Samstag, 16. August 2014

Jack Ketchum: Lebendig



LEBENDIG ist das erste Buch, das ich von Jack Ketchum gelesen habe. Nun habe ich schon von einigen Leuten, deren Urteil ich traue, gehört, dass es wohl eines seiner schwächeren Werke ist und man nicht von diesem auf seine anderen schließen soll. Also tue ich das nicht und werde dem Autor irgendwann noch eine Chance geben. Denn eines stimmt: der Roman ist eher schwach. Also ist es ja gut möglich, dass die andere Einschätzung auch stimmt und andere Sachen von Ketchum um Längen besser sind.

LEBENDIG erzählt die Geschichte von Sara, die mit ihrem verheirateten Geliebten auf dem Weg zu einer Abtreibungsklinik entführt wird. Ihre Entführer, ein Pärchen, das offensichtlich zu einer Gruppe radikaler Abtreibungsgegner gehört, machen Sara weiß, dass eine mächtige Geheimorganisation hinter ihnen steht. Aber ob dem so ist, weiß die in ein Kellerverließ eingesperrte Frau nicht. Vielleicht ist sie auch nur die Gefangene eines Sadisten, der Spaß daran hat, sie zu foltern und seiner Freundin, die sich ein Baby wünscht.

Freitag, 15. August 2014

Clive Barker: Das Sakrament



Wenn man mich bitten würde, eine Liste meiner Lieblingsautoren zu machen, wäre Clive Barker mit Sicherheit dabei. Meine erste Begegnung mit Barkers Werk waren die BÜCHER DES BLUTES. Kurzgeschichten wie ich sie so vorher noch nie gelesen hatte. Eine prägende Begegnung, die teilweise bis heute nachhallt und neben den Romanen Stephen Kings mein weiteres Leseleben geprägt haben.. Aber auch seine Romane habe ich verschlungen.  GYRE (ich habe mich immer gefragt, was dieser Titel bedeuten mag) oder GEWEBTE WELT (der weitaus passendere Titel) wie er in der Neuausgabe der Edition Phantasia heißt, zählt zu den wenigen Romanen, die ich mehrmals gelesen habe und ist einer meiner absoluten Lieblingsromane. Auch COLDHEART CANYON hat mich beeindruckt. Es gab aber eine Zeit Ende 1990er Jahre, da hab ich eher andere Sachen als davor oder jetzt gelesen. Und so ist DAS SAKRAMENT damals an mir vorbei gegangen. Als es mir dann neulich bei einem Flohmarkt in die Hände fiel, dachte ich mir, dass es an der Zeit ist, diese Barker-Lücke zu schließen.

DAS SAKRAMENT scheint ein sehr persönlicher Roman zu sein. Er ist 1996 im Original erschienen, in dem Jahr, in dem Barker seine Homosexualität öffentlich machte. Ich weiß nicht, wie viel Clive Barker im Protagonisten des Romans, Will Rabjohns steckt, aber auch Will Rabjohns ist schwul, er ist Anfang 40, wie Barker zum Zeitpunkt, als er den Roman schrieb und er ist ein Engländer, den es in die USA zog (wie Barker). Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Parallelen rein zufällig sind. Dieser Rabjohns ist Tierfotograf, seine Spezialität sind Aufnahmen von Tieren kurz vor deren Ableben. Er ist mit seinen Mitarbeitern an der Hudson Bay in Kanada, macht Aufnahmen von Eisbären und versucht mit einem Mann zu reden, der wie er mit einem Paar, Jacob Steep und Rosa McGee, Kontakt hatte. Aber Will wird in Kanada von einem Eisbär so stark verletzt, dass er ins Koma fällt. Während er ohne Bewusstsein im Krankenhausbett liegt, träumt er von seiner Kindheit in Yorkshire, wie es war, als er Steep und McGee begegnete.  Die Begegnung mit diesem offensichtlich nicht-menschlichen Paar prägte sein weiteres Leben bis in die Gegenwart hinein. Als er aus dem Koma erwacht, geht er zunächst zurück nach San Francisco, wo er wohnt. Aber dort bleibt er nur kurze Zeit, denn es zieht in zurück in seine Heimat, wo er sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen muss.

Donnerstag, 14. August 2014

Dmitry Glukhovsky: Futu.re


Dass der Roman FUTU.RE eine komplexe Geschichte erzählt, kann man sich schon denken, wenn man ihn nur von außen betrachtet. Und in diesem Wälzer von über 900 Seiten wird dann auch eine globale Zukunftsvision dargelegt. Die Welt hat sich verändert. Es ist den Menschen gelungen den Alterungsprozess und den Tod zu stoppen. Das kleinstaatliche Europa gibt es nicht mehr. Europa ist nunmehr eine einzige Metropole.

Wenn Menschen nicht mehr sterben, gibt es irgendwann zu viele. Es ist nunmal kein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten möglich. Um dem entgegen zu wirken, wurde von Regierungsseite aus, die Fortpflanzung reglementiert. Wenn man sich entschließt, Kinder in die Welt zu setzen, entschließt man sich gleichzeitig nach einer gewissen Zeit zu sterben. Natürlich gibt es auch Leute, die sich diesen Gesetzen widersetzen wollen. Aber dafür gibt es einen funktionierenden Polizeiapparat mit diversen Einsatzkräften. Jan Nachtigall, der Protagonist des Romans ist Mitglied einer solchen Einsatztruppe, die Jagd auf illegale Eltern macht.

Er bekommt von einem ranghohen Politiker persönlich den Auftrag einen Terroristen und dessen schwangere Freundin zu eliminieren. Doch bei diesem Auftrag läuft etwas schief – der Terrorist kann entkommen und die Frau zunächst auch. Doch Jan spürt sie wieder auf, bringt es aber nicht fertig sie zu töten und ist nun seinerseits auf der Flucht. In Rückblenden wird  Jan Nachtigalls Kindheit und Jugend geschildert. Er ist selber ein illegales Kind und wächst in einem Heim auf, in denen die elternlosen Kinder zu unsterblichen Spezialkräften ausgebildet werden.

Mittwoch, 13. August 2014

William Todd Rose: 7 Wege, ein Zombie zu werden



Deltus.de heißt das neue  Imprint des Festa Verlags. Unter diesem Label erscheinen die Titel, die nicht zum Festa-Kerngeschäft – Horror – passen, aber den Verlegern dennoch eine Veröffentlichung auf dem deutschen Markt wert sind. Zunächst gibt es zwei Reihen: Zum einen Science Fiction/Fantasy, zum anderen Endzeit. Nun mag man sich darüber streiten, ob Endzeitromane, gerade wenn Zombies eine gewichtige Rolle spielen, nicht doch dem Genre Horror zugeordnet werden können. Aber das ist müßig und spielt keine Rolle. Ich halte es jedenfalls für eine kluge Entscheidung die Marke Festa weiterhin nur für Horror stehen zu lassen und für andere Spielarten der Phatastischen Literatur ein anderes Label zu nutzen. So weiß man, was man hat.

Die ersten beiden Titel von Deltus.de sind Endzeitromane. Einer davon ist 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN. Der Originaltitel The Seven Habits of Highly Infective People ist eine Anspielung auf einen in den USA sehr erfolgreichen Sachbuchlongseller The Seven Habits of Highly Effective People , ein Managementratgeber, der sich weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft hat. Da der deutsche Titel von Stephen Coveys Buch DIE 7 WEGE ZUR EFFEKTIVITÄT ist, war es nahe liegend den deutschen Titel von William Todd Roses Buch an diesen anzulehnen.

Aber der Roman hat wenig gemein mit dem Sachbuch. Und wenn man ehrlich ist, zeigt das Buch auch nicht 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN,  sondern der Protagonist Bosley Coughlin erläutert während des Buches die sieben Zeichen, die ein Mensch zeigt, bevor man sicher sein kann, dass er zu einem Zombie mutiert.

