tag:blogger.com,1999:blog-22805164533798144162023-11-16T12:18:23.722+01:00Horror & Co.Rezensionen und Gedanken zu Büchern und FilmenMaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.comBlogger100125tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-15314164044225773782016-01-25T19:40:00.000+01:002016-01-25T19:43:40.079+01:00Camilla Läckberg: Die Schneelöwin<div style="text-align: justify;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVJyjlURHNB4mrVdiEE58mR_tCmNv2RLX8_U6YDspZW4AYRvtgpfCAuP1o-JwZ2puwVmLrT4Y7x6d6uTEORZeHkEJiBoA0HqRzRqsfUigx7Y8efaQRQBhVLNB_9jTqq6zT-WF7gdv1Z-8A/s1600/csm_9783471351062_cover_eed9c26d65.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVJyjlURHNB4mrVdiEE58mR_tCmNv2RLX8_U6YDspZW4AYRvtgpfCAuP1o-JwZ2puwVmLrT4Y7x6d6uTEORZeHkEJiBoA0HqRzRqsfUigx7Y8efaQRQBhVLNB_9jTqq6zT-WF7gdv1Z-8A/s320/csm_9783471351062_cover_eed9c26d65.jpg" width="200" /></a></div>
<b><br /></b>
<br />
DIE SCHNEELÖWIN ist der mittlerweile neunte Roman, den die Autorin Camilla Läckberg in der Fjällbacka-Reihe um den Polizisten Patrik Hedström und die Schrifftstellerin Erika Falck veröffentlicht hat. Und daran krankt der Roman ein wenig. In den acht vorhergehenden Romanen wurde so viel Personal eingeführt, dass die Autorin wohl auch gerne deren Geschichten weitererzählen will. Da sind dann leider zu viele Stränge dabei, die mit der eigentlichen Kriminalgeschichte wenig bis gar nichts zu tun haben. Das interessiert vielleicht einige Fans der Reihe, nimmt aber auch das Tempo aus der Geschichte, der dadurch leider etwas Behäbiges anhaftet.<br />
<br />
Und das, obwohl der Kriminalfall, um den es geht, alles andere als uninteressant ist. Die schwedische Polizei tappt bei einer Reihe von Entführungen von jungen Mädchen auf der Stelle, als plötzlich eines der Mädchen stark misshandelt in Fjällbacka wieder auftaucht. Die Polizei verfolgt nun weitere Spuren und das wird von Läckberg recht realistisch und gut beschrieben. Die Schriftstellerin Erika Falck recherchiert gleichzeitig für ihr neues True-Crime-Buch zur gleichen Zeit an einem alten Mordfall und unterhält sich dafür mit der im inhaftierten Täterin.<br />
<br />
Da sind wir dann beim zweiten Punkt, der mir negativ aufgefallen ist. Zwischen diesen beiden Verbrechen, dem alten und dem neuen, wird ein Zusammenhang hergestellt. Dieser ist zwar gut durchdacht und konstruiert, nur finde ich den Zufall, dass Erika Falck gerade an einer alten Sache arbeitet, die mit dem aktuellen Fall ihres Mannes in Verbindung steht, alles andere als glaubhaft. Hier war es dann mit der Konstruktion etwas zu viel des Guten.<br />
<br />
Und das kann man auch als Überschrift für den ganzen Roman nehmen: Etwas zu viel des Guten. Zu viel Zufall, zu viele private Geschichten, zu viele karikaturistisch-humorvoll gemeinte Einlagen des eigentlichen Chefs der Polizeiarbeit. Das zerstört die Spannung des Romans, die durchaus vorhanden ist, ungemein. Weniger wäre hier wieder einmal mehr gewesen.<br />
<br />
Die Chance auf einen guten Kriminalroman wurde somit leider vertan. Was bleibt, ist ein mittelmäßiges Werk einer talentierten Autorin, die besser daran täte, die ausgetretenen Pfade zu verlassen.<br />
<br />
<b>CamillaLäckberg: Die Schneelöwin</b></div>
<div>
Originaltitel: LEJONTÄMJAREN<br />
List 2016<br />
Aus dem Schwedischen übersetzt von Katrin Frey</div>
<div>
ISBN: 9783471351062</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-33369658066350745072016-01-20T19:22:00.001+01:002016-01-20T19:22:14.283+01:00Bov Bjerg: Auerhaus<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjt8u24LucWztIZksm36hzS5rHL2e5Z9NOQiZTgnnYs2zL2txEcdAL5guUCzIDo5FQMf4pa84pkm1PQ2XihBM42jQQiBNzi5PVOqAk-bOKudyvaZDYQl06zARWNFIOLGh4WxwqdVEM6VTSo/s1600/ba.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjt8u24LucWztIZksm36hzS5rHL2e5Z9NOQiZTgnnYs2zL2txEcdAL5guUCzIDo5FQMf4pa84pkm1PQ2XihBM42jQQiBNzi5PVOqAk-bOKudyvaZDYQl06zARWNFIOLGh4WxwqdVEM6VTSo/s320/ba.jpg" width="207" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Ein Roman, der von allen vier Teilnehmern des Literarischen Quartetts über den grünen Klee gelobt wird, und von dem der von mir sehr geschätzte Autor Clemens Meyer sagt, dass es einen guten Sound und Kraft habe, ließ mich einiges erhoffen. Zumal es offensichtlich eine Coming-of-Age-Geschichte ist (ich weiß nicht, ob ich es hier schon einmal erwähnt habe; aber ich liebe Coming-of-Age-Geschichten), die auch noch in den späten 80er Jahren spielt. Also zu einer Zeit als ich ungefähr im selben Alter der Protagonisten war. Da kann ja quasi gar nichts schief gehen, dachte ich.</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und jetzt - nach der Lektüre des Buches - bleibt mir nicht viel übrig, als mit in die Lobgesänge einzustimmen und ein kleines bisschen meinen Neid zu unterdrücken. Neid auf die Gabe Bov Bjergs, so knapp und so präzise zu formulieren, wie er es tut. Ich habe lange keinen Roman mehr gelesen, wo ich das Gefühl hatte: “Scheiße, so würde ich auch gerne schreiben können, wenn ich denn schreiben könnte.” Kein Geschwafel, kein Wort zu viel. Einfach nur auf den Punkt gebrachte kluge Sätze.</div>
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Die Geschichte lässt sich relativ kurz zusammenfassen. Vier Oberstufenschüler ziehen in ein altes Bauernhaus und leben dort in einer WG, um einen von ihnen, der einen Selbstmordversuch hinter sich hat, so etwas wie Halt zu geben. Im weiteren Verlauf stoßen noch zwei weitere Mitbewohner hinzu. </div>
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<br /></div>
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Und nun beschreibt Ich-Erzähler Höppner das Leben im Auerhaus (so wird es in Anlehnung an den Madness-Song genannt). Ich weiß, viele werden sich jetzt denken, dass sich das weder spannend noch interessant anhört. Doch weit gefehlt, durch den schon erwähnten Stil, schafft Bjerg es irgendwie den - ich weiß, es hört sich schwülstig an, aber es ist so - Zauber der Jugend aufleben zu lassen, der Phase des Lebens, wo man so viele erste Erfahrungen macht. Das macht gute Laune. Aber nicht nur. Denn es macht natürlich auch melancholisch, wenn man - gerade wenn man schon ein gewisses Alter erreicht hat - an diese Zeit erinnert wird. Noch dazu, schließt man alle Figuren, mit all ihren Macken und Fehlern, recht früh in sein Herz und weiß doch, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Happy End geben wird. </div>
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<br /></div>
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AUERHAUS ist ein Roman der auf knapp 240 Seiten viele Facetten bietet. Er ist vordergründig witzig, hintersinnig humorvoll, doch zugleich tieftraurig. Er ist stellenweise aufregend, stellenweise regt man sich auch einfach über die Figuren auf und an den richtigen Stellen nimmt Bjerg das Tempo raus. Das ganze wird dann noch mit dem nahezu perfekten Erzählstil (ich weiß, ich wiederhole mich) gepaart. Beispiele gefällig? Gerne:</div>
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<br /></div>
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<blockquote class="tr_bq">
Ich las Comics, Frieder irgendwelche Philosophen, Psychologen oder Suizidanleitungen. Alfred Adler: "Wozu leben wir?". Alfred Adler. Das klang wie eine Figur aus Donald Duck. Ich fragte Frieder leise: "Und, weiß er's?" Frieder flüsterte: Zum Heiraten und Kinderkriegen."</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
Irgendwie ging es um Flugsimulatoren. Also diese nachgebauten Cockpits, in denen die Piloten fliegen übten, und starten und landen. Und so ein Flugsimulator sei ein Roman eben auch. Literatur ersetzte quasi das richtige Fliegen.</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<blockquote class="tr_bq">
"Ambivalent" war selbst ambivalent, denn manchmal war es auch bloß ein gebildetes oder ironisches Wort für "beschissen".</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
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AUERHAUS ist alles andere als "ambivalent", sondern hat alles, was ich von guter Literatur erwarte und ist mein erstes Highlight im Lesejahr 2016. Folgende Lektüren werden sich an diesem Buch messen lassen müssen und ich bin mir sicher, dass - wenn überhaupt - nur wenige, ähnliche Begeisterungsstürme bei mir hervorrufen werden. Danke für diesen Roman, Bov Bjerg.</div>
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<br /></div>
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<b>Bov Bjerg: AUERHAUS</b></div>
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Blumenbar 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
Gebunden mit ausklappbarem Vorsatz, 240 Seiten<span style="white-space: nowrap;"></span></div>
<div style="margin: 0px;">
ISBN: 978-3-351-05023-8 <span style="white-space: nowrap;"> </span>€ 18,00<span style="white-space: nowrap;"><br /></span></div>
</div>
</div>
</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-73217296384244084542016-01-19T19:05:00.001+01:002016-01-19T19:06:33.323+01:00True Romance<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibZdIPZu3rcWZ1_0p4l6qUA_2FoMGbGjxIWA5rQD8BAq-CNGLr_vpcYbCseQJrjc9w2KEvVlkF_P0KKO3kODOKMRIfUI1gO5fxr1dr_c8N9F8B7Cyo9AIlRHi0ocdJXJuBb2WjvePZZOV1/s1600/49477_f.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibZdIPZu3rcWZ1_0p4l6qUA_2FoMGbGjxIWA5rQD8BAq-CNGLr_vpcYbCseQJrjc9w2KEvVlkF_P0KKO3kODOKMRIfUI1gO5fxr1dr_c8N9F8B7Cyo9AIlRHi0ocdJXJuBb2WjvePZZOV1/s1600/49477_f.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">© UIP</td></tr>
</tbody></table>
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<br />
Die Legende sagt, Quentin Tarantino gab Tony Scott zwei Drehbücher zur Auswahl, aus denen sich Scott eines aussuchen durfte, um es zu verfilmen. Es waren RESERVOIR DOGS und TRUE ROMANCE. Scott hätte gerne beide verfilmt, entschied sich aber für TRUE ROMANCE. So war beiden geholfen, Scott hatte ein gutes Buch und Tarantino das nötige Kleingeld um sein Regiedebüt RESERVOIR DOGS auf den Weg zu bringen. Noch erwähnenswert ist, dass TRUE ROMANCE eigentlich nur die Hälfte eines Drehbuchs war, die andere Hälfte verfilmte Oliver Stone als NATURAL BORN KILLERS.<br />
<br />
Scott machte zunächst aus der ursprünglich nicht-linear erzählten Geschichte eine lineare und versah dem Werk natürlich seine eigene Handschrift. Obwohl ihm manch Kritiker diese abspricht: “...allzu geschmäcklerisch inszenierten Umsetzung durch Tony Scott, der wieder einmal beweist, dass er ein Regisseur ohne eigene Handschrift ist. Wie bei all seinen Filmen verstellt eine gelackte Werbefilm-Ästhetik allzu oft den Blick auf Handlung und Personen. War das bei seinen bisherigen, inhaltlich eher dürftigen Filmen wie TOP GUN,<a href="https://cinomat.filmdienst.de/Filmsuche/Details/1718"> </a>BEVERLY HILLS COP II oder TAGE DES DONNERS für die Gesamtwirkung weniger gravierend, so fällt hier doch eklatant auf, dass Scott den qualitativen Vorgaben Tarantinos nicht gewachsen ist.” (Rolf-Rüdiger Hamacher, Film-Dienst 2/1994). Aber gerade diese von Hamacher sogenannte “gelackte Werbefilm-Ästhetik” ist natürlich Scotts Handschrift, oder besser gesagt ein Teil seiner Handschrift. Und ob man das unbedingt negativ sehen muss, ist natürlich Geschmackssache. Scott macht aus Tarantinos Buch natürlich einen Tony-Scott-Film, und das funktioniert gerade dann sehr gut, wenn die Handlung Detroit verlässt und die beiden Protagonistin in Los Angeles ankommen. Den Bildern haftet unwidersprochen eine 80er-Jahre-typische Werbefilmästhetik an, aber das fällt überhaupt nicht negativ auf. Im Gegenteil, das passt hier wie die Faust auf’s Auge. Und das sieht F.M Helmke in seiner zuerst bei filmszene.de erschienenen Kritik genauso: "TRUE ROMANCE ist so etwas wie die perfekte Symbiose der Talente von Drehbuchschreiber und Regisseur. Während Charaktere, Dialoge und die streckenweise komplett abgedrehte Handlung mehr als deutlich darauf hinweisen, dass eine gewisse Sinnverwandschaft zu PULP FICTION besteht, versah Popcornkino-Ikone Tony Scott (TOP GUN, THE LAST BOY SCOUT) den Film mit mächtigem visuellen Tempo und sehr hübsch choreographierten Gewalteinlagen (den großen Shoot-out am Ende muss man gesehen haben, um es zu glauben)." <a href="http://www.filmzentrale.com/rezis/trueromance.htm" target="_blank">http://www.filmzentrale.com/rezis/trueromance.htm</a></div>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Die Besetzung tut ihr Übriges dazu, um aus TRUE ROMANCE einen mehr als bemerkenswerten Film zu machen. Christian Slater, der in der Serie MR. ROBOT endlich so etwas wie ein Comeback hinbekommen hat, und Patricia Arquette passen ihre Rollen wie angegossen. Und wenn man in den Nebenrollen Leute wie Brad Pitt, James Gandolfini, Christopher Walken und Dennis Hopper hat, ist man sowieso auf der sicheren Seite. Tarantino behauptete lange Zeit, dass die “Sizilianer-Szene” in TRUE ROMANCE die beste Szene sei, die er je geschrieben hätte (bis sie von der Eingangsszene in INGLORIOUS BASTERDS abgelöst wurde), doch was diese Szene darüber hinaus zu einer der legendärsten Filmszenen überhaupt macht, ist das Zusammenspiel von Hopper und Walken.TRUE ROMANCE darm man also - auch Dank des sehr guten Hans-Zimmer-Scores - zurecht in den Klassiker-Status erheben. Dieser Film ist sozusagen die Schnittstelle der 80er-Jahre-Actionfilm-Ästhetik mit der von Tarantinos Eklektizismus geprägten Hollywood-Ästhetik der 90er Jahre.<br />
<br /></div>
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</div>
<div style="text-align: justify;">
<b>TRUE ROMANCE</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>TRUE ROMANCE</i></div>
<div style="text-align: justify;">
USA 1993</div>
<div style="text-align: justify;">
Regie: Tony Scott</div>
<div style="text-align: justify;">
Produktion: Samuel Hadida, Steve Parry, Bill Unger</div>
<div style="text-align: justify;">
Buch: Quentin tarantino</div>
<div style="text-align: justify;">
Kamera: Jeffrey L. Kimball</div>
<div style="text-align: justify;">
Musik: Hans Zimmer</div>
<div style="text-align: justify;">
Schnitt: Michael Tronick, Christian Adam Wagner</div>
<div style="text-align: justify;">
Darsteller: Christian Slater, Patricia Arquette, Val Kilmer, Gary Oldman, Brad Pitt, Dennis Hopper, Christopher Walken</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-22645101233210754602016-01-18T19:37:00.005+01:002016-01-25T19:44:36.345+01:00Prinzessin Mononoke<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLvC-OQU-lQkAB00RP8k_nlGSQtlsB7EbW5H9VYrJXJLgXCWDhAsGmIzOUeFU7uKRla8DnerJ9bb5-UBq2-e_zZN1tWIhKJqkD8Jk672-KRB4OHfFYJt3r4ZcSLJA84VnN1n7SZniVXhzD/s1600/pm.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiLvC-OQU-lQkAB00RP8k_nlGSQtlsB7EbW5H9VYrJXJLgXCWDhAsGmIzOUeFU7uKRla8DnerJ9bb5-UBq2-e_zZN1tWIhKJqkD8Jk672-KRB4OHfFYJt3r4ZcSLJA84VnN1n7SZniVXhzD/s320/pm.jpg" width="263" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzIKoD7XxeW_kiE1d7EJryv__PF11xY0q7bnGmfDoUayJVQmKrRet6sRMdZDAe9zAeAc9uW8hrL2KnkKW51wXTDVrgcVXRDVB63dUDNkpaK4yFxfP_DUnI1IHTDAujkK1IaW6kQ5X9ztnW/s1600/pm1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzIKoD7XxeW_kiE1d7EJryv__PF11xY0q7bnGmfDoUayJVQmKrRet6sRMdZDAe9zAeAc9uW8hrL2KnkKW51wXTDVrgcVXRDVB63dUDNkpaK4yFxfP_DUnI1IHTDAujkK1IaW6kQ5X9ztnW/s320/pm1.jpg" width="226" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
TITANIC und HEIDI, das sind die meistgenannten Referenzen, die man findet, wenn man deutschsprachige Texte zu Hayao Miyazakis japanischen Animationsfilm PRINZESSIN MONONOKE (OT: MONONOKE-HIME) liest. TITANIC deshalb, weil der Film bei seinem Erscheinen in Japan sämtliche Einspielrekorde brach und damit erfolgreicher war, als Camerons Blockbuster, der ebenfalls 1997 in die Kinos kam. Und HEIDI weil die Fernsehserie aus den 70er Jahren in Deutschland bis zu jenem Zeitpunkt das wohl mit Abstand bekannteste Werk Miyazakis war.<br />
<br />
PRINZESSIN MONONOKE kam erst im April 2001 regulär in die deutschen Kinos und das auch nur mit 35 Kopien. Ein Beweis dafür, dass - damals noch mehr als heute - der Animationsfilm hierzulande als reiner Kinderfilm gesehen wird. Ein solcher Film, der sich an ein erwachseneres Publikum wendet, wird von vorneherein als chancenlos angesehen, noch dazu wenn er vom japanischen HEIDI-Macher kommt. Das besserte sich etwas mit Miyazakis MONONOKE-Nachfolger CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND, mit dem er bei der Berlinale 2002 den Goldenen Bären und später den Oscar für den besten animierten Spielfilm 2003 gewann.<a name='more'></a><br />
Kurz zum Inhalt: Der Film spielt zu einer schwer einzuordnenden Zeit. Prinz Ashitaka wird von einem Dämon in Wildschweingestalt verletzt und macht sich auf dem Weg zu einem Waldgott, der die krebsartige Krankheit heilen könnte. Dort trifft er dann auf PRINZESSIN MONONOKE, die von Wölfen aufgezogen wurde und an der Seite der Tiere gegen die Menschen aus der am Waldrand liegenden Stadt kämpft, deren Herrscherin Eboshi den Wald und somit den Lebensraum der Tiere (und Tiergötter) zerstören will, um ihren Einflussbereich zu vergrößern. So weit, so knapp.<br />
<br />
Das hört sich nun nach einer politisch korrekten Öko-Fabel an und natürlich ist der Film das auch bis zu einem gewissen Punkt. Die Botschaft, dass der Mensch die Natur gefälligst zu achten hat und nicht unbedingt alles nach seinem Gutdünken unter Gesichtspunkten materiellen Profits verändern sollte, ist klar erkennbar. Trotzdem sind die beiden Gegenspielerinnen nicht schwarz und weiß gezeichnet. Prinzessin Mononoke taugt in ihrem blinden Hass auf alles Menschliche nicht unbedingt als Sympathieträgerin und die “Waldzerstörerin” Eboshi hilft den Gestrandeten der Gesellschaft(Prostituierten, Leprakranken) aufopferungsvoll in ihrer Stadt. Rüdiger Suchsland drückt das in seiner Besprechung für artechock so aus: “Im Kontext der ökologischen Correctness der restlichen Handlung verweigert sich der Film hierdurch aber einer allzu schlichten konservativen Lesart, pluralisiert Wahrheitsansprüche, und zeigt, dass es mehr gibt, als nur eine positive Utopie: Die Unberührtheit der Natur oder den Fortschritt der technischen Zivilisation. Damit repräsentiert die Geschichte nicht nur einen Zwiespalt, mit dem die zeitgenössische japanische Gesellschaft zu kämpfen hat, sondern – seinem eigenen epischen Anspruch entsprechend – überhaupt das Dilemma des modernen Menschen.” (<a href="http://www.artechock.de/film/text/kritik/p/prmono.htm">http://www.artechock.de/film/text/kritik/p/prmono.htm</a>). Im Buch “Filmgenres: Animationsfilm” (Reclam, 2007, S. 260 - 264) schreibt Jörg C. Kachel in seinem Artikel zu Prinzessin Mononoke fast wortwörtlich dasselbe. Wer sich da vom wem inspierieren lassen hat, mag ich jetzt nicht beurteilen. <br />
<br />
Sowohl Kachel als auch Suchsland ziehen Parallelen zwischen Heidi und Prinz Ashitaki, die mir zugegebenermaßen beim Sehen des Films so nicht aufgefallen sind, denen ich mich aber bei näherer Betrachtung anschließen kann. “Sowohl Johanna Spyris Alpenmädel Heidi als auch Prinz Ashikati sind hybride Heldenfiguren, die eine entscheidende Vermittlerrolle einnehmen zwischen Kultur und Zivilisation einerseits und der Natur andererseits.” (Filmgenres: Animationsfilm, Reclam, 2007, S. 263). So schließt sich dann der Kreis von Miyazakis Frühwerk zu PRINZESSIN MONONOKE und zu dem Hauptanliegen seiner Filme überhaupt, das Jörg Gerle in seiner Film-Dienst-Rezension zu PRINZESSIN MONONOKE wie folgt beschreibt: “Seine zwischen Märchen- und realer Welt angesiedelten Filme zeichnen sich durch überbordende Fantasie und handwerkliche Perfektion aus und vermitteln Kindern wie Erwachsenen die zutiefst humanistische Botschaft, dass nur ein friedliches Zusammenleben aller Wesen das Überleben der menschlichen Rasse sichern kann. Dabei variieren die Genres von Science-Fiction über den Abenteuerfilm bis hin zum Dramatischen.” (FILM-DIENST, 8/2001).<br />
<br />
Für mich jedenfalls zählt PRINZESSIN MONONOKE zu einem der epischen Meisterwerke der (Animations-)Filmkunst überhaupt. Sowohl, was die Qualität der über 140.000 Einzelbilder (von denen Miyazaki für 80.000 persönlich verantwortlich gewesen sein soll, so berichten es jedenfalls mehrere Quellen) betrifft, als auch, was die Qualität der erzählten Geschichte betrifft. Ein berührender und nachdenklich stimmender Film, und beileibe kein Kinderfilm, auch wenn Miyazaki selbst in einem Interview gesagt hat: “Ich denke, dass Kinder mit Gewalt besser umgehen können als Erwachsene es oft glauben. Angst und Schrecken gehören ebenso wie Freude und Trauer zur Erlebniswelt eines Kindes. Wenn man angeregt wird, mit diesen Emotionen umzugehen, in einer Geschichte, die all diese Elemente gewichtet, dann wird man als Betrachter sicherlich kein Schaden nehmen.“ <span style="background-color: transparent; color: black; font-family: "arial"; font-size: 14.666666666666666px; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: 400; text-decoration: none; vertical-align: baseline;"> </span><br />
<b><br /></b>
<b>PRINZESSIN MONONOKE</b><br />
<i>MONONOKE HIME</i><br />
Japan 1987<br />
Regie: Hayao Miyazaki<br />
Produktion: Yasuyoshi Tokuma<br />
Buch: Hayao Miyazaki<br />
Kamera: Atsushi Okui<br />
Musik: Joe Hisaishi<br />
<br />
<div>
<br /></div>
</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-85059238164547062162016-01-15T17:04:00.000+01:002016-01-25T19:44:04.572+01:00Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEia-g9kn9B8enXH8a2ceQriVjAq0v5LoH5H4ZpEaiZXeE0jWc9z__HybjLyPBSTPnjTNuiZkHx2rIu51vs_mbtvizoXJTQmtvRDmYUHHfb0DRhdljGQdv8Rcz1P1yC8JFe7yxmFUTWxwucT/s1600/zwei_stahlharte_profis_lethal_weapon.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEia-g9kn9B8enXH8a2ceQriVjAq0v5LoH5H4ZpEaiZXeE0jWc9z__HybjLyPBSTPnjTNuiZkHx2rIu51vs_mbtvizoXJTQmtvRDmYUHHfb0DRhdljGQdv8Rcz1P1yC8JFe7yxmFUTWxwucT/s320/zwei_stahlharte_profis_lethal_weapon.jpg" width="230" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">© Warner Bros.</td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="text-align: justify;">
LETHAL WEAPON hat mich als Teenager bei der Erstsichtung natürlich ungemein beeindruckt. Wilde Ballereien, coole Sprüche und Action hoch drei. Das gefiel. Zwar habe ich den zweiten Teil in noch besserer Erinnerung als den ersten, aber um den geht es hier nicht. Nun - nach einer erneuten Sichtung fast 30 Jahre später - ließ das Gefühl der Beeindruckung gehörig nach. Und das lag nicht nur an Mel Gibsons Frisur.</div>
<div style="text-align: justify;">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich habe versucht zu ergründen, woran das liegen mag. Bin ich vielleicht zu alt für diesen Scheiß? Das glaube ich eigentlich nicht, denn es gibt auch heute noch Filme, die mich mit wilden Ballereien, Action hoch drei und coolen Sprüchen begeistern können,und zwar egal, wann diese Filme gedreht wurden und wie oft ich sie schon gesehen habe. Also zieht bei LETHAL WEAPON auch das Argument nicht, dass er schon knapp 30 Jahre auf dem Buckel hat. <a name='more'></a></div>
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Ein bisschen Recherche, was andere zum Film sagen hat auch nichts für mich Erhellendes dazu gebracht. Im “Lexikon des internationalen Films”, also der zum Filmstart aktuellen Film-Dienst-Kurzkritik steht: “Ein Film, der unverhohlen staatlich legitimierter Gewalt huldigt; seine zynische, menschenverachtende Grundhaltung wird durch humorige Dialoge nicht kompensiert. Inszenatorisch auf Fernsehniveau, schauspielerisch enttäuschend.” Okay, kann man mal in den Raum werfen. Ich denke nicht, dass die heutige Generation der Film-Dienst-Kritiker, diese Aussage so stehen lassen würde, trotzdem kann man nicht von der Hand weisen, dass “schauspielerisch enttäuschend” so weit nicht daneben liegt. Wenn sich Riggs vom Verlust seiner Frau so gebeutelt, die Knarre in den Mund schiebt, um seinen Leben ein Ende zu setzen, erkennt man klar Mel Gibsons schauspielerische Defizite - ganz abgesehen von seiner furchtbaren Frisur. Etwas weit hergeholt finde ich den Vorwurf des “inszenatorischen Fernsehniveaus”. Natürlich richtet sich die Inszenierung ein wenig an damals in dem Segment erfolgreiche Fernsehserien wie MIAMI VICE aus, trotzdem kann man Richard Donner nicht absprechen, dass er ein leinwandkompatibles Actionspektakel hingelegt hat. Über die ersten beiden Sätze der Kurzkritik brauche ich mich wohl nicht groß zu äußern. Das war wohl noch der Standesdünkel der "seriösen" Filmkritik. <br />
