Dienstag, 10. Dezember 2013

Jörg Herbig: Rock'n'Roll im Blut (Fledermaus #8)


Jörg Herbigs Horror- und Phantastik-Zine FLEDERMAUS kommt nun schon zum achten Mal daher.  Es ist eines der wenigen klassischen selbstgedruckten Zines, die es im Horrorbereich noch gibt. Natürlich gibt es mittlerweile auch die digitale Ausgabe für den E-Reader. Aber es hat schon was, wenn man dieses DIN-A-5-Format in den Händen hält. Natürlich ist es nicht unbedingt mehr zeitgemäß, aber ich freue mich, wenn ich solche Druckachen mal wieder in den Händen halte.

In vorherigen Ausgaben gab es schon mehrere Stories, aber auch schon mal Gedichte und wie in der neuesten Ausgabe auch nur eine Erzählung. ROCK’N’ROLL IM BLUT ist eine Vampirerzählung. Der jugendliche Ich-Erzähler besucht, obwohl seine Eltern es nicht gerne sehen, seine Großmutter. Sein Ziel ist, seine Oma zu überreden, dass er in ihrem Haus einen Übungsraum für seine noch zu gründende Band bekommt. Aber die alte Dame hat zunächst anderes mit ihm vor. Sie hat nämlich eine Aufgabe in ihrem Wohnort, wo die meisten sie im Übrigen für verrückt halten. Und da ich schon erwähnte, dass es sich um eine Vampirgeschichte handelt, ist es nahe liegend, dass ihre Aufgabe etwas mit Vampiren zu tun hat. Ich will nicht zu viel erzählen, denn bei der recht überschaubaren Länge der Geschichte, wäre ich schnell dabei zu spoilern. Nur so viel: Ein junges Mädchen und ein grobschlächtiger Kerl namens Vlad spielen auch noch eine gewisse Rolle in der Erzählung.

Montag, 9. Dezember 2013

James Frey: Das letzte Testament der Heiligen Schrift



James Frey verursachte einen der größten Literaturskandale der USA im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends, als herauskam, dass sein vermeintlich autobiographischer Roman „A Million Little Pieces“ (TAUSEND KLEINE SCHERBEN) nicht wirklich autobiographisch, sondern wohl eher fiktiv war. Mit dem Großstadt- Roman „Bright Shiny Morning“ (STRAHLEND SCHÖNER MORGEN) rehabilitierte er sich dann bei der Literaturkritik. Sein  bislang letzter Roman, DAS LETZTE TESTAMENT DER HEILIGEN SCHRIFT („The Final Testament of The Holy Bible“, 2011) liegt nun als Taschenbuch vor, nachdem er 2012 erstmalig in Deutsch beim Verlag Haffmans & Tolkemitt erschienen ist.  Das Taschenbuch ist bei Heyne unter dem Hardcore-Label erschienen. Warum er unter diesem Label erschienen ist, ist mir schleierhaft. Es muss wohl damit zu tun haben, dass er sich mit seinen ersten Romanen den Ruf erworben hat, eine sehr drastische Sprache zu benutzen.  Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Blurb auf dem Cover der Ausgabe: „Er schreibt härter als Don DeLillo und zorniger als Bret Eason Ellis“, stand in der ZEIT.

Was als allererstes auffällt, wenn man das Buch beginnt, ist, dass hier nicht ein Übersetzer am Werk war, sondern 13. Und Verleger Gerd Haffmans hat sich nicht irgendwen zum Übersetzen ins Boot geholt, sondern fast ausnahmslos namhafte Autoren deutscher Gegenwartsliteratur: Alexa Henning von Lange, Clemens J. Setz, Charles Lewinsky oder Juli Zeh. Aber genug des Namedroppings.  Kommen wir zum Text selbst.

Samstag, 7. Dezember 2013

Christian Sidjani: Der mittlere Turm






Es ist schwierig, das Mittelstück einer Trilogie zu besprechen, ohne zu sehr auf den Inhalt des ersten Teils einzugehen und somit potentielle Leser zu verprellen, die den ersten Teil noch nicht kennen und ihn nach der Lektüre der Rezension des zweiten Teils nicht mehr lesen wollen, da sie eh wissen, was passiert. Aber da Christian Sidjani selbst sagt: „Kenntnisse über die Ereignisse aus STILLMANNS MÜNZEN wären von Vorteil, müssen aber nicht vorhanden sein, um DER MITTLERE TURM zu verstehen.“, werde ich hier in einigen Nebensätzen auf die Handlung von STILLMANNS MÜNZEN (hier geht es zu meiner Rezension davon) eingehen. Wer davon nichts wissen möchte, sollte hier aufhören zu lesen und vielleicht noch kurz einen Blick auf das Fazit werfen.

