Freitag, 1. November 2013

Arthur Gordon Wolf: Katzendämmerung



Bis dieser Roman, der eigentlich eine Trilogie ist, endlich komplett das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, ist einige Zeit ins Land gegangen. Die ersten beiden Teile, Bastet und Sachmet, sind 2008 unter dem Titel KATZENDÄMMERUNG - SCHWARZE STERNE bei Eloy Edictions erschienen. Der dritte Teil, obwohl damals schon lange fertiggestellt, erschien leider nicht mehr. SCHWARZE STERNE belegte bei der Wahl zum Vincent Preis 2008 den dritten Platz in der Kategorie deutschsprachiger Roman, daher ist es umso unverständlicher, dass der dritte Teil nicht nachgeschoben wurde. Dann kamen Steffen Janssen und sein Luzifer Verlag ins Spiel. Der Verlag ist die wohl interessanteste und aufregendste Neugründung in Bezug auf Phantastiche Literatur der letzten Jahre. Der Verlag hatte den Mut die Geschichte komplett herauszugeben und so liegt die Trilogie in einem 671 Seiten starken Band vor.

KATZENDÄMMERUNG beginnt mit der Geschichte der „flammenden Jenny“. In Zeitungsausschnitten und unveröffentlichten Buchauszügen wird von einer jungen Frau erzählt, die nach dem großen Erdbeben von 1906 mysteriös brennend durch San Francisco zieht.  Nach diesem, sagen wir ruhig Prolog, beginnt die eigentliche Romanhandlung. Der Fotograf Thomas Trait schreibt seine Erlebnisse aus den Jahren 1989/90 in drei Etappen – die drei Teile der Roman-Trilogie („Bastet“, „Sachmet“ und „Die rote Göttin“) – auf. Er lernt bei einem Fotoshooting im Zoo von Yucca Springs eine wunderschöne und geheimnisvolle Frau kennen. Nach ersten – wilden – sexuellen Kontakten, ziehen die beiden rasch zusammen. Natascha, so der Name der Dame, hat eine Vorliebe für Artefakte aus dem alten Ägypten und sie wird für Trait immer mysteriöser. Als er versucht ihr Geheimnis zu ergründen kommt er ihrer wahren Identität immer näher. So nah, dass es beiden nicht gut tut. Mehr kann ich zur Handlung hier nicht erzählen, sonst würde es sehr in Richtung Spoiler gehen.
Die Geschichte ist sehr gut recherchiert. Arthur Gordon Wolf schreibt auf einem sprachlich hohen Niveau. Und der Aufbau des Romans ist brillant. Ich glaube, dass nicht viele deutsche Genreautoren ein Werk in dieser Dichte auf dieser langen Distanz  hingekriegt hätten. Trotzdem bin ich mit KATZENDÄMMERUNG nicht warm geworden. Ich habe lange überlegt, woran es liegt. Und dann bin ich darauf gekommen, dass ich es Thomas Trait nicht abnehme, dass er dass er das geschrieben hat. Ich kaufe ihm noch die kleinen Exkurse in Kunst- und Fotographiegeschichte ab (die mir sehr gut gefallen haben; ich mag es, wenn ein bisschen Bildung in einen Unterhaltungsroman eingestreut wird). Genauso authentisch wirken die minutiös beschriebenen Beobachtungen. Das ist so genau beschrieben, wie man es von einem Fotografen erwartet. Aber die Sprache, die er benutzt, passt nicht zu seinen erzählten Handlungen. Das Buch hat für mich seine stärksten Momente, wenn Trait nicht erzählt. Das ist der Anfang mit den Zeitungsausschnitten und die Abschnitte im letzten Teil des Buches, die Auszüge aus einem Buch sind.

Teilweise war mir die Geschichte auch zu langatmig. Durch manche Seiten musste ich mich richtig durchkämpfen, was aber zum größten Teil daran gelegen haben mag, dass ich keine Beziehung zu Trait aufbauen. Ich fand ihn weder toll noch blöd. Er war  mir egal. Und für mich ist es wichtig, gerade wenn in der ersten Person erzählt wird, dass ich in irgendeiner Art und Weise, egal ob posi- oder negativ, mit dem Protagonisten „mitgehen“ kann. Und das konnte ich bei KATZENDÄMMERUNG nicht.

Andererseits nahm die Geschichte aber auch manchmal richtig Fahrt auf. Die Geschichte der „Flammenden Jenny“ zu Beginn und auch der finale Showdown haben Pageturner-Qualitäten. Aber wie schon erwähnt: dazwischen habe ich mich auch ein ums andere Mal gelangweilt. Vielleicht ist meine Affinität zu Katzen aber auch zu wenig ausgeprägt.

Fazit: Trotz einer erstaunlichen technischen Brillanz hat es KATZENDÄMMERUNG nicht geschafft, mich auf einer eher emotionalen Ebene anzusprechen. Daher kann ich dem Werk nicht so viel abgewinnen, wie es andere vielleicht können. Das heißt jetzt nicht, dass KATZDÄMMERUNG ein schlechtes Buch ist. Es trifft nur nicht meinen Geschmack.  

Arthur Gordon Wolf: Katzendämmerung
Titelbild: Timo Kümmel
Illustrationen: Jessica May Dean
Luzifer Verlag, September 2013
671 Seiten
16,95 €
ISBN: 978-3-943408-15-7

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