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Schauen wir lieber auf eine ernstzunehmende Einordnung des Films aus der neueren Zeit. Oliver Nöding behauptet auf seiner Seite “Remember It For Later” (die jeder Filminteressierte sowieso mindestens einmal die Woche besuchen sollte), dass LETHAL WEAPON einen Paradigmenwechsel im Actionfilm eingeleitet hat. “LETHAL WEAPON machte 1987 den Weg frei für ein familienfreundliches Actionkino, eines, dessen Charaktere “sicher” sind, selbst wenn es sich bei ihnen, wie im Falle von Riggs, um trainierte Killer handelt; dessen Action nicht mehr in erster Linie als Ausdruck dieser Charaktere, sondern viel eher als Attraktion und Schauwert “an sich” inszeniert wird. In dem alles auf Entertainment und Immersion ausgerichtet ist und das sich nicht mehr so sehr als expliziter Kommentar zu einer wie auch immer gearteten Realität versteht, sondern das gerade seine Künstlichkeit, sein Film-Sein in den Vordergrund stellt.” (Quelle: <a href="https://funkhundd.wordpress.com/2013/11/11/lethal-weapon-richard-donner-usa-1987/">https://funkhundd.wordpress.com/2013/11/11/lethal-weapon-richard-donner-usa-1987/</a>). Nöding führt ebenfalls aus, dass die Vietnamkriegsvergangenheit der Protagonisten zwar angesprochen wird, aber bereits “zum Klischee verronnen” ist, und nicht wie bei beispielsweise RAMBO (FIRST BLOOD) noch “Ausgangspunkt für ein menschliches Drama” war. Alles, was Nöding geschrieben hat, erscheint mir plausibel und ich stimme ihm auch weitestgehend zu.</div>
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Trotzdem erklärt es immer noch nicht, warum mich der Film nicht mehr begeistern kann.Also bleiben nur Vermutungen: Es liegt wohl vor allem mehr an mir als am Film. Meine Erwartungshaltung war zu groß und ich habe LETHAL WEAPON in meiner Erinnerung verklärt. Es ist und bleibt ein sehr gut gelungener Actionfilm, aber es ist in meinen Augen keiner, der aus dem Genre heraussticht.<br />
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<b>LETHAL WEAPON - ZWEI STAHLHARTE PROFIS</b><br />
<i>LETHAL WEAPON</i><br />
USA 1987<br />
Regie: Richard Donner<br />
Produktion: Richard Donner, Joel Silver<br />
Buch: Shane Black<br />
Kamera: Stephen Goldblatt<br />
Musik: Michael Kamen, Eric Clapton<br />
Schnitt: Stuart Baird<br />
Darsteller: Mel Gibson, Danny Glover, Gary Busey, Mitchell Ryan, Tom Atkins<br />
<a href="http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=196&vid=312205" target="_blank"><br /></a>
<a href="http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=196&vid=312205" target="_blank">"Lethal Weapon Collection"</a> bei ofdb.de (BluRay)</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-59678274743357909912016-01-12T20:05:00.003+01:002016-01-20T11:50:49.548+01:00Eric Berg: Das Küstengrab<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1E4SdLC2oAO2kePvcc0VKuZifkwAtwQSfcjlGgege4K6O36suFjFQWw0Nc2PAZOUG8YeEERPNQdoxLC8dJillsVoVComJashQuxUG_MZ6-Dr7hHr_X52KyT66X2uP1y5n3TD8C2eB1LRj/s1600/Berg_EDas_Kuestengrab_162285.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1E4SdLC2oAO2kePvcc0VKuZifkwAtwQSfcjlGgege4K6O36suFjFQWw0Nc2PAZOUG8YeEERPNQdoxLC8dJillsVoVComJashQuxUG_MZ6-Dr7hHr_X52KyT66X2uP1y5n3TD8C2eB1LRj/s320/Berg_EDas_Kuestengrab_162285.jpg" width="201" /></a></div>
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Es gibt Bücher, von denen erwarte ich als erst einmal Leser gar nichts. DAS KÜSTENGRAB war so eines. Ich habe ihn zu Hand genommen, weil er gerade in die Taschenbuch-Bestsellerliste eingestiegen ist und wollte nur mal hineinlesen. Kriminalroman steht auf dem Cover. Erster Gedanke: Okay, es gibt schlimmere Genres. Der Klappentext lässt wissen, dass der Roman auf der Ostseeinsel Poel spielt. Gedanke: Puuh, ein deutscher Regionalkrimi. Da hast du aber noch nicht so viele gute Erfahrungen mit gemacht. Eine kurze Recherche nach dem Autor ergibt, dass es sich um das Pseudonym eines recht erfolgreichen Verfasser historischer Romane handelt. Gedanke: Aha, hier versucht jemand sein Repertoire zu erweitern - kann gelingen, geht aber meistens schief.</div>
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Dann ging es los. Schon nach wenigen Seiten war klar, dass der Autor sein Handwerk beherrscht. Das ist schon mal etwas, was ich bei anderen Abstechern in das Regionalkrimigenre nicht immer festgestellt habe. Im Prolog geschieht das Verbrechen, um das sich der Roman hauptsächlich dreht. Ein junger Mann wird im Sommer 1990 auf Poel erschlagen.Im Anschluss springt die Geschichte in den September 2013, wo wir Lea Mahler verfolgen, die vier Monate zuvor einen schweren Autounfall erlitten hat, nachdem sie das erste Mal seit 23 Jahren zurück auf ihrer Heimatinsel war. Bei dem Unfall kam ihre Schwester ums Leben und sie hat durch eine partielle Amnesie die Vorfälle direkt vor dem Unfall vergessen.</div>
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Der Roman springt nun zwischen den aktuellen Vorfällen und dem Geschehen vom Mai hin und her. Im Mai kommt Sabine Mahler, Leas Schwester, die inzwischen Polizistin in Berlin ist, durch Zufall auf die Spur des Verbrechens aus der Wendezeit, weil sie wegen eines Immobilienverkaufs zurück in die Heimat gekommen ist.. Und im September versucht Lea, die als erfolgreiche Fotografin in Argentinien gelebt hat, herauszufinden, wie es zu ihrem folgenschweren Unfall kam.</div>
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Dort trifft sie auf ihre alten Freunde, die alle immer noch - oder wieder - auf Poel leben. Alle bis auf einen - Julian, der seit dem Sommer 1990 vermisst wird. Schnell bemerkt sie, dass alle aus der ehemaligen Clique etwas vor ihr und vielleicht auch vor sich selbst verheimlichen.</div>
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So viel zur Handlung, die keineswegs besonders originell und an manchen Stellen vielleicht auch etwas vorhersehbar ist. Aber das ist vollkommen wurscht, denn eines ist der Roman nicht, nämlich langweilig. Man darf natürlich keinen tempogeladenen Actionreißer erwarten oder einen klassischen Krimi, in dem das wichtigste die Lösung eines Tathergangs ist. Das bekommt man hier ausdrücklich nicht. Was man bekommt, ist, eine an die Atmosphäre eines kleines Dorfes angepasste, ruhige Erzählung, die ihre Spannung nicht aus der Aufklärung eines Mordes oder eines Unfallhergangs bezieht, sondern aus dem Verhältnis der Freunde - oder vielmehr der ehemaligen Freunde - untereinander bezieht. Alle haben sie in den letzten 23 Jahren eine komplett unterschiedliche Biographie aufgebaut. Hier der erfolgreiche Geschäftsmann, der mehr oder wenig auf ganz Poel den Ton angibt, und der eine alte Jugendfreundin geheiratet hat, die nach einem erfolglosen Versuch in Hollywood Fuss zu fassen, wieder zurück nach Mecklenburg gekommen ist. Dort ein verarmtes Geschwisterpaar, in dem sie die kranke Mutter pflegt und er so etwas wie den verschrobenen Inselkauz gibt. Und zum Schluss noch der Landarzt, der früher in der Clique der ruhigste und zurückhaltendste war. </div>
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Und das war es, was mich am Ball blieben ließ. Einen weiteren 08/15-Kriminalroman hätte ich wahrscheinlich nach 50, 60 Seiten in die Ecke gepfeffert. Aber die Suche Lea Mahlers nach Teilen ihrer Vergangenheit, ihr Unbehagen, dass sie ihrem früheren Ich gegenüber mehr und mehr empfindet, und dass sie von sich selbst entfernt, obwohl sie sich eigentlich sucht, erzeugt mehr Spannung als ein klassischer Whodunit. Dazu kommt, dass unter der heilen Oberfläche des Inseldorfs mehr und mehr Risse zutage treten, die in den letzten Jahren mehr schlecht als recht kaschiert waren. Alles in allem eine Geschichte also, die ich so bestimmt nicht erwartet hatte.</div>
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Trotzdem kann ich leider keine vorbehaltlosen Jubelstüme über DAS KÜSTENGRAB hinwegwehen lassen. Es gibt auch Schwachpunkte. Zum einen die oben schon erwähnte Vorhersehbarkeit und zum anderen versucht sich der Erzähler doch an recht einfachen pseudopsychologischen Erklärungen für manche Verhaltensmuster. </div>
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Aber was soll’s, wir haben hier einen Unterhaltungsroman vorliegen. Und unterhalten wird der Leser, und zwar auf einem recht hohen Niveau. Und darin beziehe ich nicht nur die Geschichte, sondern auch die Sprache mit ein. Ich gebe noch einmal zu, dass ich damit nicht gerechnet habe. Genauso wenig wie mit den klug eingesetzten Perspektivwechseln. Hauptsächlich wird zwar aus der Ich-Perspektive Lea Mahlers heraus erzählt, aber es wird immer wieder - und zwar genau in den passenden Augenblicken - in die dritte Person gewechselt. Egal ob die Lea Mahler weiterhin zum Geschehen gehört oder nicht. Das und auch die Zeitsprünge, die in meinen Augen auch immer zum rechten Zeitpunkt geschehen, zeigen, dass dieser Roman sehr klug komponiert worden ist. Und wenn mir jetzt jemand damit kommt, dass das Buch dadurch um einiges verwirrender wird, dem halte ich entgegen: Na und? Darf ein unterhaltender Kriminalroman nicht von seinen Lesern auch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit verlangen? Ich für meinen Teil habe jedenfalls einen Autor entdeckt, dessen Bücher nicht mehr von mir unterschätzt werden.<br />
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<b>Eric Berg: DAS KÜSTENGRAB</b></div>
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Blanvalet 2015</div>
Originalverlag: Limes, 2014<br />
<div style="-webkit-text-stroke-width: 0px; color: black; font-family: 'Times New Roman'; font-size: medium; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; letter-spacing: normal; line-height: normal; orphans: auto; text-align: justify; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 1; word-spacing: 0px;">
<div style="margin: 0px;">
Taschenbuch, Broschur, <span style="white-space: nowrap;">432 Seiten</span>, <span style="white-space: nowrap;">11,8 x 18,7 cm</span></div>
<div style="margin: 0px;">
<span style="white-space: nowrap;">ISBN: 978-3-7341-0218-9</span><br />
<span style="white-space: nowrap;"> € 9,99 </span></div>
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<span style="white-space: nowrap;"><br /></span></div>
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<span style="white-space: nowrap;"><a href="http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Das-Kuestengrab-Kriminalroman/Eric-Berg/e482176.rhd?mid=5&serviceAvailable=true" target="_blank">Hier</a> geht es zum Buch auf der Verlagshomepage</span></div>
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MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-23409421465704404262016-01-07T17:39:00.000+01:002016-01-18T20:22:30.212+01:00Shaun das Schaf - Der Film<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsvNYXRhuQ_4t-zjaHkUJ_AREzasHHodtaMWPo7asOgOZwnH2zx56caP1hM96xflIij05VV2Tmnx1ltiwENPYTDbH_7xZ7wwxa01peuGJsax7dCFL_kqqVyRjeOb-cXvkW5ocBlLsD9A34/s1600/ShaunDasSchaf-DerFilm_BluRay-D-1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsvNYXRhuQ_4t-zjaHkUJ_AREzasHHodtaMWPo7asOgOZwnH2zx56caP1hM96xflIij05VV2Tmnx1ltiwENPYTDbH_7xZ7wwxa01peuGJsax7dCFL_kqqVyRjeOb-cXvkW5ocBlLsD9A34/s400/ShaunDasSchaf-DerFilm_BluRay-D-1.jpg" width="343" /></a></div>
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An SHAUN DAS SCHAF - DER FILM bin ich extrem voreingenommen herangegangen. Ich liebe die TV-Serie und bin immer schon ein wenig enttäuscht, wenn Günter Dybus sonntagvormittags im Vorspann der SENDUNG MIT DER MAUS (Pflichtprogramm!) Käpt’n Blaubär für das Ende der Sendung ankündigt, obwohl der auch nicht übel ist, aber im Gegensatz zum Witz und Charme von Shaun doch gewaltig abstinkt.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigDRMIzNxjoTpi1ShrJfkzO5FAC9vpk78-V6vbcQriBfzN8d5rA_vQMMqyokDOAqj1F3N7HmfbMyFb6Ab1HG0q-vaaHWucr-QnDHdFz5g2JxqeLQKJ6NoyiSJnXgEVFfmoiAwEf-8H_YdK/s1600/ShaundasSchaf_007.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="133" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigDRMIzNxjoTpi1ShrJfkzO5FAC9vpk78-V6vbcQriBfzN8d5rA_vQMMqyokDOAqj1F3N7HmfbMyFb6Ab1HG0q-vaaHWucr-QnDHdFz5g2JxqeLQKJ6NoyiSJnXgEVFfmoiAwEf-8H_YdK/s200/ShaundasSchaf_007.jpg" width="200" /></a>Im letzten Jahr haben die Aardman Studios dem Schaf nun sein erstes Kinoabenteuer spendiert. Das man dort die auch die lange Strecke beherrscht, haben Filme wie CHICKEN RUN und WALLACE & GROMIT - DIE JAGD NACH DEM RIESENKANINCHEN unter Beweis gestellt. Und auch bei SHAUN DAS SCHAF gelingt das gut.</div>
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Zugegeben, die Story ist etwas dünn. Den Schafen wird die Alltagsroutine auf dem Hof zu eintönig und sie versuchen den Farmer für einen Tag aus dem Verkehr zu ziehen. Das geht leider schief und der Gute landet mit Gedächtnisverlust in der Großstadt. Shaun und der Rest der Herde machen sich auf den Weg, den nach kurzer Zeit schon arg vermissten Farmer zu suchen.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgTUsYF61i5D37sbqILCIi3P9h2IvXo1ReVZFqgycuBWRWVCIvckRUxfcM1AfGYbc2Lwthi7hZcP-iWosgme6P5rrlPVwdqioB5x_khX9jBvUuHO-91lDEsv81gF6SJbdvIxQ11HQYT3RZZ/s1600/ShaundasSchaf_010.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="133" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgTUsYF61i5D37sbqILCIi3P9h2IvXo1ReVZFqgycuBWRWVCIvckRUxfcM1AfGYbc2Lwthi7hZcP-iWosgme6P5rrlPVwdqioB5x_khX9jBvUuHO-91lDEsv81gF6SJbdvIxQ11HQYT3RZZ/s200/ShaundasSchaf_010.jpg" width="200" /></a>Die Schafe in der Stadt bieten natürlich einige Gelegenheiten für gute Slapstick-Nummern, die klein und groß gleichermaßen unterhalten, wenn der Farmer beispielsweise mit seiner Schafschurtechnik den neuesten und hippsten Frisurentrend setzt. Ein bisschen Spannung kommt auch auf, weil ein Tierfänger hinter den Schafen her ist und es gibt auch ein, zwei traurige Momente. Kurzum: ein rundum gelungener Kinderfilm.</div>
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Aber gleichzeitig auch mehr als das: für die Erwachsenen hat der Film mit zahlreichen Anspielungen an Popkultur und Filmklassiker auch etwas zu bieten. Den Jüngsten dürften die Zitate von beispielsweise DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER wohl verborgen bleiben - hoffe ich jedenfalls -, doch die meisten größeren Zuschauer werden einige Aha-Effekte haben. Die Regisseure Richard Starzak und Marc Burton (u.a. für das Drehbuch von MADAGASCAR verantwortlich) greifen sogar noch weiter in die Filmhistorie zurück. Da der Film mehr oder weniger ein Stummfilm mit musikalischer Untermalung - Blöken zähle ich jetzt mal nicht als Sprache - ist, sogar sehr weit. Und das zeigt dem Zuschauer des 21. Jahrhunderts, das Gags, die schon bei Buster Keaton oder Harold Lloyd funktioniert haben, es auch heute noch tun. </div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAWZII70-iyjtiTjjCuUyzIZKG7dciW6SveghQWGCTpJkIHPgOsTreVX6oK_tYvBKMpt4ABx0Nywsz456DMfwkoULP4l2bWEgPvo79cKViE54BKPuESNzScGpUxOICn0AXcY00kYxp3_e7/s1600/ShaundasSchaf_012.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="133" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAWZII70-iyjtiTjjCuUyzIZKG7dciW6SveghQWGCTpJkIHPgOsTreVX6oK_tYvBKMpt4ABx0Nywsz456DMfwkoULP4l2bWEgPvo79cKViE54BKPuESNzScGpUxOICn0AXcY00kYxp3_e7/s200/ShaundasSchaf_012.jpg" width="200" /></a></div>
Noch ein Wort zur Animation: Großartig.</div>
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SHAUN DAS SCHAF - DER FILM ist also ein optimaler Film für den Sonntagnachmittag, an dem die ganze Familie Spaß haben kann. </div>
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Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber dennoch: Vielleicht hätte der Verleih bei der BluRay noch eine andere Version dazupacken können. Ich verstehe und finde es gut, dass bei einem Kinderfilm die Schrifteinblendungen eingedeutscht werden. Aber für die Originalfassung wäre bestimmt noch Platz gewesen.</div>
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<b>SHAUN DAS SCHAF - DER FILM</b></div>
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<i>SHAUN THE SHEEP MOVIE</i></div>
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GB 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
Regie: Richard Starzak, Marc Burton<br />
<br />
(Abbildungen in diesem Beitrag mit freundlicher Gehnehmigung der Studiocanal GmbH)</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-70839662373504428482016-01-06T21:02:00.004+01:002016-01-18T20:21:51.371+01:00Tony Parsons: Mit Zorn sie zu strafen<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9NaIrV01Xy8CGgH-0zzPdbTwxQTTRAns3UlKcAeMoxJwpMSjUEJ3vVslViZGsGOoyNfQEglbqtpSgIhkucbQjuFJ0n3rUqAHwYyd5eLaKCzuIp3lOLIAAUnw3t9NIJ31LY1vSLP9lPwkN/s1600/1dffd7968b35fea3.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9NaIrV01Xy8CGgH-0zzPdbTwxQTTRAns3UlKcAeMoxJwpMSjUEJ3vVslViZGsGOoyNfQEglbqtpSgIhkucbQjuFJ0n3rUqAHwYyd5eLaKCzuIp3lOLIAAUnw3t9NIJ31LY1vSLP9lPwkN/s320/1dffd7968b35fea3.jpeg" width="205" /></a></div>
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Tony Parsons ist ein recht konservativer britischer Journalist, der in seiner Heimat einen großen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Nicht zuletzt auch durch seine zahlreichen Bücher, die auf der Insel nahezu allesamt Bestsellerstatus erreichten. Er begann spät damit, Kriminalromane zuschreiben. MIT ZORN SIE ZU STRAFEN ist der zweite Roman mit seinem Protagonisten und Ich-Erzähler Max Wolfe, der erste DEIN FINSTERES HERZ (2014) kam hierzulande recht gut an (u.a Krimi der Woche in DIE WELT).</div>
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Wolfe arbeitet im Londoner Morddezernat und hat neben seinen beruflichen Herausforderungen auch mit den privaten Sorgen und Nöten eines alleinerziehenden Vaters einer fünfjährigen Tochter zu kämpfen. Aber dass das Private des Ermittlers eine dem Verbrechen fast ebenbürtige Rolle spielt, ist im gegenwärtigen Kriminalroman fast schon eine Selbstverständlichkeit. </div>
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MIT ZORN SIE ZU STRAFEN beginnt heftig. Im Prolog wird der Leser Zeuge, wie fast eine komplette Familie ausgelöscht wird. Später erfährt man, dass es eine sehr angesehene und finanziell mehr als gut situierte Familie war. Im ersten Kapital wird am Neujahrstag gleich eine Polizistin erschossen, was aber mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hat. Denn es geht schon um die Aufklärung des Mordes an der Familie bzw. um die Entführung des jüngsten Sohnes, den der Killer verschont hatte. Durch die ungewöhnliche Tatwaffe, ein Bolzenschussgerät, gerät ein Ex-Sträfling in den Fokus, der mit der vor Jahren ebenfalls mit einem Bolzenschussgerät eine ähnliche Tat begangen hat und von der Presse damals als der Schlachterbursche getauft wurde, was den Originaltitel THE SLAUGHTER MAN erklärt. Da der Verdächtige auch noch ein “Reisender” (so jedenfalls sagt es die deutsche Übersetzung) ist, nutzt Parsons das gleich zu einem Exkurs in Sachen Political Correctness, in dem er darauf eingeht, dass das Wort Zigeuner aus dem öffentlichen Sprachgebrauch verschwunden ist. Aber er tangiert es nur am Rande und macht daraus keinen Aufhänger, was man ihm zugute halten muss.</div>
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Genauso wie man ihm zugute halten muss, dass er keine der von ihm beschriebenen gesellschaftlichen Gruppen bevorzugt. Es gibt sowohl unter den “Reisenden” als auch bei den Oberen Zehntausend mehr oder weniger sympathische Figuren und echte Arschlöcher. Die Krimihandlung an sich ist guter Durchschnitt. Man kann sich zwar relativ schnell einen Reim darauf machen, wie es ausgeht, trotzdem hat Parsons noch ein, zwei Überraschungsmomente einbauen können und geschrieben ist das Buch so, dass man es gerne liest. Der Ich-Erzähler palavert nicht groß herum und hat eine direkte, aber keineswegs beleidigende Sprache.</div>
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Trotzdem ist der Protagonist auch das große Manko des Buches. Max Wolfe ist mir einfach too much. Er ist zu sehr der Superbulle, der sich nicht von Verletzungen aufhalten lässt und auch aus der extremsten Situation - zwar nicht immer gänzlich unbeschadet, letztlich jedoch immer heil - herauskommt. Dazu ist er noch der Superdaddy - auch wenn er selbst manchmal an seinen diesbezüglichen Fähigkeiten zweifelt und kommt auch sonst mit fast allen relativ gut klar. Dazu besitzt er trotzdem noch die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion. Kurzum: Der Typ ging mir echt auf den Sack.</div>
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Dennoch habe ich es nicht bereut, diesen Roman gelesen zu haben. Der lakonische Tonfall, das gesunde Maß an Härte und die kritischen Zustandsbeschreibungen der (britischen) Gesellschaft machen das Buch lesenswert.</div>
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<b><br /></b></div>
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<b>Tony Parsons: Mit Zorn sie zu strafen</b></div>
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Originaltitel: THE SLAUGHTER MAN</div>
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Lübbe 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
Übersetzt von Dietmar Schmidt</div>
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<br /></div>
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<a href="https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/krimis/mit-zorn-sie-zu-strafen/id_3155496" target="_blank">Hier</a> geht es zur Verlagsseite des Romans</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-27679074826294038022015-06-08T17:13:00.000+02:002016-01-15T11:26:47.180+01:00Bryan Smith: Blutgeil<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgF9HeW_r8Q3-IWx8FpqxVHBIgKhHcX8F3K4TwkMhv6yMzXfrf_CQIWjUtfJGP8QXKGLKTDIpIoihBs0UlAozUdTIyVOBNnHFfmgGFWWfZkYGXI7-spgYLFo5JPiEbFCD1wmJ_XGnsCNF0o/s1600/blutgeil.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgF9HeW_r8Q3-IWx8FpqxVHBIgKhHcX8F3K4TwkMhv6yMzXfrf_CQIWjUtfJGP8QXKGLKTDIpIoihBs0UlAozUdTIyVOBNnHFfmgGFWWfZkYGXI7-spgYLFo5JPiEbFCD1wmJ_XGnsCNF0o/s1600/blutgeil.jpg" width="200" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<b><br /></b></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i>Blutgeil</i> ist mittlerweile der neunte Titel von Bryan Smith, der im Festa Verlag innerhalb von drei
Jahren erschienen ist. Damit darf man
wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Smith im Moment, neben Edward Lee so
etwas wie eines der Zugpferde des Verlags zu sein scheint. <i>Blutgeil </i>ist die Fortsetzung von <i>Todesgeil</i>, der 2012 als dritter Smith-Roman seinen Weg zu den
deutschsprachigen Lesern fand. Die Geschichte von Roxie, die sich an einer
Gruppe Collegekids rächen will, dabei aber auch vor anderen Blut- und
Schandtaten nicht zurückschreckt und in einem furiosen Finale in Myrtle Beach
endet, ist vor drei Jahren von der deutschen Horrorkritik recht gut aufgenommen
worden ist. Carmen Weinand bescheinigte dem Buch auf ihrem Blog Horror and more
es sei „zugleich tiefgründig und
unterhaltsam“ sowie „actionreich, spannend und genial abartig“ (<span style="color: windowtext; text-decoration: none; text-underline: none;"><a href="http://testwerkstatt.blogspot.de/2012/06/todesgeil-bryan-smith.html">http://testwerkstatt.blogspot.de/2012/06/todesgeil-bryan-smith.html</a></span>).
