DER LETZTE TAG ist bereits Adam
Nevills dritter Roman, dessen Übersetzung bei Heyne erschienen ist. IM TIEFEN
WALD war eine klassische Horrorkonstellation, ein paar Freunde wandern durch
den Wald und werden von etwas Bösem gejagt (aber anschließend gibt es noch eine überraschende neue Konstellation) und
APARTMENT 16 (eigentlich der Vorgänger von IM TIEFEN WALD, die Übersetzung
erschien aber später) war eine Haunted-House-Geschichte. APARTMENT 16 und das
hier besprochene DER LETZTE TAG haben es in den letzen beiden Jahren geschafft
für den Vincent Preis in der Kategorie Bestes internationales Literaturwerk
nominiert zu werden.
In einigen Kritiken zu seinen
ersten beiden Büchern wurde dem britischen Autor eine gewisse Langatmigkeit und
seine zu detailreichen Beschreibungen von Nebensächlichkeiten vorgeworfen. Die
sind mir auch aufgefallen, fielen aber bei den spannenden Plots bei mir nicht
so sehr ins Gewicht. DER LETZTE TAG ist auch spannend und langatmig zugleich. Doch
hier macht sich trotz aller Spannung irgendwann eine gewisse Langeweile breit.
Der Independent-Dokumentarfilmer
Kyle Freeman bekommt den Auftrag einen Film über den Tempel der Letzten Tage zu
drehen. Die Sekte gelangte in den 1970er Jahren traurige Berühmtheit als deren
Mitglieder sich gegenseitig umbrachten. Kyles Auftraggeber Max Solomon war in
den Anfangstagen selbst ein Mitglied des Tempels und verlangt von ihm, den Weg
der Sekte von Londcon über Frankreich bis in die Wüste Arizonas filmisch zu
dokumentieren und verschafft ihm Drehtermine mit einigen Überlebenden. Doch je
mehr Kyle zusammen mit seinem Freund und Kameramann Dan über die Sekte
erfahren, desto mehr geraten sie in einen Strudel unheimlicher Ereignisse. Es
scheint so, dass das Charisma der verstorbenen Tempelgründerin, Schwester Catherine, immer
noch wirkt, und die beiden Filmemacher ins Verderben stürzt.
Aus dieser Idee, hätte man
einiges herausholen können und im Prinzip tut Nevill das auch. Aber irgendwann
ab der Hälfte des Buches verliert die Geschichte an Spannung. Die Handlung wird
immer verworrener und man hat das Gefühl, dass der Autor selbst gar nicht mehr
weiß, wie er alle losen Enden zusammenknüpfen soll. Zum Ende findet er den Faden zwar wieder, aber
da ist man schon von den vorhergehenden Ereignissen und dessen Beschreibungen
ermüdet. Trotzdem ist dieser Horrorroman verdient für den Vincent Preis
nominiert gewesen, denn er hebt sich ab von dem actionlastigen Zombiebüchern
und Gewaltthrillern, die sonst in den Verlagen erscheinen. Gerade das ruhige, ja
langsame Erzählen kommt im Moment ein wenig zu kurz. Dass es Nevill bei DER
LETZTE TAG etwas übertrieben hat – geschenkt. Vielleicht bin ich einfach mit zu
hohen Erwartungen an das Buch heran gegangen, weil die Vorgänger zu den
interessanteren Geschichten, der letzten Jahre gehört haben. Da fällt DER
LETZTE TAG etwas ab, obwohl er immer noch gut ist. Adam Nevill ist für mich
eine der Neuentdeckungen des bisherigen Jahrzehnts im internationalen Horror.
Hoffentlich finden auch seine weiteren Werke (u.a. auch sein Erstling von 2006)
noch ihren Weg über den Kanal.
Roman
Titel der englischen Originalausgabe: LAST DAYS (2012)
Aus dem Englischen von Ronald Gutberlet
Heyne, Februar 2013
592 Seiten
14,99 € (Klappenbroschur)
ISBN: 978-3453314337auch als E-Book (11,99 €) ) erhältlich
Trotz etlicher Längen ein sehr lesenswertes Buch wie ich finde!
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