Bis dieser Roman, der eigentlich
eine Trilogie ist, endlich komplett das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat,
ist einige Zeit ins Land gegangen. Die ersten beiden Teile, Bastet und Sachmet,
sind 2008 unter dem Titel KATZENDÄMMERUNG - SCHWARZE STERNE bei Eloy Edictions
erschienen. Der dritte Teil, obwohl damals schon lange fertiggestellt, erschien
leider nicht mehr. SCHWARZE STERNE belegte bei der Wahl zum Vincent Preis 2008
den dritten Platz in der Kategorie deutschsprachiger Roman, daher ist es umso
unverständlicher, dass der dritte Teil nicht nachgeschoben wurde. Dann kamen
Steffen Janssen und sein Luzifer Verlag ins Spiel. Der Verlag ist die wohl
interessanteste und aufregendste Neugründung in Bezug auf Phantastiche
Literatur der letzten Jahre. Der Verlag hatte den Mut die Geschichte komplett
herauszugeben und so liegt die Trilogie in einem 671 Seiten starken Band vor.
KATZENDÄMMERUNG beginnt mit der
Geschichte der „flammenden Jenny“. In Zeitungsausschnitten und
unveröffentlichten Buchauszügen wird von einer jungen Frau erzählt, die nach
dem großen Erdbeben von 1906 mysteriös brennend durch San Francisco zieht. Nach diesem, sagen wir ruhig Prolog, beginnt
die eigentliche Romanhandlung. Der Fotograf Thomas Trait schreibt seine
Erlebnisse aus den Jahren 1989/90 in drei Etappen – die drei Teile der
Roman-Trilogie („Bastet“, „Sachmet“ und „Die rote Göttin“) – auf. Er lernt bei
einem Fotoshooting im Zoo von Yucca Springs eine wunderschöne und
geheimnisvolle Frau kennen. Nach ersten – wilden – sexuellen Kontakten, ziehen
die beiden rasch zusammen. Natascha, so der Name der Dame, hat eine Vorliebe
für Artefakte aus dem alten Ägypten und sie wird für Trait immer mysteriöser.
Als er versucht ihr Geheimnis zu ergründen kommt er ihrer wahren Identität immer
näher. So nah, dass es beiden nicht gut tut. Mehr kann ich zur Handlung hier
nicht erzählen, sonst würde es sehr in Richtung Spoiler gehen.
Die Geschichte ist sehr gut
recherchiert. Arthur Gordon Wolf schreibt auf einem sprachlich hohen Niveau. Und
der Aufbau des Romans ist brillant. Ich glaube, dass nicht viele deutsche
Genreautoren ein Werk in dieser Dichte auf dieser langen Distanz hingekriegt hätten. Trotzdem bin ich mit
KATZENDÄMMERUNG nicht warm geworden. Ich habe lange überlegt, woran es liegt.
Und dann bin ich darauf gekommen, dass ich es Thomas Trait nicht abnehme, dass
er dass er das geschrieben hat. Ich kaufe ihm noch die kleinen Exkurse in
Kunst- und Fotographiegeschichte ab (die mir sehr gut gefallen haben; ich mag
es, wenn ein bisschen Bildung in einen Unterhaltungsroman eingestreut wird).
Genauso authentisch wirken die minutiös beschriebenen Beobachtungen. Das ist so
genau beschrieben, wie man es von einem Fotografen erwartet. Aber die Sprache,
die er benutzt, passt nicht zu seinen erzählten Handlungen. Das Buch hat für
mich seine stärksten Momente, wenn Trait nicht erzählt. Das ist der Anfang mit
den Zeitungsausschnitten und die Abschnitte im letzten Teil des Buches, die
Auszüge aus einem Buch sind.
Teilweise war mir die Geschichte
auch zu langatmig. Durch manche Seiten musste ich mich richtig durchkämpfen,
was aber zum größten Teil daran gelegen haben mag, dass ich keine Beziehung zu
Trait aufbauen. Ich fand ihn weder toll noch blöd. Er war mir egal. Und für
mich ist es wichtig, gerade wenn in der ersten Person erzählt wird, dass ich in
irgendeiner Art und Weise, egal ob posi- oder negativ, mit dem Protagonisten „mitgehen“
kann. Und das konnte ich bei KATZENDÄMMERUNG nicht.
Andererseits nahm die Geschichte
aber auch manchmal richtig Fahrt auf. Die Geschichte der „Flammenden Jenny“ zu
Beginn und auch der finale Showdown haben Pageturner-Qualitäten. Aber wie schon
erwähnt: dazwischen habe ich mich auch ein ums andere Mal gelangweilt.
Vielleicht ist meine Affinität zu Katzen aber auch zu wenig ausgeprägt.
Arthur Gordon Wolf: Katzendämmerung
Titelbild: Timo Kümmel
Illustrationen: Jessica May Dean
Luzifer Verlag, September 2013
671 Seiten
16,95 €
ISBN: 978-3-943408-15-7
Auch als E-Books (3 Bände) erhältlich
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