Bei Literra.de wiesen sowohl Florian Hilleberg <span class="apple-converted-space">(„</span>… <i>Todesgeil</i>
ist keine stupide Aneinanderreihung von Brutalitäten und pornografischen
Szenen, sondern darüber hinaus auch eine erschreckende Achterbahnfahrt in die
Abgründe der menschlichen Psyche.“-<span class="apple-converted-space"> </span><span style="color: windowtext; text-decoration: none; text-underline: none;"><a href="http://www.literra.info/rezensionen/rezension.php?id=5798">http://www.literra.info/rezensionen/rezension.php?id=5798</a></span>) als
auch Elmar Huber („Bryan Smith … nutzt die Zeit zwischen den Gewaltspitzen zur
durchaus gelungenen Charakterisierung und Entwicklung seiner Figuren“ - (<span style="color: windowtext; text-decoration: none; text-underline: none;"><a href="http://www.literra.info/rezensionen/rezension.php?id=6057">http://www.literra.info/rezensionen/rezension.php?id=6057</a></span>) auf
die gelungenen Charakterzeichnungen hin. Und Torsten Scheib zieht in seiner
Besprechung des Romans bei Fantasyguide.de – wie auch die meisten anderen
Rezensenten – Parallelen zu den Genregrößen Richard Laymon und Jack Ketchum:
„Es wird gefoltert, vergewaltigt, verstümmelt und getötet, was das Zeug hält –
und dies so hartherzig und deutlich, dass es selbst ein Richard Laymon zu
Glanzzeiten schwer gegen seinen inoffiziellen Nachfolger gehabt hätte. Jedoch
ist dieses grausige Sammelsurium der Abartigkeiten keine sinnfreie
Splatterorgie, sondern integrer Bestandteil einer wirklich gelungen Story.“ (<span style="color: windowtext; text-decoration: none; text-underline: none;"><a href="http://fantasyguide.de/12669/">http://fantasyguide.de/12669/</a></span>).<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a>Die Originalfassung von <i>Todesgeil</i> – <i>The Killing Kind</i> – erschien 2010 bei Leisure Books einem Imprint
von Dorchester Publishing. Nach einigen Querelen und Zahlungsschwierigkeiten,
nachdem Dorchester Publishing zu einem reinen E-Book und Print-on-Demand-Verlag
umgewandelt wurde - u.a. gab es 2011 einen von Brian Keene angeführten Boykott
ehemaliger Autoren - übernahm 2012 Amazon die Rechte an den dort verlegten
Büchern und bot den Autoren die Gelegenheit bei
Amazon Publishing zu veröffentlichen. Die Autoren, die nicht bei Amazon
veröffentlichen wollten, bekamen die Rechte an ihren Werken zurück und konnten sich
selbst neue Veröffentlichungswege suchen. Bryan Smith entschied sich bei <i>The Killing Kind 2</i> dafür, das Werk bei
Create Space, dem Print-on-Demand-Service von Amazon in Eigenregie
herauszubringen. Gleichzeitig erschien auch eine auf 64 Exemplare limitierte
Hardcover-Fassung bei Thunderstorm Books. Die deutsche Fassung <i>Blutgeil</i> erscheint nun, nur ein Jahr
nach der Originalfassung , als Nummer 85 in der Reihe HORROR & THRILLER
(vormals HORROR-TB)des Festa Verlags in
der Übersetzung von Claudia Rapp.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i>Blutgeil</i> spielt vier Jahre nach den Ereignissen von Myrtle Beach,
die in <i>Todesgeil</i> beschrieben worden
sind. Die Überlebenden des finalen Massakers haben die vier Jahre
unterschiedlich verbracht. Roxie, die psychopatische Verursacherin des Ganzen,
ist gänzlich untergetaucht; Rob Scott ihr Entführungsopfer und Kurzzeitfreund
wurde gefasst und wegen Beihilfe vier Jahre ins Gefängnis gesteckt; Julie
Cosgrove nicht minder psychopathische Bloggerin und Mittäterin wurde
freigesprochen, machte es sich in der Opferrolle bequem und zog finanzielle
Vorteile aus der Situation; im Gegensatz dazu Emily Sinclair, das Umfeld der
reichen, verwöhnten jungen Frau, die auch ihren Gefallen an den sadistischen
Spielen gefunden hatte, nahm ihr trotz
Freispruchs die Opferrolle nicht ab, und so begann ihr sozialer Abstieg – zwar
nicht nach ganz unten, aber in ihrer Meinung nach ganz und gar nicht
angemessene Gefilde; zuletzt noch Chuck Kirby, der die Tötung seiner Freundin
in<i> Todesgeil</i> nicht verkraftet hat und
in eine Depression gefallen ist.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das Geschehen des Romans setzt
nun zu dem Zeitpunkt an, als Rob aus dem Gefängnis entlassen wird. Er findet
Unterkunft bei Jane Middleton, die er durch einen Briefaustausch im Knast
kennengelernt hat. Wie alle weiblichen Figuren in diesem Buch hat ist auch Jane
eine gewaltigst gestörte Persönlichkeit. Sie versucht in Aussehen und Charakter
Roxie zu kopieren und macht Rob zu ihrem gefügigen Handlanger, der das zwar
nicht will, aber sich trotzdem seltsam von der dominanten Art und Weise Janes
angezogen fühlt. Julie hingegen ist zwar reich, aber ihr fehlt etwas, und zwar
der Kick, den sie bekommen hat, als sie getötet hat. Sie ist sich aber noch
unschlüssig, ob sie ihren erreichten Standard durch unüberlegte Handlungen in
Gefahr bringen soll. Emily hat, was das anbelangt, mehr Glück. Ein seltsamer
Zufall hat vor einiger Zeit den sturzbetrunkenen Chuck vor ihre Haustür
geführt. Sie hat die Gelegenheit genutzt, dass ihn in seinem Zustand niemand
vermissen würde, hält ihn seitdem in ihrem Keller gefangen und arbeitet ihre
sadistischen Neigungen an ihm ab, während sie sonst über das Internet mit ihren
„Fans“, die ihre Gewaltfantasien chic finden, flirtet.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Und nun greift Roxie ins
Geschehen ein. Sie hat die Vorstellung, dass sich die Überlebenden von Myrtle
Beach wieder zusammentun und sie wieder mit ihrem Ex-Freund Rob zusammen sein
kann. Aber nachdem sie Emily und Julie schon wieder mit ins Boot geholt hat und
den armen Chuck zusammen mit Emily noch ein wenig weiter gefoltert hat, läuft
bei der Zusammenkunft mit Rob etwas aus dem Ruder. Und da kommt dann Emilys
Internetbekanntschaft Warren Everett, ein Milliardär mit seltsamen Vorlieben,
ins Spiel. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er bietet den mittlerweile
Sechsen an, an einem Wettbewerb mitzumachen. Drei Zweierteams (Roxie & Rob, Julie & Emily, Jane &
Chuck) sollen unter gewissen Umständen Morde verüben. Sie werden dabei gefilmt,
diese Filme werden einer gewissen Zuschauerschaft online zugänglich gemacht und
das Publikum stimmt ab, wessen Taten “am besten“ ankamen. Den Siegern winkt ein
sorgenfreies Leben auf einer einsamen Luxusinsel. Und selbst diejenigen, die
zunächst Skrupel haben, liefern, was man von ihnen erwartet.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Neben den handelnden Personen
sind auch die übrigen Ingredienzen von <i>Todesgei</i>l
in <i>Blutgeil</i> zu finden. Es wird auch hier gefoltert, verstümmelt und
getötet. Dazu kommen dann noch einige sexuelle Eskapaden, die man durchaus als
eher abseits der Norm betrachten dürfte. Smith geizt nicht mit expliziten Darstellungen
jeglicher Hinsicht. Dennoch besitzt er eine Gabe, die vielen seiner Kollegen –
gerade im Extrem-Horror-Bereich – abgeht: Er kann auch mal wegblenden. Der
Leser erfährt zwar, was passiert, aber er kriegt nicht jedes kleine Detail
unter die Nase gerieben. Genau das macht seine Gewaltbeschreibungen um einiges
eindrucksvoller, als manch anderes beschriebenes Gemetzel, wo man glaubt, dass
die jeweiligen Autoren sich in einem
Wettbewerb befinden, wer die meisten Liter Körperflüssigkeit pro Seite
vergießen lassen kann. Smith erfindet
zwar in Blutgeil einige sehr kranke und abgefahrene Szenen, aber dadurch, dass
er nicht die kleinste Kleinigkeit beschreibt, sondern auch mal einfach nur eine
der Figuren in zwei, drei Sätzen über ein vorhergehendes Vergehen erzählen
lässt, überlässt er der Fantasie des Lesers einigen Spielraum. Das kann
mitunter krasser sein, als wenn alles vorgegeben ist. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Gerade auch mit dieser zwar
kompromisslosen, aber nicht unbedingt voyeuristischen Erzählhaltung festigt
Smith für mich die Position, die er in meinen Augen unter den aktuellen
Festa-Autoren innehat. Edward Lee ist für mich beispielsweise der Satiriker und
Wrath James White der Gesellschaftskritiker unter diesen, aber Smith ist für
mich so etwas wie der Filmemacher. Seine Bücher würden sicher sehr gute Vorlagen für
Drehbücher abgeben, die auch realisiert werden könnten. Es beschert dem Leser keine
„Nahaufnahmen“ expliziter Gewalt und benutzt das gerade bei Horrorfilmen beliebte Mittel eines Wettbewerbs, dem sich
seine Protagonisten stellen müssen. Ob das Spiel und seine Zurschaustellung im
Internet auch noch eine Art Medienkritik darstellen soll, sei dahingestellt. Wenn
es denn so sein sollte, wäre der Versuch kläglich gescheitert, denn die
Auswüchse sogenannter Snuff-Videos werden eher einfach nur dargestellt als in
irgendeiner Weise hinterfragt. Und dann
ist natürlich die Tatsache, dass dieser Roman ein Sequel ist, auch ein
Beleg, dass sich Smith eher an filmische Vorbilder hält, als an literarische –
wenn man von Autoren wie Laymon und Ketchum, die in ähnlichen Bereichen unterwegs sind (waren),
absieht.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Aber genau ist auch der Haken,
den ich bei dem Buch sehe. Wie vielen anderen Sequels gelingt es auch <i>Blutgeil</i> nicht, an die Klasse des
Erstlings heranzukommen. Waren bei Todesgeil, die Figuren noch etwas ambivalent
, sind – vor allem die weiblichen – jetzt mehr oder weniger eindimensional, alle
sind psychopathische Killer. Die Jungs lassen zwar ab und an noch Zweifel
durchblicken, lassen sich aber praktisch ohne Gegenwehr zu den widerlichsten
Taten überreden. Außerdem bleibt die Glaubwürdigkeit zu sehr auf der Strecke. Konnte man sich in <i>Todesgeil</i> noch
einigermaßen zusammenreimen, warum die Taten zunächst keine Wellen schlugen und
niemand sie ernsthaft verfolgte, müssen die Figuren in <i>Blutgeil</i> zwar manchmal abtauchen, aber trotzdem wirkt es in
keinster Weise glaubhaft, dass man ihrer nicht habhaft wird. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Aber seit wann ist
Glaubwürdigkeit ein Qualitätskriterium im Horrorgenre? Also kann man diesen
Einwand auch gerne beiseiteschieben. Denn trotz der erwähnten Defizite ist <i>Blutgeil </i>genau das, was es sein möchte.
Ein brutaler, erschreckender und auch teilweise abstoßender Horrorroman ohne
übersinnliche Aspekte. Der Mensch ist in diesem Roman das Monster. Da gibt es
natürlich ein paar Überzeichnungen und einige Szenen sind mit Sicherheit nur
ins Buch gekommen, um zu zeigen, auf was für abartige Ideen Smith kommen kann und
nicht, um die Handlung in irgendeiner Weise voranzutreiben. Aber wie oben schon
erwähnt, hält sich Smith auch manchmal angenehm zurück. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Und so komme ich zu dem
abschließenden Urteil, dass der Roman auf seine Art und Weise zwar äußerst
unterhaltsam ist, aber dennoch wirft sich – wie bei vielen Fortsetzungen – die
Frage auf: Musste das wirklich sein? <i>Todesgeil</i>
ist ein sehr guter für sich alleine stehender Roman. Hätte Smith nicht etwas
Neues konzipieren können anstelle dieses -
zweifellos nicht schlechten – Sequels? Nichtsdestotrotz: bei den meisten, denen die
erste Geschichte um Roxie und Co. zugesagt hat, wird auch <i>Blutgeil </i>Gefallen finden und somit bleibt es wohl nicht
ausgeschlossen, dass es noch zu weiteren Sequels kommen wird.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>Bryan Smith: Blutgeil</b></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: THE KILLING KIND 2 (2014)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Übersetzung: Claudia Rapp</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Festa Verlag, April 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
383 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
13,95 € (Taschenbuch)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783865523471</div>
<div>
<br /></div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-12211682744715803272015-03-26T17:42:00.000+01:002016-01-15T11:27:09.163+01:00A.P. Glonn: Die andere Seite der Realität<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglwn_veAwCUF1xwT7BhDJ139wOAynmqoCYaOjYMvNJ5KHgfRzeRE27_dViV3WWWYcliCzeokbYKvkLPgmAa9HeF8NBkLjg7a4LgCT_JzTS7h-iJVNBVOqd0lomf_6k8mDmCfCovLC6Ygml/s1600/Die+andere+Seite+Web.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglwn_veAwCUF1xwT7BhDJ139wOAynmqoCYaOjYMvNJ5KHgfRzeRE27_dViV3WWWYcliCzeokbYKvkLPgmAa9HeF8NBkLjg7a4LgCT_JzTS7h-iJVNBVOqd0lomf_6k8mDmCfCovLC6Ygml/s1600/Die+andere+Seite+Web.png" width="212" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i>Die andere Seite der Realität</i> beginnt als Kriminalroman im viktorianischen London. Die Polizei arbeitet gerade an einem der wohl berühmtesten Fälle der Kriminalgeschichte. Jack the Ripper treibt im Bezirk Whitechapel sein Unwesen und der Protagonist des Romans, Inspector Seth Aspen macht Jagd auf ihn. Er verfolgt die Spur des Frauenmörders bis über den Großen Teich und sogar darüber hinaus. Denn während seiner Jagd tritt er in eine andere Welt über, eben auf <i>Die andere Seite der Realität</i>. Er befindet sich plötzlich in einer Fantasywelt, wo zwar auch Menschen leben, die aber allesamt magische Fähigkeiten besitzen. Er freundet sich dort mit einigen Personen an, u.a mit so genannten Shadowwalkers, die schnell - durch die Schatten – von einem Ort zum nächsten gelangen, und Gestaltwandler, wie z. B. eine Art Werwolf. Aber natürlich ist Seth Aspen auch weiterhin dem Ripper auf der Spur, der seine Wurzeln auf dieser Seite der Realität hat. Dazu lernt auch einiges über sich selbst kennen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Soweit kurz und knapp die Storyline von A.P. Glonns Roman, der 2014 im Luzifer Verlag erschienen ist. Der Roman hat seine Stärken im ersten Teil, als die Mörderjagd der Londoner Polizei beschrieben wird. Das ist richtig gut gemacht. A.P. Glonn fängt die Atmosphäre des nebelverhangenen Londons im ausgehenden 19. Jahrhundert wunderbar ein, tut das aber in einer Sprache, die keineswegs altbacken ist. Da verzeiht man es auch, wenn manche Modernismen in der wörtlichen Rede für die Zeit unpassend wirken. Wenn sie diesen Weg weiterbeschritten hätte, wäre vermutlich ein guter bis sehr guter klassischer Kriminalroman daraus werden können.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a>Leider ist sie aber abgebogen. Und zwar in meinen Augen auf die falsche Seite. Denn nachdem sich der Protagonist auf der anderen Seite der Realität wiederfindet, findet sich der Leser einmal in einer Fantasywelt wieder, die kaum ein Klischee auslässt. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen Seth Aspen und Aelin ist ebenso vorhersehbar wie kitschig, der Sidekick Duncan Lyall soll wohl ab und an für Humor sorgen, tut es aber auf erschreckend niedrigem Niveau. Kurz gesagt die letzten zwei Drittel des Romans sind für mich ein Prototyp dessen, was ich unter schlechter Fantasy verstehe. Und um so etwas zu umgehen, mache ich sonst eher einen Bogen um das Genre.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Dazu kommen noch ein paar logische Ungereimtheiten. Zu Beginn des Buches ziehen sich Seth Aspen und sein Mitbewohner (und der vermeintliche Erzähler der Geschichte) damit auf, dass der eine vom anderen zu Beginn ihrer Bekanntschaft dachte, er wäre schwul. Später dann,als Aelin Seth über seine Wohnsituation mit einem anderen Mann ausfragt, wird dem Leser noch einmal auf gänzlich andere Weise umständlich erklärt, dass Seth Homosexualität nicht fremd ist. Warum nur? Das war doch schon klar.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Dann wundert sich unser Protagonist, dass derjenige, der ihm den Dolch zugesteckt hat, der ihm eine Flucht ermöglicht, ihn nicht verfolgt, sondern ihm geradezu bei seiner Flucht hilft. Der gute Insepector Aspen wird eigentlich als recht pfiffiges Kerlchen dargestellt, also verwundert es schon sehr, warum er solch einfache Zusammenhänge erst viel später erkennt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
Wie schon erwähnt, der erste Teil des Romans ist wirklich gut. Darum ist es umso schmerzhafter, dass der Rest so voller Klischees und schwacher Anspielungen ist. Als noch von einem Brudermord erzählt wird und der Vater der beiden Adam heißt, war ich kurz davor das Buch abzubrechen, weil es fast zu viel für mich war. Ich habe aber durchgehalten und das Ende war noch akzeptabel. Trotzdem glaube ich, dass die Autorin auf dieser Seite der Realität besser aufgehoben ist und sie ihr vorhandenes Talent eher auf diesseitige Stoffe richten sollte.<br />
<b><br /></b>
<b>A.P. Glonn: Die andere Seite der Realität</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Cover: Timo Kümmel</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Luzifer Verlag, August 2014</div>
<div style="text-align: justify;">
525 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
14,95 € (Paperback)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783943408409</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-13425409181536455272015-03-19T14:38:00.000+01:002016-01-15T11:27:31.252+01:00Kealan Patrick Burke: Timmy Quinn - Der Schildkrötenjunge & Die Häute<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTCGaOTofToVZzPTXqbwd_w_vGEL4sAcMHosEtaUklivNqC1juVULJtmUCEIrvS288Fs-8BcfOkL7-t-KwhlZZvCtUne7PirudEcSZ_oydkGDA7Ifa0iKMKR5XHoVtUzy7KrDuOWzxG2o6/s1600/TimmyQuinn_Cover_72-221x350.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTCGaOTofToVZzPTXqbwd_w_vGEL4sAcMHosEtaUklivNqC1juVULJtmUCEIrvS288Fs-8BcfOkL7-t-KwhlZZvCtUne7PirudEcSZ_oydkGDA7Ifa0iKMKR5XHoVtUzy7KrDuOWzxG2o6/s1600/TimmyQuinn_Cover_72-221x350.jpg" width="202" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Acht Jahre nachdem <i>Der Schildkrötenjunge</i> erstmals bei Eloy
Edictions in deutscher Sprache erschien und etliche Jahre nachdem der zweite
Teil der Timmy-Qinn-Serie <i>Die Häute</i> erstmals angekündigt wurde (ebenfalls bei Eloy), erschien 2014
endlich bei Voodoo Press ein Buch, das diese beiden Erzählungen in einem Band
beherbergt. <i>The Turtle Boy</i> gewann 2004 den Stoker Award für Long Fiction (ich
weiß nicht, was die adäquate Übersetzung für diese Kategorie zwischen der
Kurzgeschichte und dem Roman ist) und <i>The Hives</i> war im Jahr darauf als bester
Debütroman nominiert.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Kealan Patrick Burke gilt als eines der größten Talente im
Horror-Genre, obwohl Talent bei einem Autor, der seit über zehn Jahren dabei ist und mehrere Romane, unzählige Kurzgeschichten und noch etliche
Werke, deren Längen dazwischen liegen, veröffentlicht hat, wohl nicht mehr ganz
stimmt. Seine Timmy-Quinn-Serie, die aus fünf mehr oder weniger langen
Erzählungen besteht, soll nun in drei Bänden komplett auf Deutsch erscheinen.
Dem Genreleser wird es freuen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a>Denn schon in seiner 2004 erstmalig erschienenen Erzählung <i>Der
Schildkrötenjunge</i> hat Burke bewiesen, dass er sich mit den Großen des Horrors
messen kann. Und dabei hat er sich gleich auf ein Terrain gewagt, in dem es schon
riesige Fußspuren gab. Wenn man hört, dass der Protagonist ein 11-jähriger
Junge ist, der in einem Sommer eine Entdeckung macht, die sein Leben verändert,
dann denkt man gleich an Stephen Kings Werke <i>Die Leiche</i> oder <i>Es</i>, die ähnliche
Themen haben.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Timmy Quinn erfährt also in jenem Sommer, dass er die Gabe besitzt, mit toten Menschen zu kommunizieren, und diese ihn auch dazu benutzen sich an
denjenigen zu rächen, die Schuld an ihrem Ableben sind. <i>Der Schildkrötenjunge</i>
ist ein solcher Toter, der sich Timmy zeigt. In den knapp 100 Seiten der
Erzählung schafft es Burke eine Atmosphäre aufzubauen, dass man beim Lesen
glaubt, den schwülen Sommer Ohios direkt mitzuerleben. Wie er das in so einem frühen
Werk hinkriegt, lässt erahnen, welches Potential in ihm schlummert. Er kommt
zwar nicht ganz an Kings Meisterwerke <i>Die Leiche</i> oder <i>Es</i> heran, aber an die kam
King selbst in seinen frühesten Werken auch selten heran.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i><br /></i>
<i>Die Häute</i> spielt sechs Jahre später. Timmy ist mittlerweile
17 und seine Eltern trennen sich. Timmy
geht mit seinen Vater in dessen irische Heimat, auch um vor seiner Fähigkeit
und deren Folgen davonzulaufen. Aber das kann er nicht. In Irland begegnet er
auch verstorbenen Menschen. <i>Die Häute</i> ist gut und gerne doppelt so lang wie <i>Der
Schildkrötenjunge</i>. Es beginnt mit einem Prolog, wo Timmy seine Gabe noch einmal
in den USA benutzt. Im zweiten Drittel kommt Timmy
dann in Irland an und lernt ein bisschen etwas über seine Familie und die neue
Arbeitsstelle seines Vaters kennen. Das letzte Drittel ist ein actiongeladener
Showdown und dieser entschädigt ein wenig für etwas holprige Elemente in der
Geschichte, die man den Figuren nicht abnimmt. Beispielsweise geht der Vater nach
Irland, weil ihm dort angeblich gute Berufschancen winken. Aber warum arbeitet
er dann in einer furchtbar stinkenden Fabrik an einer extrem gefährlichen
Maschine? Große Karrieresprünge scheinen das nicht zu sein. Trotzdem merkt man
auch dieser Erzählung an, dass Burke ein begnadeter Geschichtenerfinder und
Beschreiber ist, auch wenn er hier nicht die Intensität von <i>Der Schildkrötenjunge</i> erreicht. Wie er hier die Fabrik, in der Timmys Vater
arbeitet, und die dort zu findenden Schrecken beschreibt - so plastisch können das nicht allzu viele Autoren. Und es ist, wie schon erwähnt, mehr oder
weniger sein Debüt-Roman. An den kleineren Fehlern wird er in der Zwischenzeit
hoffentlich gearbeitet haben. So darf man auf die nächsten Werke gespannt sein,
die demnächst in deutscher Sprache von ihm erscheinen, und das sind nicht wenige.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i style="text-align: justify;">Timmy Quinn – Der Schildkrötenjunge & Die Häute</i><span style="text-align: justify;"> hat mir
einen Autoren näher gebracht, dessen Horror nicht so sehr auf Effekten und Ekel
beruht, sondern auf der Erschaffung einer düsteren Atmosphäre. Burke schreibt
keinen Horror für zwischendurch. Man muss sich schon auf seine Art und Weise
einlassen, um den richtigen Grusel zu erleben. Nichtsdestotrotz schafft er es
aber einen nachhaltigen Schauer bei seinen Lesern zu entfachen, was bei plakativeren Genreromanen eher weniger der Fall ist (was sie aber nicht
unbedingt schlechter macht). Hoffentlich dauert es nicht allzu lange bis die
nächsten Timmy Quinn-Bücher erscheinen. Der Verlag hat angekündigt, die fünf
Stories in drei Büchern zu publizieren. Da sich die Frage nach einer bestimmten
Schuld heimlich, still und leise durch die beiden ersten Bände zieht, bin ich
äußerst interessiert an den nächsten Bänden und der Auflösung des Geheimnisses.
Aber noch viel mehr interessiert mich, ob Burke wirklich (noch) besser geworden
ist. Der Startpunkt seiner Reise in die literarische Welt war nämlich qualitativ schon
relativ weit oben angesiedelt. </span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<b><br /></b>
<b>Kealan Patrick Burke: Timmy Quinn - Der Schildkrätenjunge & Die Häute</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der Originalausgaben: THE TURTLE BOY, THE HIDES (2004)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Übersetzung: Martin Weber</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Umschlagbild: Michael Schubert</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Voodoo Press, Oktober 2014 (E-Book, Februar 2014)</div>
<div style="text-align: justify;">
280 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
12,95 € (Taschenbuch)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783902802736</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-57303357040253494342015-03-12T16:25:00.000+01:002016-01-15T11:30:36.892+01:00Vanessa Kaiser & Thomas Lohwasser (Hrsg.): Dunkle Stunden<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7bbu-S8oAS_AZYSCmpQOsADVmQP_zCzvyCOP9o00KxhWEBSbEuuV0mrbfyTMj4yyoek49CXv3mo7lrWeMcBYEAYDFZszbRpl67VBGI5l_c48a8DO5WtNcITCXcVD2ov88pJIncnyom87C/s1600/Dunkle+Stunden.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7bbu-S8oAS_AZYSCmpQOsADVmQP_zCzvyCOP9o00KxhWEBSbEuuV0mrbfyTMj4yyoek49CXv3mo7lrWeMcBYEAYDFZszbRpl67VBGI5l_c48a8DO5WtNcITCXcVD2ov88pJIncnyom87C/s1600/Dunkle+Stunden.jpg" width="211" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Nachdem das Autoren-Duo Vanessa Kaiser und Thomas
Lohwasser schon seit einigen Jahren mit Kurzgeschichten in einigen Anthologien
vertreten war (für die Erzählung „Das Herz des Jägers“ aus Lothar Misckes
Anthologie <i>Geschichten unter dem
Weltenbaum</i> gab es 2011 des Deutschen Phantastik Preis), haben sich die beiden nun
daran gewagt, selbst eine Anthologie herauszugeben. Sie starteten eine
Ausschreibung und suchten Kurzgeschichten, die sich mit dem Thema Dunkelheit
befassten. Da gerade dieses Thema von
vielen Seiten aus beleuchtet werden kann, verwundert es nicht, dass auf ihren
Aufruf ca. 300 Geschichten eingesandt wurden. Ich mag mir gar nicht vorstellen,
was für ein Aufwand es gewesen sein muss, diese 300 Geschichten zu lesen und
auf ihre Tauglichkeit (in mehrerlei Hinsicht) für die Anthologie zu prüfen. Schon alleine dafür möchte ich Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser meinen Respekt aussprechen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Übrig geblieben sind 25 Kurzgeschichten, die im Oktober 2014 in
dem Band <i>Dunkle Stunden</i> publiziert
wurden. Wie schon erwähnt, gibt es natürlich verschiedene Herangehensweisen an
das Thema Dunkelheit. Daraus ergibt sich, dass diese Sammlung sehr
abwechslungsreich ist. Ich wage zu behaupten, das für jeden etwas dabei ist.
