Der Fortsetzungsroman hatte seine große Zeit im 19. Jahrhundert. Anerkannte Werke der Weltliteratur wie Dickens' „Oliver Twist“ oder Dumas' „Der Graf von Monte Christo“ erschienen zuerst in dieser Form, bevor sie als kompletter Roman gedruckt wurden. Nun gibt es, vor allem im E-Book-Sektor Autoren, die diese Tradition wieder aufnehmen. Die Vorteile dieser Veröffentlichungsweise liegen auf der Hand. Es kann erstmal getestet werden, ob der Stoff ankommt und ob es sich lohnt, das Thema weiter zu verfolgen oder ob es besser ist, sich anderen Themen zu widmen. Die Nachteile sind, dass man zum einen die Leser für einen längeren Zeitraum bei der Stange halten muss und ich bezweifle, dass es in unserer schnellebigen Zeit viele Leute geben wird, die allzu lange auf die Fortsetzung einer Geschichte wollen. Zum anderen ist es schwierig bis unmöglich einen bereits veröffentlichen Handlungsstrang im Nachhinein noch zu verändern, weil man im Fortlauf der Geschichte plötzlich merkt, dass man sie vielleicht anders hätte schreiben sollen.
Jürgen Paetz scheint sich an so einer Fortsetzungsgeschichte zu probieren. Jedenfalls legen das der Titel und auch die abschließenden Worte „Hopefully to be continued“ der jetzt als E-Book und bei Create Space Independent Platform als Taschenbuch ca. 50 Seiten nahe. Die Geschichte spielt im Japan des Jahres 2020, neun Jahre nach der Katastrophe von Fukushima. Japan ist vom Rest der Welt abgeschottet, weil sich als Folge des realen Reaktorunglücks viele Bewohner in Zombies verwandelt haben, die die Zombieepidemie auch noch auf die übliche Weise weitertragen. Nur einige alte Menschen werden von den Zombies nicht angegriffen und einige junge Mädchen scheinen auch irgendwie immun gegen die Strahlen zu sein. Eines davon ist Fukushima Girl, eine Art japanisches Supergirl mit Uniform und allem Drum und Dran, deren Geschichte hier erzählt wird. Jedenfalls der Beginn ihrer Geschichte. Sie hat einen alten Mann, eine Großvaterfigur, der ihr zur Seite steht und trifft auf eine Art Schutzengel, der ihr im Kampf gegen die Zombies und andere Dämonen von da zur Seite stehen will.
Es ist natürlich schwierig nach 50 Seiten schon aussagekräftige Schlüsse zu ziehen. Gut, wenn ich das Gelesene als grottenschlecht empfunden hätte, hätte ich wenig Hoffnungen auf Besserung gehabt. Aber so wie es jetzt ist, ist es halt der Anfang eines Romans oder einer Serie, der ganz okay ist. Es kann noch in so ziemlich alle Richtungen gehen. Das Thema Fukushima und Kernkraft allgemein ist aktuell und wenn in der Unterhaltungsliteratur aktuelle Geschehnisse aufgegriffen werden, verbuche ich das auf der positiven Seite. Durch den Handlungsort und die Beschreibung der Hauptfigur hatte ich sofort Manga-Assoziationen im Kopf, dazu kommt noch etwas japanische Mythologie, was den Eindruck noch verstärkt hat.
Störend sind in meinen Augen, die häufigen Perspektivenwechsel. Hauptsächlich wirkt Fukushima Girl als Ich-Erzählerin, aber dann und wann wechselt die Erzählperspektive. Hier hätte ich etwas Einheitliches bevorzugt. Über die einzelnen Figuren kann ich nach der Kürze des ersten Teils nicht viel sagen. Hier bleibt abzuwarten, ob und wie sie sich entwickeln bzw. entwickelt werden.
Fazit: Roman- oder Serienbeginn einer Zombie-, Superheldin-,SF-Geschichte. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird. Noch ist alles drin. Ich wage aber zu bezweifeln, dass die Veröffentlichungsform der Fortsetzungsgeschichte erfolgreich sein wird. Schon gar nicht, wenn es keine genauen Daten zur Fortführung gibt. Dem Leser bleibt zunächst nichts anderes übrig als neugierig abzuwarten.
Jürgen Paetz: Fukushima Girl, Part I - Fukushima Girl vs. Reactor Zombies
Create Space Independent Publishing Platform, 2013
58 Seiten
3,99 €
ISBN: 978-1481928274 (Taschenbuch)
Auch als E-Book erhältlich (0,99 €)
3,99 €
ISBN: 978-1481928274 (Taschenbuch)
Auch als E-Book erhältlich (0,99 €)
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