Dienstag, 15. Juli 2014

Brandon Sanderson: Steelheart




Wie würde die Welt wohl sein, wenn es tatsächlich Superhelden gäbe? Und wie wären die Superhelden? Wären sie Beschützer des Guten, Schönen, Wahren? Und wie würden sich die „normalen“ Menschen fühlen? Brandon Sanderson hat in seinem Roman STEELHEART, der wohl auch der Beginn einer Serie ist, solch eine Welt erschaffen. Die Superhelden heißen hier „Epics“ und sind keineswegs die Guten. Sie haben durch ihre verschiedenen Superhelden-Fähigkeiten (Stärke, Unsichtbarkeit, körpereigenen Waffen, etc.) die Macht auf der Erde übernommen und terrorisieren die Menschen. Jedes Gebiet scheint eigene Tyrannen zu haben, die sich auch untereinander bekämpfen. Den Menschen ist klar, dass sie den Epics unterlegen sind und sie versuchen sich in ihrer Situation so gut es geht einzurichten. Aber natürlich züchtet auch jede Tyrannei Widerstand: Hier sind es die „Rächer“, die mit kleineren terroristischen Akten versuchen, die Herrschaft der Epics zu unterminieren.

Und zu eben diesen Rächern möchte der junge David, der Ich-Erzähler des Romans, gerne dazugehören. Er verlor früh seinen Vater, als der mächtige Epic und Titelgeber des Romans Steelheart ihnvor seinen Augen ermordete. Angetrieben durch seinen Wunsch auf Rache, sammelt er in seiner Kindheit und Jugend alle Informationen, die er über die einzelnen Epics in seiner Stadt – Newcago, das frühere Chicago, das seit dem Tag der Ermordung von Davids Vatervon Steelheart beherrscht wird – auftreiben kann. Als er bei einem Anschlag der Rächer plötzlich auftaucht und versucht ihnen zu helfen, sind diese ihm gegenüber zunächst skeptisch eingestellt. Aber er kann ihr Vertrauen gewinnen und sie davon überzeugen, dass der einzige Anschlag, der wirklich etwas verändern könnte, die Ermordung Steelhearts ist.
So weit, so gut. Menschen, die zu Superhelden werden und ihre Superkräfte dazu benutzen um Macht zu erlangen und diese dann schamlos missbrauchen. Ein Haufen versprengter Untergrundkämpfer, die die Mächtigen bekämpfen.  Das hätte etwas werden können. Hätte.  Der Protagonist David, der von der Anlage her alle Zutaten zu einer guten Identifikationsfigur hat, nervt schon nach kurzer Zeit. Die vermutlich witzig gemeinten Bemerkungen, mit denen er seine schlechten Metaphern beklagt, machen seine schlechten Metaphern nicht besser und sind nicht lustig. Die übermächtigen Epics stellen sich teilweise so dämlich an, dass man sich fragt, wie sie es geschafft haben die Menschen überhaupt zu unterdrücken. Aber natürlich machen sie nur dann Fehler, wenn es den Rächern gerade zupass kommt. Wo ich gerade dabei bin – die Rächer. Der Anführer (Prof) ist natürlich der kluge Stratege und Erfinder, begleitet von seiner ebenso klugen und technisch versierten Assistentin. Die Männer fürs Grobe: der eine ein Idealist mit Waffentick, der andere ein spleeniger Kauz, der immer für einen Lacher gut sein soll (nicht lustig) und natürlich die junge hübsche Kämpferin, in die sich der Protagonist sofort vernarrt. Hier wird also erst gar nicht versucht, dezent mit irgendwelchen Klischees zu spielen. Nein, hier bekommt der Leser jedes Klischee mit dem Holzhammer um die Ohren gehauen.

Das Buch ist bei Heyne fliegt erschienen. Es zielt also auf ein eher jüngeres Publikum ab. Entschuldigt das Vorhersehbarkeit, Logikfehler und Klischees? Ja, vielleicht. Wenn man einen Protagonisten hätte mit dem man mitfiebern könnte. Ach Mist, der fehlt ja auch. Jetzt fragt man sich bestimmt langsam, ob der Rezensent denn auch etwas Gutes über das Buch sagen kann. Und ja, er kann: Die Action-Sequenzen, insbesondere der finale Showdown  haben es in sich. Die waren spannend und gut beschrieben. Das Problem des Showdowns ist nur, dass er zwangsläufig am Ende des Buches ist. Und er schafft es gerade einmal, den Roman von einem Totalreinfall ins hintere Mittelfeld der schwachen Durchschnittlichkeit zu bugsieren. Es gibt so viele bessere Bücher als das hier, auch und gerade im Bereich der Fantasy für jüngere Leser, so dass ich es nicht mit reinem Gewissen empfehlen kann.



Brandon Sanderson: Steelheart
Roman
Titel der Originalausgabe: STEELHEART (2013)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski
Heyne fliegt, Juni 2014
446 Seiten
17,99 € (Gebunden)
ISBN: 978-3453268999
auch als E-Book (13,99 €) erhältlich

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