Dienstag, 12. August 2014

Adam Nevill: Der letzte Tag



DER LETZTE TAG ist bereits Adam Nevills dritter Roman, dessen Übersetzung bei Heyne erschienen ist. IM TIEFEN WALD war eine klassische Horrorkonstellation, ein paar Freunde wandern durch den Wald und werden von etwas Bösem gejagt (aber anschließend gibt es noch eine überraschende neue Konstellation) und APARTMENT 16 (eigentlich der Vorgänger von IM TIEFEN WALD, die Übersetzung erschien aber später) war eine Haunted-House-Geschichte. APARTMENT 16 und das hier besprochene DER LETZTE TAG haben es in den letzen beiden Jahren geschafft für den Vincent Preis in der Kategorie Bestes internationales Literaturwerk nominiert zu werden.

In einigen Kritiken zu seinen ersten beiden Büchern wurde dem britischen Autor eine gewisse Langatmigkeit und seine zu detailreichen Beschreibungen von Nebensächlichkeiten vorgeworfen. Die sind mir auch aufgefallen, fielen aber bei den spannenden Plots bei mir nicht so sehr ins Gewicht. DER LETZTE TAG ist auch spannend und langatmig zugleich. Doch hier macht sich trotz aller Spannung irgendwann eine gewisse Langeweile breit.

Der Independent-Dokumentarfilmer Kyle Freeman bekommt den Auftrag einen Film über den Tempel der Letzten Tage zu drehen. Die Sekte gelangte in den 1970er Jahren traurige Berühmtheit als deren Mitglieder sich gegenseitig umbrachten. Kyles Auftraggeber Max Solomon war in den Anfangstagen selbst ein Mitglied des Tempels und verlangt von ihm, den Weg der Sekte von Londcon über Frankreich bis in die Wüste Arizonas filmisch zu dokumentieren und verschafft ihm Drehtermine mit einigen Überlebenden. Doch je mehr Kyle zusammen mit seinem Freund und Kameramann Dan über die Sekte erfahren, desto mehr geraten sie in einen Strudel unheimlicher Ereignisse. Es scheint so, dass das Charisma der verstorbenen Tempelgründerin, Schwester Catherine, immer noch wirkt, und die beiden Filmemacher ins Verderben stürzt.

Donnerstag, 7. August 2014

Edward Lee & John Pelan: Muschelknacker


Ich habe hier schon zwei Titel von Edward Lee besprochen. Aber das waren, wenn man den allgemeinen Behauptungen zdazu Glauben schenkt, zwei der eher „harmloseren“ Romane des Autors, der besonders für seine härtere Gangart berühmt - oder sollte ich lieber berüchtigt sagen – ist. Und da mir beide Romane, INNSWICH HORROR und HAUS DER BÖSEN LUST, sehr gut gefallen haben, war es also endlich mal an der Zeit eines der heftigeren Werke Lees zur Brust zu nehmen. MUSCHELKNACKER ist sogar eine doppelte Premiere für mich. Es ist auch der erste Band der Reihe Festa Extrem, den ich gelesen habe. Jene Reihe von angeblich extremen Romanen, die für den Buchhandel zu hart sind und nur über den Verlag erhältlich sind. Jedenfalls in gedruckter Fassung, die E-Books kriegt man auch über die gängigen Verkaufskanäle.

Der Roman MUSCHELKNACKER erschien 2002 unter dem Titel FAMILY TRADITION in den USA (der Originaltitel passt eigentlich besser zum Buch, aber ich finde MUSCHELKNACKER ist durch seine Mehrdeutigkeit ein geschickt gewählter deutscher Titel) und ist eine Gemeinschaftsarbeit Lees mit John Pelan, der eher als Verleger, denn als Autor von sich Reden gemacht hat. Wie groß Pelans Einfluss auf das Buch war, kann man natürlich nicht genau sagen. Aber ich gehe davon aus, dass der Hauptteil des Romans auf Lees Mist gewachsen ist. Aber genug der langen Vorrede: Worum geht es in dem Roman?

Dienstag, 5. August 2014

phantastisch! 54



Die Ausgabe 54 des vielseitigsten und besten regelmäßig erscheinenden Magazins für Phantastik, PHANTASTISCH!, ist eine Ausgabe ohne große Höhepunkte. Aber gerade durch das Fehlen dieser Höhepunkte zeigt sich die Qualität der Zeitschrift: der interessierte Leser erhält einen Überblick über das aktuelle Phantastik-Geschehen, gepaart mit einigen interessanten Hintergrundinformationen und ein paar Blicken über den Tellerrand der Literatur hinaus.

Die Rezensionen sind gewohnt fundiert, auch wenn sie nicht immer mit der Meinung des hier waltenden Rezensenten übereinstimmen, und auch Horst Illmers Nachrichtenüberblick ist wie immer informativ. Bei den Interviews sind nicht nur die Antworten interessant, sondern man merkt, dass sich die Fragesteller mit der Materie auskennen. Besonders interessant für mich war Dirk van den Booms Gespräch mit dem Autor Jack Campbell, gerade weil das Thema der beiden – Military-SF – nicht unbedingt sofort einen Reiz auf mich ausübt. Aber gerade dieser Blick auf alle Aspekte der Phantastik macht den das Magazins aus.

Montag, 4. August 2014

Tony O'Neill: Black Neon


BLACK NEON ist der Titel des Films, den der Regisseur Jacques Seltzer zwar lange angekündigt, aber nie realisiert hat. Mit seinem Debütfilms „Dead Flowers“  hat er sich einen gewissen Kultstatus erarbeitet, liefert  aber außer ein paar Bildbänden mit Fotografien abgewrackter Leute auf künstlerischem Gebiet nichts mehr nach. Irgendwann gibt er dem Drängen seines Agenten Gibby nach: Er stimmt zu, für die Gesellschaft des Hollywood-Moguls Kenny Azura doch noch BLACK NEON zu drehen. Aber er will das dreckige Hollywood filmen und darum sucht er zu Recherchezwecken nach jemandem, der ihm das Leben jenseits des schönen Scheins zeigt, die Junkies, die Huren und die anderen kaputten Gestalten, die es dort gibt. Und da kommt Randal Earnest ins Spiel, einer der Protagonisten aus O’Neills Vorgängerwerk SICK CITY. Er versucht zwar gerade clean zu werden, kennt sich aber in der Drogenszene L.A.s noch bestens aus und ist durch familiäre Banden mit dem Filmbusiness verwoben. Er soll sich um Seltzer kümmern.

Parallel dazu wird die Geschichte von Lupita und Genesis erzählt. Sie lernen sich kennen, als Lupita einen Dealer von Genesis erschießt. Bei den darauffolgenden Road-Movie-artigen Episoden ihrer Fahrt von Reno nach L.A werden die beiden ein Liebespaar, rauben Apothekenaus, hinterlassen noch mehr Leichen und vollführen obskure Santéria-Rituale.  Gegen Ende des Romans laufen die  beiden Erzählstränge natürlich ineinander. Dazu kommen noch die Erlebnisse des anderen Protagonisten aus Sick City, Jeffrey, dessen Wege sich auch mit denen Seltzers kreuzen.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Peter Huth: Berlin Reqiem


Ein spanischer Zombieroman bei einem großen deutschen Verlag hat mich schon überrascht, aber damit, dass im gleichen Zeitraum auch ein deutscher Zombieroman bei Heyne erschienen ist, hätte ich im Leben nicht gerechnet. Es gibt  zwar mittlerweile einige Kleinverlage, die sich auch an deutschsprachige Genreliteratur wagen, hier möchte ich vor allem den Luzifer Verlag erwähnen, aber bei den Publikumsverlagen war  das Programm in den letzten Jahren, was das angeht, überschaubar.

