum wird es von Zeit zu Zeit hier im Blog Kurzgeschichten-Rezensionen geben. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Rezensionen einen geringeren Umfang haben als normale Buchbesprechungen. Es sind also Kurzrezensionen für Kurzgeschichten.

Den Anfang macht die Erzählung "Das Fest der Grauen Mondin" von Arthur Gordon Wolf, die erstmals 2009 in der Anthologie "Dark Ladies 2" erschienen ist. Es handelt sich um eine UMC-Erzählung. Es würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, wenn ich versuchen würde zu erklären, was UMC ist. Daher hier ein Link zu Arthur Gordon Wolfs Homepage (klickst du hier!), wo alles erklärt wird.  Für Klick- und Lesefaule nur soviel: UMC-Geschichten spielen in nicht allzu ferner Zukunft und virtuelle Realität und künstliche Intelligenz spielen eine gewichtige Rolle.

Freitag, 21. Juni 2013

Michael Dissieux: Graues Land





Den Nachfolgeband dieses Romans, "Graues Land – Die Schreie der Toten", habe ich hier im Blog am 08.03.2013 (nachzulesen hier) besprochen. Damals schrieb ich, dass ich den Roman als eigenständiges Werk bewerten wolle. Was natürlich daran lag, dass ich "Graues Land" noch gar nicht gelesen hatte. Diese Scharte habe ich jetzt ausgewetzt und versuche mich nun an einer Rezension des Romans. Natürlich betrachte ich das Buch in erster Linie wieder als ein eigenständiges Werk.

"Die Welt hat sich weitergedreht" – so lautet das dem Roman voranstehende Motto, das aus Stephen Kings "Dunkler-Turm"-Saga entnommen ist. Nach Terror-Anschlägen in Europa hat sich die Welt insoweit weitergedreht, dass eine mysteriöse Krankheit oder Genveränderung aus vielen Menschen mehr oder weniger Zombies gemacht hat, die versuchen, die restlichen "normalen" Menschen entweder zu verspeisen oder zu Ihresgleichen zu machen. Und in der Phase, in der diese Apokalypse beginnt, lernen wir Harv kennen. Harv ist ein alter Mann, der sich um seine demente Frau Sarah kümmert. Die beiden wohnen ziemlich abgelegen in der Nähe der kleinen Stadt Devon in den USA. Da selbst der Zeitungsjunge Darryl nicht mehr allmorgendlich die Zeitung bringt und auch die Fernsehsender den Betrieb eingestellt haben , muss Harv davon ausgehen, dass außer ihm und Sarah nicht mehr allzu viele Menschen in der Umgebung leben. Ihm sind auch schon "Verwandelte" (er als Lovecraft-Fan nennt sie Shoggoten) begegnet, so dass er mit dem schlimmsttn rechnet. Die Versuche Kontakt zu seinen nächsten Nachbarn aufzunehmen, verlaufen nicht so, wie er sich das vorstellt und der Kontakt zu seinem Sohn und dessen Familie ist auch abgebrochen.

"Graues Land" ist eine Dystopie. Aber anders als viele andere Dystopien spielt dieser Roman auf sehr engem Raum. Es ist zwar kein reines Kammerspiel, aber es geht schon stark in diese Richtung. Der Haupthandlungsort ist Harvs und Sarahs Haus. Harv verlässt das Haus und seine direkte Umgebung genau dreimal. Und da der Roman in der ersten Person aus Harvs Perspektive erzählt ist, verlassen wir als Leser auch nur dreimal die direkte Umgebung des Hauses. Auch die, ich nenne sie der Einfachheit halber Zombies, kommen als handelnde Personen recht selten vor. Unterschwellig sind sie für de Leser aber immer in der Nähe. 

Freitag, 14. Juni 2013

Alisha Bionda (Hrsg.): Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers



Es ist verdammt lang her, dass ich das letzte Mal eine Sherlock-Holmes-Erzählung gelesen habe. Ich hab als blutjunger Mensch so ziemlich alle Bücher, die es von Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv in der Unnaer Stadtbücherei gab, ausgeliehen und gelesen. Aber ich muss auch zugeben, dass die Erinnerung daran mit der Zeit schwer nachgelassen hat. Natürlich habe ich später dann etliche Sherlock-Holmes-Filme gesehen, von den Klassikern mit Basil Rathbone bis zu den neuen Verfilmungen mit Robert Downey Jr., aber die Bücher haben mich nicht mehr so interessiert.

Seit einiger Zeit gibt es nun den Trend neue Holmes-Geschichten zu erzählen. Vor allem deutsche Autoren versuchen sich an dem Meisterdetektiv. Bei dem hier besprochenen Band handelt es sich um den dritten, der von Alisha Bionda im Fabylon Verlag herausgegebenen Reihe "Meisterdetektive". Der erste Band, "Sherlock Holmes und das Druidengrab" war eine klassische Anthologie, der zweite Band ein Roman von Sören Prescher und Tobias Bachmann ("Sherlock Holmes taucht ab"). Aber schon vorher gab es im Blitz Verlag, im Atlantis Verlag und bei Voodoo Press das ein oder andere Sherlock-Holmes-Buch aus deutscher Feder.

Das besondere an dieser Anthologie, "Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers", ist, dass die vier jeweils ca. 50 Seiten langen Erzählungen von einem Autoren-Duo geschrieben sind. Und zwar, so die Vorgabe der Herausgeberin, einmal aus der von Doyle bekannten Perspektive Dr. Watsons und einmal aus der Sherlock-Holmes-Perspektive. Die Autorenpaare haben aber teilweise recht unterschiedliche Ansätze benutzt, um diese Vorgabe umzusetzen. Ich möchte nun gerne kurz auf die einzelnen Erzählungen eingehen.

Donnerstag, 25. April 2013

Carsten Steenbergen: Teufelsacker



In Mönchengladbach gibt es nicht nur den mit Abstand großartigsten Fußballverein der Welt, auch der Autor Carsten Steenbergen lebt dort. Aber auch wenn mich der Titel an den Zustand mancher Bolzplätze in meiner Jugendzeit erinnert und auf dem Cover eine Raute prangt, hat der Roman, den er basierend auf seinem Hörspiel "Der Pilwiz" aus dem Jahr 2010 geschrieben hat, nichts mit Fußball zu tun. Es handelt sich nämlich um einen Mittelalterkrimi mit phantastischen Elementen, der im Jahre 1256 – und so schließt sich der Kreis – in und um die Abtei Gleidebach, dem späteren Gladbach, spielt.

Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge, wie drei Fuhrleute von einer übernatürlichen Kraft (einem Dämon?) überfallen werden. Nur einer der drei kann schwerverletzt überleben und schleppt sich zum Hof seines Bruders Bruno, der umgehend Hilfe aus der nahegelegenen Abtei anfordert. In dieser Abtei befindet sich auch der Protagonist der Geschichte: Heinrich von Kessel, Sohn des Landvogts, der bei den Mönchen den nötigen Schliff für seine zukünftige Rolle bekommen soll. Heinrich soll auf Geheiß seines Vaters die Felder der Umgebung nach dem Täter durchsuchen. Bruder Cornelius, der Mentor Heinrichs, hilft Bruno und seiner Familie bei der Versorgung des Verletzten. In ihm keimt der Verdacht, dass es sich bei dem Täter nicht um ein Wesen aus Fleisch und Blut handelt, sondern das hier dämonische Kräfte ihre Finger im Spiel haben. Aber keiner der Oberen, weder der Landvogt noch der Abt bzw. sein Vertreter Bruder Lothar wollen daran glauben. Auch als es weitere Opfer gibt und ein dubioser Wandermönch den Bauer Bruno bezichtigt, mit dem Teufel im Bunde zu sein, scheinen Cornelius und Heinrich die Einzigen zu sein, die den Ernst der Lage erkennen und sich dem Dämon stellen wollen. Gleichzeitig werden aber auch in der Abtei allerlei Intrigen gesponnen, die den Helden das Leben schwer machen.

Freitag, 12. April 2013

Marc Gore: The Terror Compilation



Manche Autoren wählen ihr Pseudonym mit Bedacht. Auch hier heißt es: Nomen est Omen. Der geneigte Leser kriegt das geboten, was der Name verspricht: Gore. In diesem Fall Marc Gore. Wer gerne mehr über den Autor erfahren möchte, dem lege ich nahe, dass Interview zu lesen, das Constantin Sauff für Die Loge mit ihm geführt hat. (Auch sonst ist die Seite gerade wegen der Interviews sehr zu empfehlen.) 

"The Terror Compilation" ist eine Storysammlung mit sechs Geschichten, die allesamt in den Jahren 2010 und 2011 entstanden sind. Die erste und längste ist "Monster Squad". Es handelt sich hierbei um eine chrom- und testosterongeschwängerte Hommage an Filme von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Ein beinharter Trucker hilft im Süden der USA einer schönen Latina, die auf der Flucht vor ihrem Verlobten, einem mexikanischen Gangsterboss, ist. Der besitzt auch noch schwarzmagische Kräfte und befehligt eine ganze Zombiearmee. Die nächsten fünf Stories sind um einiges kürzer. - "Psycho Route 666" erzählt von einem Serienkiller, der seit geraumer Zeit auf seinen Touren die Route 66 entlang seine weiblichen Opfer sucht. Diesmal scheint er aber an die Falsche geraten zu sein. - "The Terror of Alabama" ist eine typische Slasher-Story. Eine Gruppe Jugendlicher verirrt sich in einem Wald und wird von einer degenerierten Redneck-Familie niedergemetzelt. - "Creature in the Cellar" stellt ein neunjähriges Mädchen in den Mittelpunkt, dessen Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind und die nun bei ihren bösen Stiefeltern leben muss. Neben körperlicher Gewalt ist das größte Druckmittel der Stiefeltern das "Monster im Keller". Aber für wen das erfundene Monster am Ende gefährlicher ist, wird sich zeigen. - "The Butterfly Ladies" ist eine Vampirstory. Ein Schmetterlingsforscher bringt sogenannte Schmetterlingselfen aus Schottland mit in sein Haus. Diese gefährliche Vampirart wird durch einen Bann in seinem Arbeitszimmer gefangen gehalten. Seine allzu neugierige Haushälterin stellt ein Problem dar: Was passiert, wenn sie aus Versehen oder absichtlich den Bann löst? - Und die letzte Geschichte trägt den Titel "Alien Carnage". Einem Forscher gelingt es, eine Maschine zu konstruieren, die es ermöglicht für kurze Zeit außerirdische Wesen auf der Erde zu materialisieren. Mit Hilfe dieser nicht unbedingt freundlich gesinnten Wesen schafft er sich einen Nebenbuhler aus dem Weg. Die Frage ist, ob er auch wirklich alle Eventualitäten bedacht hat.

Mittwoch, 10. April 2013

Edward Lee: Innswich Horror



Edward Lee ist also der erste Autor von dem hier ein zweites Werk von mir besprochen wird. "Haus des bösen Blutes" ist bei mir eigentlich recht gut angekommen. Nun also "Innswich Horror", 2012 bei Voodoo Press und nicht wie später üblich, bei Festa erschienen. Der Titel und auch das Titelbild von Christian Krank legen schon nahe, dass der Roman im "Lovecraftschen Universum" angesiedelt ist. Und richtig: Es handelt sich um eine Hommage an H. P. Lovecrafts "Schatten über Innsmouth". 

1939, zwei Jahre nach dem Tod seines Idols H. P. Lovecraft, macht sich der schwerreiche Foster Morley von Providence aus auf den Weg, um mit einer Busfahrt den Spuren seines Vorbilds zu folgen. Er fährt die gleiche Strecke, die  Lovecraft vermutlich auch gefahren ist, als er für seine Geschichte "Schatten über Innsmouth" recherchiert hat. Für ihn überraschend, hält der Bus in dem, auf keiner Landkarte verzeichneten Ort Olmstead. Überraschend deswegen, weil in den Notizen Lovecrafts angeblich Robert Olmstead der Name des in der fertigen Story namenlosen Protagonisten von "Schatten über Innsmouth" ist. Er findet schnell heraus, dass Lovecraft in der Stadt gewesen ist. Außerdem scheint der Ort sehr fruchtbar zu sein. Fast jede  Frau, die er trifft, ist schwanger. So auch Mary, die er in einem Laden kennen lernt und die ihm sofort gefällt. Von Mary erfährt er, dass ihr Bruder Lovecraft damals durch den Ort geführt hat und ein Fotograf namens Cyrus Zalen noch Fotos von Lovecraft haben könnte. Dieser Zalen entpuppt sich als äußerst dubios und nährt mit seinen Andeutungen immer mehr den Verdacht, der in Foster Morley aufkeimt: Olmstead ist das Vorbild für Innsmouth und die Vorfälle, die Lovecraft in der Erzählung beschreibt, sind vielleicht nicht nur seiner Phantasie entsprungen. 

Edward Lee versucht sich also an einer möglichen Erklärung, wie "Schatten über Innsmouth" entstanden sein könnte. Natürlich ist es eine Erklärung, die dem Genre angemessen ist. Der Roman schafft durchaus so etwas wie "Lovecraftsche Atmosphäre". Da ist ein gebildeter Ich-Erzähler, der plötzlich in eine Situation gerät, die er sich weder in seinen wildesten Alpträumen vorgestellt hat, noch hat er auch nur den Ansatz einer Erklärung für die unerklärlichen Geschehen um sich herum. Wie bei Lovecraft wird  das Grauen eher  langsam aufgebaut. Die Stimmung wird immer bedrohlicher.

Man merkt, dass Edward Lee ein profunder Kenner von Leben und Werk HPLs ist. Aber Edward Lee versucht nicht Lovecrafts Stil zu kopieren, sondern er transponiert  ihn in einen modernen Horrorroman. Natürlich gibt es Lee-typische Gewalt- und Sexdarstellungen, diesmal aber eher dezent und bei weitem nicht so plakativ wie in seinen anderen Werken. 

Edward Lee hat mich einmal mehr überrascht. Er versteht es wirklich so zu schreiben, dass man von seiner Geschichte gefesselt ist. Mit diesem Buch hat er einen Roman geschaffen, der sowohl hartgesottenen Lee-Fans als auch traditionellen Lovecraft-Anhängern gefallen könnte (wobei das eine das andere keinesfalls ausschließt, wie der Verfasser dieser Zeilen beweist). Jeder, der denkt Lee könnte nur Ekel und Schock, sollte sich dieses Buch zu Gemüte führen. Und noch einen anderen Nebeneffekt hat das Buch. Es macht unheimlich Lust, mal wieder etwas vom guten alten H. P. Lovecraft in die Hand zu nehmen. Ich habe gleich mal die Hörspieladaption von "Der Schatten über Innsmouth" aus der Reihe Gruselkabinett geordert. 

Fazit: Lovecraft-Hommage mit Bezug zu "Schatten über Innsmouth". Es gibt eigentlich nix zu meckern. Gutes Buch. Lesen!

Edward Lee: Innswich Horror
Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke
Titelbild: Christian Krank
Voodoo Press, August 2012
179 Seiten
12,95 €
ISBN: 978-3902802149

Freitag, 5. April 2013

Rona Walter: Kaltgeschminkt




Gleich drei Romane aus dem Luzifer Verlag sind in der Kategorie Bester Roman 2012 für den Vincent Preis, den deutschen Horrorliteraturpreis, nominiert. Neben dem von mir schon besprochenen "Graues Land- Die Schreie der Toten" und Vincent Voss' "172,3" (letztes Jahr noch in Prä-Blog-Zeiten gelesen) auch der Debütroman der Autorin Rona Walter, "Kaltgeschminkt". Ich-Erzähler des Romans ist Harris McLiod, ein junger Schotte, der kurz vor Abschluss seiner Bestatterlehre einen bewusst herbeigeführten Totschlagsanschlag knapp überlebt. Nicht ohne vorher noch im Jenseits vor eine weitreichende Entscheidung gestellt zu werden. Im Gegensatz dazu wird sein Lehrherr umgebracht. In einem einsamen Manor führt McLiod nun sein eigenes Bestattungsunternehmen bis eines Tages James Beastly vor seiner Tür steht. Einer seiner Vorgänger bei seinem alten Lehrmeister. Dieser nimmt ihn mit nach Hamburg, weil er denkt, dass McLiod der einzige ist, der ihm bei einem besonders schweren Fall helfen kann. In Hamburg angekommen verfällt er sogleich der schönen Partnerin Beastlys, Rachelle Hammerstein. Nur das sie nicht einfach nur eine schöne Frau zu sein scheint, sondern ein anderes Wesen... Auch der Auftrag Beastlys scheint mehr zu sein, als es den Anschein hat. Vielmehr geht es darum, dass McLiod der mögliche Nachfolger Beastlys ist, der für dubiose Auftraggeber frisch Verstorbene auf eine spezielle Art für die letzte Reise vorbereiten soll...

"Kaltgeschminkt" ist vor allem eins: originell. Hier wird mal ein Plot jenseits ausgetretener Pfade entwickelt. Keine Zombies, keine Vampire, keine wahnsinnigen Serienkiller. Nein, man bekommt es mit Blutfeen und einer interessanten Jenseits-Mythologie zu tun, die ihre Wurzeln wohl in der schottischen Sagenwelt haben. Da macht es sich bemerkbar, dass die Autorin gebürtige Schottin ist. Der Protagonist ist kein strahlender Held, sondern eher das Gegenteil. Ein depressiver Loser, der weinerlich ist und einem mit seiner gestelzten Ausdrucksweise gehörig auf den Sack gehen kann. Bestatter als Hauptfiguren in unheimlichen Romanen scheint gerade ein kleiner Trend zu sein. Auch in Markus Heitz "Oneiros" ist der Protagonist einer, dieser passt aber eher in Kategorie"strahlender Held". Ein für den Gruselbereich interessanter Berufszweig, der in der Vergangenheit viel zu selten beachtet wurde. Da lassen sich bestimmt noch andere interessante Geschichten zusammenspinnen.

Donnerstag, 4. April 2013

Michael Siefener: Der schwarze Atem Gottes




Horror-Romane die in der Frühen Neuzeit spielen, gibt es nicht allzu viele. Dabei bietet sich dieses Zeitalter doch geradezu an. Was, wenn an Hexerei- und Teufelswerk-Geschichten doch etwas dran ist, wenn wirklich finstere, dämonische Mächte versucht haben in jenen Zeiten die Kontrolle über die Welt zu erlangen. Durchaus Möglichkeiten die kreative Leute interessieren könnten. Stattdessen benutzen die meisten Autoren ihre Phantasie um das Mittelalter so realistisch wie möglich darzustellen (in ihren Augen jedenfalls) und schmücken ihre Geschichten eher mit unrealistischen Liebesgeschichten a la "Die Wanderhure" als mit möglichen phantastischen Elementen.


