Samstag, 16. August 2014

Jack Ketchum: Lebendig



LEBENDIG ist das erste Buch, das ich von Jack Ketchum gelesen habe. Nun habe ich schon von einigen Leuten, deren Urteil ich traue, gehört, dass es wohl eines seiner schwächeren Werke ist und man nicht von diesem auf seine anderen schließen soll. Also tue ich das nicht und werde dem Autor irgendwann noch eine Chance geben. Denn eines stimmt: der Roman ist eher schwach. Also ist es ja gut möglich, dass die andere Einschätzung auch stimmt und andere Sachen von Ketchum um Längen besser sind.

LEBENDIG erzählt die Geschichte von Sara, die mit ihrem verheirateten Geliebten auf dem Weg zu einer Abtreibungsklinik entführt wird. Ihre Entführer, ein Pärchen, das offensichtlich zu einer Gruppe radikaler Abtreibungsgegner gehört, machen Sara weiß, dass eine mächtige Geheimorganisation hinter ihnen steht. Aber ob dem so ist, weiß die in ein Kellerverließ eingesperrte Frau nicht. Vielleicht ist sie auch nur die Gefangene eines Sadisten, der Spaß daran hat, sie zu foltern und seiner Freundin, die sich ein Baby wünscht.

Freitag, 15. August 2014

Clive Barker: Das Sakrament



Wenn man mich bitten würde, eine Liste meiner Lieblingsautoren zu machen, wäre Clive Barker mit Sicherheit dabei. Meine erste Begegnung mit Barkers Werk waren die BÜCHER DES BLUTES. Kurzgeschichten wie ich sie so vorher noch nie gelesen hatte. Eine prägende Begegnung, die teilweise bis heute nachhallt und neben den Romanen Stephen Kings mein weiteres Leseleben geprägt haben.. Aber auch seine Romane habe ich verschlungen.  GYRE (ich habe mich immer gefragt, was dieser Titel bedeuten mag) oder GEWEBTE WELT (der weitaus passendere Titel) wie er in der Neuausgabe der Edition Phantasia heißt, zählt zu den wenigen Romanen, die ich mehrmals gelesen habe und ist einer meiner absoluten Lieblingsromane. Auch COLDHEART CANYON hat mich beeindruckt. Es gab aber eine Zeit Ende 1990er Jahre, da hab ich eher andere Sachen als davor oder jetzt gelesen. Und so ist DAS SAKRAMENT damals an mir vorbei gegangen. Als es mir dann neulich bei einem Flohmarkt in die Hände fiel, dachte ich mir, dass es an der Zeit ist, diese Barker-Lücke zu schließen.

DAS SAKRAMENT scheint ein sehr persönlicher Roman zu sein. Er ist 1996 im Original erschienen, in dem Jahr, in dem Barker seine Homosexualität öffentlich machte. Ich weiß nicht, wie viel Clive Barker im Protagonisten des Romans, Will Rabjohns steckt, aber auch Will Rabjohns ist schwul, er ist Anfang 40, wie Barker zum Zeitpunkt, als er den Roman schrieb und er ist ein Engländer, den es in die USA zog (wie Barker). Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Parallelen rein zufällig sind. Dieser Rabjohns ist Tierfotograf, seine Spezialität sind Aufnahmen von Tieren kurz vor deren Ableben. Er ist mit seinen Mitarbeitern an der Hudson Bay in Kanada, macht Aufnahmen von Eisbären und versucht mit einem Mann zu reden, der wie er mit einem Paar, Jacob Steep und Rosa McGee, Kontakt hatte. Aber Will wird in Kanada von einem Eisbär so stark verletzt, dass er ins Koma fällt. Während er ohne Bewusstsein im Krankenhausbett liegt, träumt er von seiner Kindheit in Yorkshire, wie es war, als er Steep und McGee begegnete.  Die Begegnung mit diesem offensichtlich nicht-menschlichen Paar prägte sein weiteres Leben bis in die Gegenwart hinein. Als er aus dem Koma erwacht, geht er zunächst zurück nach San Francisco, wo er wohnt. Aber dort bleibt er nur kurze Zeit, denn es zieht in zurück in seine Heimat, wo er sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen muss.

Donnerstag, 14. August 2014

Dmitry Glukhovsky: Futu.re


Dass der Roman FUTU.RE eine komplexe Geschichte erzählt, kann man sich schon denken, wenn man ihn nur von außen betrachtet. Und in diesem Wälzer von über 900 Seiten wird dann auch eine globale Zukunftsvision dargelegt. Die Welt hat sich verändert. Es ist den Menschen gelungen den Alterungsprozess und den Tod zu stoppen. Das kleinstaatliche Europa gibt es nicht mehr. Europa ist nunmehr eine einzige Metropole.