Autor Peter Huth ist ein renommierter Journalist - er ist Chefredakteur der B.Z. - und das merkt man dem Roman an. Auch der Protagonist, Robert Truhs, ist Journalist und er bekommt brisante Informationen zugespielt, die die aktuelle Lage der der deutschen Hauptstadt betreffen. Dort ist nämlich ein mysteriöser Virus aufgetreten, der die Infizierten zu, ja man kann es so deutlich sagen, Zombies mutieren lässt. Um den Rest der Stadt zu schützen wird um die zunächst betroffenen Stadtteile Neukölln und Kreuzberg eine streng bewachte Mauer gebaut. (Eine Mauer mitten in Berlin? Wer denkt sich so einen Quatsch aus?) Die offiziellen Stellen lassen verlauten, dass nur Menschen mit Migrationshintergrund von dem Virus befallen werden. Diese Informationen und die allgemeine Angst vor dem Virus lassen in der Bevölkerung den Ruf nach einem starken Mann im Berliner Senat laut werden. Und der ist mit Olaf Sentheim schnell gefunden. Der geschasste Ex-Senator, der nach einem demagogisch-populistischen Bucherfolg, in dem er gegen Migranten polemisierte, seinen Hut nehmen musste, wird als Innensenator zurückgerufen, um der Seuche Herr zu werden. Nun bekommt Truhs ein Video zugespielt, wo zu sehen ist, dass die Lage anders ist, als es der Öffentlichkeit weisgemacht wird.

Montag, 28. Juli 2014

Manel Loureiro: Apokalypse Z


Endzeit und Zombies haben in diesem Jahr bei uns Konjunktur, wie auch einige der in diesem Blog besprochenen Bücher zeigen. Das Problem, das ich als Leser mit dem Überfluss eines gewissen Themas habe, ist, dass ich irgendwann davon ermüdet bin. Und dann bewerte ich ein Buch, das ich in einem anderen „Umfeld“ gelesen hätte, plötzlich ganz anders. Endzeitromane mit Zombies (ob es „echte“ klassische Zombies oder irgendwie anders geartete sind, ist dabei völlig egal) haben immer einen relativ ähnlichen Aufbau. Wenn man, wie ich, schon ein paar davon in einem Jahr gelesen hat, wird man schnell gelangweilt. Da muss ein Roman schon ein hervorstechendes Merkmal haben, um mich vor dem Lesen schon einmal zu interessieren. APOKALYPSE Z hat gleich drei Merkmale, die ihn für mich auf den ersten Blick interessant machten: 1) es ist ein spanischer Roman; Übersetzungen aus einem anderen Sprachraum als dem anglo-amerikanischen sind gerade im Horror-Genre eher dünn gesät, da freue ich mich über eine Übersetzung aus dem Spanischen (genauso würde ich mich auch über die Übersetzung eines rumänischen oder norwegischen Genreromans freuen; da gibt es bestimmt etwas: mehr Mut bei den Verlagen wäre wünschenswert). 2) der Roman erschien ursprünglich als Fortsetzungsgeschichte auf einem Blog, bevor er bei einem ordentlichen spanischen Verlag erschien.  Und 3) der Roman ist ursprünglich im Jahr 2007 erschienen, also vor dem Zombie-Hype.

Aber die Geschichte bietet eigentlich nicht viel Neues: ein Virus breitet sich von Russland aus über Europa aus. Zunächst verfolgt es der Protagonist und Ich-Erzähler, ein Anwalt aus dem Nordosten Spaniens, die Ausbreitung des Virus am Fernseher und schreibt seine Erlebnisse  in Form eines Blogs und später, als das Internet nicht mehr  funktioniert, in einem Tagebuch  auf.  Als die Bevölkerung dazu aufgerufen wird, sich in sogenannten sicheren Zonen zu sammeln, folgt er dem erst einmal nicht. Aber nach einer gewissen Zeit bleibt es auch in seinem Haus nicht mehr sicher und es treibt ihn zusammen mit seinem Kater hinaus in eine Welt, in der es kaum noch „normale“ Menschen gibt. Doch wie in jedem guten Zombieroman sind nicht nur die Zombies die Bösen, sondern es gibt auch unter den Überlebenden nicht nur Philantropen. Trotzdem findet er auch  Überlebende, mit denen er sich zusammenschließen und mit denen er versuchen kann, irgendwo bessere (zombiefreie) Plätze zu suchen.

Sonntag, 27. Juli 2014

Ramez Naam: Nexus


Wer sich schon immer gefragt hat, was dabei herauskommt, wenn ein Softwareentwickler einen Science-Fiction-Roman schreibt, bekommt mit NEXUS eine Antwort. Ramez Naam hat bei Microsoft federführend an der Entwicklung von Outlook, dem Internet Explorer und der Suchmaschine Bing mitgearbeitet und hält 19 Patente aus dem Bereich der Informatik. Er ist fraglos ein anerkannter Wissenschaftler und Computerexperte. Nun kann es sehr leicht sein, dass, wenn jemand mit solchen Reputationen sich an ein fiktives  Werk heranwagt, er den Leser mit geballtem Wissen und Informationen erschlägt und der Unterhaltungswert auf der Strecke bleibt. NEXUS fällt nicht in diese Kategorie. Naam erzählt einen spannenden Thriller, der gleichzeitig einen nicht ganz so unwahrscheinlichen Blick in die Zukunft wirft, der zudem mit Fakten aus dem derzeitigen Stand der Wissenschaft untermauert wird und dann auch noch ethisch-moralische Fragen aufwirft.  Zu guter letzt bezieht der Autor auch noch recht eindeutig Stellung zu den aufgeworfenen philosophischen Fragen. Ramez Naam ist ein Schriftsteller mit einer bestimmten Haltung und diese wird in seinem Debütroman deutlich.

NEXUS ist eine Nano-Droge, vielmehr ein Neurocomputer, der direkt das Gehirn beeinflusst. Je nachdem mit was NEXUS programmiert wurde, kann dieses als Prozess im Gehirn ablaufen, beispielsweise kann man so ohne Übung ein veritabler Kampfsportler werden. Kaden Lane ist es mit einigen Freunden gelungen die flüchtige Droge NEXUS, so weiter zu entwickeln, dass sie permanent im Gehirn bleibt und der Mensch, der NEXUS 5 intus hat, so die Veränderungen, die das Programm bewirkt, auf Dauer in sich hat. Er ist also nicht mehr nur Mensch, sondern eine Art Mensch 2.0. Natürlich hat auch die amerikanische Regierung Interesse an NEXUS 5, oder vielmehr ein Interesse daran, dass NEXUS 5 nicht weiter verbreitet wird. Lane und seine Mitstreiter werden verhaftet, nachdem sich eine Agentin bei ihnen einschleust. Um seine Freunde zu schützen lässt sich Lane auf einen Deal ein: er versucht für den Geheimdienst Kontakt zu einer chinesischen Wissenschaftlerin herzustellen, die auf dem gleichen Gebiet forscht, wie er.

Mittwoch, 23. Juli 2014

mixtvision (Redaktion): KeinBuch Fußball


Wie der Titel des Buchs schon verrät, handelt es sich hier um kein Buch im herkömmlichen Sinne. Es gibt kaum etwas zu lesen, keine Handlung und auch nichts, womit es sich entfernt in Richtung Fußballsachbuch einstufen lässt. Es handelt sich mehr oder weniger um ein Mitmachbuch. Es gibt allerlei Aufgaben, die mit dem Buch zu lösen sind und die alle mit Fußball zu tun haben. Und wenn man dann irgendwann alles mit dem Buch gemacht hat, was vorgeschlagen wird, würde das Buch wohl auch keine Ähnlichkeit mit einem Buch mehr haben. Es werden Sachen verlangt, die einem Bibliophilen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit körperliche Schmerzen bereiten. Beispielsweise soll man das Buch als Wurstanfasser für eine Stadionwurst, als Torwarthandschuh oder Aschenbecher benutzen. Oder aber eine Seite herausreißen, um sie in die Stutzen zu stopfen. Dann gibt es auch noch lustige Anweisungen für Trinkspiele und einige Bastelanleitungen (Bundesadler, Sticker) und Malvorschläge (Lieblingstrikot, Skizze der Abseitsregel). Im Großen und Ganzen kann man das alles nicht besonders ernst nehmen. Soll man aber auch gar nicht. Es ist als Spaß gedacht und so funktioniert es auch. Man braucht zwar eine gewisse Affinität zu Fußball, platten Witzen und Alkohol, aber da das alles bei mir vorhanden ist, hat es mir große Freude bereitet in dem Band herumzublättern.

