Und schon wieder ein Zombieroman. Und schon wieder ein
britischer Zombieroman. Und schon wieder ein erster Teil. Aber da hören die
Gemeinsamkeiten mit DIE FEINDE auch schon auf. GRIPPE ist Ende 2011 im kleinen aber
feinen Verlag Voodoo Press erschienen und nicht beim Großverlag Heyne. Der zweite Teil mit dem Titel INKUBATION ist
dort Ende letzten Jahres erschienen. GRIPPE wendet sich auch voll und ganz an eine
erwachsene Zielgruppe. Zwar spielt der Simmons‘ Roman genau wie Higsons Roman
in nur einer Stadt, aber hier ist es nicht London sondern Belfast.
Die Frage wie die Toten zu Zombies werden, wird zwar nicht
genau geklärt, aber klar ist, dass zu allererst die titelgebende Grippewelle
grassiert. Alle, die an dieser Art
Grippe sterben, verwandeln sich nach dem Ableben in Zombies, die sich dann auf
alles stürzen, was lebendig ist. Zu Beginn versuchen die offiziellen Instanzen
noch der Seuche Herr zu werden und der Leser wird Zeuge wie zwei Polizisten versuchen, die
Wohnung eines erkrankten Kindes samt Bewohner zu versiegeln. Sechs Wochen später gibt es anscheinend
nur noch wenige Überlebende in Belfast und der Roman konzentriert sich auf drei
Gruppen bzw. Grüppchen Überlebender. Zum einen
leben zwei Männer, Lark und McFall, in einem Haus, die auf etwas umständliche Art
und Weise zunächst noch die attraktive Geri und später noch die beiden Cops vom
Beginn aufnehmen. Im obersten Stockwerk eines Hochhauses haben sich der
Ex-IRA-Kämpfer Pat Flynn und die junge Karen verschanzt. Des Weiteren gibt es
in einer Kaserne noch die Überreste der britischen Armee. Nun wird im Wechsel erzählt, wie die Überlebenden
versuchen weiter zu überleben und wie sie versuchen, sich gegen die Zombies wehren.
Die relativ engen Vorgaben der Zombiegeschichte durchbricht
der Roman nicht. Aber das will Simmons vermutlich auch gar nicht. Man bekommt
geradlinige Action mit allen Zutaten die ein solcher Roman braucht. Etwas
besonders ist vielleicht, dass durch den Handlungsort Belfast der
Nordirlandkonflikt eine gewichtige Nebenrolle spielt. Flynn und die Armeeleute
haben gemeinsame Berührungspunkte in der Vergangenheit und trotz der
apokalyptischen Verhältnisse sehen sie sich immer noch als Feinde an.
Der Genrefreund macht bei diesem Roman absolut nichts
falsch. Trotzdem krankt der Roman ein
wenig an seinen Figuren. Mir scheint, als würde kein Klischee ausgelassen. Der
verrückte Wissenschaftler in Diensten der Armee; der alte Haudegen, der dem
jungen unerfahrenen Ding zeigen muss, wie es in der Welt zurechtkommt; der
junge aufrechte Bulle, der ältere Bulle, der sich nicht so sehr um Vorschriften
schert; die gutaussehende Rothaarige mit Modellmaßen, der tätowierte Anarchist
und der Typ mit dem Tick. Alles wie aus dem Katalog der Rollenmuster kopiert. Dazu kommt dann, dass der erfahrene Leser, der
schon einige Geschichten dieser Art gelesen hat, relativ schnell merkt, worauf
es zunächst einmal hinauslaufen wird. Aber ich will hier nichts madig machen. Ich
bin glänzend unterhalten worden und freue mich schon auf die Fortsetzung, auch
wenn ich schon eine gewisse Vermutung habe, wie es weitergeht – aber wer weiß:
vielleicht werde ich noch von irgendwelchen Wendungen überrascht, die ich mir
jetzt noch nicht vorstellen kann.
Fazit: Solide Zombiekost, die trotz vieler Klischees Spaß macht. Eher etwas für den kleinen Hunger zwischendurch.
Wayne Simmons: Grippe
Titel der Originalausgabe: FLU (2010)
Aus dem Englischen von Andreas Schiffmann
Voodoo Press, Dezember 2011
278 Seiten
13,95 € (Taschenbuch)
ISBN: 978-3902802309auch als E-Book erhältlich (4,99 €)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen