Science Fiction ist ein Teilgebiet der Phantastik, welches mir
eigentlich nicht so liegt. Will sagen, so viele reinrassige
Science-Fiction-Romane habe ich noch nicht gelesen. Dan Simmons‘ HYPERION
gehört zwar, wenn ich solch eine Liste mal aufstellen würde, zu den Top Ten der
besten von mir gelesenen Bücher, aber sonst interessieren mich
Weltraumabenteuer eher weniger. Warum habe ich also dann zu PULSARNACHT
gegriffen? Der Grund ist Dietmar Dath. Ich schätze ihn schon lange. Das erste
Mal aufgefallen ist er mir, als er ein Buch aus der Edition Phantasia im
Feuilleton der FAZ besprochen hat. Das gab es vorher so nicht. Also habe ich
mich mehr mit dem Feuilletonisten beschäftigt und in Popkultur, Mathematik und
Marxismus weitere gemeinsame Interessengebiete außer der Phantastik gefunden
(hier möchte ich kurz sein 2007 bei Suhrkamp erschienenes Buch HEUTE KEINE
KONFERENZ. TEXTE FÜR DIE ZEITUNG empfehlen, in dem kurze Texte zu verschiedenen
Themengebieten gesammelt erschienen sind).
Eines der 6 (!) Bücher (darunter auch ein Essay zu der Fernsehserie "Lost"), die 2012
von Dath erschienen sind, ist also der Roman PULSARNACHT, erschienen bei dem
deutschen Publikumsverlag für Science-Fiction-Literatur: Heyne. Das Buch
verlangt dem Leser gleich zu Beginn einiges ab. Dath erschafft eine vollkommen
neue zukünftige Welt mit vollkommen neuen Begrifflichkeiten. Diese werden aber
nicht erklärt, sondern zunächst einfach in den Raum geworfen. Manche Begriffe
erklären sich später aus dem Kontext heraus oder aber auch erst im Glossar am
Ende des Romans. Das macht den Einstieg zugegebenermaßen schwierig.
Aber nun zum Inhalt: Wir befinden
uns in der Zukunft und die Menschen können quer durch viele Galaxien reisen.
Aber sind diese Menschen noch Menschen? Die Menschen sterben nicht mehr,
sondern haben Zyklen, in denen sie jeweils erneuert werden (jeder Mensch hat
eine gewisse Anzahl dieser Zyklen, bevor er abtreten muss) und implantierte
Chips übernehmen die Funktionen, die heute das Gehirn hat und noch mehr. Es
gibt eine Regierung für die gesamte universale Menschheit unter der Leitung der
Präsidentin Shavali Castanon. Es gibt verbannte Rebellen, die irgendwann einmal
versucht haben die Präsidentin zu stürzen und nun verbannt sind. Sie halten
sich sogenannte Dims als Arbeitssklaven. Diese Dims erinnern mehr an jetzige
Menschen als die Menschen selbst. Außerdem tummeln sich noch andere
Lebensformen in den Weiten des Alls mit denen man mittlerweile in gegenseitiger
Akzeptanz lebt (was nicht immer so war): die an Hunde erinnernden Binturen,
planetengroße Wesen namens Medeen und die Custai, echsenähnliche Kreaturen.
Ich kann hier nicht auf einzelne
Aspekte der Handlung eingehen, weil es den Rahmen sprengen würde. Es geht um
politische Auseinandersetzungen nach innen und außen, es geht um die Geschichte
der verschiedenen „Rassen“, es geht aber auch unterschwellig um Liebe und es
geht um Physik. Die PULSARNACHT, ein
Ereignis das nach der Relativitätstheorie unmöglich ist, droht das Universum zu
vernichten.
Aber Hauptthemen des Romans sind
meiner Meinung nach die politischen Beziehungen der Menschen untereinander und
zu den anderen „Rassen“. Der Autor stellt sich dabei auf keine Seite. Jede der
handelnden Parteien kann plausibel argumentieren, warum ihre Handlung die
einzig richtige ist und so ist es unmöglich für den Leser hier ein Gut oder
Böse herauszuarbeiten. Und das ist auch gut so. Es wird nicht gewertet, sondern
beschrieben. Das hätte ich so von Dath nicht erwartet, der sonst mit seinen
politischen Vorlieben nicht hinter dem Berg hält.
Es gelingt ihm hier auf etwas über
400 Seiten eine Welt zu erschaffen, die sehr gut durchdacht ist. Und das Ganze
in einer Komplexität, dass ich mein Haupt vor dieser Leistung verneigen muss.
Die mathematisch-physikalischen Exkurse haben mich nicht gestört, können aber
auf jemanden, der sich nicht mit dem Thema beschäftigen möchte, abschreckend
wirken. Trotzdem ist es Dath gelungen, einen lesbareren Roman zu schaffen und
nicht in pseudo-intellektuelles Geschwurbel zu verfallen. Er geizt auch nicht
mit Kampfszenen und Spannungsmomenten. Trotzdem muss man schon sehr
konzentriert lesen, um bei der Stange zu bleiben.
Fazit: Komplexer
Science-Fiction-Roman, dessen Lektüre zwar nicht einfach, aber dafür sehr
lohnenswert ist.
Roman
Heyne, Dezember 2012
431 Seiten
13,99 € (Klappbroschur)
ISBN: 978-3453314061(auch als E-Book erhältlich: 10,99 €)
Der Roman hat mir gar nicht gefallen. Habe ich nach rund 80 Seiten abgebrochen. Die Meinungen, die ich bisher gelesen habe, waren aber sehr unterschiedlich. Viele fanden den Roman klasse, und mindestens ebenso viele nicht lesbar.
AntwortenLöschenKann ich gut nachvollziehen. Ich hab den Roman auch von jemandem bekommen, der abgebrochen hat. Zum Ende hin wird noch einiges erläutert, aber man muss schon einiges an Ratlosigkeit ertragen.
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