Sonntag, 20. Juli 2014

Ryan David Jahn: Die zweite Haut


DIE ZWEITE HAUT erschien in den USA zwischen Ryan David Jahns Thrillern EIN AKT DER GEWALT und DER COP. Die deutsche Übersetzung erscheint nach diesen beiden Werken und hat seine Erstveröffentlichung im Taschenbuch und nicht wie die anderen beiden als Hardcover. Warum? Ich weiß es nicht. Qualitativ spielt DIE ZWEITE HAUT mindestens in der gleichen Liga wie DER COP. Vielleicht liegt es an der Handlung, der man etwas schwieriger folgen kann.

Simon, aus dessen Warte der Roman erzählt wird, ist ein kleiner Angestellter in einer Buchhaltungsfirma. Sein Leben ist eher trist und langweilig. Aber eines Abends bricht jemand in seine Wohnung ein und versucht ihn umzubringen. Er schafft es den Angriff abzuwehren und tötet seinerseits den Eindringling. Er kann sich nicht vorstellen, warum ihm jemand nach dem Leben trachtet und ist umso verwunderter, als er erkennt, dass der Angreifer ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Er macht sich auf die Suche nach den Gründen des Angriffs und versucht herauszufinden, wer der Mann war.

Was sich nun alles für Verwicklungen und Verwirrungen ergeben, kann ich aus zweierlei Gründen nicht nacherzählen. Zum einen würde der Leser dieser Rezension zu viel über die Handlung und die Lösung zu lesen bekommen und zum anderen ist es so gut wie unmöglich, alles kurz und knapp zu rekapitulieren.  Obwohl es kein sehr langer Roman ist, ist es doch ein recht komplexer Roman, der genaues Lesen erfordert. Aber nicht, dass jetzt viele abgeschreckt sind, es ist trotz allem ein sehr flüssig zu lesendes Buch, schon alleine weil es ein sehr spannendes und überraschungsreiches Buch ist.

Dienstag, 15. Juli 2014

Brandon Sanderson: Steelheart




Wie würde die Welt wohl sein, wenn es tatsächlich Superhelden gäbe? Und wie wären die Superhelden? Wären sie Beschützer des Guten, Schönen, Wahren? Und wie würden sich die „normalen“ Menschen fühlen? Brandon Sanderson hat in seinem Roman STEELHEART, der wohl auch der Beginn einer Serie ist, solch eine Welt erschaffen. Die Superhelden heißen hier „Epics“ und sind keineswegs die Guten. Sie haben durch ihre verschiedenen Superhelden-Fähigkeiten (Stärke, Unsichtbarkeit, körpereigenen Waffen, etc.) die Macht auf der Erde übernommen und terrorisieren die Menschen. Jedes Gebiet scheint eigene Tyrannen zu haben, die sich auch untereinander bekämpfen. Den Menschen ist klar, dass sie den Epics unterlegen sind und sie versuchen sich in ihrer Situation so gut es geht einzurichten. Aber natürlich züchtet auch jede Tyrannei Widerstand: Hier sind es die „Rächer“, die mit kleineren terroristischen Akten versuchen, die Herrschaft der Epics zu unterminieren.

Und zu eben diesen Rächern möchte der junge David, der Ich-Erzähler des Romans, gerne dazugehören. Er verlor früh seinen Vater, als der mächtige Epic und Titelgeber des Romans Steelheart ihnvor seinen Augen ermordete. Angetrieben durch seinen Wunsch auf Rache, sammelt er in seiner Kindheit und Jugend alle Informationen, die er über die einzelnen Epics in seiner Stadt – Newcago, das frühere Chicago, das seit dem Tag der Ermordung von Davids Vatervon Steelheart beherrscht wird – auftreiben kann. Als er bei einem Anschlag der Rächer plötzlich auftaucht und versucht ihnen zu helfen, sind diese ihm gegenüber zunächst skeptisch eingestellt. Aber er kann ihr Vertrauen gewinnen und sie davon überzeugen, dass der einzige Anschlag, der wirklich etwas verändern könnte, die Ermordung Steelhearts ist.

Montag, 21. April 2014

Roger Smith: Stiller Tod


STILLER TOD ist der vierte Roman des Südafrikaners Roger Smith. Er ist nun erstmals im Taschenbuch bei Heyne Hardcore erschienen, nachdem die deutsche Erstausgabe 2012 im Tropen Verlag erschienen ist.  Sein Erstling KAP DER FINSTERNIS  belegte den zweiten Platz beim Deutschen Krimipreis 2009 in der Kategorie International und war nach dem Urteil der Jury der KrimiWelt Bestenliste der beste Kriminalroman eben diesen Jahres. Außerdem veröffentlicht er unter dem Pseudonym Max Wilde auch Horrorromane.

STILLER TOD spielt in Kapstadt. Es beginnt in einer Exklave der Reichen und Schönen. Sunny, die Tochter von Nick und Catherine Exley, ertrinkt an ihrem vierten Geburtstag während ihre Mutter sich mit ihrem Liebhaber in der Küche vergnügt und ihr Vater mit einem Nachbar einen Joint durchzieht. Vernon Saul, ein ehemaliger Cop und jetziger Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes beobachtet alles, kommt aber zu spät, um das Kind noch zu retten. Er, der Schwarze aus den Slums, bietet aber Nick Exley seine Hilfe an und scheint ihm in dieser schweren Stunde einige Aufgaben abzunehmen. Schnell wird klar, dass Vernon Saul alles andere als ein selbstloser Samariter ist. Er ist jemand, der gerne Macht ausübt. Und die Macht, die über eine alleinerziehende Stripperin aus dem Kapstädter Armenviertel hat, reicht ihm nicht mehr. Er sieht seine Chance, auch einmal  über einen – in seinen Augen – reichen Schnösel  Macht zu haben. Und als ein Verbrechen geschieht, glaubt er sich seinem Ziel nahe.

Freitag, 18. April 2014

China Miéville: Perdido Street Station

Zum ersten Mal liegt China Miévilles mit Preisen überhäufter Roman PERDIDO STREET STATION in einem Band in deutscher Sprache vor (abgesehen von einer längst vergriffenen Amazon Sonderausgabe). Grund genug für mich, mir endlich einmal das Buch, das von vielen Seiten so hochgelobt wird, zu Gemüte zu führen.

Miéville entwickelt in diesem Roman das Bildnis einer zukünftigen Großstadt namens New Crobuzon. Er entwirft einen urbanen Moloch, der Seinesgleichen sucht und der Erfindungsreichtum, den er an den Tag legt, wenn es er neue Phantasiewesen erschöpft, lässt einen vor Staunen beim Lesen manchmal nur noch mit offenem Mund dasitzen. Diese komplexe Welt, die er da erschaffen hat, benötigt auch eine komplexe Sprache, die uns Miéville und seine Übersetzerin Eva Bauche-Eppers auch bieten. Das macht PERDIDO STREET STATION nicht immer zu einer einfachen Lektüre. Wer einfach nur banale Action sucht, ist hier fehl am Platze. Den bildgewaltigen Beschreibungen von Personen und Orten wird der Platz eingeräumt, den sie benötigen, um diese Hölle von Stadt im Kopf des Lesers lebendig werden zu lassen. Man glaubt sich manchmal mittendrin in New Crobuzon, man meint teilweise die Stadt riechen zu können.

