Mittwoch, 13. August 2014

William Todd Rose: 7 Wege, ein Zombie zu werden



Deltus.de heißt das neue  Imprint des Festa Verlags. Unter diesem Label erscheinen die Titel, die nicht zum Festa-Kerngeschäft – Horror – passen, aber den Verlegern dennoch eine Veröffentlichung auf dem deutschen Markt wert sind. Zunächst gibt es zwei Reihen: Zum einen Science Fiction/Fantasy, zum anderen Endzeit. Nun mag man sich darüber streiten, ob Endzeitromane, gerade wenn Zombies eine gewichtige Rolle spielen, nicht doch dem Genre Horror zugeordnet werden können. Aber das ist müßig und spielt keine Rolle. Ich halte es jedenfalls für eine kluge Entscheidung die Marke Festa weiterhin nur für Horror stehen zu lassen und für andere Spielarten der Phatastischen Literatur ein anderes Label zu nutzen. So weiß man, was man hat.

Die ersten beiden Titel von Deltus.de sind Endzeitromane. Einer davon ist 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN. Der Originaltitel The Seven Habits of Highly Infective People ist eine Anspielung auf einen in den USA sehr erfolgreichen Sachbuchlongseller The Seven Habits of Highly Effective People , ein Managementratgeber, der sich weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft hat. Da der deutsche Titel von Stephen Coveys Buch DIE 7 WEGE ZUR EFFEKTIVITÄT ist, war es nahe liegend den deutschen Titel von William Todd Roses Buch an diesen anzulehnen.

Aber der Roman hat wenig gemein mit dem Sachbuch. Und wenn man ehrlich ist, zeigt das Buch auch nicht 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN,  sondern der Protagonist Bosley Coughlin erläutert während des Buches die sieben Zeichen, die ein Mensch zeigt, bevor man sicher sein kann, dass er zu einem Zombie mutiert.
Die Handlung des Romans ist zweigeteilt und spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. In beiden Zeitebenen spielt Bosley Coughlin eine Rolle. Ihm sind nämlich Zeitreisen möglich. Man muss dazu sagen, dass Coughlin ein kleines Drogenproblem hat. Und das merkt man besonders in den Phasen, in denen er als Ich-Erzähler auftritt und im Gespräch (mit zwei Ermittlern?) vergangene Ereignisse widergibt. Er erläutert seinen Gesprächspartnern, wie er versucht hat, die drohende Zombieapokalypse zu verhindern.  Und die Sprache die dazu benutzt wird, ist eine typische Kiffersprache, wie man sie aus zahlreichen Filmen kennt. Rose schafft es, diese Sprache authentisch aufs Papier zu bringen. Und das ist die große Stärke des Romans. Wie die Anspielung beim Titel schon erkennen lässt, nimmt der Autor sein Thema – die Zombieapokalypse – nicht immer bierernst und einige Aussagen von Coughlin haben mich mehr als einmal zum Lachen gebracht.

Die andere Zeitebene spielt in der Zukunft und ist in der normalen Erzählperspektive, der dritten Person, geschrieben. Aber auch hier ist Coughlin mehr oder weniger der Erzähler, aber es wird nicht in der ihm typischen Weise erzählt, sondern ganz normal. Die Zombies – hier werden sie Fauler genannt -  haben die Menschen  stark dezimiert. Es gibt nur wenige Überlebende. Dazu zählt Ocean, ein junges Mädchen, dass Vater und Mutter verliert und sich einer Gruppe von vier Personen anschließt, die in der Kanalisation einigermaßen sicher vor den Faulern versteckt lebt. Aber ist sie dort wirklich sicher. Coughlin glaubt nicht und versucht mit Hilfe die ihm möglichen Zeitreisen, durch Taten in der Vergangenheit Oceans Schicksal zu verändern.

Wer von diesem Roman eine Zombie-Splatter-Orgie erwartet, wird enttäuscht werden. Es spritzen zwar auch ein paar Gedärme und ein bisschen Hirn durch die Gegend, aber das ist eher nebensächlich. Die Hauptattraktion ist Bosley Coughlin und seine Sprache. Wie er mit seiner drogenvernebelten Logik darlegt, dass er keine andere Möglichkeit gehabt hat, als so zu handeln, wie er es getan hat, macht den Reiz des Romans aus. Die gradlinig erzählte Geschichte Oceans ist zwar durchaus spannend, aber nichts Besonderes. Sie alleine hätte allenfalls einen durchschnittlichen Zombieroman, wie man ihn mittlerweile häufig lesen kann, hervorgebracht. Aber Coughlins Perspektive hebt den Roman aus dem Zombieeinheitsbrei  heraus und macht daraus einen lesenswerten und unterhaltsamen Endzeitroman, der nicht immer ernst genommen werden will, aber trotzdem auch nicht mit den üblichen Zutaten eines Zombieromans geizt. Und über allem bleibt immer die Frage: Hat es sich tatsächlich so zugetragen wie Bosley Coughlin es erzählt oder hat er sich schlich und ergreifend den Verstand weggeballert.

Ein gelungener zweiter Band der Endzeit-Reihe von Deltus.de. Wenn das Niveau gehalten wird, könnte dieses Imprint eine Bereicherung der (übersetzten) Phantastischen Literatur in Deutschland werden.

William Todd Rose: 7 Wege ein Zombie zu werden
Titel der amerikanischen Originalausgabe: THE SEVEN HABITS OF HIGHLY INFECTIVE PEOPLE (2012)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bullin
Deltus.de, Juli 2014
288 Seiten
12,80 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-940626-09-7
auch als E-Book (4,99 €) ) erhältlich

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