Mittwoch, 10. April 2013

Edward Lee: Innswich Horror



Edward Lee ist also der erste Autor von dem hier ein zweites Werk von mir besprochen wird. "Haus des bösen Blutes" ist bei mir eigentlich recht gut angekommen. Nun also "Innswich Horror", 2012 bei Voodoo Press und nicht wie später üblich, bei Festa erschienen. Der Titel und auch das Titelbild von Christian Krank legen schon nahe, dass der Roman im "Lovecraftschen Universum" angesiedelt ist. Und richtig: Es handelt sich um eine Hommage an H. P. Lovecrafts "Schatten über Innsmouth". 

1939, zwei Jahre nach dem Tod seines Idols H. P. Lovecraft, macht sich der schwerreiche Foster Morley von Providence aus auf den Weg, um mit einer Busfahrt den Spuren seines Vorbilds zu folgen. Er fährt die gleiche Strecke, die  Lovecraft vermutlich auch gefahren ist, als er für seine Geschichte "Schatten über Innsmouth" recherchiert hat. Für ihn überraschend, hält der Bus in dem, auf keiner Landkarte verzeichneten Ort Olmstead. Überraschend deswegen, weil in den Notizen Lovecrafts angeblich Robert Olmstead der Name des in der fertigen Story namenlosen Protagonisten von "Schatten über Innsmouth" ist. Er findet schnell heraus, dass Lovecraft in der Stadt gewesen ist. Außerdem scheint der Ort sehr fruchtbar zu sein. Fast jede  Frau, die er trifft, ist schwanger. So auch Mary, die er in einem Laden kennen lernt und die ihm sofort gefällt. Von Mary erfährt er, dass ihr Bruder Lovecraft damals durch den Ort geführt hat und ein Fotograf namens Cyrus Zalen noch Fotos von Lovecraft haben könnte. Dieser Zalen entpuppt sich als äußerst dubios und nährt mit seinen Andeutungen immer mehr den Verdacht, der in Foster Morley aufkeimt: Olmstead ist das Vorbild für Innsmouth und die Vorfälle, die Lovecraft in der Erzählung beschreibt, sind vielleicht nicht nur seiner Phantasie entsprungen. 

Edward Lee versucht sich also an einer möglichen Erklärung, wie "Schatten über Innsmouth" entstanden sein könnte. Natürlich ist es eine Erklärung, die dem Genre angemessen ist. Der Roman schafft durchaus so etwas wie "Lovecraftsche Atmosphäre". Da ist ein gebildeter Ich-Erzähler, der plötzlich in eine Situation gerät, die er sich weder in seinen wildesten Alpträumen vorgestellt hat, noch hat er auch nur den Ansatz einer Erklärung für die unerklärlichen Geschehen um sich herum. Wie bei Lovecraft wird  das Grauen eher  langsam aufgebaut. Die Stimmung wird immer bedrohlicher.

Man merkt, dass Edward Lee ein profunder Kenner von Leben und Werk HPLs ist. Aber Edward Lee versucht nicht Lovecrafts Stil zu kopieren, sondern er transponiert  ihn in einen modernen Horrorroman. Natürlich gibt es Lee-typische Gewalt- und Sexdarstellungen, diesmal aber eher dezent und bei weitem nicht so plakativ wie in seinen anderen Werken. 

Edward Lee hat mich einmal mehr überrascht. Er versteht es wirklich so zu schreiben, dass man von seiner Geschichte gefesselt ist. Mit diesem Buch hat er einen Roman geschaffen, der sowohl hartgesottenen Lee-Fans als auch traditionellen Lovecraft-Anhängern gefallen könnte (wobei das eine das andere keinesfalls ausschließt, wie der Verfasser dieser Zeilen beweist). Jeder, der denkt Lee könnte nur Ekel und Schock, sollte sich dieses Buch zu Gemüte führen. Und noch einen anderen Nebeneffekt hat das Buch. Es macht unheimlich Lust, mal wieder etwas vom guten alten H. P. Lovecraft in die Hand zu nehmen. Ich habe gleich mal die Hörspieladaption von "Der Schatten über Innsmouth" aus der Reihe Gruselkabinett geordert. 

Fazit: Lovecraft-Hommage mit Bezug zu "Schatten über Innsmouth". Es gibt eigentlich nix zu meckern. Gutes Buch. Lesen!

Edward Lee: Innswich Horror
Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke
Titelbild: Christian Krank
Voodoo Press, August 2012
179 Seiten
12,95 €
ISBN: 978-3902802149

1 Kommentar:

  1. Cooles Buch, ja. Der Stil hat mich wirklich sehr angesprochen. Doch ich hab gehört, dass Lees andere Werke, die z.B. bei Festa erschienen sind, eher in die Splatterrichtung gehen. Ist das richtig?

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