Mittwoch, 16. April 2014

Richard Laymon: Die Klinge

Ich gebe zu, dass ich ein etwas ambivalentes Verhältnis zu Richard-Laymon-Büchern habe. In seinen besseren Büchern gelingt es ihm, dem jeweiligen Genre, in dem es spielt, etwas hinzuzufügen, das auf seine Art und Weise einzigartig ist und das macht sie dann zu solch guter Genreliteratur, wie sie nicht allzu häufig zu finden ist. In seinen schwächeren Büchern reiht er ein Klischee, einen Effekt oder eine Sex- bzw. Tittenszene an die andere, dass es schon weh tut. Trotzdem (oder vielleicht deswegen?) besitzen auch seine schwächeren Bücher einen hohen Unterhaltungswert, wirken aber im Vergleich zu den besseren wie Fingerübungen für zwischendurch. (Nebenbei bemerkt: auch in den erstgenannten Büchern geizt Laymon nicht mit Klischees, Effekten und Titten.

DIE KLINGE muss man leider ein Spätwerk des 2001 im Alter von 54 Jahren verstorbenen Autors nennen, da es im Original 1999 erschienen ist. Das es erst 2014 ins Deutsche übersetzt würde ist zwar schade, aber: besser spät als nie. Bis auf einige wenige Romane und Kurzgeschichten ist schon recht viel von Laymon übersetzt worden und die restlichen Sachen werden uns die Verlage Heyne und Festa hoffentlich auch noch bescheren.

Donnerstag, 20. März 2014

Craig DiLouie: Dead



Drei Bücher sind in diesem Jahr schon in deutscher Sprache von Craig DiLouie erschienen. Zum einen sein 2010 im Original erschienener Roman MIT ZÄHNEN UND KLAUEN (TOOTH AND NAIL) und der Beginn einer sechsteiligen Serie mit dem Titel RETREAT (Original 2013 als reine E-Book-Publikation zusammen mit Stephen Knight und Joe McKinney erschienen) im Luzifer Verlag. Zum anderen der Roman, um den es in dieser Rezension dreht: DEAD (THE INFECTION, 2011) im Heyne Verlag. Es ist der erste Teil eines Zweiteilers. Der zweite Teil erscheint im August unter dem Titel DEAD 2 (THE KILLING FLOOR, 2012). All diese Bücher sind dystopische Romane und in allen spielen (zwar nicht unbedingt klassische) Zombies eine Rolle. Das wirkt sich – THE WALKING DEAD sei Dank – im Moment wohl positiv auf die Veröffentlichungsmöglichkeit aus.

In DEAD beginnt alles mit der so genannten „Brüllerei“. Ungefähr ein Fünftel aller Menschen fallen plotzlich unter Schmerzgeschrei um und bleiben regungslos liegen – bis sie drei Tage später wieder „erwachen“ und einen unheimlichen Appetit auf alles Lebendige (vorzugsweise Menschenfleisch) haben. Die Hauptfiguren des Romans ist die Besatzung eines Schützenpanzers, bestehend aus drei US-Soldaten unter dem Kommando von Seargant „Sarge“ Tobey Wilson und fünf Zivilisten, die einige Tage nach dem "Erwachen" versuchen, in Pittsburgh und Umgebung zu überleben. Die fünf Zivilisten, zwei Frauen und drei Männer, sind Vertreter von Rollenmustern, die auf den ersten Blick klassisch wirken: die patente Hausfrau mit Organisationstalent, die das Zepter in der Hand hält und die geborene Führungsperson ist; die hübsche Polizistin, die weiterhin versucht für das einzustehen, was ihr wichtig erscheint, der nerdige Teenager, der in der Extremsituation über sich hinauswächst; der Mathelehrer, der nur ein Ziel hat: seine Familie wiederzufinden und der Priester, der angesichts der Apokalypse an Gott zweifelt.

Mittwoch, 12. März 2014

Rudi Jagusch: Amen


Rudi Jagusch tat sich bisher mit jeweils drei Vorgebirgskrimis (das Vorgebirge  liegt zwischen Köln und Bonn) und drei Eifelkrimis eher durch sogenannte Regionalkrimis hervor. AMEN ist nun sein erster eigenständiger Thriller, der auch nicht wie die Vorgänger im Kölner Emons Verlag erschienen ist, sondern beim Heyne Verlag.

Beim Schauplatz seines Thrillers hat sich Jagusch aber nicht weit von seinen bisherigen Handlungsorten entfernt. AMEN spielt in Köln und die meiste Zeit sogar in dem Wahrzeichen der Stadt überhaupt: dem Dom. Dort hat sich ein Mann, er nennt sich selbst „Nero“, verschanzt, der droht den Dom mit Hilfe eines am Körper getragenen Sprengstoffgürtel in die Luft zu sprengen, sollte er nicht 50 Mio. Dollar bekommen. Der Mann ist der Polizei bekannt, da er schon vorher versucht hat, Geld zu erpressen. Und wie es der Zufall so will, ist der Polizist Martin Landgräf, der ihm damals auf den Fersen war und nun aufgrund gesundheitlicher Blessuren vom Dienst freigestellt ist, der einzige, der noch mit ihm im Dom ist. Er wird nun zum Unterhändler Nummer eins, während der komplette Poliziestab versucht Schlimmeres zu verhindern und die wahre Identität „Neros“ herauszufinden.

Zunächst einmal muss man konstatieren, dass Jagusch hier ein recht spannender Roman gelungen ist. Die Frage ob „Nero“ den Dom tatsächlich in die Luft sprengt (oder vielmehr, ob der Autor sich traut den Dom von einer Figur in die Luft sprengen zu lassen) und ob die Polizei ihn aufhalten kann, macht diese Spannung aus.

Dan Simmons: Endymion


Jeder, der schon mal ein (deutsches) Buch von Dan Simmons in den Händen hielt, kennt bestimmt Stephen Kings Blurb über ihn: „Dan Simmons schreibt wie ein Gott.“ Nun, ich weiß leider nicht, wie ein Gott schreibt, aber wenn Stephen King meint, dass Simmons es auf einzigartige Weise schafft, neue Welten zu erschaffen, dann hat er Recht. Das zusammenhängende Mammutwerk DIE HYPERION GESÄNGE und ENDYMION ist die durchdachte Erschaffung einer zukünftigen Welt und in meinen Augen ein modernes Meisterwerk der Literatur und zwar nicht nur der Science-Fiction-Literatur.

Obwohl es schon etwas länger her, dass ich DIE HYPERION GESÄNGE gelesen habe, sind mir die beiden Bände – im Gegensatz zu vielen anderen – noch sehr gut im Gedächtnis haften geblieben.  Falls ich irgendwann mal eine Top Ten der von mir gelesenen Büchern erstellen sollte, gehören DIE HYPERION GESÄNGE dazu. Und nun, da ich die Fortsetzung gelesen habe, weiß ich, dass die gesamte Saga in diese Reihe gehört.

