Mittwoch, 30. Oktober 2013

Doc Nachtstrom (Hrsg.): Horror-Legionen



26 Autoren wollen in dieser von Doc Nachtstrom im Amrûn Verlag herausgegebenen Anthologie zeigen, dass sich das Label Made in Germany (oder Austria, schließlich ist nicht nur der Herausgeber Österreicher) im Segment Horror-Literatur nicht vor einem internationalen Vergleich scheuen brauch. Bei 26 Autoren muss von vorne herein klar sein, dass es kaum möglich ist, einen gleich hohen Standard zu gewährleisten. Darum will ich mich kurz zu jeder Story äußern, also meinen subjektiven Eindruck zu jeder Kurzgeschichte darlegen und am Ende, wenn ich nach 26 kurzen Statements noch Lust habe, den Versuch einer Gesamteinordnung wagen.

Arthur Gordon Wolf: Das Engels-Fresko
Vier relativ erfolglose Modells kriegen unverhofft einen Job bei einem exzentrischen reichen Mann, der Engelbilder sammelt. Ein guter Einstieg in die Anthologie. Wolf erfindet mit dieser Geschichte zwar das Rad nicht neu, liefert aber gute Unterhaltung auf sprachlich hohem Niveau ab. Aber das habe ich von ihm eigentlich nicht anders erwartet.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Geisterspiegel.de (Hrsg.): Dark History

Das Online-Magazin Geisterspiegel.de, oder besser gesagt das Team des Online-Magazins um die Herausgeber Anke und Wolfgang Brandt, bringt seit 2008 in Zusammenarbeit mit Joachim Ottos Romantruhe auch eigene Anthologien unter das lesende Volk. Allen vier bisher erschienenen Anthologien ist gemein, dass sie mit dem Wort „Dark“ beginnen. Das impliziert, dass man sich mit der dunklen Seite eines Themas beschäftigen möchte. Die erste Anthologie DARK FUTURE befasst sich mit Science Fiction, die zweite DARK VAMPIRE mit der dunklen Seite der Vampirgeschichten, also abseits jedweder romantisiereter Glitzervampire, wie sie eine Zeitlang „in“ waren und die vierte 2013 erschienene Anthologie DARK CRIME beinhaltet dunkle Kriminalgeschichten. Hier soll es sich aber um die 2012 erschienene dritte Geisterspiegel.de-Anthologie DARK HISTORY drehen. Der Titel legt es wieder einmal Name. Die 10 Geschichten sollen alle einen Geschichtsbezug und gleichzeitig einen düsteren oder phantastischen Einschlag haben.

Die erste Geschichte des Bandes, „Das düstere Schicksal der Susanna Le Fanu“  von Bernd Perplies spielt im Irland des Jahres 1857. In seinem Tagebuch erzählt uns Thomas Kentham, das der Autor Sheridan Le Fanu eine reale Vorlage für seine heute klassisch zu nennende Vampirgeschichte „Carmilla“ hatte. Ein sehr überzeugender Beginn. Eine Hommage an klassische Vampirgeschichten. Neben „Carmila“ denkt man bei der Tagebuchform natürlich sofort an den Vampirklassiker schlechthin Bram Stokers „Dracula“. Perplies schafft es,  trotz des eher beschreibenden Tagebuchstil  eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Fred Ink: Wurmstichig


Fred Ink versucht sich mit diesem kurzen Roman an etwas, an dem schon viele vor ihm gescheitert sind. Er versucht eine Stimmung zu erzeugen zu erzeugen, wie sie H.P. Lovecraft in vielen seiner Werke erzeugt hat. Er gibt auch im Vorwort zu, dass diese Geschichte eine Hommage an Lovecraft ist und er mit Anspielungen an Lovecrafts Werk nicht geizt. Die herausragendste Anspielung ist dabei der Name des Protagonisten: Erich Zann.  Der ganze Roman ist ein Monolog Zanns, er erläutert einem Psychiater die Geschehnisse der letzten Zeit. Was grundsätzlich anders ist als in Lovecrafts Erzählungen ist der Handlungsort. Auf den ersten Blick scheint die Schwäbische Alb nicht unbedingt für eine Cthulhu-Geschichte geeignet zu sein, aber wenn man etwas länger darüber nachdenkt, erschließt sich vielleicht, dass die Bewohner eines einsam gelegenen schwäbischen Bergdorfes vermutlich mehr Gemeinsamkeiten mit den Bewohnern eines einsam gelegenen Fischerortes an der Küste von Essex County haben, als man von vorneherein denken kann.

Kurz zum Inhalt: Erich Zann, erfolgreicher Vertreter für Tierfutter, trifft in besagtem Dorf auf der Schwäbischen Alb, auf äußerst abnahmefreudige Kundschaft. Doch die Bewohner des Örtchens sind ihm von Anfang an suspekt, zumal er dort noch nie irgendwelche Tiere bemerkt hat. Ganz entgegen seiner Art wird er neugierig und findet heraus, dass in der Gegend rund um das Dorf dann und wann auf unerklärbare Weise Menschen verschwinden. Und obwohl er es gar nicht wirklich will, wird er in einen Strudel hinein gesogen, der ihn immer tiefer in das ominöse Geschehen hineintreibt. Er lernt jemanden kennen (Dr. Faiß), der ebenfalls an der Geschichte des Ortes interessiert ist, der ihn mehr oder weniger warnt, die Finger von dem Dorf und seinen Bewohnern zu lassen, im Grunde aber froh ist, jemanden gefunden zu haben, der seinen abstrusen Verdächtigungen endlich Glauben schenkt. Und so landet Zann irgendwann in dem Dorf und der Titel des Buches erschließt sich dem Leser nach und nach immer mehr.