Donnerstag, 6. Februar 2014

Wayne Simmons: Grippe



Und schon wieder ein Zombieroman. Und schon wieder ein britischer Zombieroman. Und schon wieder ein erster Teil. Aber da hören die Gemeinsamkeiten mit DIE FEINDE auch schon auf. GRIPPE ist Ende 2011 im kleinen aber feinen Verlag Voodoo Press erschienen und nicht beim Großverlag Heyne.  Der zweite Teil mit dem Titel INKUBATION ist dort  Ende letzten Jahres erschienen.  GRIPPE wendet sich auch voll und ganz an eine erwachsene Zielgruppe. Zwar spielt der Simmons‘ Roman genau wie Higsons Roman in nur einer Stadt, aber hier ist es nicht London sondern Belfast.

Die Frage wie die Toten zu Zombies werden, wird zwar nicht genau geklärt, aber klar ist, dass zu allererst die titelgebende Grippewelle grassiert.  Alle, die an dieser Art Grippe sterben, verwandeln sich nach dem Ableben in Zombies, die sich dann auf alles stürzen, was lebendig ist. Zu Beginn versuchen die offiziellen Instanzen noch der Seuche Herr zu werden und der Leser  wird Zeuge wie zwei Polizisten versuchen, die Wohnung eines erkrankten Kindes samt Bewohner zu versiegeln.  Sechs Wochen später gibt es anscheinend nur noch wenige Überlebende in Belfast und der Roman konzentriert sich auf drei Gruppen bzw. Grüppchen Überlebender. Zum einen  leben zwei Männer, Lark und McFall,  in einem Haus, die auf etwas umständliche Art und Weise zunächst noch die attraktive Geri und später noch die beiden Cops vom Beginn aufnehmen. Im obersten Stockwerk eines Hochhauses haben sich der Ex-IRA-Kämpfer Pat Flynn und die junge Karen verschanzt. Des Weiteren gibt es in einer Kaserne noch die Überreste der britischen Armee.  Nun wird im Wechsel erzählt, wie die Überlebenden versuchen weiter zu überleben und wie sie versuchen, sich gegen die Zombies wehren.
Die relativ engen Vorgaben der Zombiegeschichte durchbricht der Roman nicht. Aber das will Simmons vermutlich auch gar nicht. Man bekommt geradlinige Action mit allen Zutaten die ein solcher Roman braucht. Etwas besonders ist vielleicht, dass durch den Handlungsort Belfast der Nordirlandkonflikt eine gewichtige Nebenrolle spielt. Flynn und die Armeeleute haben gemeinsame Berührungspunkte in der Vergangenheit und trotz der apokalyptischen Verhältnisse sehen sie sich immer noch als Feinde an. 

Der Genrefreund macht bei diesem Roman absolut nichts falsch.  Trotzdem krankt der Roman ein wenig an seinen Figuren. Mir scheint, als würde kein Klischee ausgelassen. Der verrückte Wissenschaftler in Diensten der Armee; der alte Haudegen, der dem jungen unerfahrenen Ding zeigen muss, wie es in der Welt zurechtkommt; der junge aufrechte Bulle, der ältere Bulle, der sich nicht so sehr um Vorschriften schert; die gutaussehende Rothaarige mit Modellmaßen, der tätowierte Anarchist und der Typ mit dem Tick. Alles wie aus dem Katalog der Rollenmuster kopiert.  Dazu kommt dann, dass der erfahrene Leser, der schon einige Geschichten dieser Art gelesen hat, relativ schnell merkt, worauf es zunächst einmal hinauslaufen wird. Aber ich will hier nichts madig machen. Ich bin glänzend unterhalten worden und freue mich schon auf die Fortsetzung, auch wenn ich schon eine gewisse Vermutung habe, wie es weitergeht – aber wer weiß: vielleicht werde ich noch von irgendwelchen Wendungen überrascht, die ich mir jetzt noch nicht vorstellen kann.

Fazit: Solide Zombiekost, die trotz vieler Klischees Spaß macht. Eher etwas  für den kleinen Hunger zwischendurch.
 
Wayne Simmons: Grippe
Titel der  Originalausgabe: FLU (2010)
Aus dem Englischen von Andreas Schiffmann
Voodoo Press, Dezember 2011
278 Seiten
13,95 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3902802309
auch als E-Book erhältlich (4,99 €)

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