Deltus.de heißt das neue Imprint des Festa Verlags. Unter diesem Label
erscheinen die Titel, die nicht zum Festa-Kerngeschäft – Horror – passen, aber den Verlegern dennoch eine Veröffentlichung auf dem deutschen Markt wert sind.
Zunächst gibt es zwei Reihen: Zum einen Science Fiction/Fantasy, zum anderen
Endzeit. Nun mag man sich darüber streiten, ob Endzeitromane, gerade wenn
Zombies eine gewichtige Rolle spielen, nicht doch dem Genre Horror zugeordnet
werden können. Aber das ist müßig und spielt keine Rolle. Ich halte es
jedenfalls für eine kluge Entscheidung die Marke Festa weiterhin nur für Horror
stehen zu lassen und für andere Spielarten der Phatastischen Literatur ein
anderes Label zu nutzen. So weiß man, was man hat.
Die ersten beiden Titel von
Deltus.de sind Endzeitromane. Einer davon ist 7 WEGE, EIN ZOMBIE ZU WERDEN. Der
Originaltitel The Seven Habits of Highly
Infective People ist eine Anspielung auf einen in den USA sehr erfolgreichen
Sachbuchlongseller The Seven Habits of
Highly Effective People , ein Managementratgeber, der sich weltweit mehr
als 15 Millionen Mal verkauft hat. Da der deutsche Titel von Stephen Coveys
Buch DIE 7 WEGE ZUR EFFEKTIVITÄT ist, war es nahe liegend den deutschen Titel
von William Todd Roses Buch an diesen anzulehnen.
Aber der Roman hat wenig gemein
mit dem Sachbuch. Und wenn man ehrlich ist, zeigt das Buch auch nicht 7 WEGE,
EIN ZOMBIE ZU WERDEN, sondern der
Protagonist Bosley Coughlin erläutert während des Buches die sieben Zeichen,
die ein Mensch zeigt, bevor man sicher sein kann, dass er zu einem Zombie
mutiert.
Die Handlung des Romans ist
zweigeteilt und spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. In beiden Zeitebenen
spielt Bosley Coughlin eine Rolle. Ihm sind nämlich Zeitreisen möglich. Man
muss dazu sagen, dass Coughlin ein kleines Drogenproblem hat. Und das merkt man
besonders in den Phasen, in denen er als Ich-Erzähler auftritt und im Gespräch
(mit zwei Ermittlern?) vergangene Ereignisse widergibt. Er erläutert seinen
Gesprächspartnern, wie er versucht hat, die drohende Zombieapokalypse zu
verhindern. Und die Sprache die dazu benutzt
wird, ist eine typische Kiffersprache, wie man sie aus zahlreichen Filmen kennt.
Rose schafft es, diese Sprache authentisch aufs Papier zu bringen. Und das ist
die große Stärke des Romans. Wie die Anspielung beim Titel schon erkennen
lässt, nimmt der Autor sein Thema – die Zombieapokalypse – nicht immer
bierernst und einige Aussagen von Coughlin haben mich mehr als einmal zum
Lachen gebracht.
Die andere Zeitebene spielt in
der Zukunft und ist in der normalen Erzählperspektive, der dritten Person,
geschrieben. Aber auch hier ist Coughlin mehr oder weniger der Erzähler, aber
es wird nicht in der ihm typischen Weise erzählt, sondern ganz normal. Die
Zombies – hier werden sie Fauler genannt -
haben die Menschen stark
dezimiert. Es gibt nur wenige Überlebende. Dazu zählt Ocean, ein junges
Mädchen, dass Vater und Mutter verliert und sich einer Gruppe von vier Personen
anschließt, die in der Kanalisation einigermaßen sicher vor den Faulern
versteckt lebt. Aber ist sie dort wirklich sicher. Coughlin glaubt nicht und
versucht mit Hilfe die ihm möglichen Zeitreisen, durch Taten in der Vergangenheit
Oceans Schicksal zu verändern.
Wer von diesem Roman eine
Zombie-Splatter-Orgie erwartet, wird enttäuscht werden. Es spritzen zwar auch
ein paar Gedärme und ein bisschen Hirn durch die Gegend, aber das ist eher
nebensächlich. Die Hauptattraktion ist Bosley Coughlin und seine Sprache. Wie
er mit seiner drogenvernebelten Logik darlegt, dass er keine andere Möglichkeit gehabt hat,
als so zu handeln, wie er es getan hat, macht den Reiz des Romans aus. Die
gradlinig erzählte Geschichte Oceans ist zwar durchaus spannend, aber nichts
Besonderes. Sie alleine hätte allenfalls einen durchschnittlichen Zombieroman,
wie man ihn mittlerweile häufig lesen kann, hervorgebracht. Aber Coughlins
Perspektive hebt den Roman aus dem Zombieeinheitsbrei heraus und macht daraus einen lesenswerten
und unterhaltsamen Endzeitroman, der nicht immer ernst genommen werden will,
aber trotzdem auch nicht mit den üblichen Zutaten eines Zombieromans geizt. Und
über allem bleibt immer die Frage: Hat es sich tatsächlich so zugetragen wie
Bosley Coughlin es erzählt oder hat er sich schlich und ergreifend den Verstand
weggeballert.
Titel der amerikanischen Originalausgabe: THE SEVEN HABITS OF HIGHLY INFECTIVE PEOPLE (2012)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bullin
Deltus.de, Juli 2014
288 Seiten
12,80 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-940626-09-7auch als E-Book (4,99 €) ) erhältlich
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