Michael Siefener versucht sich in "Der schwarze Atem Gottes" aber an einem phantastischen Mittelalter-Roman. Der Roman spielt im ausgehenden 16. Jahrhundert und die Protagonisten sind, wie es sich für einen Genre-Roman der in dieser Zeit spielt, gehört, Mönche. Der Hexenschnüffler Pater Hilarius, der zusammen mit zwei benediktinischen Mitbrüdern, Martin und Suitbertus, im Auftrag der heiligen Inqisition unterwegs ist, wird von Schergen des Grafen Albert von Heilingen angegriffen und gelangt später auch in die Gewalt des Grafen. Ihm wird mitgeteilt, dass er eine herausragende Rolle in der bevorstehenden Apokalypse haben wird, die vom schwarzen Atem Gottes ausgehen wird. Bruder Martin versucht dem Pater zu helfen und bekommt bei der Verfolgung des Paters Unterstützung von einer Straßendirne, einem undurchsichtige Gaukler namens Federlin und einer vagabundierenden Schauspielertruppe. Nach einer lngen Reise aus dem Frankenland wird sich dann im Prag Rudolph II. das Schicksal der Menschheit entscheiden.

Freitag, 8. März 2013

Michael Dissieux: Graues Land - Die Schreie der Toten


"Die Schreie der Toten" ist die Fortsetzung von des 2011 erschienen Romans "Graues Land". Aber ich versuche es mal als eigenständiges Wek zu bewerten. Die Handlung beginnt 14 Tage nach dem Beginn des Endes der Welt. Die meisten Menschen sind tot oder haben sich in seelenlose Kreaturen verwandelt, die Jagd auf die Überlebenden machen. Der 13-jährige Daryll hat erst seine Familie und dann seine letzte noch verbliebene Freundin verloren und macht sich auf den Weg seine Heimatstadt Devon zu verlassen. In der Nähe der Stadt trifft er zwei weitere Überlebende, die ungefähr gleichaltrige schwer verletzte Demi und den alten verschrobenen Ladenbesitzer Murphy. Kurze Zeit später kommt auch noch Jim, Wulf genannt, dazu.. Alle vier haben so ziemlich alles, was ihnen lieb und teuer war, verloren. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise. Ihr Ziel ist ein Militärstützpunkt, wo sie weitere Überlebende erhoffen.

Das Buch beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Wie Daryll seine Freundin Mary Jane verliert und somit den letzten menschlichen Bezugspunkt, den er noch in seiner Heimatstadt hat, versetzt den Leser sofort in eine negative, fast schon deprimierende Grundstimmung. Dadurch dass Daryll kurze Zeit später neue Gefährten findet und die Gruppe durchweg aus Sympathieträgern besteht, keimt durch die negative Stimmung hindurch so etwas wie Hoffnung auf. Demis Zustand bessert sich und die vier bilden eine Art Ersatzfamilie. Es gibt zwar immer wieder Rückschläge, aber der wachsende Zusammenhalt bringt etwas Farbe in das Grau der Welt. So kumulieren sich dann bis kurz vor Ende des Romans die positiven Ereignisse, so dass der Leser immer mehr Hoffnung auf eine bessere Zukunft erhält. Ob dieses Versprechen am Ende eingelöst wird oder der Mann mit dem Hammer kommt. Lest selber.

Dienstag, 5. März 2013

Daniel Djurin-Markovich: Wurdulac, Band 1 + 2



Allerlei fiese Geschöpfe tummeln sich im Sibirien der Mitte des 20. Jahrhunderts. Da sind zum einen die titelgebenden Wurdulac, riesige fledermausähnliche schwarze Wesen, die sich von menschlichen Blut ernähren. Gleichzeitig sind sie die Schöpfer von Odoroten, vormals Menschen, die von den Wurdulac in zombieeske Wesen verwandelt worden sind, die nun auch nach Blut gieren. Dann gibt es noch die Enok, die in gewisser Weise auch durch die Wurdulac zu dem wurden, was sie sind. Recht große weiße menschenähnliche Geschöpfe, die aber diesmal nicht auf menschliches Blut sondern eher auf menschliches Fleisch stehen.

Die eigentliche Handlung, die nach einem kurzen Prolog einsetzt, beginnt in einem Gulag. Peter McCoy, Alan Montgomery-Young und Michael Dean Walker, drei Amerikaner, die nach einer gescheiterten geheimdienstlichen Mission in das Lager deportiert worden sind, schaffen es, während der Wirren eines nächtlichen Wurdulac-/Odoroten-Angriff zu fliehen. Der sadistische Lagerkommandant Wolkow entkommt diesem Angriff aber auch und heftet sich mit den wenigen übriggebliebenen Soldaten an ihre Fersen.