Aber genauso wird jeder Leser Geschichten finden, mit denen er rein gar nichts
anfangen kann – sei es thematisch oder wegen des Stils. Nichtsdestotrotz bleibt beim
Verfasser dieser Zeilen ein positiver Gesamteindruck nach der Lektüre des Buches hängen.
Aber ich gehe, wie bei meinen Anthologiebesprechungen üblich, zunächst auf die
einzelnen Erzählungen ein. Da es 25 an der Zahl sind, versuche ich mich so kurz
wie möglich zu halten, damit die Länge dieser Rezension nicht ausartet. Damit
werde ich natürlich den meisten Erzählungen nicht gerecht und bitte vorher um
Entschuldigung.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a>1)Tobias Wulf: Licht, Dunkelheit und Ratten</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Es beginnt mit einem dystopischen Kammerspiel in der Dunkelheit eines
eingestürzten Bunkers. Die Geschichte des mir vorher gänzlich unbekannten
Autors bietet zwar sprachlich und atmospärisch nichts Besonderes, ist aber eine
solide Startgeschichte, die aber auch Luft nach oben lässt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
2)Moritz B. Hampel: Ungezügel<br />
Diese Luft kann die zweite Story aber nicht füllen. In dieser im Präsens und
aus der 1. Person erzählten Geschichte, wird ein unter der Erde gehaltenes
menschliches Wesen mit eher tierischen Eigenschaften nur zu Jagdzwecken an die Oberfläche gezerrt.
Die Geschichte des Biestes, das auch Gefühle zeigt, ist an sich nicht übel. Aber
ich nehme Protagonisten die Erzählstimme nicht ab. Die Taten und die Worte sind
nicht im Einklang. Die Erzählweise wirkt daher aufgesetzt und daher zündet die
Story nicht.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
3)Bettina Ferbus: Die Quelle der Inspiration<br />
Ganz anders ist es bei der ersten in der Gegenwart spielenden Geschichte. Ein
Horrorautor wird von einem Fanzine-Schreiberling nach seiner Inspiration
gefragt. Die Antwort ist denkbar einfach, aber die ganze Welt ist involviert. Eine nicht ganz neue, trotzdem aber
erstklassige Idee, die gut umgesetzt ist. Lediglich zum Ende hin fällt die Erzählung
etwas ab.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
4)Thilo Corzilius: Durch die Nacht<br />
Der <i>Ravinia</i>-Autor erzählt eine Art Aschenputtel-Geschichte bei einem
Wiener Hofball, die ein unrühmliches Ende findet. Es soll wohl mit klassischen
Gruselelementen ein kleiner Schauer erzeugt werden. Bei mir hat das überhaupt
nicht funktioniert.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
5)Hanna Nolden: Gefangen<br />
Hanna Noldens Geschichte ist ein Beispiel dafür, dass man mit dem letzten Satz
einer Erzählung die vorher aufgebaute Atmosphäre komplett kaputt machen kann. Die
beklemmende Version einer Story, die vom Eingesperrtsein auf engstem, dunklem Raum
handelt, die dadurch, dass sie in der 2. Person erzählt wird, noch beklemmender
wirkt, büßt am Ende alles ein. Schade.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
6)Jan-Christoph Prüfer: Nur Scheiße<br />
Der Leser dieser Rezension mag sich mittlerweile vielleicht denken, stand da zu
Beginn nicht etwas von positivem Gesamteindruck. Davon merkt man aber nach den
ersten fünf Kurzbesprechungen bis jetzt noch nicht viel. Mit Prüfers Geschichte
ändert sich das, denn diese Geschichte hat mich an den Eiern gepackt. Ich will
gar nicht zu viel erzählen, aber wie in dieser Geschichte eines Kanalarbeiters
realer mit fiktivem Horror kombiniert wird, ist ganz großes Tennis. Dazu kommen
noch gruselige Kindheitserlebnisse des Protagonisten, die diesen Eindruck noch
verstärken. Das Ganze ist zwar nicht spektakulär erzählt, erschreckt aber in
vielerlei Hinsicht.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
7)Sabrina Železný: Symphonie der Lichter<br />
Nach so einer überragenden Geschichte,
hat es selbst die gute Erzählung einer blinden Ich-Erzählerin, die Farben hören
kann, schwer. Die Dame wird von einem Pianisten, der durch die von ihr allein gehörten Melodien zu
Ruhm gelangt, ausgenutzt. Das ist zwar etwas überraschungsarm, aber doch
stringent erzählt, und geht zu Herzen<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
8)Mateusz Broniarek: Symbiont<br />
Einem Autor wird das Leben mehr oder weniger ausgesaugt, doch er erhält im
Gegenzug nie dagewesene Inspiration. Geschichten mit ähnlicher Storyline habe
ich schon viele gelesen. Diese ist eine der Besseren.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
9)Michael Rapp: Zehn Talente<br />
Nach drei guten Stories, mal wieder ein Fehlschlag: Diese 08/15-Erzählung um Schuld und
Sühne im Fantasy-Gewand hat keine irgendwie geartete Atmosphäre zu bieten und
ist schlicht und ergreifend langweilig.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
10)Dag Roth: Der Krieger<br />
Ein Mann hat seit dem Tod einer ihm nahe stehenden Person, einen unsichtbaren
Krieger bei sich. Der innere Dämon ist also für den Ich-Erzähler sichtbar, und
zwar nur für ihn. Die Geschichte ist nicht schlecht, bringt aber auch nicht
wirklich etwas Neues, ist nicht besonders originell erzählt und dazu noch etwas
vorhersehbar.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
11)Markus K. Korb: Träume vom Abgrund<br />
Die zweite Geschichte mit dem Prädikat: nur für diese eine Geschichte lohnt
sich die Anschaffung der gesamten Anthologie. Korb erzählt, ummantelt von einer
Rahmenhandlung, drei (mit der Rahmenhandlung sogar vier) Geschichten, die sich
um das Thema Vergänglichkeit drehen. Und
er tut das mit einer sprachlichen Bildgewalt, die man selten in
deutschsprachigen Kurzgeschichten findet. Er zeigt einmal mehr, dass er zu den
Besten seiner Zunft zählt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
12)Anke Höhl-Kayser: Mitsommerdämon<br />
Anke Höhl-Kayser ist neben Moritz B. Hampel und Matthias Töpfer mit zwei
Stories in dieser Anthologie vertreten. Die erste handelt von einer deutschen
Austauschstudentin in Schweden, deren Affäre mit der Tochter der Gastmutter
böse endet, und sie sogar 18 Jahre später immer noch verfolgt. Das ist guter,
solider Grusel, wie der Genre-Fan ihn mag.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
13)Matthias Töpfer: Frau Legnowski und die
Qualen der Hölle<br />
Die erste Geschichte des Autoren aus Unna erzählt von der 55-jährigen vom Leben
gebeutelten Hildegard Legnowski, die für sich und ihren Enkel in einer
Wäscherei schuften muss, als plötzlich kurz vor Ladenschluss ein seltsamer
Kunde vor ihr steht. Eine Variation der Teufelspakt-Geschichte, die auf ganzer
Linie überzeugt. Besonders die Protagonistin wirkt zu 100 Prozent aus dem Leben
gegriffen. Ich habe mich köstlich amüsiert.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
14)Udo Kirchem: Grenzgänger<br />
Die Gefahren, die von einem Experiment ausgehen, dass Quantenphysik mit
Geisterbeschwörungen verbinden will, zeigt die Geschichte eines Sohnes der am
Kranken- bzw. Sterbebett seines Vaters weilt. Das ist gut erzählt, konnte mich
aber nicht vollkommen überzeugen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
15)Torsten Scheib: Die Dunkelheit im Herzen<br />
Filmfan Torsten Scheib hat sich bei seinem Beitrag offenbar von John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ inspirieren lassen. Ein Ex-Knacki, der
sich als Koch in einer arktischen Forschungsstation verdingt hat, beschreibt in
seinem Tagebuch, wie die Bewohner der Station langsam aber sicher von etwas Dunklem dezimiert
werden. Wieder einmal eine gute und kurzweilige Geschichte des Ludwigshafeners.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
16)Christian Damerow: Nicht vom Land, nicht
von der See<br />
Ein indischer Architektur-Professor begleitet seinen Sohn nach Berlin, wo
dieser studiert. Eine tieftraurige Geschichte, die von Verlust
handelt. Schön geschrieben und dazu noch klug, was will man mehr von einer
Kurzgeschichte?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
17)Andreas Gruber: amazon.jp<br />
Ab und zu verirrt sich der mittlerweile bei den Publikumsverlagen angekommene
österreichische Thriller-Autor noch in eine Anthologie eines Kleinverlags. Das
ist schön. Andere Länder, andere Sitten - das muss ein Wiener Sachbuchautor erfahren,
der auf Promotiontour für sein neuestes Werk in Japan zu recht drastischen Werbemaßnahmen
gezwungen wird, um den Verkauf seines Buches anzukurbeln. Eine Geschichte voll
von skurrilem Humor, die – wenn man denn diesen speziellen Sinn für Humor mag –
auf allerbestem Niveau unterhält.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
18)Moritz B. Hampel: Larventanz<br />
Da die richtig guten Geschichten in dieser Anthologie bislang immer im
Dreiertakt zu finden sind,fällt Hampels zweite Erzählung im Buch gegenüber den
Vorgängern wieder etwas ab. Ein Mann nähert sich während eines Balls – offenbar
mit unlauteren Absichten – einer jungen Dame. Er wird aber abgelenkt und muss
erfahren, dass sich die eigenen Absichten ins Gegenteil umkehren können. Das
ist von der Story und der Ausführung her okay, aber haut einen auch nicht vom
Hocker.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
19)Tom Daut: Beschissen<br />
Nach dem Freitod seiner Freundin, will sich auch Protagonist Christian das
Leben nehmen. Anfangs wird er noch abgehalten und er kann wieder seinem Beruf
nachgehen. Die Idee ist super, die Umsetzung leider nicht. Ich will nicht so weit gehen und den Titel der Geschichte mit meinem Urteil über sie gleichzusetzen, aber gefallen hat sie mit trotzdem nicht.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
20)Anke Höhl-Kayser: Nacht<br />
Frau Höhl-Kaysers zweite Geschichte toppt sogar ihre schon gute erste. In den
Tagebucheinträgen eines über 30-jährigen Muttersöhnchens nach einem nicht
näher beschriebenen apokalyptischen Zwischenfall wird beschrieben, wie langsam
alles dunkler und ruhiger wird. Der Strom fällt aus, das Essen wird weniger und
der Protagonist immer ängstlicher. Sprachlich und formal brillant führt die
Autorin den Spannungsbogen auf einer langsam ansteigenden Gerade ihrem finalen
Höhepunkt entgegen. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
21)Matthias Töpfer: Das Ballettmännchen<br />
Neben Anke Höhl-Kayser ist Matthias Töpfer für mich die Entdeckung dieser
Anthologie. Wie schon in seiner ersten Geschichte spielen auch hier ältere
Menschen die Hauptrolle. Hier ist es ein Senior, der sich rührend um seine
demente Frau kümmert. Aber durch die Krankheit seiner Frau tritt auch
eine lange verdrängte große Schuld wieder in sein Leben. Tolle Idee, gut
erzählt und mit einer ordentlichen Prise Grusel garniert. So mag ich das.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
22)Thomas Karg: Endlich frei<br />
Nach zwei sehr guten Stories muss natürlich auch wieder eine dritte sehr gute
folgen. Und das Gesetz der Serie, kommt tatsächlich wieder zum Einsatz. Tom Karg lässt ein menschliches Schlachtvieh
erzählen. Das ist aufgrund der Eloquenz des Ich-Erzählers zwar etwas unglaubwürdig,
aber das macht im Gegensatz zu der Geschichte „Ungezügel“ in diesem Fall nicht
so viel aus. Denn hier ist die Idee, Massentierhaltung durch die Vermenschlichung
der Opfer darzustellen, so originell,
dass man eher darüber hinwegsieht. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
23)Oliver Plaschka: Die kreisende Schwärze<br />
Und die Dreier-Regel bleibt bestehen. Leider. Ich kann mich spontan an keine
Geschichte Plaschkas erinnern, die mir nicht gefallen hat. Aber es gibt immer
ein erstes Mal. Diese SF-Erzählung, in
der ein Rettungsteam auf einem weit entfernten Planeten einen verschollenen
Senator sucht, besitzt alle Zutaten, die mich an Science Fiction-Geschichten
stören. Nachdem ich mich im letzten Jahr durch einige Romane mit dem Genre
versöhnt hatte, ist das hier ein herber Rückschlag.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
24)Fabienne Siegmund: In dunklen Stunden<br />
Fabienne Siegmunds Geschichte ist ein letztes großes Highlight der Anthologie:
Sie liefert eine Anti-Kriegs-Geschichte mit phantastischen Elementen, um ein
verschüttetes Mädchen und einen desillusionierten Soldaten. Diese Erzählung
berührt auf beste Weise und ist weit davon entfernt kitschig oder platt zu sein.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
25)Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser: Der
letzte Gast<br />
Zum Abschluss nahmen die Herausgeber noch einmal selbst die Feder in die Hand
und bieten eine gute und solide Horrorgeschichte von guter Qualität. Zwei
Fremde kehren in eine einsame Herberge ein ein und haben etwas Böses im Gepäck.
Nicht besonders originell, aber gut verpackte Horror-Unterhaltung.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Vier Dreierblocks mit guten Geschichten und zwei
zum Abschluss des Bandes, erklären nun wohl, warum die Lektüre einen positiven
Eindruck bei mir hinterlassen hat. Klar, es waren auch einige mittelmäßige und
auch schwache Erzählungen dabei. Aber das kalkuliert man bei einer Anthologie
schon vorher mit ein. Trotzdem bleibt anzumerken, dass insgesamt zu viele
Kurzgeschichten in diesem Band vereint waren. Natürlich stelle ich es mir
schwierig genug vor, sich aus 300 eingesandten Geschichten überhaupt auf 25 zu
reduzieren. Aber ich denke, dass es 20 auch getan hätten. Wenn dann noch fünf
von den in meinen Augen schwächeren Geschichten weggefallen wären, dann wär der
Gesamteindruck noch positiver ausgefallen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das vorgegebene Thema Dunkelheit wird von fast
allen Geschichten aufgegriffen: mal mehr, mal weniger - mal buchstäblich, mal
metaphorisch. Lediglich bei Andreas Grubers Geschichte fällt es mir schwer den
Bezug zum Thema zu finden – mit etwas Wohlwollen könnte man deren schwarzen
Humor aber als dunkel bezeichnen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i>Dunkle
Stunden</i> hat gute Geschichten von Autoren, von denen ich es erwartet hatte. Die
Namen Korb, Scheib und Gruber stehen für qualitativ hochwertige Kurzgeschichten, und die liefern sie hier auch ab.
Aber ich hab auch neue Autoren gefunden, die ich weiterhin im Auge behalten
werde. Hier sind zu nennen: Jan-Christoph Prüfer, Christian Damerow, Tom Karg
und vor allem Anke Höhl-Kayser und Matthias Töpfer. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
Alles in Allem ist <i>Dunkle Stunden</i> eine gute Themen-Anthologie, deren Aufmachung auch
zu gefallen weiß. Der Verlag Torsten Low ist aber auch für gute Anthologien im
Bereich der Phantastik bekannt. Bleibt zu hoffen, dass das Niveau gehalten wird
und es in dem kleinen Verlag auch weiterhin Anthologien aus den dunklen Bereichen des Genres geben
wird. Wenn diese mindestens so gut wie <i>Dunkle
Stunden</i> sind, freue ich mich schon darauf. <o:p></o:p><br />
<b><br /></b>
<b>Vanessa Kaiser & Thomas Lohwasser (Hrsg.): Dunkle Stunden</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Umschlaggestaltung & Illustrationen: Vee-Jas - Juliane Seider & Tanja Meurer</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Lektorat & Korrektorat: Maria Blömeke</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Satz: Torsten Low</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Verlag Torsten Low, Oktober 2014</div>
<div style="text-align: justify;">
426 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
14,90 € (Taschenbuch)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783940036261</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-79599058538056887782015-03-09T17:43:00.002+01:002016-01-15T11:31:05.156+01:00Stefan Melneczuk: Wallenstein<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEghgqC7oa-MXuCP8bPOUS1rFUe5siJTpVFtcSH2J9pHyAIzNhZiIvA-rhdhTNEpF7NsYx_zO3ptmUos1RMB7hNAxd5pyC7w0ShnYoXF5l3xY_PzftIkGb5yqg-EkUIMI5C_RZAV9ziN5azr/s1600/Cover+Wallenstein+2014.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEghgqC7oa-MXuCP8bPOUS1rFUe5siJTpVFtcSH2J9pHyAIzNhZiIvA-rhdhTNEpF7NsYx_zO3ptmUos1RMB7hNAxd5pyC7w0ShnYoXF5l3xY_PzftIkGb5yqg-EkUIMI5C_RZAV9ziN5azr/s1600/Cover+Wallenstein+2014.jpg" width="204" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Stefan Melneczuks Thriller <i>Wallenstein</i> ist, wie er selbst im
Nachwort schreibt, der letzte Roman einer Reihe von drei Romanen, die mit <i>Marterpfahl</i> begann und mit <i>Rabenstadt</i> fortgesetzt wurde. Und Melneczuk
nennt in seinem Nachwort auch gleich das gemeinsame Thema der Romane: Verlust. <i>Marterpfahl</i> handelt vom „Verlust von
Unschuld und Freundschaft“, <i>Rabenstadt</i>
vom „Verlust von Freiheit und Moral“ und <i>Wallenstein
</i>vom „Verlust von Liebe“.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Und zwar ist es hier der
Ex-Polizist Richard Wagner, der seine Frau und große Liebe durch einen Unfall
verloren hat. In den Gegenwart übertitelten Kapiteln erleben wir Wagner kurz
nach dem Tod seiner Frau. Wir lernen einen Mann kennen, der trauert, und noch
nicht weiß, ob und wie er den Weg zurück ins Leben findet. Die gegenwärtige
Handlung wechselt sich ab, mit Geschehnissen aus dem Jahr 1987: Richard Wagner
ermittelt als junger Polizist an dem Fall eines Mörders, der im Volksmund das „Nachtgespenst“
heißt, weil er ein Bettlaken über den Kopf gezogen hat, wenn er sich seinen
Opfern nähert. Nun changiert die
Handlung zwischen den beiden Zeitebenen. Auf der einen Seite, die
Verbrecherjagd, auch mit Szenen aus der Sicht des fiktiven Mörders, der übrigens den realen "Kirmesmörder" Jügen Bartsch als Vorbild hat (interessanterweise hauptsächlich im Präsens geschrieben); auf der anderen
Seite der trauernde Mann, der nicht loslassen kann, und das Gefühl hat, seine
Frau sei immer noch „irgendwie“ bei ihm. So kommen auch gewisse übersinnliche Elemente ins
Spiel, die aus diesem Thriller einen Mystery-Thriller machen. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<a name='more'></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i>Wallenstein</i> hat mich überrascht. Ich bin an das Buch herangegangen,
mit zwei möglichen Erwartungen: Entweder versucht mal wieder ein deutscher
Autor einen amerikanischen Thriller zu kopieren oder ich bekomme einen
Regionalkrimi serviert, weil ja auch schon die beiden Vorgängerromane in der
gleichen Gegend - rund um Hattingen (also Ruhrgebiet und Bergisches Land) -
spielen. Aber obwohl durchaus Anleihen aus amerikanischen Serienmörderthrillern
zu erkennen sind und auch ganz deutlich Lokalkolorit aus den Seiten
herausstrahlt, habe ich doch etwas anderes gefunden: Einen deutschen
Thrillerautor mit einer eigenen Stimme. Besonders bei spannungsgeladenen Szenen
werden kurze und knappe, auf das Notwendige reduzierte Sätze benutzt, die sich aber
dann mit längeren reinen Dialogpassagen abwechseln, bringen rasantes Tempo in
das Buch, auch in den eher „ruhigen“ Szenen. Es findet sich kaum ein Wort zu viel in dem
Buch und trotzdem sind die Beschreibungen präzise und die Atmosphäre ist dicht.
Auch der geschickte Umgang mit den Zeitformen hat eine große Wirkung. Die
vergangenen Geschehnisse werden in der Gegenwartsform beschrieben und die
gegenwärtigen in der Vergangenheitsform, bis sich am Ende, wenn der
Zusammenhang beider Erzählstränge deutlich wird, eine Erzählzeit durchsetzt.
Das ist formal ganz große Klasse.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
Auch inhaltlich überzeugt der
Roman. Würde es nur die 1987 spielende Mördersuche geben, wäre das Buch ein
weiteres von vielen Polizist-sucht-Serienmörder-Büchern. Kein schlechtes, aber
auch kein Highlight. Aber durch die andere Komponente des trauernden Witwer und
vor allem die teilweise doch sehr schaurig-unheimlichen Momenten, hebt sich der
Roman von ähnlichen Werken ab. Hier
kommt wahrhaft „zur Spannung noch die Gänsehaut dazu“, um den alten
Gespenster-Krimi-Slogan zu benutzen. Und dadurch, dass der Roman mehr oder
weniger in meiner Heimat spielt, gibt
es von natürlich auch noch den Kohlenpott-Bonus. Da ist im Blitz Verlag ein
Thriller-Kleinod erschienen, das sich hinter der internationalen Konkurrenz nicht
zu verstecken braucht und noch mit Melneczuks Rechercheergebnissen zu dem Mörder Jürgen Bartsch als Anhang abgerundet wird.<o:p></o:p><br />
<b><br /></b>
<b>Stefan Melneczuk: Wallenstein</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Redaktion: Jörg Kaegelmann</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Umschlaggestaltung & Satz: Mark Freier</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Blitz Verlag, Mai 2014</div>
<div style="text-align: justify;">
320 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
12,95 € (Taschenbuch)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783898404099</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-59941039928963937402015-03-05T16:14:00.001+01:002015-03-19T16:06:36.419+01:00David Cronenberg: Verzehrt<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPfHgswMmTy-4TOc79tOTn_nl8EKMPKs17mghQxjXhR8egHfZYo4TfhmL4Ncd5bCW4FVxdPtvSiRd_BRgm3q-fyjPWKadQXDVPrjdKb8sCHlds7R_uszaAvLyKoJV7CSydwgMfgppuJ2zX/s1600/A1reolc2vrL.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPfHgswMmTy-4TOc79tOTn_nl8EKMPKs17mghQxjXhR8egHfZYo4TfhmL4Ncd5bCW4FVxdPtvSiRd_BRgm3q-fyjPWKadQXDVPrjdKb8sCHlds7R_uszaAvLyKoJV7CSydwgMfgppuJ2zX/s1600/A1reolc2vrL.jpg" height="320" width="196" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Der Filmregisseur David
Cronenberg hat nun im fortgeschrittenen Alter sein Romandebüt vorgelegt und es damit gleich auf die Short List der Stoker Awards in der Kategorie bestes
Romandebüt geschafft. Aber ob der Roman wirklich in die vom Stoker Award berücksichtigten
Kategorien passt, sei erst einmal dahingestellt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i>Verzehrt</i> erzählt vordergründig die Geschichte des
Journalistenpärchens Naomi Seberg und Nathan Math, die an scheinbar
unterschiedlichen Stories arbeiten. Er
ist zunächst bei einem ungarischen Arzt, der in Budapest dubiose
Brustoperationen durchführt, und anschließend in Toronto, wo er Dr. Barry
Roiphe trifft, dem Entdecker und Namensgeber einer seltenen
Geschlechtskrankheit, die sich Nathan in Budapest selbst eingefangen hat.
Naomi ist in Paris und recherchiert in einem obskuren Mordfall, in dem der
männliche Part des französischen Philosophenpaares Aristide und Celestine
Arosteguy den weiblichen umgebracht und verspeist, oder sollte ich eher
schreiben verzehrt, haben soll. Im Rahmen ihrer Nachforschungen folgt Naomi dem
Philosophen auch nach Tokio, um seine Version der Geschichte zu erfahren.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das ist grob umrissen die
Handlungslinie von <i>Verzehrt</i>, und zwar
sehr grob. Denn dann sind da noch die interessanten Nebenfiguren, die mehr als
wichtig für den Fortgang der Handlung sind:
ein ehemaliger Student der Arosteguys, der ungarische Chirurg und seine
Patientin, Dr. Roiphe und seine Tochter sowie eine japanische Freundin Naomis. Und wenn man mit Cronenbergs filmischen
Oeuvre vertraut ist, wird es nicht verwundern, dass nahezu jede dieser
Figuren körperlich und/oder seelisch
lädiert ist. Der eine leidet an der Peyronie-Krankheit (Penisverkrümmung), der
andere hat die (erfundene) Roiphe-Krankheit, dazu ist Kannibalismus auch noch
alles andere als normal, genauso wie sich selbst Stücke aus dem Körper zu
entfernen und diese dann zu essen. Das
ist Body-Horror, wie man ihn aus Cronenbergs Filmen kennt, also doch
genre-kompatibel.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Cronenbergs Roman ist gespickt
mit Verweisen zum Medium Film. Die Amerikanerin in Paris heißt Seberg, der
junge Philosoph hat für Naomi eine Attitüde wie Jean-Pierre Leaud, Cinema verité und
tschechische Filme werden zum Vergleich herangezogen. Man merkt, dass hier ein
Filmkenner am Werk ist. Dazu sind die Seberg und Math geradezu technikversessen,
sie haben immer das neueste digitale Equipment (meistens in einem
Flughafenladen gekauft) und definieren sich über den Konsum. Da passt dann
wieder die Konsumismus genannte Philosophie der Arosteguys. Nicht umsonst
lautet der Originaltitel des Romans <i>Consumed</i>,
was weitaus mehrdeutiger ist, als der deutsche Titel. Aber auch hier reichen
die Zeilen nicht aus, die Anspielungen aufzuzeigen, die ich entdeckt habe, und
das wird vermutlich nur ein Bruchteil der Anspielungen sein, die Cronenberg gemacht hat.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<i style="text-align: justify;">Verzehrt</i><span style="text-align: justify;"> ist eine intelligent
komponierte Geschichte mit einer interessanten Auflösung, wenn man sie
denn als Auflösung bezeichnen kann.
Nicht alle losen Enden werden zusammengeführt. Aber das erwartet man als Leser
nach diesem Ritt auch gar nicht. Trotzdem fehlt etwas, um aus diesem guten
Roman , einen sehr guten zu machen, obwohl alle Zutaten dafür da sind.
Cronenberg lässt manchmal das
Durchscheinen, was er auch seiner Protagonistin andichtet. Die Ehrfurcht des
amerikanischen Intellektuellen vor dem europäischen, speziell dem französischen
Pendant, und das hat mir ein wenig das Vergnügen an diesem Roman genommen.
