Michael White (warum müssen sich deutsche Autoren so oft ein
Englisch klingendes Pseudonym aussuchen) hat mit dem Vampir-Thriller DIE FÄHRTE
DER TOTEN 2013 sein Roman-Debüt hingelegt. Zwar ist die Welle der Vampir-Romane in den letzten beiden Jahren
stark abgeflaut, aber Dank der Glitzer-Vampire
a la TWILIGHT, kamen und kommen auch immer wieder „richtige“ Vampire auf
den Buchmarkt. Und gegen einen guten Vampir-Roman ist nichts einzuwenden. Aber bevor ich mich dazu äußere, ob DIE
FÄHRTE DER TOTEN ein guter Vampir-Roman ist oder nicht, will ich einen kurzen
Abriss des Inhalts geben.
In den ersten vier Kapiteln werden ganz klassisch die
wichtigsten Personen eingeführt und schon mal kurz ein Blick in die
Vergangenheit geworfen. Das junge Mädchen Lee, wird, nachdem ihre Familie vor ihren Augen massakriert
wird und sie entkommen kann, von einer Motorradgang aufgenommen. Schnell wird
klar, dass andere Mächte hinter Lee sind, da sie ein Nachkomme irgendeiner
Vampir-Blutlinie sein soll. So wird sie dann auch von dem alten Vampir Frank
Gettys selbst zu einem verwandelt. Was nun folgt, ist eine typische
schon vielfach erzählte Story, wo der frische Vampir (Lee) erst vom alten Vampir
unterrichtet wird und sich dann von ihm abwendet, weil Lee es ihm nicht
verzeihen kann, dass er sie verwandelt hat. Zu allem Übel sind noch ältere Vampire mit im Spiel, die mit Lee irgendwelche Pläne haben. Außerdem sind da ihre Rachegefühle, die sie wegen aus ihrer menschliche Vergangenheit, in ihre neue Existenzform mitgenommen hat.
Natürlich ist es schwierig dem Genre der Vampirgeschichte
noch neue Aspekte abzugewinnen. Michael White schafft es mit diesem Roman
jedenfalls nicht. Ich hatte während der Lektüre das eine oder andere Mal das
Gefühl, dass mir die Plotteile schon in anderen Vampirbüchern über den Weg gelaufen
sind. Und gerade wenn man in einem Genre unterwegs ist, in dem schon alles
geschrieben zu sein scheint, suche ich als Leser umso mehr nach dem
Originellen. Und das war in diesem Roman leider nicht gegeben. Das Werk ist zwar keine Schmonzette wie Stephenie Meyers Vampirreihe, aber manchmal habe ich mich sehr an Anne Rice Vampir-Chroniken erinnert gefühlt. Zugegeben, es
handelt sich um einen für ein Erstlingswerk ordentlichen Roman. Hier und da
findet man ein paar stilistische Unebenheiten, aber die sind nicht weiter der
Rede wert. Trotzdem fehlt das gewisse Etwas, das einem abgelutschten Thema, die
besondere Note verleiht.
Zum Ende hin wird die Handlung auch etwas sprunghaft, so
dass man das Gefühl hat, der Autor will noch schnell die Geschichten aller
eingeführten Figuren zu einem schlüssigen Ende führen. Allerdings wirkt gerade
das etwas aufgesetzt. Dadurch das eine Fortsetzung geplant ist, kommen natürlich
auch nicht alle Handlungsstränge zu einem wirklichen Ende, was natürlich kein
Problem ist. Aber der Handlungsstrang der zu Ende geführt wird, wirkt ein wenig
deplatziert. Ich kann jetzt ohne zu spoilern nicht ins Detail gehen. Aber das
Geschehen um eine Figur war für mich nicht schlüssig und in keinerlei Weise mit
dem Rest der Geschichte verbunden.
Man darf gespannt sein, ob sich in der Fortsetzung noch
etwas entwickelt. Die Figur der Lee hat durchaus Potential und Verwicklungen zwischen den alten Vampire und auftretenden noch älteren Wesen untereinander könnten auch noch
für Überraschungen sorgen. Aber diese Überraschungen müssen dann auch kommen.
Es ist nämlich noch einiges an Luft nach oben vorhanden.
Fazit: Solider, durchschnittlicher Vampirthriller, der
Freunde des Genres durchaus unterhalten kann, mir persönlich aber etwas
überraschungsarm daher kam.
Roman
Selbstverlag Martin Bäumer (Create Space), Juli 2013
252 Seiten
8,99 €
ISBN: 978-1491076354Auch als E-Book erhältlich (3,99 €)
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