Nach dem Ausbruch werden auch noch die restlichen wichtigen Figuren in die Handlung eingeführt. Das ist zum einen Sergej Azew, ein Priester mit Geheimdienstvergangenheit, der in Sibirien untergetaucht ist. Er hilft den drei "Amerikanski" bei ihrer Flucht und nimmt sie mit in sein Dorf, wo auch noch seine Tochter Kyra, in die sich Michael gleich Hals über Kopf verliebt und sein stummer Kumpan Kuang Tse, ein verstoßener Samurai, ein Ronin, in den Lauf der Geschichte eingeführt werden.

Montag, 25. Februar 2013

C. H. Illmann: Das Haus am Park



Das Haus am Park ist eine Novelle. Da die Geschichte selbst für eine Novelle recht kurz ist, gibt es in dem Band als Zugabe noch zwei Kurzgeschichten. Eine vom Autor der Novelle C. H. Illmann, Lazarus, und eine vom Herausgeber Niels Rudolph, Kopfkino. Das Buch ist das Debütwerk des Autors und eine unabhängige Veröffentlichung bei Amazons Print-on-Demand-Service Create Space.

Der Ich-Erzähler Illmann, ein Schriftsteller mit Schreibblockade, erwirbt eine alte, an einem Park gelegene Villa, die voll mit altem Plunder steht. Der Leser erfährt recht schnell, das mit dem Haus irgendetwas nicht stimmt, als in einer kurzen Sequenz, die Erzählperspektive geändert wird. Der Schriftsteller jedoch merkt erst einmal nur, dass seine Schreibblockade weg ist. Er schreibt wie in Trance recht brutale Szenen von Verbrechen, denen vor allem Personen aus seinem Umfeld zum Opfer fallen. Nur gehen diese Schreibanfälle mit Fällen von Amnesie einher. Und er ist sich nicht mehr sicher. Hat er pure Fiktion aufs Papier gebracht oder dokumentiert er die Realität?

Der lockere Schreibstil Christoph Herbert Illmanns hat mich gleich zu Beginn für die Novelle eingenommen. Diese Lockerheit im Stil geht zwar im Laufe der Geschichte etwas verloren, was aber dem Zustand des Erzählers geschuldet und somit mehr als plausibel ist.

Samstag, 23. Februar 2013

Fay Winterberg: Wien, Stadt der Vampire




Wieder so ein Buch vor dessen Lektüre ich ein wenig Bauchweh hatte. Gelindert wurde es aber durch die anderen beiden Bücher aus dem Startprogramm des Art Skript Phantastik Verlags, die ich vorher gelesen hatte. Doch rein vom Gefühl her zähle ich mich nicht unbedingt zur Zielgruppe des Romans, der der erste Band einer auf acht Bände konzipierten Reihe sein soll, wie ich dem Blog der Autorin (http://winterberg.blogspot.de/) entnehmen konnte. Die Reihe trägt den Namen New-Steampunk-Age.

Worum geht es: Das Buch spielt im Jahr 2207. Gegen Ende des 21. Jahrhunderts haben die Vampire, durch das Outing eines Einzelnen, ihre Geheimhaltungsstrategie den Menschen gegenüber fallen lassen müssen. Nach der Offenbarung der Existenz der Vampire ist es zunächst zu einem Krieg zwischen den Menschen und ihnen gekommen. 2100 wurde dieser beendet und fortan leben Menschen und Vampire (und dazu noch einige andere Mythen-Wesen, die sich nach dem Vorbild der Vampire zu erkennen gegeben haben) in einer mehr oder weniger friedlichen Ko-Existenz.

Donnerstag, 21. Februar 2013

D. J. Franzen: Kaltes Land (Armageddon, die Suche nach Eden 6)



Kaltes Land ist der sechste Band der auf 12 Bände angelegten Dystopie- bzw. Zombie-Serie Armageddon, die Suche nach Eden, die im Begedia Verlag erscheint. D. J. Franzen, der die Serie konzepiert, ist auch der Autor von Kaltes Land. Seine Mitstreiter bei der Serie sind Ben B. Black und Dave Nocturn.