Nichtsdestotrotz habe ich keine Sekunde der Lektüre bereut und hoffe, dass es
nicht Cronenbergs einziger Ausflug in die Literatur bleibt.</span><br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<b><br /></b>
<b>David Cronenberg: Verzehrt</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: CONSUMED (2014)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Übersetzung: Tobias Schnettler </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Umschlaggestaltung: Gundula Heißmann und Andreas Heilmann</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
S. Fischer, Oktober 2014</div>
<div style="text-align: justify;">
400 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
22,99 € (Hardcover)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783100102331</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-49773039391084352672015-02-26T18:02:00.000+01:002015-03-13T10:24:44.691+01:00Steven Konkoly: Die Jakarta-Pandemie<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJgGMHJ4K0FEwF7wMiNXG-0ky89mELT4PkXTNGZMlB0_opMnlJMaooenKBFiYSu0xtBqALVXdxEpkU6BGNccwbTxC-9DgB5uMQ2dFqeT5VurFCmKjlO7ZrMnX9Vk0qEh5y2AHyV2O7O-iU/s1600/Die+Jakarta-Pandemie.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJgGMHJ4K0FEwF7wMiNXG-0ky89mELT4PkXTNGZMlB0_opMnlJMaooenKBFiYSu0xtBqALVXdxEpkU6BGNccwbTxC-9DgB5uMQ2dFqeT5VurFCmKjlO7ZrMnX9Vk0qEh5y2AHyV2O7O-iU/s1600/Die+Jakarta-Pandemie.jpg" height="320" width="216" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Steven Konkoly ist ein sehr erfolgreicher Self Publisher in
den USA. Die dystopischen Romane und Actionthriller des Ex-Soldaten sind
ständiger Gast in den oberen Regionen der Amazon.com-Charts. Seine Bücher verkaufen sich so gut,
dass er seit gut einem Jahr hauptberuflich Schriftsteller ist. Das ist
natürlich Grund genug für Amazon diesen Schriftsteller über den eigenen Verlag
AmazonCrossing auch in anderen Sprachen auf die jeweiligen Märkte zu bringen. So liegt nun Konkolys
Debütroman aus dem Jahre 2010 mit dem Titel <i>Die
Jakarta-Pandemie</i> auf Deutsch vor.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Der Titel lässt schon erahnen, dass der Roman eher im Genre
Dystopie anzusiedeln ist. Erzählt wird die Geschichte von Alex Fletcher, einem
Ex-Marine, der nach seiner Militärzeit sein Geld als Pharma-Vertreter verdient.
Das ist jetzt nicht unbedingt ein Beruf, den sympathische Romanhelden sonst
ausüben. Darum hängt er ihn auch ziemlich am Anfang des Romans an den Nagel.
Denn die ganze Welt wird von einem Grippe-Virus bedroht, der schnell eine Pandemie
auslöst. Es handelt sich natürlich um die titelgebende Jakarta-Pandemie. Alex Fletcher ist durch
seinen Einsatz im Irak-Krieg etwas psychotisch und hat aus diesem Grund mit
seiner Familie - seiner Frau Kate und den beiden Kindern – immer einen Vorrat
für den Katastrophenfall in seinem Haus in Maine gebunkert, und zwar egal
welche Art Katastrophe sich anbahnt.<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Dadurch ist er natürlich im Vorteil gegenüber den Leuten in
seiner Wohnsiedlung, die den anfangs noch recht optimistischen Schätzungen der
Regierung Glauben schenken. Als dann die Pandemie auch im Nordosten der USA
ankommt und Alex sich und seine Familie mehr oder weniger in Quarantäne
versetzt, tauchen neue Probleme auf. Die Angst vor einer Ansteckung mit der
Krankheit, deren Verlauf mit 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit tödlich endet,
ist nicht mehr die einzige und größte. Dadurch, dass die Fletchers so gut
vorbereitet sind, gibt es Neider, die an ihre Vorräte wollen, und als die
Infrastruktur zusammenbricht sind plötzlich nicht nur die engen Nachbarn eine
Gefahr, sondern auch Menschen von außerhalb, die ihre Bleibe verlassen mussten.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Fangen wir mit dem Positiven an: <i>Die Jakarta-Pandemie</i> ist ein flüssig geschriebener, gut zu lesender Unterhaltungsroman, zu der wohl auch die Übersetzung von Volker
Lehmacher einiges beiträgt. Wenn man das Gehirn ausschaltet, könnte man
einigermaßen Spaß an der Geschichte haben. Aber zu einem richtigen Kracher im
Hirnlos-Bereich, dem ich an sich überhaupt nicht abgeneigt bin, reicht es
leider nicht. Der Roman ist 532 Seiten lang, und das ist für die Geschichte,
die erzählt wird mindestens 200 Seiten zu lang. Man darf nicht vergessen, dass <i>Die Jakarta-Pandemie</i> mehr oder weniger
ein Kammerspiel ist. Die Handlung spielt entweder im Haus der Fletchers oder in
anderen Bereichen ihrer Siedlung – der recht abgetrennt liegenden Durham Road. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Nun kann ich nicht behaupten, dass in dem Roman nicht viel
passiert. Aber zwischen den Sequenzen, in denen es zur Sache geht, wird geredet. Alex
redet mit seiner Frau, Alex redet mit den Nachbarn, wenn Alex nicht mit irgendewem redet, schaut er sich die
Nachrichten an oder stellt zum 1000. Mal Überlegungen, wie er seine Familie beschützen kann, an.
Alex macht dies, Alex macht jenes. Die Nebenfiguren bleiben alle blass, obwohl sie
relativ gewichtige Rollen spielen, da die Figurenmenge durch die
Eingegrenztheit des Handlungsortes überschaubar ist. Alleine bei den Dialogen,
die auch nicht besonders gut komponiert sind, hätten man bestimmt 100 Seiten
rausstreichen können, da sie absolut nichts zum Fortgang der Geschichte
beitragen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Aber das ist noch nicht alles, was mich stört. Alex Fletcher
soll wohl so etwas wie ein Sympathieträger sein. Aber das ist er für
mich bei Weitem nicht. Natürlich ist es völlig legitim, dass man im
Katastrophenfall zunächst einmal an sich und seine Familie denkt. Das würde
jeder so machen. Aber Alex Fletcher hat einige unangenehme Eigenschaften, die
ihn schwer erträglich machen. Er kategorisiert seine Mitmenschen ein: Wer nicht
für ihn ist, ist gegen ihn, und kritisiert an anderen genau das, was er auch
tut. Zunächst an sich und die Seinen denken. Er erkennt sofort am Aussehen, der
Kleidung oder des Fahrzeugs einer Person, ob er ein guter oder ein schlechter
Mensch ist. Das ist Schwarz-Weiß-Denken übelster Sorte. Da ist natürlich klar,
dass alles, was von außerhalb kommt, zunächst einmal schlecht ist, und das die
Obrigkeit das Volk verarscht, ist natürlich klar. Das sind alles Sachen, die man aus US-amerikanischen
Genre-Romanen schon gewohnt ist, und die ich sonst gut ausblenden kann, wenn
die Handlung actiongeladen und schnell ist. Hirn ausschalten und berieseln
lassen, wie bei den Action-Filmen der 80er Jahre. Über moralische Bedenken kann
man sich später noch unterhalten. Aber wenn es Sequenzen gibt, die sich zäh wie
Kaugummi ziehen, wie es in <i>Die
Jakarta-Pandemie</i> der Fall ist, hat man Zeit sich auch mal darüber ein paar
Gedanken zu machen, und das geht dann eindeutig zu Lasten des Gesamteindrucks,
den das Buch macht.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Aber halten wir dem Roman zu Gute, dass es ein Debüt ist.
Wenn Konkoly es in späteren Werken geschafft hat, die Schwächen in den Dialogen auszumerzen und
gelernt hat, überflüssiges Gelaber wegzulassen, dann kann ich mir durchaus
vorstellen, warum er ein so erfolgreicher Self Publisher geworden ist. Denn in
den reinen Actionsequenzen zeigt sich, dass er sein Handwerk versteht. Aber ob
ich wirklich mehr Romane eines weiteren amerikanischen Ex-Soldaten lesen möchte, der sich in Dystopien und/oder Actionthrillern
versucht, würde ich direkt nach der Lektüre von <i>Die Jakarta-Pandemie</i> erst einmal verneinen. Da tummeln sich einige Autoren in diesen Genres, die mich bislang mehr überzeugt haben als Steven Konkoly.
(7/15)<o:p></o:p></div>
<br />
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<b>Steven Konkoly: Die Jakarta-Pandemie</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: THE JAKARTA PANDEMIC (2010)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Übersetzt von Volker Lehmacher</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Umschlaggestaltung: Bürosüd°</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Lektorat: Kerstin Fricke</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Satz: Monika Daimer</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
AmazonCrossing, Januar 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
534 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
9,99 € (Taschenbuch)</div>
ISBN: 9781477828632MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-11256743493094702812015-02-19T16:28:00.002+01:002015-03-11T22:52:23.363+01:00Tim Curran: Skin Medicine - Die Letzte Grenze<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioUE27VyrFfpGoEspMGtcrpX818HwfpJPgGOmHYfMFKb0Mv_F2_cv3N-UbKd2Kt9ox_hF-vbeA-byjK5atl8ho7MmN200q1psaTkJnCqfkMYLSwqs7G-zarkJXfvFVjRA8CWkKW4Mh7X8O/s1600/SkinMedicine+Web.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEioUE27VyrFfpGoEspMGtcrpX818HwfpJPgGOmHYfMFKb0Mv_F2_cv3N-UbKd2Kt9ox_hF-vbeA-byjK5atl8ho7MmN200q1psaTkJnCqfkMYLSwqs7G-zarkJXfvFVjRA8CWkKW4Mh7X8O/s1600/SkinMedicine+Web.jpg" height="320" width="212" /></a></div>
<b><br /></b>
<br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Tim Currans Bücher werden seit
2011 in Deutschland verlegt. Zuerst erschienen an Lovecraft angelehnte
Kurzgeschichten als Sonderband im Festa Verlag (<i>Bis
dass die Zeit den Tod besiegt</i>) und eine etwas längere Novelle im Atlantis
Verlag (<i>Der Leichenkönig</i>). In den
folgenden zwei Jahren erschienen drei von Currans Romanen im Festa Verlag: <i>Zerfleischt</i>, <i>Verseucht</i> und <i>Dead Sea</i>.
Im letzten Jahr erschienen seine Kurzromane <i>Leviathan</i> und <i>Kopfjäger</i> einzeln als
E-Books oder gedruckt mit Wendecover im Luzifer Verlag. Dort erschien auch die
neueste Curran-Übersetzung <i>Skin Medicine –
Die letzte Grenze</i>. Aber es ist das bislang älteste Buch von ihm, das in
deutscher Sprache erschien. Die amerikanische Erstausgabe <i>Skin Medicine</i> brachte Hellbound Books in einer limitierten Fassung
schon 2004 heraus. 2009 erlebte der Roman eine Neuauflage bei Severed Press,
diesmal ohne Limitierung.<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Schon mit seinen bisher in
deutscher Sprache erschienen Werken zeigte sich, dass Curran eine der
interessantesten und auch vielseitigsten neuen Stimmen des amerikanischen
Horrors ist. Von eher klassischen an Lovecraft angelehnten Geschichten bis zur
knallharten Dystopie hat man schon einiges von ihm geboten bekommen. Seine
Romane wurden von der deutschen Horrorkritik aber auch durchaus kontrovers besprochen. Torsten
Scheib beispielsweise attestierte bei Fantasyguide.de dem Roman <i>Verseucht</i>: „Es ist … ein Meisterwerk.“ (Quelle: <a href="http://fantasyguide.de/12788/">http://fantasyguide.de/12788/</a>) Dahingegen beschied Andreas Wolf einem
anderen Roman Currans: „<i>Zerfleischt</i>
gehört jedenfalls nicht ins Buchregal, sondern in die blaue Tonne“ (Quelle: <i>phantastisch 47</i>, 3/2012, Atlantis
Verlag, S. 53). Ich habe beide erwähnten Romane gelesen und schließe mich eher der
Meinung Scheibs an, obwohl ja auch Wolf zugibt,
„dass Curran durchaus gut schreiben kann“.
(Quelle: s.o.).<br />
<a name='more'></a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Mit <i>Skin Medicine – Die letzte Grenze</i> legt uns Curran einen historischen
Horror-Roman , genauer gesagt einen Horror-Western, vor. Er verbindet geschickt
gängige Westernthemen mit den Stilmitteln des Horrors und schafft es so, das sei hier schon einmal verraten, dem genre-affinen
Leser ein großes Vergnügen zu bereiten. Der Roman beginnt damit, dass der Sarg
von James Lee Cobb im Jahr 1882 in die Minenstadt Whisper Lake transportiert
wird. Wie sich schnell herausstellt ist Cobb nicht wirklich tot, aber auch
nicht mehr richtig lebendig. Dann gibt es einen Cut und es wird die Geschichte des
Kopfgeldjägers Tyler Cabe erzählt, der ein paar Monate nach dem Sargtransport
in Whisper Lake einreitet, um einen Serienkiller, den „City Strangler“, dingfest
zu machen, der sich hauptsächlich an Damen aus dem horizontalen Gewerbe
vergeht. Er trifft in Sheriff Jackson Dirker einen alten „Bekannten“ wieder.
Nordstaatler Dirker hat dem Südstaatler Cabe im Bürgerkrieg einige Wunden
zugefügt, deren Narben das Gesicht des Kopfgeldjägers immer noch zieren. Nun
ist in Whisper Lake nicht nur die Gefahr durch den „City Strangler“ zugegen, sondern es spielen sich
auch noch andere Verbrechen in der Umgebung der Mine ab. Teile der Bevölkerung bezichtigen
die benachbarten Mormonen für diese Untaten verantwortlich zu sein und stellen
eine Bürgerwehr auf. Aber der Leser weiß mehr, denn alles fing erst an,
nachdem Cobbs Sarg in den Ort geschafft wurde.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Tim Curran erzählt in <i>Skin Medicine – Die letzte Grenze</i> eine
komplexe Geschichte. Er schweift immer wieder in die Vergangenheit der
einzelnen Figuren ab, und das nicht nur bei den Haupt-Prota- und -Antagonisten. Auch das Verhalten von Personen, die nur eine relativ untergeordnete Rolle spielen,
wird anhand von mehr oder weniger kurzen Einschüben, aus der Vergangenheit
heraus erläutert. Das birgt natürlich die Gefahr, schnell in Langeweile auszuarten. Aber
weit gefehlt: die Vergangenheit der Figuren ist in den meisten Fällen
so interessant oder so skurril, dass die Einschübe, die nicht unbedingt wichtig
für den Fortgang der Geschichte sind, beim Lesen unheimlichen Spaß (oder
Spannung, oder Abscheu) bereiten.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Die gängigen Westernklischees
werden auch bedient. Die Frauen sind entweder Huren oder Heilige
(Dirkers Frau Janice), der Tod eines Familienmitglieds will vom außerhalb der
Stadt lebenden (bösen) Farmer gerächt werden, wilde Saloonszenen wechseln sich
ab mit Gefängsnisszenen. Ein schlauer alter Indianer und ein versoffener
Verrückter fehlen auch nicht. Kurzum: wer – wie ich – mit den alten
Westernklassikern im Fernsehen groß geworden ist, wird seine helle Freude an
diesem Aspekt der Handlung haben.<br />
<br />
Auch der Gorefaktor kommt nicht zu kurz. Zwar
läuft es alles in allem nicht so brutal und heftig wie in Currans oben
erwähnten Werken <i>Zerfleischt</i> und <i>Verseucht </i>ab<i>,</i> aber <i>Skin Medicine </i>bietet schon etwas derbere Horrorkost ohne aber in
den Extrembereich abzudriften. Natürlich liegen die Ursprünge der dämonischen
Umtriebe James Lee Cobbs und Konsorten in indianischen Mythen. Das bietet
sich an und passt natürlich wunderbar in das Setting.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Alles, was ich bislang
beschrieben habe, reicht natürlich aus, um aus <i>Skin Medicine - Die letzte Grenze</i> einen erstklassigen Horror-Roman zu machen. Aber es
ist bei Weitem noch nicht alles, was der Roman zu bieten hat. Durch die beiden
Protagonisten, die während des Bürgerkriegs erbitterte Gegner waren, werden
auch noch Fragen bezüglich Schuld und Vergebung im Allgemeinen und im
Kriegsfall im Speziellen aufgeworfen. Die gegen die neu in der Umgebung
siedelnden Mormonen (Whisper Lake spielt im Utah-Territorium) errichtete Bürgerwehr spiegelt die Angst vor dem Fremden
wider, die besonders in Krisenzeiten Konjunktur hat, wenn man einen Schuldigen
für die eigene missliche Lage sucht. Und was Curran für eine Idee bei
dem sich um den „City Strangler“ drehenden Nebenstrang der Geschichte präsentiert, zeugt zum einen für einen für einen speziellen Sinn für Humor und zum anderen für ein brilliantes Geschick beim Verweben von historischer Realität und Fiktion.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Dieser Roman hat es wirklich geschafft, mich zu begeistern. Allerdings muss ich auch auf eine kleine Sache hinweisen: Der
Fehlerteufel hat sich ein ums andere Mal in das Buch hineingeschlichen. Es
waren zwar nicht so viele Fehler, dass es am Gesamtvergnügen, den das Buch
macht, irgendetwas ändert, aber doch schon so viele, dass sie auffielen.
Mal fehlte offensichtlich ein Wort, mal waren Buchstaben vertauscht und manch
Komma- bzw. Nicht-Kommasetzung war schon recht abenteuerlich. Das bin ich in der Form vom Luzifer Verlag
bislang nicht gewohnt und da darf man schon sorgfältigere Arbeit erwarten.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Aber abgesehen davon war das
jetzt der dritte Roman des Verlags hintereinander, der in der obersten
Unterhaltungsliga spielt (siehe meine Rezensionen zu <a href="http://horrorundco.blogspot.de/2015/01/sarah-pinborough-f-paul-wilson-die.html" target="_blank"><i>Die letzte Plage</i></a> und <a href="http://horrorundco.blogspot.de/2015/02/christopher-fowler-der-hollenexpress.html" target="_blank"><i>Der Höllenexpress</i></a>), das macht den Totalausfall (siehe meine Rezension zu <a href="http://horrorundco.blogspot.de/2015/01/cheryl-kaye-tardif-wilder-fluss.html" target="_blank"><i>Wilder Fluss</i></a>) mehr als wieder wett und
zeigt, dass der Luzifer Verlag in Sachen Horrorliteratur sich ganz eindeutig als
Nummer Zwei auf dem deutschen Markt etabliert hat – weit vor allen Großverlagen und
anderen Kleinverlagen (Voodoo Press ist vielleicht ein bisschen näher dran,
aber da möchte ich erst die Neuerscheinungen des Frühjahrs abwarten). Und der
Abstand zum Genre-Platzhirsch – dem Festa Verlag – ist mit den letzten
Veröffentlichungen nach meinem Empfinden sogar geschrumpft. Respekt, was Steffen
Janssen da in so kurzer Zeit (den Verlag gibt es erst seit 2011) auf die Beine
gestellt hat. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<i>Skin Medicine – Die letzte Grenze</i> bietet genau das, was einen moderner Horror-Roman ausmachen muss. Er ist erschreckend und gruselig, aber trotzdem scheint immer wieder augenzwinkernder Humor durch. Er setzt dabei nicht nur auf den Faktor Ekel und
Gewalt und gibt dem Leser – wenn man den möchte – noch ein paar Gedanken
zu relevanten realen Themen mit auf den Weg. Wegen Romanen dieser Art bin
ich zu einem Fan des Genres geworden und freue mich immer wieder, eine solche Perle entdecken zu dürfen. (13/15)<o:p></o:p><br />
<b><br /></b>
<b>Tim Curran: Skin Medicine - Die letzte Grenze</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: SKIN MEDICINE (2004)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Übersetzung: Raimund Gerstäcker</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Cover & Umschlaggestaltung: Michael Schubert</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Luzifer Verlag, Januar 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
390 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
13,95 € (Paperback)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783958350281</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-10221362515043171732015-02-12T16:10:00.000+01:002015-03-11T22:51:19.265+01:00Ian Tregillis: Der kälteste Krieg<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNe2pGwbBU2gD8mtU8hdHhRBnsIDHKHDw2gISdm0QexpCocLSpzJPZrhyphenhyphen7gTX0GM7eqRp4JymDMWk8dtKxhK6bw2S0C7USCe4JmBRgQLCYsCgZJPbccvIfWsXtAFA8w1NwvD3TTF3so1Xo/s1600/9783940626196_3.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNe2pGwbBU2gD8mtU8hdHhRBnsIDHKHDw2gISdm0QexpCocLSpzJPZrhyphenhyphen7gTX0GM7eqRp4JymDMWk8dtKxhK6bw2S0C7USCe4JmBRgQLCYsCgZJPbccvIfWsXtAFA8w1NwvD3TTF3so1Xo/s1600/9783940626196_3.jpg" height="320" width="200" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
Nachdem man den zweiten Teil der
Milkweed-Trilogie von Ian Tregillis gelesen hat, muss man umso trauriger sein,
dass der Festa Verlag seinen Imprint
Deltus.de schon wieder einstampft. Es wird nur noch ein Buch erscheinen – zum Glück
ist es der Abschlussroman der Trilogie: <i>Das
notwendige Böse – </i>und dann ist nach elf Büchern schon wieder Schluss mit
dem Experiment. Die übrigen angekündigten Titel werden aber wohl unter dem
Festa-Logo erscheinen und der schon fast erschienene Roman <i>Die Leben des Tao</i> von Wesley Chu wird bei S. Fischer erscheinen,
ich vermute mal im nächsten Jahr bei deren neuen Phantastik-Ableger Fischer
Tor. Also muss man sich nicht zu sehr grämen. Schade ist es trotzdem, denn in dem auf die Bereiche Science Fiction
und Fantasy sowie Endzeit abgestimmten Programm fanden sich einige Perlen und
ich glaube auch, dass dort noch Einiges zu erwarten gewesen wäre. Aber manchmal
soll es halt nicht sein und dass es nicht so einfach ist, eine neue Marke auf
dem Markt zu etablieren, dürfte klar sein.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Freuen wir uns also, dass
Deltus.de die Milkweed-Trilogie auf den deutschsprachigen Markt gebracht hat.
Schon der erste Teil <i>Saat des Unheils</i>
hatte mich mitgerissen. Er ist in meiner persönlichen Top Ten des letzten
Jahres gelandet. Der im Genre der
Alternativgeschichte angesiedelte Roman spielt zu Zeiten des Zweiten
Weltkriegs. Die Deutschen haben sich von einem verrückten Professor die fast
perfekten Soldaten bauen lassen, die „Götterelektronengruppe“, bestehend aus Menschen mit Superheldenfähigkeiten. Die Briten bekämpften sie mit
Warlocks, die eine alte Macht, die Eidola, beschworen konnten, um ihnen zu helfen. Carsten Kuhr
bescheinigte dem Roman bei PhantastikNews.de: „<span style="background: white;">Das liest sich spannend und packend auf
einen Rutsch durch, nutzt Thriller-Elemente, um das Tempo und die Dramatik
hochzuhalten, und unterhält bestens.</span>“ (Quelle: <a href="http://www.phantastiknews.de/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=9340:ian-tregillis-saat-des-unheils-buch&catid=42:rezensionen&Itemid=62">http://www.phantastiknews.de/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=9340:ian-tregillis-saat-des-unheils-buch&catid=42:rezensionen&Itemid=62</a>)
Und dem kann ich nur beipflichten. Ich würde sogar noch weitergehen und Cory
Doctorow recht geben, der über Tregillis bei boingboing.net Folgendes schreibt: „<span style="background: white;">Tregillis writes and plots beautifully.
The characters -- twisted German psychics, bitter warlocks, the brutal
calculators of the British intelligence apparat -- are complex, textured,
surprising. The physical descriptions are wonderful. And the plot is
relentless, a driving adventure story with intrigue, battle, sacrifice, and
betrayal.</span>“ (Quelle: <a href="http://boingboing.net/2010/04/13/bitter-sands-alterna.html">http://boingboing.net/2010/04/13/bitter-sands-alterna.html</a>.
Dazu sollte man vielleicht sagen, dass Doctorow Tregillis mal bei einem
Workshop unterrichtete. Aber trotzdem hat er so etwas nicht über jeden seiner
Schüler verlauten lassen.<br />
<a name='more'></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<i><span style="background: white;">Der kälteste Krieg</span></i><span style="background: white;"> spielt 1963, also gut 20 Jahre nach den letzten
Geschehnissen von <i>Saat des Unheils</i>.