DER MITTLERE TURM beginnt nach den Ereignissen aus STILLMANNS MÜNZEN. Es gibt einen neuen Erzähler. Das muss auch so sein, denn gleich zu Beginn erfahren wir, dass der Erzähler des ersten Teils der Trilogie, Michael Martens, vom mittleren der drei Mundsburg-Türme gestürzt ist. Der neue Erzähler Johann arbeitet genau, wie Michael in Teil eins, im Kino des Mundsburg Centers. Nebenbei versucht er sich, ebenfalls wie Michael, als Schriftsteller. Johann fällt nun zufällig das Notizbuch von Martens in die Hände. In diesem Notizbuch findet er den von Martens verfassten Text, der dem Leser als STILLMANNS MÜNZEN bekannt ist. Er schreibt das Notizheft in tagebuchähnlicher Form weiter und versucht herauszufinden, ob Martens Obsession für Stillmann, das Jahr 1973 und den Mundsburgtürmen aufgrund realer Geschehnisse vorhanden waren oder, ob es nur Wahnvorstellungen waren. Dazu nimmt er Kontakt mit Melena, die auch schon aus STILLMANNS MÜNZEN bekannt ist, und mit Michaels Mutter auf. Nun gerät Johann selbst immer mehr in den Strudel der mysteriösen Ereignisse um die Mundsburg-Türme. Gleichzeitig erhält er auch noch die weiteren Notizbücher Michaels und liest seine Geschichten, die wie aus STILLMANNS MÜNZEN bekannt, vom Tod diktiert sind.

Freitag, 6. Dezember 2013

Thomas Fröhlich: Sherlock Holmes und das Geheimnis des Illusionisten



Öfter mal was neues. Ein Drama habe ich hier auch noch nie besprochen. Das liegt natürlich hauptsächlich daran, dass ich nicht so oft Dramen lese. Aber wenn der österreichische Autor Thomas Fröhlich eine Kurzgeschichte eines anderen, von mir sehr geschätzten, österreichischen Autors, Andreas Gruber, für die Bühne adaptiert, dann ist das für mich schon mehr als nur einen Blick wert.

Besagte Kurzgeschichte trägt den Titel „Glauben Sie mir, mein Name ist Dr. Watson!“ und ist 2006 in der von Alisha Bionda herausgegebenen Anthologie DAS GEHEIMNIS DES GEIGERS im Blitz Verlag erschienen.  Fröhlich hat aus den Motiven dieser  Story einen klassischen Dreiakter gemacht, der bei Evolver Books erschienen ist.

Im ersten Akt verschwinden während einer Vorstellung des Illusionisten Nyarlathotep im Beisein von Sherlock Holmes und Dr. Watson drei Personen: Mina Harker, Humphrey van Weyden und Edwin Drood.  Holmes ist also mitten in einem neuen Fall.  Im weiteren Verlauf tauchen die Verschwundenen zwar wieder auf, aber nicht unbedingt als die Personen, als die sie verschwunden sind.

Montag, 2. Dezember 2013

Karl Marlantes: Matterhorn


Wie wahrscheinlich viele meiner Generation bin ich mit der filmischen Aufarbeitung des Vietnamkriegs groß geworden. Filme wie „Apocalypse Now“, The Deer Hunter“, „Platoon“, „Rambo“ , „Full Metal Jacket“ oder der ziemlich fragwürdige „Missing in Action“ haben mir dieses Trauma der jüngeren amerikanischen Geschichte näher gebracht.  Einen Roman mit dem Thema Vietnamkrieg hatte ich noch nicht gelesen. MATTERHORN von Karl Marlantes war also mein erster Vietnam-Roman.

2010 im Original erschienen, war der Roman in den USA ein veritabler Bestseller. Die deutschen Rechte sicherte sich der kleine Arche Verlag und 2013 erschien jetzt die Taschenbuchausgabe bei Heyne unter dem Hardcore-Label.

Der Autor war selbst als Lieutenant in Vietnam. Nicht von ungefähr ist der Protagonist ebenfalls ein junger Lieutenant, der zu Beginn des Buches zu seiner Marine-Einheit kommt. Offensichtlich hat Marlantes autobiographische Züge in die Person des Second Lieutenant  Mellas eingewebt. 30 Jahre arbeitete Marlantes an dem Roman ehe er veröffentlicht wurde. Es ist seine Aufarbeitung seines persönlichen Traumas.
Er beschreibt das Kriegsgeschehen sehr intensiv. Aber anders als im Film bekommt man als Leser auch Einblicke ins Innenleben der Soldaten. Und das kann bekanntlich verstörender sein als die abscheulichsten Gräueltaten als Beobachter auf der Leinwand zu sehen.