Samstag, 23. Februar 2013

Fay Winterberg: Wien, Stadt der Vampire




Wieder so ein Buch vor dessen Lektüre ich ein wenig Bauchweh hatte. Gelindert wurde es aber durch die anderen beiden Bücher aus dem Startprogramm des Art Skript Phantastik Verlags, die ich vorher gelesen hatte. Doch rein vom Gefühl her zähle ich mich nicht unbedingt zur Zielgruppe des Romans, der der erste Band einer auf acht Bände konzipierten Reihe sein soll, wie ich dem Blog der Autorin (http://winterberg.blogspot.de/) entnehmen konnte. Die Reihe trägt den Namen New-Steampunk-Age.

Worum geht es: Das Buch spielt im Jahr 2207. Gegen Ende des 21. Jahrhunderts haben die Vampire, durch das Outing eines Einzelnen, ihre Geheimhaltungsstrategie den Menschen gegenüber fallen lassen müssen. Nach der Offenbarung der Existenz der Vampire ist es zunächst zu einem Krieg zwischen den Menschen und ihnen gekommen. 2100 wurde dieser beendet und fortan leben Menschen und Vampire (und dazu noch einige andere Mythen-Wesen, die sich nach dem Vorbild der Vampire zu erkennen gegeben haben) in einer mehr oder weniger friedlichen Ko-Existenz.

Lilith Avant-Garde ist Halb-Vampirin, ihre Mutter ist menschlich gewesen und ihr Vater ist der Prinz von Dresden (Die Vampire haben eine hierarchische Ordnung, jede größere Stadt hat ihr Oberhaupt, den Prinzen). Sie ist Archäologin, versucht aber auch durch Vorträge die gegenseitige Akzeptanz von Menschen und Vampiren zu erhöhen, da die gegenseitigen Vorurteile tief sitzen. Lilith wird zur Amtseinführung des neuen Prinzen von Wien eingeladen und macht sich nach einem kurzen Abstecher bei ihrem Vater auf die Reise. In Wien fühlt sie sich auf eine ihr bisher unbekannte Art und Weise zu dem Prinzen, der eigentlich gar nicht ihr Typ ist, hingezogen. Der neue Prinz hat mit Problemen zu kämpfen, die sein Vorgänger ihm hinterlassen hat, zum Beispiel illegale Werwolfkämpfe.

Das Zeitalter, in dem der Roman spielt, heißt New Steampunk Age. Und zwar, weil man sich wegen der knapper werdenden Ressourcen vermehrt auf Techniken zurückbesinnt hat, die vor dem Siegeszug des Öls benutzt wurden. Aber auf andere Neuerungen unserer Gegenwart wie Internet und Handy wird dennoch zurückgegriffen. Laut Roman hat man der Ära dann den Namen einer literarischen SF-Untergattung gegeben. Coole Idee und ein schönes Setting auf dem sich durchaus eine interessante Serie aufbauen lassen kann.

Auch die Protagonistin Lilith hat wegen Herkunft und Beruf Potential zu einer Serienheldin. Es gibt auch einige interessante Nebenfiguren wie zum Beispiel Liliths Vater und ihrem Onkel Balthasar. Es gibt auch dezente Hinweise auf die mögliche Fortsetzung der Geschichte in London, wo die Werwölfe anscheinend wieder eine Rolle spielen werden.

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, es wird auch etwas Action geboten und die Figurenzeichnung ist insofern gelungen, dass ich doch recht neugierig bin, wie es mit ihnen weitergehen könnte. Gestört haben mich jedoch, was natürlich daran liegen könnte, dass ich wohl doch nicht zur Hauptzielgruppe gehöre, die ellenlangen Beschreibungen der Bekleidung. Die Szene wie Lilith mit einer Freundin die Klamotten für den Ball des Prinzen einkauft war der absolute Horror für mich. Es reicht mir schon, wenn ich meine Frau manchmal zum Shoppen begleiten darf. Da muss ich nicht wirklich noch etwas darüber lesen. Aber gut, anderen mögen solche Beschreibungen vielleicht gefallen.

Fazit: Der erste Band der New-Steampunk-Age-Reihe bietet das, was man von einem ersten Band einer Reihe auf ca. 120 Seiten erwarten kann. Die Protagonistin wird recht ausführlich vorgestellt und es werden ein paar Bröckchen hingeworfen, die auf kommende Abenteuer hinweisen. Trotzdem wird auch eine halbwegs abgeschlossene Geschichte erzählt. Dafür, dass es nicht meine bevorzugtes Genre ist, wurde ich recht gut unterhalten. Ich bin gespannt in welche Richtung die Reise der Serie weitergeht.


Fay Winterberg: Wien, Stadt der Vampire
Art Skript Phantastik, Juli 2012
120 Seiten
8,70 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3981509243

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