Mittwoch, 24. Juli 2013

Wolfgang Hohlbein: Pakt mit dem Tod (Horror Factory 1)


Man nehme: einen Verlag, der in der Vergangenheit, besonders auf dem Heftroman-Sektor, die Fahne des deutschen Horrors hochgehalten hat (Gespenster-Krimi, Dämonenland, Gruselschocker oder die Serien John Sinclair, Tony Ballard, Professor Zamorra, Der Hexer); mit Uwe Voehl einen Herausgeber, der nicht nur ein bekannter Autor, sondern auch ein profunder Kenner insbesondere des deutschen Horrors ist und eine Autorenmischung aus gestandenen (Heft-)Roman-Autoren und Newcomern und benutze das relativ junge Medium E-Book, um alle 14 Tage einen neuen Kurzroman zu veröffentlichen. Was dabei rauskommen könnte, wäre nichts weniger als die Wiederbelebung einer schönen alten Tradition. Mein Gott, was habe ich als junger Spund früher Woche für Woche den neuen Romanheftveröffentlichungen entgegen gefiebert, die damals für deutschsprachige Genre-Autoren, die so gut wie einzige Möglichkeit war, ihren Stoff zu publizieren. Und sei es als Kurzgeschichte in einer John-Sinclair-Neuauflage. Denn in den Taschenbuch-Reihen der großen Verlage gab es fast nur Horrorautoren aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum.
Nun liegt es nahe, diese neue Reihe namens HORROR FACTORY mit dem wohl erfolgreichsten Autor phantastischer Literatur in Deutschland zu beginnen: Wolfgang Hohlbein. Seine Romane haben eine Millionenauflage und noch dazu hat er eine Bastei- bzw. Heftroman-Vergangenheit. DER HEXER hat es als eine Sub-Serie im GESPENSTER-KRIMI zu einer eigenständigen Serie geschafft und zahlreiche andere Bastei-Horrorromane entstammen seiner Feder. Da war es schon mehr als nur nahe liegend ihn als Zugpferd für ein neue Reihe zu verpflichten.

Ich muss gestehen, dass ich bis auf seinen Beitrag zur Zombie-Anthologie HUNGER im letzten Jahr lange nichts mehr von Hohlbein gelesen habe. Und diese Kurzgeschichte war in meinen Augen eine der schwächsten in dem Band. Also ging ich schon mal mit gedämpften Erwartungen an PAKT MIT DEM TOD heran. Obwohl ich mich auch an wirklich gute Sachen von ihm erinnern kann. Seinen Mehrteiler INTRUDER zum Beispiel kann ich jedem wärmstens ans Herz legen. Und was soll ich sagen: diese gedämpften Erwartungen wurden – leider – erfüllt. Hohlbein ist jetzt wohl eher beim Marathon oder bei der Langstrecke zu Hause. Die Kurz- und Mittelstrecke scheint ihm nicht mehr so zu liegen, um mal einen Vergleich aus der Leichtathletik zu bemühen.

Zur Story: Eine Kleinstadt in den USA. Der fünfjährige Herman, der es als Spross einer Außenseiterfamilie schon per se nicht leicht in dem Ort hat, hat sich wegen eines blöden Fehlers im Sonntagsunterricht, den Zorn zweier älterer, als Schläger bekannter Jungs zugezogen. Nachdem ihm erst ein Fremder, ein Indianer, zu Hilfe kommt, rettet er sich nach einer langen Jagd durch die Stadt in das Haus eines Arztes. Dort kommt es dann ungefähr zur Hälfte des Romans zum ersten Showdown mit den beiden älteren Jungs. Fünf Jahre später sind die drei Jungs mehr oder weniger miteinander befreundet. Das, was damals in der Arztpraxis passiert ist, hat sie dazu gemacht. Nun taucht auf einmal der Indianer wieder auf und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Das Problem der Geschichte taucht schon im ersten Satz auf, da steht, das "Hermans erste Begegnung mit dem Tod...bezeichnend für den Rest seines Lebens sein sollte...". Dieser Kurzroman endet aber als Herman 10 Jahre alt ist. Das und noch viele andere Kleinigkeiten zeigt, dass wir es hier eigentlich mit einem Plot zu tun haben, der vermutlich Teil eines viel längeren Romans hätte werden sollen. Wahrscheinlich hat man Hohlbein nach einer Geschichte für den ersten Band der HORROR FACTORY gefragt und er hat dieses Konzept aus seiner Schublade gekramt.

Das heißt jetzt nicht, dass PAKT MIT DEM TOD ein Totalausfall ist. Wie die Jagd im ersten Teil und auch die Auflösung (wenn man es denn Auflösung nennen kann) geschrieben ist, kann sich durchaus sehen lassen. Keine Frage, Hohlbein kann packend und flüssig schreiben. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die ganze Geschichte, so sie denn irgendwann mal komplett erzählt wird, einiges an Potential hat. Aber hier bleibt das Gefühl, das irgendetwas fehlt.

Fazit: Der Start der neuen E-Book-Reihe HORROR FACTORY kommt etwas durchwachsen daher. Der Leser merkt, dass er hier einen kurzen Ausschnitt aus einem größeren Werk vor sich hat und das wirkt irgendwie unausgegoren. Dennoch wird man einigermaßen gut unterhalten. Für die nächsten Titel der Reihe lässt der Band aber noch einiges an Luft nach oben frei. Ich bin mir sicher, dass dieser Raum gefüllt wird und bleibe erst einmal am Ball. Das heißt, dass es hier im Blog demnächst die Besprechungen der nächsten Bände geben wird.



Wolfgang Hohlbein: Pakt mit dem Tod
Horror Factory 01
Bastei Entertainment, Mai 2013
E-Book
1,49 €

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