Wenn man mich bitten würde, eine Liste meiner
Lieblingsautoren zu machen, wäre Clive Barker mit Sicherheit dabei. Meine erste
Begegnung mit Barkers Werk waren die BÜCHER DES BLUTES. Kurzgeschichten wie ich
sie so vorher noch nie gelesen hatte. Eine prägende Begegnung, die teilweise
bis heute nachhallt und neben den Romanen Stephen Kings mein weiteres Leseleben geprägt haben.. Aber auch seine Romane habe ich verschlungen. GYRE (ich habe mich immer gefragt, was dieser
Titel bedeuten mag) oder GEWEBTE WELT (der weitaus passendere Titel) wie er in
der Neuausgabe der Edition Phantasia heißt, zählt zu den wenigen Romanen, die
ich mehrmals gelesen habe und ist einer meiner absoluten Lieblingsromane. Auch COLDHEART
CANYON hat mich beeindruckt. Es gab aber eine Zeit Ende 1990er Jahre, da hab
ich eher andere Sachen als davor oder jetzt gelesen. Und so ist DAS SAKRAMENT
damals an mir vorbei gegangen. Als es mir dann neulich bei einem Flohmarkt in
die Hände fiel, dachte ich mir, dass es an der Zeit ist, diese Barker-Lücke zu
schließen.
DAS SAKRAMENT scheint ein sehr persönlicher Roman zu sein.
Er ist 1996 im Original erschienen, in dem Jahr, in dem Barker seine Homosexualität
öffentlich machte. Ich weiß nicht, wie viel Clive Barker im Protagonisten des
Romans, Will Rabjohns steckt, aber auch Will Rabjohns ist schwul, er ist Anfang
40, wie Barker zum Zeitpunkt, als er den Roman schrieb und er ist ein Engländer,
den es in die USA zog (wie Barker). Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese
Parallelen rein zufällig sind. Dieser Rabjohns ist Tierfotograf, seine
Spezialität sind Aufnahmen von Tieren kurz vor deren Ableben. Er ist mit seinen
Mitarbeitern an der Hudson Bay in Kanada, macht Aufnahmen von Eisbären und
versucht mit einem Mann zu reden, der wie er mit einem Paar, Jacob Steep und
Rosa McGee, Kontakt hatte. Aber Will wird in Kanada von einem Eisbär so stark
verletzt, dass er ins Koma fällt. Während er ohne Bewusstsein im
Krankenhausbett liegt, träumt er von seiner Kindheit in Yorkshire, wie es war, als er Steep und McGee begegnete. Die
Begegnung mit diesem offensichtlich nicht-menschlichen Paar prägte sein
weiteres Leben bis in die Gegenwart hinein. Als er aus dem Koma erwacht, geht
er zunächst zurück nach San Francisco, wo er wohnt. Aber dort bleibt er nur
kurze Zeit, denn es zieht in zurück in seine Heimat, wo er sich den Dämonen
seiner Vergangenheit stellen muss.