In den ersten Bänden begann die Zombieapokalypse und eine Gruppe Überlebender, die auf dem Weg von Köln nach Bonn langsam anwuchs, ist auf der Suche nach Eden, eine Art Refugium der Menschen, wo man angeblich geschützt vor den Zombies leben kann. In Band 6 nun kommen die Pilger, so nennt sich die Gruppe, an die Grenzen des Dorfes Schwarmstein. Auch hier gibt es hauptsächlich nur Überlebende. Das Dorf hat sich von der Außenwelt abgeschottet und durch ein diktatorisches Herrschaftssystem und eine funktionierende Bürgerwehr bisher jeden Angriff der Zombies abgewehrt. Die Pilger unter Führung des ehemaligen Luftwaffenoffiziers Jörg Weimer handeln mit dem Bürgermeister des Ortes aus, dass sie den Ort zwar nicht betreten , ihn aber ungehindert umfahren dürfen. Eine Panne an einem der beiden Busse der Pilger durchkreuzt diese Pläne.

Dienstag, 19. Februar 2013

Grit Richter (Hrsg.): Vampire Cocktail



Vampire Cocktail ist die erste Anthologie des 2012 neugegründeten Art Skript Phantastik Verlags. Wie der Titel nahelegt, haben die in dem Buch enthaltenen 16 Geschichten zwei Vorgaben gehabt: Vampire sollen darin vorkommen und Getränke, im besten Fall Cocktails, sollen auch eine Rolle spielen.

Nach dem Twilight-Boom der letzten Jahre habe ich persönlich immer ein wenig Angst, wenn ich ein Buch mit Vampirgeschichten in die Hand nehme. Dieser romantisierende Quatsch, der mit den Geschöpfen der Nacht dort betrieben wurde, ist mir nämlich arg zuwider. Für mich sollte ein Vampir böse sein. Ich weiß heute noch, wie ich Nächte lang nicht vernünftig schlafen konnte, nachdem ich in jungen Jahren das erste Mal Polanskis Tanz der Vampire gesehen hatte. Das ist zwar ein eher lustiger Film. Aber Graf Krolock hat meinem jugendlichen Ich richtig Angst eingeflößt.

Also habe ich die Furcht bekämpft und begonnen zu lesen. Die meisten der Autoren haben mir vom Namen her erst einmal nichts gesagt. Nur von dreien hatte ich schon mal etwas gelesen. Die Herausgeberin verspricht Abwechslung. Das hört sich schon mal gut an. Und neugierig auf (mir) unbekannte deutsche Autorinnen und Autoren bin ich allemal. Also los gehts:

Freitag, 15. Februar 2013

Richard Laymon: Night Show




Der Roman beginnt damit, dass der Leser (die Leserin) Zeuge wird, wie Tony Johnson zusammen mit zwei Freunden, seine Mitschülerin Linda, dazu nötigt die Nacht alleine in einem leerstehenden Haus zu verbringen. Natürlich soll es dort auch spuken. Aber Linda wird nicht nur erschreckt. Durch den schlechten Streich kommt es auch zu einem Unfall, bei dem sie recht schwer verletzt wird. Schnitt: Das zweite Kapitel spielt am Filmset eines Horrorfilms. Dort lernen wir Dani Larson kennen. Sie ist Maskenbildnerin und hat es in der Horrorfilmbranche schon zu ein wenig Ruhm gebracht. Beim Dreh einer Splatter-Szene funkt es plötzlich zwischen ihr und ihrem Assistenten Jack und sie beginnen eine Affäre. Kurze Zeit später wird Dani von einem jungen Mann in einem Leichenwagen penetrant verfolgt. Er gibt sich zu erkennen und würde gerne bei ihr in die Lehre gehen. Sein Hobby ist es Leute zu erschrecken. Der Leser (die Leserin) merkt schnell, dass er es mit Tony vom Beginn des Romans zu tun hat. Und Tony verhält sich wie ein typischer Stalker. Dani und Jack bekommen es langsam mit der Angst zu tun. Parallel wird auch Lindas Geschichte weitererzählt. Sie beginnt einen Rachefeldzug und will ihre drei Peiniger zur Strecke bringen.

Richard-Laymon-Bücher wirken auf mich immer wie B-Horror-Movies in Romanform. Irgendwie weiß man immer, was passieren wird. Die Frauen haben große Brüste und sind ständig geil. Die Verrückten sind eine Spur zu verrückt. Und die Akteure machen teilweise so hanebüchen unlogische Sachen, dass ich mir nur an den Kopf packen kann. Trotzdem (oder gerade deswegen) macht es oft genug Spaß, Laymon-Bücher zu lesen. Und zwar aus dem gleichen Grund, warum ich mir ab und zu Filme antue, von denen ich weiß, dass sie nicht mal in die Nähe irgendeines Filmpreises kommen werden. Es ist einfach gute, schnörkellose Unterhaltung.