Der Zweite Weltkrieg ist nicht ganz so zu Ende gegangen, wie wir es in der
Schule gelernt haben. Die Sowjetunion konnte ihren Machtbereich viel weiter
nach Westen ausbauen und Großbritannien ist so etwas wie die letzte
nicht-kommunistische Bastion Europas. Die wichtigsten Mitglieder der
Götterelektronengruppe sind in sowjetische Gefangenschaft geraten und die UdSSR
konnte aufgrund dessen und den erbeuteten Unterlagen ihrerseits diese Art
Supermenschen formen und verfeinern. Gretel,
derjenigen der deutschen Supermenschen, die in die Zukunft sehen kann, gelingt zusammen
mit ihrem Bruder Klaus die Flucht nach London, wo sie auf ihre einstigen Gegner
trifft, die teilweise vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stehen, und bietet
auf ihre Art und Weise Hilfe an. Aber die Frage ist, was sie bezweckt, denn die
Milkweed-Abteilung des MI6 ist sich sicher, dass es ihr primär nicht um den
Kampf der Briten gegen die Russen geht.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;">Viel mehr kann ich vom Inhalt hier gar nicht berichten, da
ich sonst auf einige Geschehnisse aus dem ersten Band der Serie eingehen müsste
und ich nicht denjenigen das Vergnügen verderben möchte, die diesen Band noch
nicht kennen. Aber diesen Zustand
sollte man sowieso schleunigst verändern. Der Titel und die kurze Inhaltsangabe lassen es
schon vermuten, es geht im Mittelstück der Serie nicht zu sehr um
direkte Kriegshandlungen, sondern eher um die Auswirkungen, die der Zweite
Weltkrieg auf die Nachkriegszeit hatte. Es ist in weiten Teilen noch mehr ein
Agententhriller, als es der erste Band schon ist. So ist <i>Saat des Unheils</i> auch
um einiges actionreicher. Aber trotzdem ist auch <i>Der kälteste Krieg</i> eine
wunderbare Genre-Melange aus Science Fiction, Fantasy, Horror und Thriller, die
in allerbester Form unterhaltsam ist. Im Mittelteil gibt es zwar einige Längen,
aber das Ende entschädigt dafür zunächst mit fulminanten Actioneinlagen und
dann mit einer Wendung, die einen nahezu zwingt, den dritten Teil auch noch zu
lesen.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;">Die Charaktere sind wieder mehrdimensional angelegt. Im Gegensatz zu <i>Saat des
Unheils</i> finden sich in <i>Der kälteste
Krieg</i>, wo der Krieg aus fast allen Figuren gewissenlose Bestien gemacht
hat, sogar reine Sympathieträger. Und zwar gerade dort, wo man sie zunächst
nicht erwartet. Und der Tatsache, dass im Roman mit Gretel eine Figur vorhanden
ist, die durch ihre Hellsichtigkeit mehr vom Fortgang der Geschichte weiß, als
der Leser, wird mit einigen raffinierten Tricks Rechnung getragen. Ich habe ein ums andere Mal im ersten Band der Trilogie hineingeschaut, um festzustellen, wie
raffiniert Tregillis Gretel an manchen Stellen Andeutungen machen lässt, die
sich erst auf spätere Ereignisse beziehen. Zum Ende von <i>Der kälteste Krieg</i> hin
sind zwar einige lose Fäden miteinander verbunden worden, aber eine große neue
Frage ist gestellt, deren Beantwortung man kaum abwarten kann.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;">Fakt ist, dass Doctorow recht hat, wenn er schreibt, dass
Tregillis „wunderbar plottet und schreibt“ und für mich steht fest, dass ich
gerne mehr von dem Autor lesen würde. Der dritte Band der Milkweed-Trilogie ist
schon gebucht, aber auch der mittlerweile in den USA erschienene Roman <i>Something More Than Night</i> scheint wie
geschaffen für mich: laut Klappentext ist es ein von Raymond Chandler und
Dashiell Hammett inspirierter Krimi, der in Thomas von Aquins Vision vom Himmel
spielt (hört sich das nicht geil an?). Da der Roman bei Tor
Books erschienen ist und der neue Phantastik-Ableger des S. Fischer Verlags
nicht umsonst Fischer Tor heißt, besteht vielleicht sogar Hoffnung auf eine
Übersetzung.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;"><br /></span></div>
<span style="background: white;">Aber bis dahin empfehle ich dem geneigten Leser, die
Milkweed-Trilogie. Dessen zweiter Teil <i>Der kälteste Krieg</i> ist vielleicht nicht
ganz so fesselnd wie der Startroman <i>Saat des Unheils</i>, was bei Mittelstücken einer
Trilogie nicht unüblich ist, der aber in allerbester Manier unterhält und ein
Szenario entwirft, dass trotz aller phantastischer und unrealistischer Elemente
durchaus plausibel ist. (13/15)<o:p></o:p></span><br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;"><br /></span></div>
<b>Ian Tregillis: Der kälteste Krieg</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: THE COLDEST WAR (2012)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Aus dem Amerikanischen von Christian Jentsch</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titelbild: Dirk Berger</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Lektorat: Alexander Rösch</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Deltus.de, November 2014</div>
<div style="text-align: justify;">
463 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
13,95 € (Taschenbuch)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783940626196</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-40785509641435914942015-02-05T16:51:00.000+01:002015-03-11T22:51:38.879+01:00Christopher Fowler: Der Höllenexpress<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJxrOtJhdvuITG7AgA54L97Gc0_Fj4wuS-euc34Jna8hlKctsWlgqBAHyDJ9-S-GIP56bWBnlmPjEYi6xcBiFWjYeO_yoQY4NQmAM9McneU6xuYdtnOXfAZaH9vcpvcO2JMrtVAx-v77H6/s1600/Der+Hoellenexpress+Web.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJxrOtJhdvuITG7AgA54L97Gc0_Fj4wuS-euc34Jna8hlKctsWlgqBAHyDJ9-S-GIP56bWBnlmPjEYi6xcBiFWjYeO_yoQY4NQmAM9McneU6xuYdtnOXfAZaH9vcpvcO2JMrtVAx-v77H6/s1600/Der+Hoellenexpress+Web.jpg" height="320" width="210" /></a></div>
<b><br /></b>
<br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Es gibt internationale Autoren,
da fragt man sich, warum zum Teufel wird dieser Mist ins Deutsche übersetzt.
Ich will jetzt keine Namen nennen, aber mir würden auf Anhieb einige einfallen.
Und dann gibt es Autoren, da fragt man sich, warum wird nicht jedes verdammte
Buch von denen ins Deutsche übersetzt. Christopher Fowler gehört eindeutig in
diese Kategorie. Anfang der 1990er Jahre erschienen seine ersten Romane noch
bei Bastei Lübbe. Das waren 1989 <i>Über den
Dächern von London</i> (<i>Roofworld</i>,
1988), 1992 <i>Die rote Braut</i> (<i>Red Bride</i>, 1992), 1993 <i>Runen</i> (<i>Rune</i>, 1990), 1994 <i>Die Gilde
der Nacht</i> (<i>Darkest Day</i>, 1993) und
1995 <i>Spanky</i> (<i>Spanky</i>, 1994). Seitdem herrschte absolute Flaute, was
deutschsprachige Veröffentlichungen angeht. Das lag aber nicht daran, dass
Fowler seitdem nichts mehr geschrieben hat. Im Gegenteil, in schöner Regelmäßigkeit
erscheint im Vereinigten Königreich ein neuer Roman oder gar ein Band mit
Kurzgeschichten. Und nicht nur das: Die Sachen sind auch noch erfolgreich.
Allen voran seine Serie um die beiden Detektive Bryant & May, die bei der
Peculiar Crimes Unit (Abteilung für sonderbare Verbrechen) arbeiten, von der es
mittlerweile zehn Bücher gibt und die nächsten in den Startlöchern stehen. Und
ist eines dieser Bücher, für die zweifelsohne ein Markt in Deutschland
vorhanden wäre – eher als für seine Storysammlungen und Horrorromane vermutlich
– bei einem deutschen Verlag erschienen? Nein.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Umso erfreulicher, dass sich der
Luzifer Verlag seines Ende 2011 erschienenen Romans <i>Hell Train</i> angenommen hat
und ihn in der Übersetzung von Stefan Mommertz Ende 2014 dem deutschsprachigen
Publikum zugänglich gemacht hat. Das einzige Manko ist, dass sich nach der Lektüre
dieses sehr guten Romans ein gewisses Gefühl der Enttäuschung einstellt. Weil man nämlich, merkt, was für ein großartiger
Autor einem vorenthalten wird, wenn man nicht auf die Originalfassungen zurückgreifen
kann oder möchte. Ich hege noch ein klein wenig Hoffnung, dass sich irgendwann
ein Verlag, an seine Bryant & May-Serie heranwagt. Aber für seine
Kurzgeschichten und seine beiden autobiographischen Bücher (<i>Paperboy</i> und <i>Film Freak</i>) sehe ich eher schwarz. Für die beiden Romane, die nach
Hell Train abseits der Bryant & May-Serie erschienen sind (<i>Plastic</i> und <i>Nyctophobia</i>) wünsche ich <i>Der
Höllenexpress</i> einen so großen Erfolg, dass Steffen Janssen vom Luzifer
Verlag gar nicht anders kann, als diese auch zu veröffentlichen.<br />
<a name='more'></a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Der Titel seines zweiten
autobiographischen Buches deutet es schon an. Fowler ist ein <i>Film Freak</i>, aber nicht nur das: Er hat neben dem Schreiben
auch noch ein zweites Standbein. Er gründete eine der erfolgreichsten
britischen Filmmarketingfirmen überhaupt und verdiente sich mit Filmplakaten
und Trailern eine goldene Nase. Er arbeitete mit vielen bekannten Filmgrößen
zusammen. Aber trotz- und vor alledem ist er wohl immer noch ein Filmliebhaber.
Das erklärt dann auch, dass <i>Der Höllenexpress</i> eigentlich eine Liebeserklärung an ein
bestimmtes britisches Filmstudio ist.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Schon die dem Roman vorangestellten
Zitate von Peter Cushing und Christopher Lee zeigen wohin die Reise gehen wird
und nach dem ersten Kapitel besteht kein
Zweifel mehr. Shane Carter, ein Drehbuchautor, der gerade (Mitte der 1960er
Jahre) bei Roger Cormans AIP in Ungnade gefallen ist, bekommt den Auftrag für
die legendären Hammer Studios ein Drehbuch zu schreiben, das den langsamen, aber stetigen Niedergang
des Filmstudios beenden soll. Und das beschreibt dann schon die Rahmenhandlung
des Romans. Der Leser liest vom zweiten Kapitel an Carters Drehbuch in
Romanform, unterbrochen nur von wenigen Sequenzen der Rahmenhandlung, wo auch die Hammer-Größen Christopher Lee und Peter Cushing ihre Auftritte haben, wenngleich
man sie natürlich auch während er Fahrt des Höllenexpress vor Augen hat, weil
man genau weiß, welche Rollen ihnen in dem Drehbuch zugedacht sind. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Die Binnenhandlung beginnt
in dem osteuropäischen Städtchen Chelmsk. Dorthin verirrt sich während des
ersten Weltkriegs ein englischer Abenteurer namens Nicholas Castleford. Er
trifft dort die schöne Wirtstochter Isabella, die er innerhalb eines Abends
soweit bezirzen kann, dass sie mit ihm Chelmsk verlässt. Aber nur noch ein Zug
verlässt den Ort an diesem Abend und Isabella weiß, dass es kein gutes Ende
nehmen wird, wenn man ihn diesen Zug mit Namen Ärzengel (im Original: Arkangel)
einsteigt. Die Umstände zwingen sie trotzdem dazu. Sie sind aber nicht die
einzigen Gäste die in Chelmsk zusteigen. Einem britischen Ehepaar, Thomas und
Miranda, bleibt auch nichts anderes übrig als diesen Zug zu nehmen. An Bord
gibt es erste Überraschungen, da auf keiner Streckenkarte die Endstation
eingezeichnet ist. Und schnellt wird den vieren klar, das mit den anderen
anderen Passagieren irgendetwas nicht stimmt. Dazu kommt Isabella Wissen aus
alten Geschichten: den Mitreisenden stehen kaum lösbare Prüfungen bevor, um ihr Seelenheil zu retten.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Dieser Roman sticht wohltuend aus
dem Extrem- und Zombiehorror heraus, mit dem der Markt in der letzten Zeit
überschwemmt wurde. Keine stupiden Untoten bevölkern den Ärzengel und es werden
auch keine Foltersequenzen bis ins kleinste Detail beschreiben, auch wenn das
Buch nicht mit Splatterszenen geizt. Was hier vor allem aufgebaut wird, ist
Atmosphäre, und zwar die Atmosphäre der alten Hammer-Filme. Natürlich ist das Buch
gewalttätiger als alle Hammer-Filme zusammen. Aber
trotzdem hat man bei jeder Seite des Romans den Hammer-Film vor Augen, der nach
diesem „Drehbuch“ gedreht worden wäre. Angefangen von der osteuropäischen
Locations bis hin zu den Figuren, in denen man die bekannten Schauspieler jener
Zeit direkt vor sich sieht, atmet der Film das Kolorit der britischen
Horrorfilme der 1950er und 1960er Jahre. Wie Fowler das einfängt ist
meisterlich.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das allein wäre zwar schon genug,
um von einem sehr guten Roman zu sprechen, aber es kommt noch etwas dazu. Die
Hauptfiguren müssen, wie schon erwähnt, Prüfungen absolvieren. Und in diesen
Prüfungen werden ihnen ihre schlechten Eigenschaften pointiert vorgeführt. Ob
sie in ihrem – falschen? – Trott weitermachen oder nicht, bestimmt über ihr Weiterleben. So kriegt man so ganz nebenbei, einige moralische Fragestellungen
vor den Latz geknallt, über die sich ein weiteres Nachdenken lohnen dürfte.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Womit wir es also bei <i>Der Höllenexpress</i> zu tun haben, ist nichts
anderes, als einem Horrorroman, der zeigt, was alles in diesem Genre steckt und
auch, was es ausmacht. Christopher Fowler beantwortet die Frage, ob er immer
noch Horrorgeschichten schreibt, in seinem <a href="http://www.christopherfowler.co.uk/blog" target="_blank">Blog</a>
so: „<i>I‘m certainly no fan of kitchen sink drama I like stories that soar into strangeness rather than ones that faithfully replicate the ordinariness of life.“</i> (Quelle: <a href="http://www.christopherfowler.co.uk/blog/faq">http://www.christopherfowler.co.uk/blog</a><a href="https://www.blogger.com/null">/faq</a>, zuletzt besucht am 05.02.2015 - zur Erläuterung der <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kitchen_Sink_Realism" target="_blank">Wikipediaeintrag zu Kitchen Sink Realism)</a>. Und das ist es, was neben allen Unterhaltungswert gute
Horrorliteratur ausmacht. Die Seltsamkeiten, die Abnormitäten von Horrorgeschichten verleiten einen
oftmals eher über manche Sachverhalte nachzudenken, als deren bloße realistische
Abbildung.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background-attachment: initial; background-clip: initial; background-image: initial; background-origin: initial; background-position: initial; background-repeat: initial; background-size: initial;">Fowler sagt in seinem Blog noch andere kluge Sachen über Genreliteratur: <i>„I dont appreciate the ghettoisation of the genre, and many of the stories I consider to be horrific do not fit into easy horror categories.“</i> (Quelle</span>: <a href="http://www.christopherfowler.co.uk/blog/faq">http://www.christopherfowler.co.uk/blog</a><a href="https://www.blogger.com/null">/faq</a>, zuletzt besucht am 05.02.2015) Das spricht mir aus der Seele. Vieles, was nicht als Horrorliteratur eingestuft wird, ist der pure Horror. Trotzdem wird über das, was als Horrorliteratur eingestuft wird, sehr oft der Stab gebrochen: Das ist doch alles nur trivialer Schund. Klar, es gibt ihn auch, diesen trivialen Schund, aber den gibt es in der Literatur überall. Doch wenn man sich mal die Mühe macht und ein bisschen tiefer gräbt, dann findet man solche Perlen wie <i>Der Höllenexpress</i>. Das gilt natürlich auch für beide Seiten. Man sollte sich als Leser nicht nur auf ein Genre versteifen, sondern durchaus auch einmal über den Tellerrand schauen. So ein Blick lohnt sich immer.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<span style="background: white;"><span style="font-family: "Calibri","sans-serif"; font-style: normal; mso-ascii-theme-font: minor-latin; mso-bidi-font-family: "Times New Roman"; mso-bidi-font-style: italic; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-hansi-theme-font: minor-latin;"><br /></span></span></div>
Aber genug der Abschweifungen, zurück zum eigentlichen Thema: Alle horror-affinen Leser erhalten von mir einen Lesebefehl. <i>Der Höllenexpress</i> zählt zum Besten, was in letzter Zeit im Genre veröffentlicht wurde. Damit verbunden ist eine Aufforderung an die deutschen Verlage gefälligst bald weitere Sachen von Fowler ins Deutsche zu übersetzen. (Wie wäre es beispielsweise mit der Kurzgeschichte <i>Arkangel</i>, die 2008 in der Anthologie <i>Exotic Gothic 2</i> erschienen ist, und so etwas wie die Vorgeschichte des Höllenexpress ist? – Entschuldigung, ich habe vergessen, dass sich Kurzgeschichten nicht verkaufen – also vergessen wir die Frage ganz schnell wieder). Einen Leser hätten alle weiteren deutschen Fowler-Veröffentlichungen schon mal sicher, denn wenn sie nur halb so gut geraten sind wie <i>Der Höllenexpress</i>, wären sie immer noch besser als vieles, was man sonst so zu lesen bekommt. Ich will mehr von Fowler. Also tut mir bitte den Gefallen und macht diesen Roman zu einem Erfolg. (14/15)<br />
<b><br /></b>
<b>Christopher Fowler: Der Höllenexpress</b><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der britischen Originalausgabe: HELL TRAIN (2011)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Übersetzung: Stefan Mommertz</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Cover: Mark Freier</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Luzifer Verlag, Januar 2015</div>
<div style="text-align: justify;">
354 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
13,95 € (Paperback)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783958350267</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-46787204109518290362015-01-29T16:12:00.000+01:002015-02-20T07:50:46.476+01:00Stephen Hunter: Nachtsicht<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqPwA7wyuPrtPVewrW2a7bFpMpM6L4jXRna9NRJ8YfokznCq6-eWD0oQ14dQjRuGjLjbrCKL6oWXIhMSopqIT-nOd9Tbn6sFEq-7UxqrUEbAwnqgEOUpLs97f8RM3qf9oD4Hm1027Wkw_w/s1600/51YNvCQ1XSL._SY344_BO1,204,203,200_.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqPwA7wyuPrtPVewrW2a7bFpMpM6L4jXRna9NRJ8YfokznCq6-eWD0oQ14dQjRuGjLjbrCKL6oWXIhMSopqIT-nOd9Tbn6sFEq-7UxqrUEbAwnqgEOUpLs97f8RM3qf9oD4Hm1027Wkw_w/s1600/51YNvCQ1XSL._SY344_BO1,204,203,200_.jpg" height="320" width="202" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<b><br /></b>
<br />
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Bob
Lee Swagger, Vietnam-Veteran und Scharfschütze, ist der Held von Stephen
Hunters Romanreihe, dessen zweiter Band <i>Black Light</i> unter dem
Titel <i>Nachtsicht</i> nun zum ersten Mal in deutscher Übersetzung
vorliegt. Aber dieser 1996 in den USA erschienene Roman ist mehr als der
zweiter Band der Bob-Lee-Swagger-Reihe: In der Danksagung zu <i>Nachtsicht</i> schreibt
Hunter, dass es der Abschluss einer Trilogie sei, zu der er neben dem ersten
Band der Swagger-Reihe <i>Point of Impact</i> (deutsch: <i>Shooter</i>,
Festa 2014), auch den Roman <i>Dirty White Boys</i> zählt. Hier muss
ich übrigens auf einen kleinen Fehler hinweisen: Als Anmerkung steht in der
Danksagung, dass <i>Dirty White Boys</i> noch nicht auf Deutsch
erschienen ist. Das ist so nicht ganz richtig. Der Roman erschien 1997 unter dem
Titel <i>Die Gejagten </i>schon einmal bei List. Allerdings hege ich
die Vermutung, dass bei dieser Übersetzung, wie auch schon bei der Deutschen
Erstausgabe von <i>Point of Impact</i> (<i>Im Fadenkreuz der Angst</i>,
List 1994), Kürzungen vorgenommen worden sind. Also muss man dem Festa
Verlag dankbar sein, dass er nach <i>Shooter</i> in seiner Crime-Reihe nun den zweiten
Bob-Lee-Swagger-Roman in ungekürzter Übersetzung herausbringt und hoffen, dass auch die weiteren Swagger-Romane folgen werden.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Zwei
Jahre nach <i>Black Light</i> erschien 1998 nämlich der dritte Bob-Lee-Swagger-Band
und nach der erfolgreichen Verfilmung von <i>Point of Impact</i> (Shooter,
2006, Regie: Antoine Fuqua) mit Mark Wahlberg reaktivierte Hunter seine erfolgreiche Figur und
liefert seitdem in schöner Regelmäßigkeit neue Romane mit dem Scharfschützen
(und sogar einen mit seinem unehelichen Sohn) ab. Aber auch in den Jahren zwischen
dem dritten und vierten Roman der Reihe ließ die Familie Swagger den Autor
nicht los. Er schrieb drei Bücher, in denen Bob Lees Vater Earl die Hauptfigur
war. Und um ebendiesen Vater geht es auch zum großen Teil in <i>Nachtsicht</i>, denn
nicht umsonst ist der Untertitel des Romans "Er jagt die Mörder seines
Vaters".<br />
<a name='more'></a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<span style="line-height: 14.4pt;">Bob
Lee Swagger hat vier Jahre nach dem in </span><i style="line-height: 14.4pt;">Shooter</i><span style="line-height: 14.4pt;"> geschilderten
Geschehen mittlerweile eine kleine Familie und sich zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter auf eine Farm in Arizona
zurückgezogen. Er erhält dort Besuch von dem jungen Journalisten Russ Pewtie,
der ihn um Hilfe bei einer Recherche bittet. Pewtie hat vor ein Buch schreiben,
in dem er zwei Sachen miteinander in Verbindung bringen möchte. Nämlich den Tod
des Polizisten Earl Swaggers, der am 23. Juli 1955 vom Ex-Sträfling Jimmy
Pye erschossen worden ist, und die Jagd von Pewties Vater, einem Polizisten,
auf den entflohenen Sträfling Lamar Pye, Jimmy Pyes Sohn, die Stephen Hunter in dem Roman </span><i style="line-height: 14.4pt;">Dirty
White Boys</i><span style="line-height: 14.4pt;"> (</span><i style="line-height: 14.4pt;">Die Gejagten</i><span style="line-height: 14.4pt;">) erzählt. Nach anfänglicher Ablehnung
macht Swagger sich doch mit Russ Pewtie auf den Weg nach Arkansas in seine
Heimatstadt. Er hat nämlich Ungereimtheiten in den Hinterlassenschaften seines
Vaters entdeckt und will vor Ort Nachforschungen deswegen anstellen. Im ersten Drittel von </span><i style="line-height: 14.4pt;">Nachtsicht</i><span style="line-height: 14.4pt;"> changiert
das Geschehen häufig zwischen der Gegenwart (Mitte der 1990er Jahre) und dem
23. Juli 1955. In Rückblenden wird sozusagen das verifiziert, was Bob Lee
Swagger und Pewtie herausgefunden haben. Als Bindeglied zwischen diesen beiden
Zeitebenen fungiert die Figur Sam Vincent, der schon als Anwalt Bob Lee
Swaggers aus </span><i style="line-height: 14.4pt;">Shooter</i><span style="line-height: 14.4pt;"> bekannt ist. Er war der ermittelnde
Staatsanwalt bei Earl Swaggers letztem Fall, dem Mord an dem schwarzen Mädchen
Shirelle Parker, und rollt nun diesen Fall als alter, mit beginnender Demenz
kämpfender Mann wieder auf, da die Vermutung naheliegt, dass Earls Tod etwas
mit dem Mord an Shirelle Parker zu tun hat. Außerdem ist da noch Red Bama.
Dieser versucht die Nachforschungen Swaggers, Pewties und Vincents zu
sabotieren. Also merkt der Leser schnell, dass an der offiziellen Version des
Todes von Earl Swaggers einiges nicht stimmt und die Vermutungen der drei nicht allzu weit hergeholt sind. Die Frage ist jetzt, was die eigentlichen Umstände von
seinem Tod sind und was genau Bama zu vertuschen versucht.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Natürlich kommt die
Action in <i>Nachtsicht</i>
nicht zu kurz, doch so actionreich wie der Vorgänger <i>Shooter</i> ist der Roman nicht. Aber das ist auch gar nicht nötig. Das
Hauptaugenmerk bei diesem Actionthriller liegt mehr auf dem zweiten Teil
des Begriffs. <i>Nachtsicht </i>ist spannend
und bezieht seine Spannung daraus, dass sowohl dem Leser als auch den
Protagonisten erst nach und nach alle Zusammenhänge klar werden. Dazu hat
Hunter einige Storytwists eingebaut hat, die man so auf den ersten Blick nicht
erwarten konnte. Lediglich der finale Twist wirkt etwas überzogen. Aber
das macht nichts. Die Spannung wird auf den kompletten 600 Seiten gehalten –
bis auf wenige Ausnahmen, auf die ich gleich noch zurückkommen werde – und die
Actionsequenzen legen ein rasantes Tempo an den Start. Dazu kommt noch, dass
sich Hunter sehr gut in die Taktiken eines Scharfschützen hineinrecherchiert
hat und man Bob Lee Swaggers Handlungsweisen für bare Münze nehmen kann. Es wirkt zwar alles manchmal etwas übertrieben aber wenn man im Actiongenre unterwegs ist, weiß
man von vorneherein, dass es der Held auch mal mit zehn Gegnern gleichzeitig
aufnehmen kann.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Überhaupt
die Figurenzeichnung: Bob Lee Swagger ist nicht mehr der traumatisierte
Einzelkämpfer, er hat jetzt Familie und versucht diesem Rechnung zu tragen.
Trotzdem kann er sich in Extremsituationen auf seine Kämpfergene
verlassen und ist in der Lage sich einen Dreck um etwaige moralische Vorgaben
zu scheren. Er ist zwar nicht mehr so sehr der Anti-Held wie noch in <i>Shooter</i>, aber eine positive
Identifikationsfigur für den Leser ist er immer noch nicht. Red Bama ist der
Prototyp des skrupellosen reichen Südstaatlers, der bereit ist, für den Erhalt
seines Status Quo über Leichen zu gehen. Die sympatischeren Charaktere des
Buches sind zum einen Sam Vincent, der alte Anwalt, dem seine
Gedächtnisaussetzer zu schaffen machen, der aber in seinen lichten Momenten
immer wieder alten Scharfsinn hervorblitzen lässt, und zum anderen Russ Pewtie,
der junge Journalist, der sich seine Naivität bewahrt und auch fassungslos vor den
Taten steht, die die hartgesottenen Kerle um ihn
herum nur noch kalt lassen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
In
Pewtie scheint wohl auch ein bisschen der Autor selbst durch. Wenn er Pewtie
davon berichten lässt, wie es war, als er den Filmkritiker seiner Zeitung vertreten
musste und nervös Clint Eastwood und Kevin Costner interviewen musste, dann
kann man durchaus Parallelen zu Hunter ziehen, der sein Geld hauptberuflich als
Filmkritiker der Baltimore Sun und später der Washington Post verdiente und als
einer der bedeutendsten amerikanischen Vertreter der Filmkritik überhaupt
angesehen wird, was nicht zuletzt die Auszeichnung mit dem Pullitzer Preis für
Kritik im Jahre 2002 belegt. Hunter legt Pewtie auch Sätze in den Mund, die
sich manche Autoren mal zu Herzen nehmen sollten: „Ich habe nie behauptet
schlau zu sein … Ich habe gesagt, dass ich Schriftsteller werden möchte. Das
ist nicht dasselbe.“ (Stephen Hunter: Nachtschicht,
S.239)<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Stephen
Hunter ist außerdem Sportschütze, hat also eine gewisse Affinität zu Schusswaffen.
Die Art und Weise wie im Süden der USA mit Waffen umgegangen wird, ist
natürlich gerade für den im Krimi- und Thrillerbereich geübten Leser nicht neu.
Aber auf denen mitteleuropäisch geprägten Rezensenten, der ich nun mal bin,
wirkt es immer wieder befremdlich, wie selbstverständlich Gebrauch von
Schusswaffen gemacht wird. Es ist zwar nicht so, dass Hunter den Umgang mit
Waffen verherrlicht - zwischendrin klingen auch mal überaus vernünftige, wenn
nicht gar kritische Töne durch -, aber die Faszination, die Waffen auf ihn
ausüben, kann man deutlich erkennen. Und das ist in meinen Augen ein kleiner
Nachteil des Buches. Es kann gut sein, dass es manchem Leser gefällt, aber wenn
ich mich durch mehrseitige Beschreibungen eines Gewehrs arbeiten muss,
schaltet mein Gehirn spätestens nach einer halben Seite ab und ich beginne erst wieder mit
konzentriertem Lesen, wenn es mit der Handlung weitergeht. Das kam bei
<i>Nachtsicht</i> zum Glück nicht allzu oft vor, aber doch so oft, dass es auffiel.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Ein
weiterer positiver Aspekt war für mich die Zeit, in der der Roman spielt. 20
Jahre sind eine gar nicht so lange Zeitspanne und man wundert sich, wie sehr sich das
Leben allgemein verändert hat, wenn man einen Roman von 1996 liest. Zu
Recherchezwecken wurde damals eine absolute Neuheit benutzt: eine Telefonbuch-CD-ROM.