Wenn Menschen nicht mehr sterben, gibt es irgendwann zu viele. Es ist nunmal kein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten möglich. Um dem entgegen zu wirken, wurde von Regierungsseite aus, die Fortpflanzung reglementiert. Wenn man sich entschließt, Kinder in die Welt zu setzen, entschließt man sich gleichzeitig nach einer gewissen Zeit zu sterben. Natürlich gibt es auch Leute, die sich diesen Gesetzen widersetzen wollen. Aber dafür gibt es einen funktionierenden Polizeiapparat mit diversen Einsatzkräften. Jan Nachtigall, der Protagonist des Romans ist Mitglied einer solchen Einsatztruppe, die Jagd auf illegale Eltern macht.

Er bekommt von einem ranghohen Politiker persönlich den Auftrag einen Terroristen und dessen schwangere Freundin zu eliminieren. Doch bei diesem Auftrag läuft etwas schief – der Terrorist kann entkommen und die Frau zunächst auch. Doch Jan spürt sie wieder auf, bringt es aber nicht fertig sie zu töten und ist nun seinerseits auf der Flucht. In Rückblenden wird  Jan Nachtigalls Kindheit und Jugend geschildert. Er ist selber ein illegales Kind und wächst in einem Heim auf, in denen die elternlosen Kinder zu unsterblichen Spezialkräften ausgebildet werden.

Mittwoch, 13. August 2014

William Todd Rose: 7 Wege, ein Zombie zu werden



Deltus.de heißt das neue  Imprint des Festa Verlags. Unter diesem Label erscheinen die Titel, die nicht zum Festa-Kerngeschäft – Horror – passen, aber den Verlegern dennoch eine Veröffentlichung auf dem deutschen Markt wert sind. Zunächst gibt es zwei Reihen: Zum einen Science Fiction/Fantasy, zum anderen Endzeit. Nun mag man sich darüber streiten, ob Endzeitromane, gerade wenn Zombies eine gewichtige Rolle spielen, nicht doch dem Genre Horror zugeordnet werden können. Aber das ist müßig und spielt keine Rolle. Ich halte es jedenfalls für eine kluge Entscheidung die Marke Festa weiterhin nur für Horror stehen zu lassen und für andere Spielarten der Phatastischen Literatur ein anderes Label zu nutzen. So weiß man, was man hat.

Die ersten beiden Titel von Deltus.de sind Endzeitromane. Einer davon ist 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN. Der Originaltitel The Seven Habits of Highly Infective People ist eine Anspielung auf einen in den USA sehr erfolgreichen Sachbuchlongseller The Seven Habits of Highly Effective People , ein Managementratgeber, der sich weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft hat. Da der deutsche Titel von Stephen Coveys Buch DIE 7 WEGE ZUR EFFEKTIVITÄT ist, war es nahe liegend den deutschen Titel von William Todd Roses Buch an diesen anzulehnen.

Aber der Roman hat wenig gemein mit dem Sachbuch. Und wenn man ehrlich ist, zeigt das Buch auch nicht 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN,  sondern der Protagonist Bosley Coughlin erläutert während des Buches die sieben Zeichen, die ein Mensch zeigt, bevor man sicher sein kann, dass er zu einem Zombie mutiert.

Dienstag, 12. August 2014

Adam Nevill: Der letzte Tag



DER LETZTE TAG ist bereits Adam Nevills dritter Roman, dessen Übersetzung bei Heyne erschienen ist. IM TIEFEN WALD war eine klassische Horrorkonstellation, ein paar Freunde wandern durch den Wald und werden von etwas Bösem gejagt (aber anschließend gibt es noch eine überraschende neue Konstellation) und APARTMENT 16 (eigentlich der Vorgänger von IM TIEFEN WALD, die Übersetzung erschien aber später) war eine Haunted-House-Geschichte. APARTMENT 16 und das hier besprochene DER LETZTE TAG haben es in den letzen beiden Jahren geschafft für den Vincent Preis in der Kategorie Bestes internationales Literaturwerk nominiert zu werden.

In einigen Kritiken zu seinen ersten beiden Büchern wurde dem britischen Autor eine gewisse Langatmigkeit und seine zu detailreichen Beschreibungen von Nebensächlichkeiten vorgeworfen. Die sind mir auch aufgefallen, fielen aber bei den spannenden Plots bei mir nicht so sehr ins Gewicht. DER LETZTE TAG ist auch spannend und langatmig zugleich. Doch hier macht sich trotz aller Spannung irgendwann eine gewisse Langeweile breit.

Der Independent-Dokumentarfilmer Kyle Freeman bekommt den Auftrag einen Film über den Tempel der Letzten Tage zu drehen. Die Sekte gelangte in den 1970er Jahren traurige Berühmtheit als deren Mitglieder sich gegenseitig umbrachten. Kyles Auftraggeber Max Solomon war in den Anfangstagen selbst ein Mitglied des Tempels und verlangt von ihm, den Weg der Sekte von Londcon über Frankreich bis in die Wüste Arizonas filmisch zu dokumentieren und verschafft ihm Drehtermine mit einigen Überlebenden. Doch je mehr Kyle zusammen mit seinem Freund und Kameramann Dan über die Sekte erfahren, desto mehr geraten sie in einen Strudel unheimlicher Ereignisse. Es scheint so, dass das Charisma der verstorbenen Tempelgründerin, Schwester Catherine, immer noch wirkt, und die beiden Filmemacher ins Verderben stürzt.