Dienstag, 12. Februar 2013

Michael Zandt - Das schwarze Kollektiv



Wie es so ist im Leben. Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Ich hätte dieses Buch wohl niemals gelesen, wenn ich nicht zugesagt hätte, es für fictionfantasy.de zu besprechen. Ich bin nämlich kein ausgesprochener Freund von Fantasy. Manche Freunde haben immer wieder versucht, mich dazu zu bewegen den Herr der Ringe zu lesen. Ich muss zugeben, ich habe es noch nicht einmal geschafft den Hobbit, sei er nun klein oder nicht, zu Ende zu lesen. Und auch die Filme, die Peter Jackson vor seiner HdR-Trilogie gedreht hat, haben mir besser gefallen. Kurzum: Normalerweise mache ich von vornherein einen Bogen um Fantasyliteratur im Allgemeinen.

Im Speziellen hat mich bei Das schwarze Kollektiv der Klappentext überhaupt nicht angesprochen: Das geheimnisvolle Volk der Hameshi, riesige Wälder, feindliche Kriegerin, heimtückische Dämonen und dazu eine angedeutete Liebesgeschichte lassen mich in dieser Kombination eigentlich schnell das Weite suchen. Aber gut: Ab und an muss auch mal über den Tellerrand hinausgeschaut werden.

Und dann hat mich schon der Beginn des Buches überrascht. Der Roman fängt auf der Tribüne eines Fußballstadions an und fängt die dort herrschende Atmosphäre auf gut einer Seite so treffend ein, dass mir sofort klar war, der Autor versteht sein Handwerk und das Buch könnte wider Erwarten etwas für mich sein.

Aber nun zum Inhalt: Das schwarze Kollektiv ist mehr oder weniger die Fortsetzung von Michael Zandts Debütroman Hapu – Teufel im Leib. Man muss den Vorgänger nicht vorher gelesen haben, um das Buch zu verstehen. Aber ich habe ihn mir für die Zukunft auf jeden Fall vorgemerkt, nachdem ich Das schwarze Kollektiv gelesen habe. In Hapu – Teufel im Leib geht es um Hapu (Überraschung), die auch in der Rahmenhandlung des hier besprochenen Buches auftaucht und somit auf eine wahrscheinliche Fortsetzung und Zusammenführung der Handlung beider Bücher hoffen lässt.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Dean Koontz: Schwarze Fluten


Schwarze Fluten“ ist der nunmehr fünfte Roman um Odd Thomas, dem Grillkoch, der die Geister toter Menschen sehen kann. Diesmal ist er zusammen mit Annamaria, der Glockendame, zu Gast auf Roseland, einem Anwesen, das in den 1920er Jahren von einem Zeitungs- und Filmmagnaten erbaut wurde. Annamaria hat auf den jetzigen Besitzer Noah Wolflaw soviel Eindruck gemacht, dass er sie entgegen seiner üblichen Gepflogenheiten spontan zu sich eingeladen hat und die beiden im Gästeturm des riesigen Luxusanwesens untergebracht hat. 

Odd Thomas trifft in Roseland den Geist einer jungen Frau auf einem Pferd. Sie versucht ihn dazu zu bringen einem (vermutlich ihrem) Kind zu helfen. Auch Annamaria ist überzeugt, dass es Odds Aufgabe ist, jemanden in Roseland zu retten. Aber auch andere seltsame Dinge geschehen auf dem Luxusanwesen. Ab und an scheinen sich dort zwei Zeitebenen zu überlappen und es wuseln allerlei seltsame Kreaturen umher, die den jetzigen Bewohnern Roselands nicht unbedingt freundlich gesonnen sind. Trotz aller Widrigkeiten (er entkommt nur knapp einer Horde oben genannter Kreaturen und auch die Bediensteten Noah Wolflaws sind nicht unbedingt erfreut über seine Anwesenheit) findet Odd Thomas im Haupthaus einen Jungen, der dort festgehalten wird. Beim Versuch ihm zu helfen, entdeckt er noch einige andere, zum Teil sehr schreckliche, Geheimnisse Roselands und befindet sich plötzlich, nicht nur von einer Seite aus, in akuter Lebensgefahr. 

Die Geschichte wird aus der Sicht des Protagonisten geschildert. Odd Thomas nennt das Buch selbst einen Teil seiner Memoiren (dafür das im Grunde genommen nur die Ereignisse eines einzigen Tages auf 400 Seiten geschildert werden, müssten die gesamten Memoiren fast schon biblische Ausmaße annehmen). Es gibt in einigen Nebensätzen immer mal wieder Seitenhiebe gegen kulturelle Plattheiten des Lebens (insbesondere des Kabelfernsehens) und pauschale Politikerbeschimpfungen. Das soll dem Buch anscheinend einen lockeren Ton bzw. eine humorvoll-jugendliche Note geben. Odd Thomas ist schließlich während der Ereignisse des Buches erst 21 Jahre alt. Das gelingt nicht immer, stört aber auch nicht besonders.