Eine heute schon weit überholte Sache ist vor 20 Jahren als revolutionär
angesehen worden. Das zeigt dem heutigen Leser, wie schnelllebig die Zeit ist. Man kann sich nach 2001 auch gar nicht vorstellen, dass „das Mantra der nationalen
Sicherheit“ in den USA der 90er Jahre „längst nicht mehr so viel Macht ausübte“
oder man nicht „sicher sein konnte, ob es überhaupt funktionierte.“
(Stephen Hunter: Nachtschicht, S. 440). Da darf man fast froh sein, dass der
Roman erst jetzt seinen Weg zu uns deutschen Lesern fand, denn bekommt so bekommt man eine
Gratis-Geschichtslektion nebenbei vermittelt, die gar nicht vom Autor beabsichtigt
gewesen sein mag.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
<br /></div>
<br />
<div class="MsoNormal" style="line-height: 14.4pt; margin-bottom: 0.0001pt;">
Und
natürlich darf man auch sonst froh über die (soweit ich es
beurteilen kann) gelungene Übersetzung sein. Schön, dass diese durchaus harten
und streckenweise auch brutalen Romane endlich in deutscher Sprache zugänglich
sind. <i>Nachtsicht</i> mag jetzt keine
literarische Offenbarung sein, aber es ist genau das, was es sein möchte: Gute
Action-Unterhaltung, zwar mit den paar von mir erwähnten Längen, die aber auf
den insgesamt gut 600 Seiten kaum auffallen. Bleibt zu hoffen, dass der Festa
Verlag auch noch die weiteren Bob-Lee-Swagger-Romane veröffentlicht (neun sind
es mittlerweile an der Zahl). Aber vor allem würde ich mir wünschen, dass es
eine Neuübersetzung von <i>Dirty White Boys</i>
gibt. <i>Nachtsicht</i> lässt sich wie <i>Shooter</i> zwar sehr gut als eigenständiges
Werk lesen, aber mich interessiert schon, was in der Zwischenzeit mit Russ
Pewties Vater und Lamar Pye genau geschehen ist, zumal ich in einigen
englischsprachigen Rezensionen gelesen habe, dass <i>Dirty White Boys </i>der beste Roman der von Hunter selbst so
betitelten Trilogie sein soll. (10/15)<o:p></o:p></div>
<b><br /></b>
<b>Stephen Hunter: Nachtsicht</b></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: BLACK LIGHT (1996)</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Aus dem Amerikanischen von Patrick Baumann</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Lektorat: Alexander Rösch</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Titelbild: Clinton Lofthouse</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">
Festa Verlag, November 2014</div>
<div style="text-align: justify;">
601 Seiten</div>
<div style="text-align: justify;">
13,95 € (Taschenbuch)</div>
<div style="text-align: justify;">
ISBN: 9783865523372</div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-76802669154303704292015-01-15T16:53:00.000+01:002015-02-20T07:50:01.520+01:00Christian Sidjani (Hrsg.): Horror Legionen II<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrq4bbFGOBdCqMe6yDOnxG_26IMJzWvh8VacBJjJI0TgUHghDNmkBhUoknaRetA-z5LGY6AK7XkWWOOIuiLQyH4-_HEf3L3Q7dD6Efzu-bbRX4S2AxFmdULmp4sFfaY2bmpmK-gv5A7D2X/s1600/HL2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrq4bbFGOBdCqMe6yDOnxG_26IMJzWvh8VacBJjJI0TgUHghDNmkBhUoknaRetA-z5LGY6AK7XkWWOOIuiLQyH4-_HEf3L3Q7dD6Efzu-bbRX4S2AxFmdULmp4sFfaY2bmpmK-gv5A7D2X/s1600/HL2.jpg" height="320" width="213" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpFirst">
<div style="text-align: justify;">
Die in meiner Besprechung (<a href="http://horrorundco.blogspot.de/2013/10/doc-nachtstrom-hrsg-horror-legionen.html" target="_blank">hier</a>) des ersten von Doc
Nachtstrom im Sommer 2013 herausgegebenen Bandes der
Horror Legionen schon angekündigte Fortsetzung erschien Ende des Jahres 2014 endlich im Amrûn Verlag . Was hat sich nun im zweiten Band geändert? Zunächst
einmal hat der Herausgeber gewechselt. Der Hamburger Autor Christian Sidjani
zeichnete sich diesmal für die Auswahl der Geschichten und das Vorwort der Anthologie verantwortlich. Und noch etwas sticht sofort ins Auge: Das von
Mark Freier gestaltete Cover ist um Längen besser als das Cover der ersten
Horror Legionen. Aber das Konzept ist das Gleiche geblieben. Es wird versucht, einen Querschnitt der deutschsprachigen Horrorliteratur anhand von Kurzgeschichten zu zeigen.<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Insgesamt 19 Autoren folgten Sidjanis
Aufruf und lieferten 18 Kurzgeschichten für den Almanach deutscher
Horror-und-Mystery-Autoren - so der Untertitel - ab. Da kein Thema vorgegeben war, ist es nur
logisch, dass ein breites Spektrum abgedeckt wurde. Da bleibt es nicht
aus, dass nicht jedem Leser, jede Erzählung gefallen wird, wie der Herausgeber auch in seinem Vorwort feststellt: „Es mag sein, dass nicht jede Geschichte,
dir auf der Reise gefällt, aber du wirst feststellen, wie facettenreich Horror
sein kann.“ Und damit hat er voll und ganz Recht. <o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Auch die Frage mit der Sidjani sein Vorwort
eröffnet ist klug gewählt. Er fragt nicht: "Was ist Horror?", sondern er fragt: „Was
ist Horror für dich?“. Denn kein anderes Genre hat so individuell festgelegte Grenzen wie
Horror. Die Frage, wann hört der Thriller auf und wann fängt der Horrorroman
an, kann nur jeder für sich selbst beantworten. Und die Abgrenzung zum Thriller ist nicht die einzig schwierige. Ist z.B. <i>Alien eher </i>ein Science-Fiction- oder ein Horrorfilm? Ich kann das nicht eindeutig beantworten. Und was für den einen der größte
Alptraum überhaupt ist, ringt der anderen vielleicht gerade mal ein müdes Lächeln ab. Horror oder vielleicht Furcht allgemein, denn das ist das Gefühl, was diese Art Literatur erzeugen will, ist ein sehr persönliches Gefühl. Wenn man nun mit dieser Prämisse an dieses Buch herangeht,
wird man nicht enttäuscht. Einige der besten deutschen Genrevertreter zeigen,
warum sie zurecht für diese Anthologie ausgewählt worden sind. Von anderen hat man durchaus schon
Besseres gelesen. Aber vielleicht ist das ja auch nur mein subjektives
Empfinden. Gehen wir also in medias res und
betrachten die Erzählungen im Einzelnen:<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br />
<a name='more'></a></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>1) Tobias Bachmann & Markus K. Korb:
Das Zimmer in Venedig</b></div>
<div style="text-align: justify;">
Es beginnt mit einer großartigen klassischen Schauergeschichte. Der Kunstgriff
überhaupt ist für mich, die Geschichte in Venedig spielen zu lassen. So spielt
die Geschichte im hier und jetzt, aber das Flair dieser einmaligen in der Zeit
scheinbar stehen gebliebenen Stadt bildet die Kulisse dafür, dass diese
klassische Geschichte wunderbar funktioniert, ohne über die Maßen antiquiert zu
wirken. Für mich eine der gelungensten Übertragungen einer klassischen
Gruselgeschichte in die Gegenwart, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Die
Atmosphäre, die die Stadt Venedig ausstrahlt, ist sehr gut spürbar. Ich wollte zunächst
nur einen kurzen Blick in die 40-seitige Geschichte hineinwerfen, wurde aber so in
deren Sog gerissen, dass ich sie in einem Rutsch lesen musste. Denn neben
der Atmosphäre sind auch sonst alle Zutaten vorhanden, die eine solche Geschichte haben muss. Ein exzellenter Start in die Anthologie. (13/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>2) Daniela Herbst: Noras Baby</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Ich
musste bei dieser im White-Trash-Milieu spielenden etwas anderen
Rape'n'Revenge-Story immer ein bisschen an die Ludolfs denken. Es war die
zweite Geschichte, die ich von Daniela Herbst gelesen habe und nachdem ich ihre
Zombie-Geschichte aus den ersten Horror-Legionen für eine der schwächsten
überhaupt des Bandes eingestuft habe, gelingt es ihr mit dieser auf einem Schrottpaltz spielenden viel
besser, mich zu unterhalten. Wenn man bei dem angeschlagenen Thema von
Unterhaltung überhaupt sprechen kann. Zugegeben, die Story wirkt etwas abgedroschen,
aber nichtsdestotrotz hat sie mir gut gefallen. (10/15)</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>3) Michael Schmidt: Max</b></div>
<div style="text-align: justify;">
Die erste Geschichte der Anthologie, die in der 1. Person erzählt wird, hat
auch eine im Genre nicht unbekannte Handlung vorzuweisen. Der Ich-Erzähler Max
und seine Freundin werden beim Baden im Meer von irgendetwas gebissen und verwandeln
sich mehr und mehr in monströse Wesen. Leider finde ich die gewählte Sprache des
Erzählers zu gekünstelt. Ich nehme Max nicht ab, dass er so erzählen würde. Aus
einer anderen Perspektive heraus geschrieben, hätte die Story durchaus etwas
gehabt. So funktioniert die Geschichte für mich nicht. (5/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>4) Mala Wintar: Das Lächeln meiner
Schwester</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Die erste Geschichte, die ich von der
Autorin gelesen habe, besticht durch sehr genaue und sprachmächtige
Beschreibungen – gerade eine in der Kurzgeschichte enthaltene Traumsequenz hat
mich tief beeindruckt. Leider ist die Story aber sonst nicht besonders originell und
arg vorhersehbar. Dazu versaut der Erklärbar-Epilog einiges von der vorher
erzeugten Stimmung. Trotzdem muss man die Autorin auf dem Zettel behalten.
(8/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>5) Vincent Voss: K9K</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Auf nur 12 Seiten erzählt Vincent Voss eine
Geschichte aus vier verschiedenen Perspektiven, die aufeinander aufbauen. Der
Staffelstab wird quasi von der einen zur anderen Perspektive weitergegeben (und
teilweise auch zurück). Überraschenderweise funktioniert das nicht nur, sondern
es funktioniert sogar fantastisch. Dazu werden die in der Geschichte gezeigten
Hundehasser (-quäler) und Hundefreunde so extrem überzeichnet, dass den
Vertretern der jeweiligen Gruppen beim Blick in den vorgehaltenen Spiegel übel werden muss. Ganz
großes Tennis. Ein selbst für das an sich schon hohe Niveau der Kurzgeschichten
des Autors überragende Geschichte. (15/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>6) Fred Ink: Omega Tau 3</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Der nächste Volltreffer ist Fred Inks
Quasi-Neuerzählung von Lovecrafts <i>Der
Tempel</i> als SF-Horror-Erzählung, die 2081 nach einer nuklearen Katastrophe
und einem dadurch veränderten Machtgefüge spielt. Die Geschichte spielt nicht
wie in Lovecrafts Erzählung in einem U-Boot, sondern auf einem Exoplaneten, wo ein Trupp Arbeiter fossile Brennstoffe für die Erde
abbauen soll. Und die Nachrichten werden nicht wie beim <i>Tempel </i>in einer Flaschenpost
gefunden, sondern als Voice-Mails zwischen den Planeten hin- und hergesendet.
Eine tolle Version einer bekannten Geschichte mit Spitzen gegen totalitäre
Systeme, deren Ende ich besonders überzeugend fand. (14/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>7) Tony Lucifer: Das Ding aus einer ganz
anderen Welt</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Ein Paar kommt nach Hause, will vögeln und
während sie im Bett auf ihren duschenden Mann wartet, wird sie von einem unter
dem Bett lauernden Monster massakriert. Was sich ein wenig nach einem
Kinderalptraum anhört (jedenfalls wenn man den Sex weg lässt), wird extrem brutal und
explizit beschrieben. Aber im Grunde passiert in dieser Geschichte nichts. Am
Ende gibt es zwar noch einen desaströsen Blick in die Zukunft, aber die Figuren
und das, was ihnen geschieht, erreichen mich nicht und lassen mich kalt. Eine
überflüssige , nur auf Effekt ausgelegte Kurzgeschichte. (4/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>8) Rona Walter: Highwayman</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Eine sprachlich und thematisch typische
Rona-Walter-Geschichte. Sie spielt in Schottland und ein Feenwesen eine gewichtige Rolle.
Ich mag ihre Geschichten, die in der Gegenwart spielen lieber. Diese hier
spielt in der Vergangenheit und hat mich nicht vom Hocker gerissen.
Durchschnitt. (8/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>9) Oliver Susami: Tyrannosaurus Rex</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Ich glaube, dass diese Erzählung das Erste
überhaupt ist, was ich von Susami gelesen habe. Um seine Romane habe ich bislang einen Bogen gemacht, weil sie mich thematisch nicht angesprochen haben. Wahrscheinlich muss ich das mal ändern. Denn diese Geschichte über einen kleinen Junge, der in der
Schule ein Außenseiter ist, und dann einen dämonischen Freund bekommt, der meint, ihm auch ohne dessen Erlaubnis,helfen
zu müssen ist zwar relativ unspektakulär, aber trotzdem gut. (11/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b><br /></b></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>10) C. Auguste: Der Soldat und sein Henker</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Der Leipziger Autor mit dem an Poe
angelehnten Pseudonym (wer mag das wohl sein?)
liefert mit seiner Geschichte eine Dürrenmatt-Hommage ab. Der Titel lehnt sich
an den Roman <i>Der Richter und sein Henker </i>an
und das formale Gerüst ist bei der Geschichte <i>Der Auftrag </i>übernommen. Eines vorweg: Ich mag Literatur, die sich von vorneherein ein formales Korsett gibt (Tipp für
Leute, die so etwas auch mögen: Die Gedichte Oskar Pastiors oder anderer
Vertreter der Gruppe OULIPO). Aber zurück zur vorliegenden Kurzgeschichte. Auguste erzählt seine Geschichte in zwölf Sätzen (bei Dürrenmatt waren es noch 24)
- die Sätze sind dementsprechend lang
(natürlich mit vielen Einschüben, Kommas, etc.). Das alles gelingt ihm sehr
gut und ich habe die Geschichte einer Frau, die einen Mann mit einem bestimmten
Ziel beobachtet und verfolgt, mit großem Vergnügen gelesen. Trotzdem muss ich
zwei Abstriche machen: Bei Texten, die so auf die Einhaltung des formalen
Gerüsts setzen, fällt jeder auch noch so kleine Fehler doppelt ins Gewicht und zwei,
drei sind in diesem Text vorhanden. Das ist ärgerlich. Trotzdem bleibt es eine
großartige Geschichte (13/15).<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Der zweite Abstrich: Die Erzählung ist
alles andere als eine Horrorgeschichte, daher hat sie eigentlich in dieser
Anthologie nichts verloren. Daher im Gesamtkontext: (9/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b><br /></b></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>11) Xander Morus: Projekt März</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Eine Studentin versucht, etwas über ein
vergangenes (para-)psychologisches Experiment herauszufinden, und stößt zunächst
auf eine Mauer des Schweigens, findet aber am Ende doch die Wahrheit heraus.
Auch hier wird eine nicht unbedingt mega-originelle Geschichte routiniert
erzählt. Leider war sie mir etwas zu vorhersehbar und das Ende hat mich etwas enttäuscht.
(8/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>12) André Wegmann: Albino Devil</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Zwei Pärchen bei einem Zelturlaub in
Rumänien: Am Lagerfeuer erzählt einer der Männer eine gruselige Legende aus der
Gegend. Was anschließend passiert, dürfte jedem Horror-Kenner klar sein. Trotz
einer recht witzigen Wendung nicht unbedingt die Neuerfindung des Rads. Aber
altbewährte, gute und gruselige Unterhaltung (11/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>13) Melisa Schwermer: Das glitzernde Ding</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="text-align: justify;">
Ein Junge sieht
auf dem Nachhauseweg aus dem Zug heraus etwas glitzern und sucht das Ding trotz
Stubenarrests am Nachmittag. Das Ganze muss natürlich böse enden. Auch hier
wird ein nicht unbedingt unbekanntes Motiv ohne besonders originelle Zutaten,
aber mit ein, zwei kleineren Überraschungsmomenten gut und unterhaltsam
erzählt. (10/15)<o:p></o:p></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b><br /></b></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>14) Arthur Gordon Wolf: Quids</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Die längste Geschichte der Anthologie
beschreibt den Beginn eines Endzeitszenarios. Die Erzählung beginnt vor der
eigentlichen Handlung fulminant. Danach wird die Handlung langsam aber sicher
mehr und mehr in Richtung Höhepunkt aufgebaut. Das ist – wie bei Wolf üblich – auf formal und sprachlich hohem Niveau. Trotzdem hat mich die
Erzählung gelangweilt. Vielleicht liegt das Augenmerk zu sehr auf der
Konstruktion des Spannungsbogens. Der Protagonist und Ich-Erzähler blieb in
meinen Augen merkwürdig blass, was mir den Zugang zur Geschichte erschwerte.
(9/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>15) Sönke Hansen: Baba Jaga</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Die zweite Schwangerschafts- bzw.
Geburtsgeschichte der Anthologie kommt als eine klassische
Böse-Hexen-Geschichte daher. Eine unfruchtbare Frau aus Schleswig-Holstein
wendet sich in ihrer Verzweiflung an dunklere Mächte als üblich, kommt aber mit
den Folgen nicht klar. Anders als bei der zweiten Geschichte des Bandes legt
Hansen mehr Wert auf den Hintergrund, was der Gesamtqualität zugutekommt. Gute,
fast sehr gute Geschichte. (12/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>16) Michael Dissieux: Das verlassene Dorf</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Die Aufzeichnungen eines Mannes, der
zusammen mit einem Freund zu einer Forschungsreise in ein verlassenes Dorf bei
Gloucester aufbricht, wo in früheren Zeiten etwas Schreckliches passiert ist.
Die Geschichte schreit in Setting, Stil und Figurenzeichnung förmlich: LOVECRAFT.
Und ganz ehrlich: Ich mag es nicht mehr, wenn Autoren in der 1. Hälfte des 21.
Jahrhundert versuchen, so zu klingen wie Autoren der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Das kann man mal machen, aber Dissieux hat es in meinen Augen in
seinen Kurzgeschichten einmal zu oft getan. Ich mag seine dystopischen Romane
sehr. Diese Kurzgeschichte mochte ich nicht. (5/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b><br /></b></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>17) Isabell Schmitt-Egner: Zirkusmädchen</b><o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Hier liegt eine kleine, fiese
Rachegeschichte an einem pädophilen Priester vor, die vermeintliche
Vorurteile umkehrt. Der, der in der Mitte der Gesellschaft lebt, ist der Böse
und der am Rande Lebende erweist sich am Ende als der Gute. Tolle Story. (12/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<b>18) Malte S. Sembten: Gott der Tränen.</b> <o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Ein wahrhaft würdiger Abschluss und letzter
Höhepunkt des Buches. Die Geschichte schlägt einen Bogen von der
EU-Glühbirnenverordnung zu einer Serienkillergeschichte mit einem Schlenker ins
Übersinnliche. Sembten gilt schon seit Langem als einer der besten Vertreter
der deutschsprachigen Horror-Kurzgeschichte und stellt mit dieser hier
eindrucksvoll unter Beweis, warum das so ist. Sprachlich exzellent, bis ins kleinste Detail mit
originellen Ideen gespickt und dabei immer unterhaltsam und spannend. Wie
nebenbei gibt es noch einige fundierte und gut recherchierte Informationen zu
verschiedenen Themen. Besser geht es kaum. (15/15)<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
Soweit mein Eindruck zu den einzelnen
Erzählungen und wie eingangs schon erwähnt, hat mir nicht jede Geschichte
gefallen. Aber der Großteil der Stories war schon auf erschreckend hohem
Niveau. Horror Legionen II ist eine gelungene Fortsetzung einer großartigen
Idee, die von der Qualität der einzelnen Kurzgeschichten noch höher anzusiedeln
ist als der erste Band. Ich hoffe sehr, dass das Ende der Fahnenstange noch
nicht erreicht ist und der Verlag die Anthologiereihe weiterführt, denn eines
zeigen die Legionen: Es gibt in Deutschland genug Autoren, die es verstehen,
eine gute Genre-Kurzgeschichte zu schreiben. Was lange gefehlt hat, waren regelmäßige Publikationsmöglichkeiten. Aber seit ein, zwei Jahren tut sich da
etwas (wie ein Blick auf die <a href="http://vincent-preis.blogspot.de/2014/01/anthologienstorysammlungenmagazine-2014.html" target="_blank">Anthologienliste 2014 des Vincent-Preis-Blog</a> zeigt). Und damit das so bleibt, wünsche ich dieser Anthologie viel Erfolg. Sie
hätte es verdient.<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle">
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
Zum Schluss möchte ich noch ein Gesamturteil
abgeben, da ich das seit Beginn des Jahres so handhabe und ich auch nicht
wirklich glaube, dass irgendjemand diese viel zu lange Rezension komplett lesen wird.
Wenn ich den Durchschnittswert meiner einzelnen Wertungen der einzelnen Kurzgeschichten nähme, käme ich auf zehn von 15
Punkten. Da eine Anthologie aber mehr ist als die Summe der einzelnen Geschichte,
müssen noch andere Dinge in die Gesamtwertung einfließen. Ich finde zunächst
Mal Christian Sidjanis Vorwort sehr gelungen und mag den Ansatz wie er sich dem
Genre nähert. Dann ist die zusammengestellte
Reihenfolge der Erzählungen stimmig: Es beginnt mit einer klassischen
Spukgeschichte und direkt darauf folgt eine eher dem Extrem-Horror zugehörige
Geschichte. Der Leser kriegt sofort beide Enden des Genres um die Ohren
gehauen. Augustes sehr experimentelle Geschichte ist eingekeilt von zwei
Geschichten, die einen sehr „normalen“ Erzählverlauf haben. Man merkt,
dass der Herausgeber sich anscheinend Gedanken über die Stimmigkeit Reihenfolge gemacht
und es tatsächlich geschafft hat, dass manche Geschichten einen tieferen
Eindruck hinterlassen, als sie es getan hätten, wenn man sie einfach nur als
eigenständige Geschichte betrachtet hätte. Das bringt also zwei Extrapunkte und führt zu einer fast sehr gute Wertung. (12/15)<o:p></o:p></div>
<b><br /></b>
<b>Christian Sidjani (Hrsg.): Horror Legionen 2</b><br />
<div class="separator" style="clear: both;">
Lektorat und Korrekturen: Carmen Weinand, Torsten Exter</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Umschlaggestaltung: Mark Freier</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Amrûn Verlag Jürgen Eglseer, Dezember 2014</div>
<div>
389 Seiten</div>
<div>
12,90 € (Paperback)</div>
ISBN: 9783944729701MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-59068386642859037122015-01-09T15:56:00.000+01:002015-02-06T20:02:28.730+01:00Sarah Pinborough & F. Paul Wilson: Die letzte Plage<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTm2YhgQb-GWN31cDuVOhmXAHWt8nbpIsUAdYt6ZOX8-BMHUzFaGUkSbuBjna1GxJlLTJzTTh1R4BMz5BhLjuuKERHiwTg1Vcd3dAM4oLpzxhHiNwr0o7ATNIpZC6-9XLRXEUvgySFceFv/s1600/Die+letzte+Plage+Web.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTm2YhgQb-GWN31cDuVOhmXAHWt8nbpIsUAdYt6ZOX8-BMHUzFaGUkSbuBjna1GxJlLTJzTTh1R4BMz5BhLjuuKERHiwTg1Vcd3dAM4oLpzxhHiNwr0o7ATNIpZC6-9XLRXEUvgySFceFv/s1600/Die+letzte+Plage+Web.jpg" height="320" width="210" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
<br />
<div style="text-align: justify;">
Diese Kollaboration der britischen Autorin Sarah Pinborough
mit dem US-amerikanischen Schriftsteller F. Paul Wilson (bekannt vor allem
durch seine Handyman-Jack-Romane) war im letzten Jahr für den Stoker Award, dem
wohl renommiertesten amerikanischen Preis für Horrorliteratur, nominiert und
musste sich am Ende nur Stephen Kings DOCTOR SLEEP geschlagen geben. Es ist beileibe keine
Schande gegen King zu verlieren, aber auch DIE LETZTE PLAGE wäre ein wahrhaft würdiger Preisträger gewesen. Der Luzifer Verlag hat sich die deutschen Rechte für diesen Roman an
Land gezogen und so kommen wir recht früh zu dem Vergnügen, diese
exzellente Dystopie in übersetzter Fassung lesen zu können.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Die Menschheit geht zu Grunde. Diesmal sind es keine Zombies
oder irgendwelche Killerviren, die dem Homo Sapiens den Garaus machen, sondern
es sind mutierte Fliegen, durch deren Bisse Menschen an einer in drei Tagen
tödlich verlaufenden Autoimmunkrankheit erkranken. Erzählt wird die
Geschichte des Enthüllungsjournalisten Nigel, der dem Ursprung der zunächst in
Afrika aufgetretenen Mutation auf der
Spur ist und seiner Frau Abby, einer an Lupus erkrankten Krankenschwester, die
durch ihre Krankheit zurück zum katholischen Glauben gefunden hat. Als Nigels
Story über den Ursprung der Seuche ohne wirkliche Verifizierung an die Öffentlichkeit gerät, passiert ein Unglück
(der vermeintliche Verursacher der Mutation und seine Familie werden gelyncht),
dass er dadurch zu kompensieren versucht, ein verschwundenes Kind
wiederzufinden. Währenddessen hört die Zivilisation, wie wir sie kennen, auf zu existieren.<br />
<a name='more'></a><br />
Das hört sich nun nach einer recht unspektakulären,
fast schon typisch zu nennenden dystopischen Geschichte an. Was diesen Roman aber über andere
Vertreter dieser Gattung hinaushebt, ist die Geschichte von Nigel und Abby. Das
Paar hat sich entfremdet. Sie ist die schon fast fundamentale Christin und er
ist der rational denkende Atheist. Die Liebe der beiden zueinander ist aber
trotz aller Gegensätze und auch Spannungen zwischen den Zeilen spürbar. (Kleiner Bezug zu meiner
vorhergehenden Rezension: So schreibt man in einem Spannungsroman eine
Liebesgeschichte und nicht wie in WILDER FLUSS). Und an dem Konflikt der beiden
wird nun beispielhaft der Konflikt von Glauben und Unglauben im Kleinen ausgetragen, der in Anbetracht des bevorstehenden Untergangs der Zivilisation auch im Großen ausgetragen wird. Hier
diejenige, die glaubt, alles sei von Gott vorherbestimmt und gewollt, um die Welt von den (schlechten?) Menschen zu reinigen (darauf beruht wohl auch der Originaltitel <i>A Necassary End</i> - "Ein notwendiges Ende") und auf der anderen
Seite der Rationalist, für den alles purer Zufall ist. Aber das Autorenduo stellt
sich auf keine Seite. Beiden Möglichkeiten wird Raum gegeben und am Ende gibt
es keinen „Sieger“. Wenn man eine Lehre
aus dem Buch ziehen kann, dann, dass jede Einstellung zunächst einmal Respekt
verdient, sollte sie auf den ersten Blick noch so fremd erscheinen. Es sei
denn, sie ist einfach nur dumm und menschenverachtend, denn auch solche Einstellungen kommen im Buch zur Sprache. Das ist wohltuend anders als viele andere Dystopien, die zum größten
Teil das Recht des Stärkeren propagieren, und verleiht dem Roman einen humanistischen Anstrich, der gerade in Tagen wie diesen, nicht zu kurz kommen darf.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
Aber das soll jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass DIE
LETZTE PLAGE ein langweiliges philosophisches Traktat sei. Im Gegenteil: Es ist
ein spannender Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die
metaphysischen Aspekte bekommt man nebenbei mitserviert. Und das ist etwas, was
in meinen Augen aus einem guten Unterhaltungsroman einen großartigen
Unterhaltungsroman macht. Dazu kommen noch einige humorvolle Passagen, etwa ein
kurzer Bericht über den Umgang Nordkoreas mit der Fliegenseuche. Als einziges kleines Manko kann man vielleicht
nennen, dass gegen Ende fast etwas zu dick in Sachen Sentimentalität
aufgetragen wird. Aber man hat nie den Eindruck, dass es unpassend wäre. Eher
im Gegenteil. Ein fast rundum gelungener Endzeit-Roman, der berührt, zum Reflektieren
anregt und dazu noch spannend ist. (14/15)</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
<b>Sarah Pinborough & F. Paul Wilson: Die letzte Plage</b><br />
<div class="separator" style="clear: both;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: A NECASSARY END (2013)</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Übersetzung: Kalle Max Hoffmann</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Cover: Michael Potrafle</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Luzifer Verlag, Dezember 2014</div>
<div>
352 Seiten</div>
<div>
12,99 € (Paperback)</div>
ISBN: 9783958350144<br />
<br />
<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-55695528782286855502015-01-08T16:44:00.000+01:002015-01-29T16:12:38.514+01:00Cheryl Kaye Tardif: Wilder Fluss<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh0aLvWZfGCnjVQBbYIpbMgWELTJGI28Y5I1rPfKtNFf5G5diUgYECxYZvbOpLM3nzGv3sY61a5wv5r8iUbMHRA_RbbPR0hcZD3Nkuz-gTFT7FxnA0DcVgnjZ7E4HIFkAGOvMM9397sd7bX/s1600/Cheryl-Kaye-Tardif-Wilder-Fluss-Web.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh0aLvWZfGCnjVQBbYIpbMgWELTJGI28Y5I1rPfKtNFf5G5diUgYECxYZvbOpLM3nzGv3sY61a5wv5r8iUbMHRA_RbbPR0hcZD3Nkuz-gTFT7FxnA0DcVgnjZ7E4HIFkAGOvMM9397sd7bX/s1600/Cheryl-Kaye-Tardif-Wilder-Fluss-Web.jpg" height="320" width="212" /></a></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br />
Laut Klappentext ist dieser Roman ein Thriller um
Stammzellenforschung, Klontechnik und Weltherrschaftspläne. Das hört sich
eigentlich recht interessant an und ein wenig entwickelt sich der Roman auch im zweiten Teil in Richtung dieser Themen. Doch
zuallererst ist es ein Roman über die Suche einer Tochter nach ihrem vor sieben
Jahren verschwundenen Vater.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Die Protagonistin Del Hawthorne, 33 Jahre alt und Professorin
für Anthropologie in Vancouver, bekommt einen Hinweis, dass ihr verschwundener und
für tot erklärter Vater doch noch lebt. Ein alter Freund des Vaters, der
zusammen mit ihm verschwunden war, taucht schwer erkrankt wieder auf und gibt
ihr diesen Hinweis. Sie macht sich mit einer Gruppe Freiwilliger auf den Weg zu
dem mysteriösen Fluss (Nahanni River) im Norden Kanadas,
wo sich die Spur ihres Vaters verloren hat. Und dort angekommen, werden auch die im Klappentext angesprochenen Themen plötzlich mehr oder weniger relevant. Aber ein Hauptthema lässt sich auch dann nicht ausmachen.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das hört sich zunächst alles nicht uninteressant
an. Aber so etwas wie Spannung kommt leider an keiner Stelle des Romans auf. Es fängt damit an, dass ausnahmslos alle Figuren Stereotypen darstellen und mit unglaublicher Attraktivität beschenkt wurden (außer den Bösen
versteht sich). Del ist hübsch und der ehemalige Assistent ihres Vaters („Mr.
