Dienstag, 12. August 2014

Adam Nevill: Der letzte Tag



DER LETZTE TAG ist bereits Adam Nevills dritter Roman, dessen Übersetzung bei Heyne erschienen ist. IM TIEFEN WALD war eine klassische Horrorkonstellation, ein paar Freunde wandern durch den Wald und werden von etwas Bösem gejagt (aber anschließend gibt es noch eine überraschende neue Konstellation) und APARTMENT 16 (eigentlich der Vorgänger von IM TIEFEN WALD, die Übersetzung erschien aber später) war eine Haunted-House-Geschichte. APARTMENT 16 und das hier besprochene DER LETZTE TAG haben es in den letzen beiden Jahren geschafft für den Vincent Preis in der Kategorie Bestes internationales Literaturwerk nominiert zu werden.

In einigen Kritiken zu seinen ersten beiden Büchern wurde dem britischen Autor eine gewisse Langatmigkeit und seine zu detailreichen Beschreibungen von Nebensächlichkeiten vorgeworfen. Die sind mir auch aufgefallen, fielen aber bei den spannenden Plots bei mir nicht so sehr ins Gewicht. DER LETZTE TAG ist auch spannend und langatmig zugleich. Doch hier macht sich trotz aller Spannung irgendwann eine gewisse Langeweile breit.

Der Independent-Dokumentarfilmer Kyle Freeman bekommt den Auftrag einen Film über den Tempel der Letzten Tage zu drehen. Die Sekte gelangte in den 1970er Jahren traurige Berühmtheit als deren Mitglieder sich gegenseitig umbrachten. Kyles Auftraggeber Max Solomon war in den Anfangstagen selbst ein Mitglied des Tempels und verlangt von ihm, den Weg der Sekte von Londcon über Frankreich bis in die Wüste Arizonas filmisch zu dokumentieren und verschafft ihm Drehtermine mit einigen Überlebenden. Doch je mehr Kyle zusammen mit seinem Freund und Kameramann Dan über die Sekte erfahren, desto mehr geraten sie in einen Strudel unheimlicher Ereignisse. Es scheint so, dass das Charisma der verstorbenen Tempelgründerin, Schwester Catherine, immer noch wirkt, und die beiden Filmemacher ins Verderben stürzt.
Aus dieser Idee, hätte man einiges herausholen können und im Prinzip tut Nevill das auch. Aber irgendwann ab der Hälfte des Buches verliert die Geschichte an Spannung. Die Handlung wird immer verworrener und man hat das Gefühl, dass der Autor selbst gar nicht mehr weiß, wie er alle losen Enden zusammenknüpfen soll.  Zum Ende findet er den Faden zwar wieder, aber da ist man schon von den vorhergehenden Ereignissen und dessen Beschreibungen ermüdet. Trotzdem ist dieser Horrorroman verdient für den Vincent Preis nominiert gewesen, denn er hebt sich ab von dem actionlastigen Zombiebüchern und Gewaltthrillern, die sonst in den Verlagen erscheinen. Gerade das ruhige, ja langsame Erzählen kommt im Moment ein wenig zu kurz. Dass es Nevill bei DER LETZTE TAG etwas übertrieben hat – geschenkt. Vielleicht bin ich einfach mit zu hohen Erwartungen an das Buch heran gegangen, weil die Vorgänger zu den interessanteren Geschichten, der letzten Jahre gehört haben. Da fällt DER LETZTE TAG etwas ab, obwohl er immer noch gut ist. Adam Nevill ist für mich eine der Neuentdeckungen des bisherigen Jahrzehnts im internationalen Horror. Hoffentlich finden auch seine weiteren Werke (u.a. auch sein Erstling von 2006) noch ihren Weg über den Kanal.

Was ich auch noch erwähnenswert finde, ist, dass Nevill in diesem Buch Bezug auf seine früheren Werke nimmt. So sind die bislang größten Erfolge des Filmemachers Kyle Freeman, Dokumentarfilme über das Geschehen vorangegangener Romane Nevills. Ein Grund mehr zu hoffen, dass auch Nevills neuester Roman HOUSE OF SMALL SHADOWS ins Deutsche übertragen wird. Denn mich interessiert, ob er weiter mit solchen Querverweisen arbeitet. Ich mag so etwas nämlich.

Adam Nevill: Der letzte Tag
Roman
Titel der englischen  Originalausgabe: LAST DAYS (2012)
Aus dem Englischen von Ronald Gutberlet
Heyne, Februar 2013
592 Seiten
14,99 € (Klappenbroschur)
ISBN: 978-3453314337
auch als E-Book (11,99 €) ) erhältlich

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