Klar ist es von Vorteil DIE HYPERION GESÄNGE zu kennen, denn vieles baut auf der Handlung der beiden Teile auf, obwohl ENDYMION 270 Jahre nach dem Ende der Gesänge spielt. Aenea, die 12-jährige Tochter von Brawne Lamia und des John-Keats-Cybrids aus den ersten beiden Büchern kommt durch ein Zeitgrab aus der Vergangenheit nach Hyperion, wo neben feindlich gesinnten Soldaten auch Raul Endymion auf sie wartet. Sie ist „Diejenige die lehrt“ eine Art Prophetin, deren Ankunft vorhergesagt wurde und die die bestehende Welt verändern wird. Raul Endymion wurde von Martin Silenus (dem Autor der Cantos, die die Geschehnisse der ersten beiden Bücher beschreiben) beauftragt auf sie aufzupassen und das bestehende System, den Pax, zu stürzen. Der Pax ist eine Fortführung der katholischen Kirche, mit Papst und Vatikan usw. Nur dass es zwei neue Sakramente gibt. Das Annehmen der Kruziform und die damit verbundene körperliche Wiederauferstehung nach dem Ableben. Der Pax versucht mit allen Mitteln Aenea in seine Gewalt zu bekommen. Aber sie schafft es zu fliehen, unter anderem unter Mithilfe des Shrikes, das noch aus HYPERION bekannt ist.

Donnerstag, 6. März 2014

James Sallis: Driver 2



Die deutsche Literaturkritik scheint James Sallis zu lieben. Jedenfalls wird er nach der Nicolas Winding Refns Verfilmung seines Romans DRIVER (Drive, 2005) auch von den deutschen Medien zur Kenntnis genommen. Auf der deutschen Taschenbuchausgabe seiner 2012 erschienen Fortsetzung prangt ein Aufkleber, der dem Leser mitteilt, dass dieser Roman den ersten Platz der KrimiZEIT-Bestenliste inne hatte und Deutschlands im Moment wohl bekanntester Literaturkritiker Denis Scheck wird mit Aussage zitiert: „Stilistisch wieder ein Meisterwerk: kein Satz, kein Wort zuviel“.

Und wer bin ich, dass ich Herrn Scheck widersprechen kann? Also tue ich es auch nicht. Stilistisch ist der Roman erste Sahne. Von den verknappten, auf das Wesentliche reduzierten Formulierungen, könnten sich manch Autorenkollegen eine gehörige Scheibe abschneiden. Aber reicht erstklassiger Stil aus, um einen erstklassigen Roman zu schreiben?

Donnerstag, 27. Februar 2014

Robert Kirkman & Jay Bonansinga: The Walking Dead 3

Das ist der dritte Teil, der als Trilogie angekündigten Romanserie aus dem Kosmos der Comicserie THE WALKING DEAD und es ist nicht der letzte. Im amerikanischen Original hat mich sich fein aus der Affäre gezogen, indem man aus dem dritten Teil einen Zweiteiler gemacht hat. Der zweite und letzte Teil von THE FALL OF THE GOVERNOR soll dieser Tage in den USA erscheinen und wird wohl als THE WALKING DEAD 4 auch seinen Weg in die deutschen Buchläden finden. Die Romane, die der Schöpfer der Comics Robert Kirkman zusammen mit dem erfahrenen Autor  Jay Bonansinga schreibt, scheinen also recht erfolgreich auf der durch Comic und Fernsehserie in Schwung gekommenen Erfolgswelle, die eine wahre Flut an Zombiegeschichten ausgelöst hat, mitzusurfen.

Die "Trilogie" erzählt die Vorgeschichte des Governors, der ein menschlicher Antagonist in einem recht frühen Teil der Comics ist (um Band 5 herum).  Die ersten beiden Bände spielen vor der Zeit, in der der Governor in den Comics auftritt. Der vorliegende dritte Band spielt nun parallel zu den Comics, nur aus der Perspektive der Einwohner der Stadt Woodbury. Trotzdem sind viele Geschehnisse des Romans dem Leser der Comics bekannt, daher will ich nur ganz kurz auf den Inhalt eingehen (auch weil es der dritte Teil ist und ich nicht zu viel von den ersten beiden Teilen preisgeben möchte).

Samstag, 22. Februar 2014

Ryan David Jahn: Der Cop


Es gibt Bücher, da sind die Guten so gut, dass man es nicht glauben kann. Und natürlich sind die Bösen dann so abgrundtief böse, dass  kaum noch eine menschliche Regung erkennbar ist. DER COP von Ryan David Jahn ist so ein Buch nicht.  Es ist zwar von Beginn an klar, wie die Sympathien verteilt sind und das ändert sich im Laufe der Handlung nicht grundlegend, aber man erfährt und es passiert einiges, was  nicht so ganz zu strahlenden Helden oder fiesen Bösewichten passt.

Aber fangen wir von vorne an. Schon der erste Satz ist der Hammer: „Ian Hunt hat noch eine knappe Stunde  bis Schichtende, als seine tote Tochter anruft“.  Einer der besten ersten Sätze eines Romans, den ich bisher gelesen hab. Die Absurdität des ersten Satzes wird aber recht schnell aufgelöst. Hunts Tochter ist vor sieben Jahren entführt worden und vier Monate vor besagtem Anruf für tot erklärt und beerdigt worden.  Da der Polizist Hunt , derjenige ist, der in seiner Dienststelle, die Notrufe entgegennimmt (daher auch der Originaltitel THE DISPATCHER, die die Sache besser trifft als der deutsche Titel), ist er auch am Telefon, als seine Tochter, die ihrem Entführer kurzzeitig entwischen kann, die Polizei anruft. Er ist auch der einzige gewesen, der überhaupt daran geglaubt hat, dass seine Tochter noch lebt.  Nun hat er nicht nur die Gewissheit, sondern er weiß auch, dass sie in der Nähe ist, obwohl sie während des Telefonats wieder gefangen genommen wird. Bei der anschließenden Fahndung läuft einiges schief, so dass die Entführer (ein älteres Ehepaar) mit Maggie, so der Name der Tochter, fliehen können. Aber Ian Hunt heftet sich an ihre Fersen.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Wayne Simmons: Grippe



Und schon wieder ein Zombieroman. Und schon wieder ein britischer Zombieroman. Und schon wieder ein erster Teil. Aber da hören die Gemeinsamkeiten mit DIE FEINDE auch schon auf. GRIPPE ist Ende 2011 im kleinen aber feinen Verlag Voodoo Press erschienen und nicht beim Großverlag Heyne.  Der zweite Teil mit dem Titel INKUBATION ist dort  Ende letzten Jahres erschienen.  GRIPPE wendet sich auch voll und ganz an eine erwachsene Zielgruppe. Zwar spielt der Simmons‘ Roman genau wie Higsons Roman in nur einer Stadt, aber hier ist es nicht London sondern Belfast.

Die Frage wie die Toten zu Zombies werden, wird zwar nicht genau geklärt, aber klar ist, dass zu allererst die titelgebende Grippewelle grassiert.  Alle, die an dieser Art Grippe sterben, verwandeln sich nach dem Ableben in Zombies, die sich dann auf alles stürzen, was lebendig ist. Zu Beginn versuchen die offiziellen Instanzen noch der Seuche Herr zu werden und der Leser  wird Zeuge wie zwei Polizisten versuchen, die Wohnung eines erkrankten Kindes samt Bewohner zu versiegeln.  Sechs Wochen später gibt es anscheinend nur noch wenige Überlebende in Belfast und der Roman konzentriert sich auf drei Gruppen bzw. Grüppchen Überlebender. Zum einen  leben zwei Männer, Lark und McFall,  in einem Haus, die auf etwas umständliche Art und Weise zunächst noch die attraktive Geri und später noch die beiden Cops vom Beginn aufnehmen. Im obersten Stockwerk eines Hochhauses haben sich der Ex-IRA-Kämpfer Pat Flynn und die junge Karen verschanzt. Des Weiteren gibt es in einer Kaserne noch die Überreste der britischen Armee.  Nun wird im Wechsel erzählt, wie die Überlebenden versuchen weiter zu überleben und wie sie versuchen, sich gegen die Zombies wehren.

Sonntag, 2. Februar 2014

Kôji Suzuki: Der Graben


Es gibt Bücher, die niemand mag. DER GRABEN scheint eines davon zu sein. Nach allem, was ich im Vorfeld gehört und gelesen hatte, habe ich mich auf eines der langweiligsten Bücher überhaupt gefasst gemacht. Und was habe ich festgestellt: man sollte nicht so viel auf die Meinungen anderer Leute hören, sondern sich ab und zu selbst mal ein Bild machen. Ob man ein Buch gut oder schlecht, langweilig oder spannend findet, ist eine zutiefst subjektive Entscheidung. Das sei hier auch einmal an die Leser meiner Rezensionen gerichtet: wenn ich ein Buch toll finde, heißt das noch lange nicht, dass ihr das auch tut und umgekehrt genauso, was ich mit dem Stempel „mies“ versehe, können viele andere als ihr persönliches Nonplusultra ansehen.

Aber zurück zu DER GRABEN. Der Roman krankt vor allem an einem: die Erwartungen, die vom Cover und vom Klappentext geschürt werden, sind nicht die, die das Buch am Ende einhält. Auf der Rückseite des Buches kann man lesen: „Als der San-Andreas-Graben von einem Beben erschüttert wird, spitzen sich die Ereignisse zu einem Crescendo des Grauens zu…“. Das liest sich zwar extrem gut und reißerisch, hat aber mit dem Suzukis Roman herzlich wenig zu tun. Das Beben habe ich entweder überlesen oder es fand nicht statt. Und wenn ich „Crescendo des Grauens“ lese, erwarte ich eigentlich Action pur. Und Action bietet der Roman eher weniger.

Freitag, 24. Januar 2014

Charlie Higson: Die Feinde


Man hat als Leser aktueller Horrorliteratur kaum Möglichkeiten ihnen zu entkommen: Zombies. An allen Ecken und Enden erscheinen neue Zombiebücher, vorzugsweise gleich ganze Serien. Sowohl deutsche Zombiebücher (ARMAGEDDON, DIE SUCHE NACH EDEN bei Begedia, GRAUES LAND bei Luzifer und zahlreiche Indie-Publikationen) als auch Übersetzungen überschwemmen geradezu den Markt. Wobei der Heyne Verlag den Ton bei den Übersetzungen angibt. Mit DIE FEINDE beginnt meines Wissens die vierte aktuelle Zombieserie des Verlags (Nach TAGEBUCH DER APOKALYPSE, THE WALKING DEAD und AUFSTIEG DER TOTEN, alles mindestens Dreiteiler). Das hat Vorteile: es erscheinen im Moment relativ viele Horrorromane; aber auch Nachteile: nun ja, die Handlungen ähneln sich schon sehr: eine Krankheit oder ähnliches dezimiert die Menschheit, aber nicht alle, die sterben sind wirklich tot und ein Haufen auf welche Art und Weise auch immer verschont gebliebener Überlebende sucht irgendwo ein heimeliges Plätzchen, wo man sich gefahrlos niederlassen kann und kämpft auf dem Weg dorthin mit allerlei Untoten. Da kann schnell ein Übersättigungseffekt beim geneigten Horror-Connaisseur auftreten.

Die Storyline von DIE FEINDE ist ungefähr so wie gerade beschrieben, also so wie bei den meisten anderen dystopischen Zombie-Büchern auch. Da ist es natürlich schwierig, in der Masse der Veröffentlichungen aufzufallen. Diese Serie  versucht es, indem sie auch jüngere Leser anspricht. Die Protagonisten sind nämlich Kinder und Jugendliche. Die Erwachsenen sind von einer mysteriösen Krankheit entweder dahingerafft oder zu stumpfsinnige (Menschen-)Fleischfressenden Wesen – Zombies halt – mutiert. Anders als der britische und auch der amerikanische Verlag, die die Serie ganz klar unter dem Etikett Young Adult vermarkten, tut Heyne das nicht. Und das ist gut so. Denn wahrscheinlich würden viele potentielle Leser dieses sehr gute Stück Horrorliteratur als Kinderkram abtun und die Finger davon lassen.

Sonntag, 19. Januar 2014

Michael White: Die Fährte der Toten

Michael White (warum müssen sich deutsche Autoren so oft ein Englisch klingendes Pseudonym aussuchen) hat mit dem Vampir-Thriller DIE FÄHRTE DER TOTEN 2013 sein Roman-Debüt hingelegt. Zwar ist die Welle der  Vampir-Romane in den letzten beiden Jahren stark abgeflaut, aber Dank der Glitzer-Vampire  a la TWILIGHT, kamen und kommen auch immer wieder „richtige“ Vampire auf den Buchmarkt. Und gegen einen guten Vampir-Roman ist nichts einzuwenden.  Aber bevor ich mich dazu äußere, ob DIE FÄHRTE DER TOTEN ein guter Vampir-Roman ist oder nicht, will ich einen kurzen Abriss des Inhalts geben.

In den ersten vier Kapiteln werden ganz klassisch die wichtigsten Personen eingeführt und schon mal kurz ein Blick in die Vergangenheit geworfen. Das junge Mädchen Lee,  wird, nachdem ihre Familie vor ihren Augen massakriert wird und sie entkommen kann, von einer Motorradgang aufgenommen. Schnell wird klar, dass andere Mächte hinter Lee sind, da sie ein Nachkomme irgendeiner Vampir-Blutlinie sein soll. So wird sie dann auch von dem alten Vampir Frank Gettys selbst zu einem verwandelt. Was nun folgt, ist eine typische schon vielfach erzählte Story, wo der frische Vampir (Lee) erst vom alten Vampir unterrichtet wird und sich dann von ihm abwendet, weil Lee es ihm nicht verzeihen kann, dass er sie verwandelt hat. Zu allem Übel sind noch ältere Vampire mit im Spiel, die mit Lee irgendwelche Pläne haben. Außerdem sind da ihre Rachegefühle, die sie wegen aus ihrer menschliche Vergangenheit, in ihre neue Existenzform mitgenommen hat.

Dienstag, 14. Januar 2014

Andreas Schumacher: Die Zeckenbürstenkatzentreppe

Der Verlag Chaotic Revelry, der seinen Sitz im rheinländischen Swisttal hat, ist mir bisher nur durch seine Anthologie OBERHORROR bekannt gewesen, die bei anderen Bloggern nicht so gut weg gekommen ist, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ein Grund mehr einen Blick auf die neueste Publikation des Verlags zu werfen, dessen Programm laut Homepage „humorvoll-anarchisch“ geprägt sein soll. Dann passt der Titel der Storysammlung von Andreas Schumacher schon mal optimal: DIE ZECKENBÜRSTENKATZENTREPPE (ich möchte nicht wissen, wie oft ich diese vier Hauptwörter schon durcheinandergewirbelt habe). 29 Erzählungen und Dramolette hat der Band zu bieten und mindestens genauso viele skurrile Charaktere. Denn eines vorweg: auch wenn manche Geschichten, nicht ganz das einlösen können, was man sich nach den ersten drei Erzählungen erhofft, so besitzt fast jede der Stories  ein hohes Maß an Originalität.

Aber der Start hat es in sich: „Alle vier Wochen“ ist ein E-Mail-Dialog, der sich nach dem Kauf des Buches ALLE SIEBEN WELLEN von Daniel Glattauer auf einem Buchportal (welches ist wohl mit buchsuch.de gemeint?) entwickelt. Man muss Glattauers Buch nicht kennen, damit die Erzählung funktioniert, aber wie Schumacher hier den Roman persifliert und ihn am Ende noch in banale Niederungen führt, ist herrlich.  In der Geschichte „Kauder, Mystery Shopper“ ist der Leser mit einem Testkäufer unterwegs und während eines seiner Testkäufe erfährt man einiges witziges aus Kauders bisherigem Berufsleben. So stelle ich mir humorvolle Kurzgeschichten vor. Auch die dritte bietet Humor vom Feinsten:: der „Brief eines Vaters“ an einen Labyrinth-Besitzer steuert zwar von Anfang an auf die erwartbare Katastrophe zu, aber was bis dahin passiert ist realistischer Slapstick, der sich gewaschen hat.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Bartholomäus Figatowski (Hrsg.): Wovon träumt der Dom?



