Freitag, 8. März 2013

Michael Dissieux: Graues Land - Die Schreie der Toten


"Die Schreie der Toten" ist die Fortsetzung von des 2011 erschienen Romans "Graues Land". Aber ich versuche es mal als eigenständiges Wek zu bewerten. Die Handlung beginnt 14 Tage nach dem Beginn des Endes der Welt. Die meisten Menschen sind tot oder haben sich in seelenlose Kreaturen verwandelt, die Jagd auf die Überlebenden machen. Der 13-jährige Daryll hat erst seine Familie und dann seine letzte noch verbliebene Freundin verloren und macht sich auf den Weg seine Heimatstadt Devon zu verlassen. In der Nähe der Stadt trifft er zwei weitere Überlebende, die ungefähr gleichaltrige schwer verletzte Demi und den alten verschrobenen Ladenbesitzer Murphy. Kurze Zeit später kommt auch noch Jim, Wulf genannt, dazu.. Alle vier haben so ziemlich alles, was ihnen lieb und teuer war, verloren. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise. Ihr Ziel ist ein Militärstützpunkt, wo sie weitere Überlebende erhoffen.

Das Buch beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Wie Daryll seine Freundin Mary Jane verliert und somit den letzten menschlichen Bezugspunkt, den er noch in seiner Heimatstadt hat, versetzt den Leser sofort in eine negative, fast schon deprimierende Grundstimmung. Dadurch dass Daryll kurze Zeit später neue Gefährten findet und die Gruppe durchweg aus Sympathieträgern besteht, keimt durch die negative Stimmung hindurch so etwas wie Hoffnung auf. Demis Zustand bessert sich und die vier bilden eine Art Ersatzfamilie. Es gibt zwar immer wieder Rückschläge, aber der wachsende Zusammenhalt bringt etwas Farbe in das Grau der Welt. So kumulieren sich dann bis kurz vor Ende des Romans die positiven Ereignisse, so dass der Leser immer mehr Hoffnung auf eine bessere Zukunft erhält. Ob dieses Versprechen am Ende eingelöst wird oder der Mann mit dem Hammer kommt. Lest selber.
Michael Dissieux gelingt es, die Verzweiflung seiner Figuren glaubhaft zu transportieren. Deren Innenleben wird anschaulich beschrieben.  Problematisch wird es manchmal bei den Dialogen. Gerade wenn Wulf und Daryll sich über die Existenz Gottes in dieser von Gott verlassenen Welt unterhalten, wirken die Gespräche so, als ob der Erzähler einfach weitererzählt und nicht als ob zwei verschiedene Figuren etwas sagen. Das ist aber schon fast der einzige Kritikpunkt, den ich an dem Buch habe. Es ist gewiss keine leichte Kost für Zwischendurch, es geht schon teilweise ans Eingemachte. 

Es liegt natürlich in der Natur der Sache, dass sich dystopische Romane immer ein wenig ähneln.Natürlich suchen die Überlebenden eines wie auch immer gearteten Weltuntergangsszenario sich irgendein Ziel aus auf das sich alle Heilshoffnungen richten. Das ist auch hier so. Doch die angenehme Ausrichtung auf das Innenleben der Protagonisten gibt diesmal einen etwas anderen weniger actionlastigen Blick auf die Apokalypse wie es andere Bücher desselben Themas in letzter Zeit getan haben. Ein dritter Teil ist in Arbeit. Ich bin gespannt, hoffe aber, dass sich der Autor bald auch anderen Themen zuwendet.

Fazit: Eine Art dystopischer Road-Novel. Vier Überlebende der Apokalypse sind auf der Suche nach dem Paradies. Ein Roman, der Fragen aufwirft. Ein Roman, der deprimiert, aber auch zugleich Hoffnung erzeugt. Obwohl am Ende eines von beiden das vorherrschende Gefühl sein wird. Absolute Leseempfehlung meinerseits, trotz einiger Schwächen bei den Dialogen und einer gewissen Vorhersehbarkeit der Handlung. Die Stärken liegen eindeutig in den Charakterisierungen der handelnden Personen.


Michael Dissieux: Graues Land - Die Schreie der Toten
Titelbild: Timo Kümmel
Illustrationen: Jessica May Dean
Luzifer Verlag, September 2012
279 Seiten
12,95 €
ISBN: 978-3-943408-08-9 
Auch als E-Books erhältlich (4,99 €)



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