Donnerstag, 7. August 2014

Edward Lee & John Pelan: Muschelknacker


Ich habe hier schon zwei Titel von Edward Lee besprochen. Aber das waren, wenn man den allgemeinen Behauptungen zdazu Glauben schenkt, zwei der eher „harmloseren“ Romane des Autors, der besonders für seine härtere Gangart berühmt - oder sollte ich lieber berüchtigt sagen – ist. Und da mir beide Romane, INNSWICH HORROR und HAUS DER BÖSEN LUST, sehr gut gefallen haben, war es also endlich mal an der Zeit eines der heftigeren Werke Lees zur Brust zu nehmen. MUSCHELKNACKER ist sogar eine doppelte Premiere für mich. Es ist auch der erste Band der Reihe Festa Extrem, den ich gelesen habe. Jene Reihe von angeblich extremen Romanen, die für den Buchhandel zu hart sind und nur über den Verlag erhältlich sind. Jedenfalls in gedruckter Fassung, die E-Books kriegt man auch über die gängigen Verkaufskanäle.

Der Roman MUSCHELKNACKER erschien 2002 unter dem Titel FAMILY TRADITION in den USA (der Originaltitel passt eigentlich besser zum Buch, aber ich finde MUSCHELKNACKER ist durch seine Mehrdeutigkeit ein geschickt gewählter deutscher Titel) und ist eine Gemeinschaftsarbeit Lees mit John Pelan, der eher als Verleger, denn als Autor von sich Reden gemacht hat. Wie groß Pelans Einfluss auf das Buch war, kann man natürlich nicht genau sagen. Aber ich gehe davon aus, dass der Hauptteil des Romans auf Lees Mist gewachsen ist. Aber genug der langen Vorrede: Worum geht es in dem Roman?

Dienstag, 5. August 2014

phantastisch! 54



Die Ausgabe 54 des vielseitigsten und besten regelmäßig erscheinenden Magazins für Phantastik, PHANTASTISCH!, ist eine Ausgabe ohne große Höhepunkte. Aber gerade durch das Fehlen dieser Höhepunkte zeigt sich die Qualität der Zeitschrift: der interessierte Leser erhält einen Überblick über das aktuelle Phantastik-Geschehen, gepaart mit einigen interessanten Hintergrundinformationen und ein paar Blicken über den Tellerrand der Literatur hinaus.

Die Rezensionen sind gewohnt fundiert, auch wenn sie nicht immer mit der Meinung des hier waltenden Rezensenten übereinstimmen, und auch Horst Illmers Nachrichtenüberblick ist wie immer informativ. Bei den Interviews sind nicht nur die Antworten interessant, sondern man merkt, dass sich die Fragesteller mit der Materie auskennen. Besonders interessant für mich war Dirk van den Booms Gespräch mit dem Autor Jack Campbell, gerade weil das Thema der beiden – Military-SF – nicht unbedingt sofort einen Reiz auf mich ausübt. Aber gerade dieser Blick auf alle Aspekte der Phantastik macht den das Magazins aus.

Montag, 4. August 2014

Tony O'Neill: Black Neon


BLACK NEON ist der Titel des Films, den der Regisseur Jacques Seltzer zwar lange angekündigt, aber nie realisiert hat. Mit seinem Debütfilms „Dead Flowers“  hat er sich einen gewissen Kultstatus erarbeitet, liefert  aber außer ein paar Bildbänden mit Fotografien abgewrackter Leute auf künstlerischem Gebiet nichts mehr nach. Irgendwann gibt er dem Drängen seines Agenten Gibby nach: Er stimmt zu, für die Gesellschaft des Hollywood-Moguls Kenny Azura doch noch BLACK NEON zu drehen. Aber er will das dreckige Hollywood filmen und darum sucht er zu Recherchezwecken nach jemandem, der ihm das Leben jenseits des schönen Scheins zeigt, die Junkies, die Huren und die anderen kaputten Gestalten, die es dort gibt. Und da kommt Randal Earnest ins Spiel, einer der Protagonisten aus O’Neills Vorgängerwerk SICK CITY. Er versucht zwar gerade clean zu werden, kennt sich aber in der Drogenszene L.A.s noch bestens aus und ist durch familiäre Banden mit dem Filmbusiness verwoben. Er soll sich um Seltzer kümmern.

Parallel dazu wird die Geschichte von Lupita und Genesis erzählt. Sie lernen sich kennen, als Lupita einen Dealer von Genesis erschießt. Bei den darauffolgenden Road-Movie-artigen Episoden ihrer Fahrt von Reno nach L.A werden die beiden ein Liebespaar, rauben Apothekenaus, hinterlassen noch mehr Leichen und vollführen obskure Santéria-Rituale.  Gegen Ende des Romans laufen die  beiden Erzählstränge natürlich ineinander. Dazu kommen noch die Erlebnisse des anderen Protagonisten aus Sick City, Jeffrey, dessen Wege sich auch mit denen Seltzers kreuzen.