Bartholomäus Figatowski liefert mit WOVON TRÄUMT DER DOM? bereits seine vierte Regionalanthologie mit phantastischen Geschichten ab. In WENN DIE BIIKEN BRENNEN spielten die Geschichten in Schleswig Holstein, in DER BASILIKUMDRACHE im Ruhrgebiet und in NEBEL ÜBER DER NIERS am Niederrhein. Nun ist Köln also der Ort des Geschehens. Und Köln hat bekanntlich einiges an Historie, aber auch an Sagen und Legenden zu bieten. Die 12 Autorinnen und Autoren toben sich in ihren Geschichten in verschiedenen Spielarten der Phantastik aus. Aber nun erst einmal ein Überblick über die einzelnen Kurzgeschichten:

Den Auftakt macht Nina Sträter mit der Geschichte „Wichtelbräu und Heinzelkölsch“. Sie bedient sich der wohl bekanntesten Kölner Sagengestalten, den Heinzelmännchen, und verbindet diese mit der kölschen Tradition des Bierbrauens. Sträters Kurzgeschichte ist eine Fantasy-Story, die mit viel Witz überzeugt und ein gelungener Opener des Bandes ist.

Dienstag, 7. Januar 2014

Rob Zombie & B. K. Evenson: Lords of Salem



Der Filmregisseur und Musiker Rob Zombie hat sich für sein Romandebüt Unterstützung mit ins Boot geholt. B.K. Evenson, der in den USA schon für einige Genrepreise  nominiert war, ist sein Co-Autor. Natürlich ist es für den Leser schwierig einzuschätzen, was welcher der beiden  Autoren zu dem Roman dazu gesteuert hat, zumal in der Übersetzung von Marcel Häusler auch noch eventuelle stilistische Unterschiede verwässert werden. Aber das soll wohl auch so sein. Ich gehe stark davon aus, dass Rob Zombie den Plot vorgegeben hat, den Evenson, dann romantauglich in Szene gesetzt hat.

LORDS OF SALEM beginnt mit einem Prolog im Jahr 1692 zu Zeiten der  berühmt-berüchtigten Hexenprozesse von Salem (Massachusetts). Die Hexenjäger Mather und Hawthorne töten eine ganze Schar Hexen unter der Führung von Margaret Morgan, die gerade einen Säugling dem Satan geopfert haben, der das Opfer auch wahrhaftig angenommen hat. Als letzten Akt vor ihrem Tod verflucht Margaret Morgan die Nachkommen der beiden Hexenjäger. Schnitt in die Gegenwart: Heidi Hawthorne arbeitet als Radio-DJane und muss zusammen mit zwei Kollegen eine norwegische Goth-Rock-Band namens The Lords (für jemanden, der sich mit deutscher Musikgeschichte auskennt, ist dieser Bandname eher anders besetzt, sodass ich etwas schmunzeln musste, als ich mir Lord Ulli als Gothrocker vorgestellt habe) interviewen. Die Band lässt eine Schallplatte im Sender. Als diese während eines Gesprächs des DJ-Teams mit einem Historiker zu den Hexenprozessen gespielt wird, spricht die Musik besonders einige weiblichen Zuhörer an, aber auf eine Art und Weise, die den Personen in ihrer Nähe alles andere als gut tut.. Auch Heidi Hawthorne erlebt einige Veränderungen. Was passiert in ihrem Nachbarappartement und ist ihre Vermieterin wirklich die nette ältere Hippie-Dame, die sie zu sein scheint. Oder wird sie von der Vergangenheit ihres Vorfahren und dem Fluch Margaret Morgans eingeholt?

Montag, 6. Januar 2014

David Simon & Ed Burns: The Corner


Eine Frage, die ich mir zu Beginn der Lektüre dieser 800-Seiten dicken Reportage gestellt habe, war, ob es heute überhaupt noch interessant ist, zu lesen, was zwei Journalisten 1997 in den USA veröffentlicht hatten. Zumal die Geschehnisse, die sie beschreiben, das Jahr 1993 betreffen. Um die Antwort vorwegzunehmen. Es war mehr als nur interessant dieses Buch zu lesen. In seinen besten Momenten hat es mich tief berührt und mich dazu gebracht, meine eigenen Standpunkte zu hinterfragen. Was will man mehr erwarten?

David Simon, der später basierend auf THE CORNER die Fernsehserie „The Wire“ schuf und der ehemalige Polizist Ed Burns haben über ein Kalenderjahr hinweg, das Leben an einer Straßenecke in West Baltimore beobachtet. In dem Teil der Stadt wohnen hauptsächlich Afroamerikaner und der Drogenhandel ist der Hauptwirtschaftszweig. Also würden wir hier aus der Ferne sagen: ein typisches amerikanisches Großstadt-Ghetto. Simon und Burns begleiten einige der dort lebenden Personen, die natürlich alle auf irgendeine Weise mit  harten Drogen zu tun haben, sei es als Konsumenten und/oder als Dealer. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Familie McCollough, die es früher schon fast aus dem Stadtteil herausgeschafft hätte. Aber nachdem zuerst die Fran Boyd, die Mutter der Familie an der Nadel hing, riss sie ihren Mann Gary mit in den Abgrund von Drogen und Verbrechen, sodass sie später genau dort waren, wo die meisten Leute des Viertels waren. Ganz unten und immer auf der Suche nach Geld für den nächsten Schuss. Der 16-jährige Sohn, der beiden, die nicht mehr zusammen leben, DeAndre ist am Beginn einer Karriere als Straßendealer. Er und seine gleichaltrigen Freunde erliegen den Verlockungen des schnellen Geldes, das durch den Drogenverkauf zu holen ist. Aber es gibt auch Personen wie Ella Thompson, die versucht mitten im Viertel in einem Jugendzentrum, so etwas wie eine Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen zu sein und mit unerschütterlichem Optimismus daran arbeitet, den Kindern andere Perspektiven zu zeigen. Aber es werden auch die Junkies gezeigt, die von AIDS und anderen Krankheiten, natürlich hervorgerufen durch jahrelangen Heroinkonsum, gezeichnet, versuchen irgendwie den nächsten Kick zu bekommen.

Freitag, 3. Januar 2014

Zoë Beck: Brixton Hill


Es gab Zeiten, da hat sich die deutsche Literatur mit aktuellen Themen beschäftigt, die auf eine gewisse Art und Weise gesellschaftlich relevant waren. Ich habe das Gefühl, dass die sogenannte deutsche Gegenwartsliteratur mittlerweile nicht mehr so sehr um solche Themen dreht, sondern eher um den Literaturbetrieb und seine Teilnehmer oder um mehr oder weniger erfolglose Literaten und ihren Versuch irgendwie über die Runden zu kommen. Zum Glück gibt es die von den Feuilletons leider immer noch belächelte Kriminalliteratur. Denn dort werden mittlerweile die Geschichten erzählt, die auch die Leser interessieren könnte, die sich nicht unbedingt nur für das intellektuelle Leben in Deutschland interessieren.

BRIXTON HILL von Zoë Beck ist so ein Roman. Im Untertitel wird er Thriller genannt. Das einzige, was man nun gegen meine vorherigen Ausführungen ins Felde führen könnte, wäre, dass BRIXTON HILL in London spielt und auf dem ersten Blick wahrscheinlich herzlich wenig mit dem heimischen Alltag zu tun hat. Das ist richtig, aber auch vollkommen egal. Denn die Themen die Zoë Beck hier aufgreift sind eigentlich universell. Und was bei einem Thriller nicht ganz unwichtig ist: auch die Spannung kommt nicht zu kurz.