Ach-so-sexy“) scheint direkt aus dem Katalog für tolle Kerle entsprungen zu
sein.<br />
<a name='more'></a><br />
Wenn ich dann noch Sätze lese, wie „Jake Kerrigan war die Männlichkeit in Person.
Sie strömte ihm aus jeder einzelnen Pore…“, dann kräuseln sich mir die
Fußnägel: Hallo? Geht’s noch? Man kann ja eine Liebesgeschichte zwischen zwei
Hauptfiguren in eine Thriller-Geschichte hineinschreiben. Dagegen habe ich wirklicht nichts. Das kann einen Roman sogar aufwerten. Aber wenn eine Schmonzette erzählt
wird, die an Klischeehaftigkeit, Plattitüden und Sexismus wohl kaum zu
überbieten ist - wie es hier der Fall ist - dann ist die Grenze zur Unerträglichkeit nicht nur erreicht, sondern fast schon überschritten.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Natürlich sind unter den Freiwilligen, die sich auf die Suche begeben, auch noch die
jeweiligen Ex-Partner unseres Traumpärchens. Beide, besonders sie (die natürlich auch noch die kluge Assistentin von Dr. Kerrigan ist), sind ungemein
attraktiv. Versteht sich von selbst. Das führt natürlich zu Eifersüchteleien.
Uiuiui!. Der Führer der Reisegruppe ist ein Bilderbuchindianer, der genauso ist, wie man sich einen Rafting-Guide vorstellt, jedenfalls wenn man sich den einen optimalen schnitzen könnte. Dazu kommen
noch der junge Assistent der Professorin und seine Bekannte, Expertin in
Mathematik und Botanik. Zu guter letzt stößt auch noch zufällig ein
Computerexperte zu der Gruppe. Eine Reisegruppe also, die selbst in einem schlechten B-Movie noch unglaubwürdig wirken würde.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Sie schippern nun also den titelgebenden „wilden Fluss“ entlang. Die Landschaftsbeschreibungen
scheinen aus gängigen Reiseführern übernommen worden zu sein. So klingen sie
jedenfalls und die Tourismusbranche der Region wird's freuen. Wie nicht anders zu erwarten, wird die Suche der Gruppe sabotiert. Es scheint ein
Verräter in den eigenen Reihen zu sein. Das überrascht jetzt aber ganz doll. Falsche
Fährten werden gelegt, kleinere Scharmützel der Truppe untereinander treten zu
Tage und so weiter und so fort. Wer mittlerweile denkt, wir haben es hier mit
einem 08/15-„Thriller“ zu tun, der liegt vollkommen richtig.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Und noch andere Unglaubwürdigkeiten als die oben erwähnten findet man in diesem Buch. Denn da ist beispielsweise noch die Mathematikerin (das sie jung und hübsch ist, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen), die auch mitgekommen ist, um ein
codiertes Tagebuch zu entschlüsseln. Sie tut sich schwer damit, eine
Verschlüsselung zu knacken, die im Nachhinein so offensichtlich ist, wie es offensichtlicher kaum geht (auch 2005 schon!). Nicht zu vergessen, dass die Mathematikerin, erst von jemand anderen
darauf aufmerksam gemacht werden muss, dass in dem Code keine Nullen vorhanden sind.
Hallo? Das ist etwas, was selbst Nicht-Mathegenies als Erstes auffallen
dürfte.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Ich überlege gerade, ob ich noch etwas vergessen habe. Habe
ich schon erwähnt, dass sich die Figuren durch die Bank weg äußerst naiv
verhalten? Habe ich schon erwähnt, dass
die Logik an manchen Stellen auf der Strecke bleibt? Habe ich schon
erwähnt, dass die offensichtlich recherchierten „wissenschaftlichen Fakten“ (Bücherliste
als Quellenangaben am Ende des Buches!) keinen glaubwürdigen Eindruck machen?
Wenn nicht, dann habe ich es jetzt getan.<o:p></o:p></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Wer also einen klischeehaften, teilweise
kitschigen, unglaubwürdigen und unlogischen Roman lesen möchte, wird mit WILDER
FLUSS bestens bedient. Wer etwas andere Ansprüche an seine Lektüre hat und als Leser von einem Autor oder einer Autorin nicht für dumm gehalten werden möchte, sollte
einen Bogen um das Buch machen. Einen großen. (4/15)<br />
<br />
<b>Cheryl Kaye Tardif: Wilder Fluss</b><br />
<i>Thriller</i><br />
<div class="separator" style="clear: both;">
Titel der kanadischen Originalausgabe: THE RIVER (2005)</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Übersetzung: Ilona Stangl</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Cover: Timo Kümmel</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Luzifer Verlag, Dezember 2014</div>
<div>
352 Seiten</div>
<div>
13,95 € (Paperback)</div>
ISBN: 9783958350069<br />
<br />
<br />
<u></u><br />
<u><o:p></o:p></u></div>
MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-74533577563078249682014-08-16T22:31:00.003+02:002015-01-15T16:53:23.948+01:00Jack Ketchum: Lebendig<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi5TqIUjbeXo3gXhdkdH7ap6SlAnuicDqlxBkmaHDxnESwa1GytUd4Wq2CFxuUnU3Em5fy8Q4FDb39tVroU9NBgdfCEIsiOnC0Q8_X_UeRU1_Xycl2OWU34JGOzWi5Zoup_HEjSQKz6WpA8/s1600/Ketchum_JLebendig_148409.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi5TqIUjbeXo3gXhdkdH7ap6SlAnuicDqlxBkmaHDxnESwa1GytUd4Wq2CFxuUnU3Em5fy8Q4FDb39tVroU9NBgdfCEIsiOnC0Q8_X_UeRU1_Xycl2OWU34JGOzWi5Zoup_HEjSQKz6WpA8/s1600/Ketchum_JLebendig_148409.jpg" height="320" width="201" /></a></div>
<b><br /></b>
<br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
LEBENDIG ist das erste Buch, das
ich von Jack Ketchum gelesen habe. Nun habe ich schon von einigen Leuten, deren
Urteil ich traue, gehört, dass es wohl eines seiner schwächeren Werke ist und man
nicht von diesem auf seine anderen schließen soll. Also tue ich das nicht und
werde dem Autor irgendwann noch eine Chance geben. Denn eines stimmt: der Roman
ist eher schwach. Also ist es ja gut möglich, dass die andere Einschätzung auch
stimmt und andere Sachen von Ketchum um Längen besser sind.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
LEBENDIG erzählt die Geschichte
von Sara, die mit ihrem verheirateten Geliebten auf dem Weg zu einer
Abtreibungsklinik entführt wird. Ihre Entführer, ein Pärchen, das
offensichtlich zu einer Gruppe radikaler Abtreibungsgegner gehört, machen Sara
weiß, dass eine mächtige Geheimorganisation hinter ihnen steht. Aber ob dem so
ist, weiß die in ein Kellerverließ eingesperrte Frau nicht. Vielleicht ist sie
auch nur die Gefangene eines Sadisten, der Spaß daran hat, sie zu foltern und seiner Freundin, die sich ein Baby wünscht.<br />
<a name='more'></a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Eine durchaus interessante
Ausgangssituation hat dieser kurze Roman schon. Doch leider macht Ketchum
daraus zu wenig. Er beschreibt mal hier und da ein paar Folterungen, er
beschreibt, wie Sara versucht, sich mit ihren Peinigern zu arrangieren, er
beschreibt ihre Fluchtgedanken. Aber er beschreibt nur. Und er beschreibt kühl
und distanziert. Dadurch bleibt auch eine große Distanz zu den Figuren. Und
durch diese Distanz kann man auch keine wirkliche Empathie für das Opfer
aufbauen und das ist in Romanen dieser Art nunmal das A und O.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das Entführerpärchen bleibt auch
blass. Sie misshandeln ihr Opfer und es wird auch kurz versucht eine Erklärung
für ihr Tun zu entwerfen, aber das ist mehr oder weniger eine 08/15-Erklärung.
So wirkt dieser kurze Roman schlicht wie der Versuch auf möglichst wenigen
Seiten möglichst viele Folterszenen unterzubringen. Das an sich wäre nicht
verwerflich, aber dass diese Folterszenen nur um ihrer selbst willen
beschrieben werden und die Handlung nicht voranbringen sowie durch die Distanz zu den Figuren nicht „mitgelitten“
werden kann, macht die Geschichte schlicht und ergreifend zu einer reinen Folter-show für Voyeure, die Spaß an so etwas haben. Der Roman hat
keine Seele und ist kein bisschen spannend.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<span style="text-align: justify;">Und da er so kurz ist, hat der
Verlag noch zwei Kurzgeschichten mit dazu gepackt. „Tapferes Mädchen“ (ein
Mädchen wählt den Polizeinotruf und die Folgen davon)und „Rückkehr“ (ein Verstorbener kommt als Geist zurück) reißen
es aber auch nicht mehr raus. Die Enttäuschung, die der Roman hervorruft, wird
von diesen eher überraschungsarmen und durchschnittlichen Kurzgeschichten nicht gemindert. Bleibt zu
hoffen, dass es wirklich eines der schwächeren Werke von Ketchum ist. </span><br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<b>Jack Ketchum: Lebendig</b><br />
<i>Roman</i><br />
<div class="separator" style="clear: both;">
Titel der amerikanischen Originalausgabe: RIGHT TO LIFE (1998)</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Aus dem Amerikanischen von Kristof Kurz</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Heyne Hardcore, Mai 2014</div>
<div>
224 Seiten</div>
<div>
8,99 € (Taschenbuch)</div>
ISBN: 978-3453678589<br />
auch als E-Book (7,99 €) ) erhältlichMaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-44006187133431733602014-08-15T22:16:00.001+02:002015-01-10T15:32:02.853+01:00Clive Barker: Das Sakrament<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6gBfkv-Iu_CQ7xIuRQK2msZLrY0tVKoyLJYdqdGa6MvCcsehUlEgJS55-_172WrVjzysgs5lkXCauwO-bi7-fSmeNmOM3hR2nfpN-4N_YOfgEWkPb5hVlsRfL86rsReftrekgnhz0FCls/s1600/Barker+sakrament.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6gBfkv-Iu_CQ7xIuRQK2msZLrY0tVKoyLJYdqdGa6MvCcsehUlEgJS55-_172WrVjzysgs5lkXCauwO-bi7-fSmeNmOM3hR2nfpN-4N_YOfgEWkPb5hVlsRfL86rsReftrekgnhz0FCls/s1600/Barker+sakrament.jpg" height="320" width="203" /></a></div>
<b><br /></b>
<br />
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Wenn man mich bitten würde, eine Liste meiner
Lieblingsautoren zu machen, wäre Clive Barker mit Sicherheit dabei. Meine erste
Begegnung mit Barkers Werk waren die BÜCHER DES BLUTES. Kurzgeschichten wie ich
sie so vorher noch nie gelesen hatte. Eine prägende Begegnung, die teilweise
bis heute nachhallt und neben den Romanen Stephen Kings mein weiteres Leseleben geprägt haben.. Aber auch seine Romane habe ich verschlungen. GYRE (ich habe mich immer gefragt, was dieser
Titel bedeuten mag) oder GEWEBTE WELT (der weitaus passendere Titel) wie er in
der Neuausgabe der Edition Phantasia heißt, zählt zu den wenigen Romanen, die
ich mehrmals gelesen habe und ist einer meiner absoluten Lieblingsromane. Auch COLDHEART
CANYON hat mich beeindruckt. Es gab aber eine Zeit Ende 1990er Jahre, da hab
ich eher andere Sachen als davor oder jetzt gelesen. Und so ist DAS SAKRAMENT
damals an mir vorbei gegangen. Als es mir dann neulich bei einem Flohmarkt in
die Hände fiel, dachte ich mir, dass es an der Zeit ist, diese Barker-Lücke zu
schließen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
DAS SAKRAMENT scheint ein sehr persönlicher Roman zu sein.
Er ist 1996 im Original erschienen, in dem Jahr, in dem Barker seine Homosexualität
öffentlich machte. Ich weiß nicht, wie viel Clive Barker im Protagonisten des
Romans, Will Rabjohns steckt, aber auch Will Rabjohns ist schwul, er ist Anfang
40, wie Barker zum Zeitpunkt, als er den Roman schrieb und er ist ein Engländer,
den es in die USA zog (wie Barker). Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese
Parallelen rein zufällig sind. Dieser Rabjohns ist Tierfotograf, seine
Spezialität sind Aufnahmen von Tieren kurz vor deren Ableben. Er ist mit seinen
Mitarbeitern an der Hudson Bay in Kanada, macht Aufnahmen von Eisbären und
versucht mit einem Mann zu reden, der wie er mit einem Paar, Jacob Steep und
Rosa McGee, Kontakt hatte. Aber Will wird in Kanada von einem Eisbär so stark
verletzt, dass er ins Koma fällt. Während er ohne Bewusstsein im
Krankenhausbett liegt, träumt er von seiner Kindheit in Yorkshire, wie es war, als er Steep und McGee begegnete. Die
Begegnung mit diesem offensichtlich nicht-menschlichen Paar prägte sein
weiteres Leben bis in die Gegenwart hinein. Als er aus dem Koma erwacht, geht
er zunächst zurück nach San Francisco, wo er wohnt. Aber dort bleibt er nur
kurze Zeit, denn es zieht in zurück in seine Heimat, wo er sich den Dämonen
seiner Vergangenheit stellen muss.<br />
<a name='more'></a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Wie schon erwähnt, ich glaube, dass es ein persönliches Buch
ist. Und ich finde es in den Momenten, wo es am realistischsten ist, am
stärksten. Die Szenen, die in der Homosexuellenszene San Francisco spielen, wo
langsam viele Männer wegsterben – im Buch fällt nie der Name AIDS, es ist immer
nur von der Pest die Rede - sind die, die am meisten nachhallen, eben weil es
eine sehr emotionale Bestandsaufnahme ist. Es ist aber auch ein Buch über die
Kindheit – besonders darüber wie Geschehnisse in der Kindheit das weitere Leben
eines Menschen prägen. Will Rabjohns wäre nicht der Tierfotograf geworden, der
er ist, wenn er nicht Jacob Steep getroffen hätte, der ihm die Faszination vor
der Vergänglichkeit einpflanzte. „Lebend und sterbend nähren wir die Flamme.“</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Und nun ist da dieses persönliche Thema, gepaart mit großen
Fragen nach Sinn und Unsinn der Schöpfung und auch anderen metaphysischen
Themen. Das alles trifft auf Barkers Sprache, die wie bei nur wenigen andere
Autoren phantastischer Literatur in stilistische Sphären eindringt, die sonst
eher selten in der „Unterhaltungsliteratur“ zu finden sind (will sagen: wenn er
nicht diesen unsäglichen Horror- und Fantasy-Quatsch schreiben würde, wäre er
wahrscheinlich schon in den frühen 90er Jahren ein Liebling der „seriösen“
Literaturkritik gewesen). Da muss doch eigentlich etwas ganz Großes entstanden
sein. Und teilweise stimmt das auch. Es
gibt einzelne Passagen in diesem Buch, die sind so gut, wie man es nicht oft
findet. Gerade die Traumszenen und die oben schon erwähnten Szenen in San
Francisco. Aber dann gibt es Passagen die ziehen sich zu zäh dahin, wie ein
langgezogenes Kaugummi. Und diese Passagen überwiegen leider. Barker verliert
sich anscheinend selbst in der Schönheit seiner Sprache und lässt dabei das
Fortkommen der Handlung außer Acht. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Natürlich schreitet die Handlung trotzdem voran. Aber die
Richtung, die sie nimmt, als Will Rabjohns wieder zurück in Großbritannien ist,
ist keine, die mir gefällt. Die philosophischen Fragen, die gestellt werden und
insbesondere die Antworten, die darauf gegeben werden, wirken etwas aufgesetzt.
Ab der Hälfte des Romans, fing ich an mich zu langweilen. Und das mag ich
nicht. Ich mag es gerne anspruchsvoll, aber langweilen kann ich mich auch mit genügend
anderen Sachen als mit Büchern.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Vielleicht wäre ich zu einem anderen Schluss gekommen, wenn
ich das Buch zu einem anderen Zeitpunkt gelesen hätte. Wer weiß das schon? Fakt
ist, ich habe es jetzt gelesen und mich gelangweilt. Trotz der oben erwähnten
sehr guten Passagen, ist der Roman bei mir also eher durchgefallen. Zwar auf hohem
Niveau – Barker ist und bleibt für mich der große Literat unter den Schriftstellern
der von mir bevorzugten Genres (auch wenn ich persönlich diese Einschätzung Genreliteratur = Trivialliteratur für grundlegend falsch halte, und ich die Hoffnung hege, dass diese Einsicht langsam auch in den Feuilltons ankommt) – aber trotzdem durchgefallen. <o:p></o:p></div>
<b><br /></b>
<b>Clive Barker: Das Sakrament </b><br />
<i>Roman</i><br />
<i>Deutsche Erstausgabe</i><br />
<div class="separator" style="clear: both;">
Titel der Originalausgabe: SACRAMENT(1996)</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Aus dem Englischen von Thomas Hag</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Heyne, 1999</div>
<div>
606 Seiten</div>
<div>
vergriffen (Taschenbuch)</div>
ISBN: 3-453-13698-5<br />
<br />MaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-2280516453379814416.post-46342929019214232882014-08-14T21:19:00.003+02:002015-01-10T15:31:42.688+01:00Dmitry Glukhovsky: Futu.re<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgY9nreTHlCD-kA4tiZJZjPrc6JNFwX0lruQAbS2RwGFumXUWEiA6wtUk7Wz9aAxuj7mjHq0-NB1s9juZjAvJ08nRMkG0tmwX3UPNB7ModoL3bsgUHA-tFgowEcteo4cnoOOFCZGgx-nqc9/s1600/Glukhovsky_DFuture_141316.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgY9nreTHlCD-kA4tiZJZjPrc6JNFwX0lruQAbS2RwGFumXUWEiA6wtUk7Wz9aAxuj7mjHq0-NB1s9juZjAvJ08nRMkG0tmwX3UPNB7ModoL3bsgUHA-tFgowEcteo4cnoOOFCZGgx-nqc9/s1600/Glukhovsky_DFuture_141316.jpg" height="320" width="209" /></a></div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Dass der Roman FUTU.RE eine komplexe Geschichte erzählt,
kann man sich schon denken, wenn man ihn nur von außen betrachtet. Und in
diesem Wälzer von über 900 Seiten wird dann auch eine globale Zukunftsvision
dargelegt. Die Welt hat sich verändert. Es ist den Menschen gelungen den
Alterungsprozess und den Tod zu stoppen. Das kleinstaatliche Europa gibt es
nicht mehr. Europa ist nunmehr eine einzige Metropole.</div>
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Wenn Menschen nicht mehr sterben, gibt es irgendwann zu
viele. Es ist nunmal kein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten
möglich. Um dem entgegen zu wirken, wurde von Regierungsseite aus, die
Fortpflanzung reglementiert. Wenn man sich entschließt, Kinder in die Welt zu
setzen, entschließt man sich gleichzeitig nach einer gewissen Zeit zu sterben.
Natürlich gibt es auch Leute, die sich diesen Gesetzen widersetzen wollen. Aber
dafür gibt es einen funktionierenden Polizeiapparat mit diversen
Einsatzkräften. Jan Nachtigall, der Protagonist des Romans ist Mitglied einer
solchen Einsatztruppe, die Jagd auf illegale Eltern macht. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Er bekommt von einem ranghohen Politiker persönlich den
Auftrag einen Terroristen und dessen schwangere Freundin zu eliminieren. Doch
bei diesem Auftrag läuft etwas schief – der Terrorist kann entkommen und die
Frau zunächst auch. Doch Jan spürt sie wieder auf, bringt es aber nicht fertig
sie zu töten und ist nun seinerseits auf der Flucht. In Rückblenden wird Jan Nachtigalls Kindheit und Jugend
geschildert. Er ist selber ein illegales Kind und wächst in einem Heim auf, in
denen die elternlosen Kinder zu unsterblichen Spezialkräften ausgebildet
werden.<br />
<a name='more'></a><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Das ist die eine Ebene des Romans. Die persönliche Geschichte
Jan Nachtigalls, der zunächst ein treuer Verfechter des Systems ist, dann aber
mehr und mehr Zweifel bekommt. Seine
Geschichte und seine privaten Konflikte sind aber exemplarisch für die
Geschichte und die großen gesellschaftlichen Konflikte in dieser zukünftigen Welt. Glukhovsky hat
auf diesen 900 Seiten eine Welt erschaffen, in die man gerne eintaucht. Aber
nicht weil sie so schön ist, sondern weil so so schrecklich ist. Und sie ist so
schrecklich, weil sie, obwohl natürlich
utopisch, realistisch sein könnte. Man erkennt die heutigen Machtspiele wieder.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Ich könnte jetzt noch die Vielschichtigkeit des Romans
loben, oder die wohldosierten Gewalteinschübe, die im Umfeld manch
philosophischer Betrachtungen erschreckender sind als in in reinen Action-Epen.
Ich könnte kritisieren, dass manche Figuren zu blass bleiben, dass man zu wenig
oder zu plötzlich etwas über sie erfährt. Aber ich will mich kurz fassen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
Dieser Roman ist ein Plädoyer für die Menschlichkeit. Und
das im wahrsten Sinne des Wortes. Er vermittelt die Botschaft, dass nicht alles
was von den Regierungen dieser Welt bestimmt wird, einfach so hingenommen
werden muss. Er ist ein Plädoyer für Selbstbestimmung und persönliche Freiheit.
Und dass so ein Roman von einem russischen Autor kommt, sagt einiges aus. Man
merkt wahrscheinlich erst richtig, wie wichtig diese Werte sind, wenn sie
fehlen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: justify;">
<br /></div>
Dmitry Glukhovsky ist mit diesem Werk ein Science-Fiction-Roman gelungen,
der sowohl als reine Unterhaltung funktioniert, aber auch lange nachhallt und
interessante Denkansätze liefert.<br />
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
<b>Dmitry Glukhovsky: Futu.re</b><br />
<i>Roman</i><br />
<div class="separator" style="clear: both;">
Titel der russischen Originalausgabe: Будущее (2013)</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Aus dem Russischen von David Drevs</div>
<div class="separator" style="clear: both;">
Heyne, Mai 2014</div>
<div>
928 Seiten</div>
<div>
16,99 € (Klappenbroschur)</div>
ISBN: 978-3453315549<br />
auch als E-Book (13,99 €) ) erhältlichMaSohttp://www.blogger.com/profile/01753591684354120607noreply@blogger.com1